GG-Angespielt: Journey of a Roach

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Benjamin Braun 440500 EXP - Freier Redakteur,R10,S10,A10,J10
PS3-Experte: Ist auf PS3-Spiele spezialisiert und kennt auch die Konsole selbst gutDarf als Pro-Gamer die seltene „30“-Medaille tragen.Sport-Experte: Kümmert sich bei GamersGlobal um Sport- und RennspieleAdventure-Experte; Kennt sich wie kaum ein Zweiter mit Adventures ausArtikel-Schreiber: Hat 15 redaktionelle Artikel geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2018 teilgenommenGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtHow-to-Guru: Hat 10 How-tos / Lösungen geschriebenRollenspiel-Experte: Kaum ein RPG, bei dem er nicht das Ende gesehen hat...Dieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2017 teilgenommenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

21. Oktober 2013 - 11:24 — vor 10 Jahren zuletzt aktualisiert
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Ein Adventure ohne reines Point and Click, ohne Dialoge und mit einer Küchenschabe in der Hauptprolle? Kann das gut gehen? Ja, das kann es, wie die Indie-Spieleschmiede Koboldgames in ihrem Spiel beweist.

Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

In den allermeisten Adventures stecken die Entwickler den Spieler in die Rolle eines anderen Menschen. Die Independent-Schmiede Koboldgames geht einen anderen Weg und lässt euch stattdessen das Abenteuer einer jungen Küchenschabe erleben. Das klingt alles sehr nach dem 1996 erstveröffentlichten "Adventure" Bad Mojo, das einige Jahre später als Redux-Version neu aufgelegt wurde. Damit hat Journey of a Roach allerdings herzlich wenig zu tun, denn die Kakerlake in diesem Spiel war schon immer eine. Zudem bietet es durchweg Zeichengrafik und präsentiert sich trotz hoher Rätsellastigkeit noch weniger wie ein klassisches Adventure.

Schabernack
Ihr spielt diese kleine Küchenschabe, die es mit vielen Rätseln zu tun bekommt.
In Journey of a Roach übernehmt ihr die Rolle einer Küchenschabe (Cockroach) namens Jim, der gemeinsam mit seinem Freund Bud in einem Atomschutzbunker unterwegs ist – denn die als Schädlinge verschrieenen Insekten sollen bekanntlich ohne Probleme hohe Strahlendosen überleben können. Und die gibt es wohl in dieser Welt, die das kleine, schweizerische Entwicklerstudio als Endzeitszenario beschreibt. Ein wirkliches Ziel für die Story, die wie ein interaktives Comicheft erzählt wird, scheint es allerdings nicht zu geben. Vielmehr geht es darum, die Hindernisse, die euch in jedem Gebiet oder besser gesagt Raum im Spiel erwarten, zu bewältigen.

Ähnlich wie in Machinarium gibt es in Journey of a Roach keinerlei Dialoge. Wenn andere Charaktere etwas zu sagen haben, geschieht das in Form von Comicstrips in Sprechblasen, ohne jeden Text. Dasselbe passiert auch, wenn ihr die Hotspots anklickt. Dann seht ihr etwa in der Gedankenblase einer mutmaßlichen Mutter, dass ihr in den Socken in einem Wäscheständer einige junge Fliegen platzieren sollt. Ebenso erhaltet ihr Hinweise darauf, warum eine bestimmte Aktion noch nicht möglich ist, also wenn zum Beispiel einer Nähmaschine eine Nadel fehlt.
In Journey of a Roach gibt es keinerlei Dialoge. Wenn etwas fehlt, wie hier die Verbindung zwischen zwei Objekten, zeigt es euch das Spiel als Comicstrip an.

Point&Click trifft WASD
Eine weitere Gemeinsamkeit mit dem Abenteuer des kleinen Roboters Josef in Machinarium stellt die Rätsellastigkeit der Aufgaben dar, für die ihr sehr häufig Inventarobjekte auf die Umgebung anwenden müsst, und etwa den Knochen eines Skeletts als Schalterersatz zweckentfremdet. Und wie im "Vorbild" müsst ihr eure kleine Küchenschabe zunächst in Reichweite bringen, bevor ihr frei herumliegende Objekte einsammeln oder Schalter betätigen könnt. Ihr bewegt euch mit den WASD-Tasten oder dem Gamepad. Es gibt auch einige Hotspots, die nur aktiv sind, wenn ihr daneben steht; eine Hervorhebung von Hotspots aber fehlt. 

Die Küchenschabe kann noch weit mehr, als nur von links nach rechts zu laufen. Ihr könnt euch mit ihr in vorgeschriebenen Grenzen auch in die Tiefe des Raumes bewegen und vor allem an den meisten Wänden hoch laufen. Die Beinchen der Schabe sind ziemlich haftstark und gewähren euch sogar, kopfüber an der Decke zu laufen – in diesem Fall dreht sich die Perspektive für den Spieler praktischerweise um 180 Grad, sodass es sich für euch anfühlt, als würdet ihr immer noch am Boden laufen.

Lineares Rätseln
Journey of a Roach legt anfangs die Hürden nicht allzu hoch und konfrontiert euch mit kleinen Räumen und Gebieten, in denen noch nicht allzu viele Interaktionen notwendig sind, um weiterzukommen. Das ändert sich allerdings schnell. Die Räume werden größer und enthalten deutlich komplexere Aufgaben. Das wird auch durch die Anzahl der Objekte im aktuell noch etwas umständlich zu bedienenden Inventar deutlich, in dem sich später um die zehn Objekte zugleich befinden können. Diese halten sowohl für Kombinationen innerhalb des Inventars als auch mit der Umgebung her.

Bemerkenswert ist an ihnen aber auch die hohe Linearität. Beim Einsammeln der bereits erwähnten Fliegen wirft die "Fliegenmama" etwa immer wieder neue Objekte ins Spielfeld, die ihr zwingend benötigt, um die anderen fangen zu können. Kleinere Freiräume bei der Abfolge gibt es hier und dort zwar, aber das geht nie so weit wie etwa in einem Goodbye Deponia (GG-Test: 9.5). Viel öfter seid ihr gezwungen, ein Rätsel nach dem anderen in exakt der Reihenfolge zu lösen, die das Spiel eben vorsieht.

Wir wollen nicht, dass das als harsche Kritik verstanden wird. Aber ein paar mehr Freiheiten würden wir im weiteren Spielverlauf in jedem Fall begrüßen! Trotzdem sind die Rätsel größtenteils kreativ und nicht anspruchslos. So müssen hier und dort unter anderem auch Logikpuzzles gelöst werden, wobei zum Beispiel verschiedene "Ersatzobjekte" zum Öffnen eines Safes eingesetzt werden müssen.
Besonders am Spiel ist die Kombination aus Point and Click und WASD-Steuerung und die Möglichkeit, sich an der Decke zu bewegen.

Ausblick: Nettes Rätselspiel
Die ersten Gehversuche in Journey of a Roach haben uns Spaß gemacht, auch wenn uns die Linearität hier und dort etwas groß war. Die Rätsel an sich sind aber komplex genug, um zu unterhalten. Doch gerade die Rätselfans könnte es etwas Überwindung kosten, plötzlich zusätzlich auf WASD zur Fortbewegung zurückgreifen zu müssen – was uns als reine Willkür der Entwickler erscheint.

Die Ähnlichkeiten zu Machinarium sind etwa durch die Comicstrips in Gedankenblasen und die hohe Rätsellastigkeit zwar gegeben. Zumindest in optischer Hinsicht liegen aber Welten zwischen dem eher groben Comic-Stil von Journey of a Roach und den herausragenden Animationen der tschechischen Indie-Schmiede Amanita Design in Machinarium. Das gilt auch für den Sound, der mit Tomáš Dvořáks Soundtrack stilvoller Einzigartigkeit kaum zu übertreffen ist, während in Journey of a Roach jazziges Gedudel im Hintergrund läuft.

Final bewerten können wir Journey of a Roach zwar noch nicht, aber uns scheint es sich um ein Spiel zu handeln, das gerade Rätselfreunden mit geringem Wunsch nach spielerischer Freiheit zusagen und mit dieser Einschränkung einen sehr lohnenswerten Zeitvertreib darstellen dürfte. Ein Pflichttitel für Adventure-Freunde dürfte es eher nicht werden.

Autor: Benjamin Braun / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
falc410 15 Kenner - 3176 - 21. Oktober 2013 - 13:05 #

Bad Mojo anyone? Gleich mal bei Gog.com schauen obs das noch gibt. Aber ich bin mir trotzdem nicht sicher ob ich sowas heute noch spielen wollen würde.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83926 - 21. Oktober 2013 - 13:17 #

Bad Mojo war super. Aber das hier sieht doch eher nach Machinarium aus. Was natürlich auch ganz nett war. ;-)

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75374 - 21. Oktober 2013 - 15:17 #

Hm, hört sich für mich alles noch nicht so überzeugend an, aber erstmal den Test abwarten.

AngstImDunkeln 12 Trollwächter - 1126 - 27. Oktober 2013 - 23:13 #

Das könnte ganz nett werden. Ich bin gespannt auf den entgültigen Test!

Mitarbeit
Adventure
12
Koboldgames
05.11.2013
Link
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