Test: Mexikanische Schießbude

Army of Two - The Devil's Cartel Test

Army of Two steht für kooperative Dauer-Action mit Deckungs-Shooter-Elementen. Der jetzt veröffentlichte dritte Teil verzichtet auf bekannte Konzepte der Serie, liefert für den Kampf gegen ein Verbrecherkartell aber neue Features wie "Overkill" oder "T.W.O.-Vision" und kommt in der deutschen Version zudem untypisch handzahm daher.
Karsten Scholz 10. April 2013 - 17:29 — vor 10 Jahren aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Army of Two - The Devil's Cartel ab 49,00 € bei Amazon.de kaufen.
Alle Screenhots stammen von GamersGlobal
 
Wenn bereits vor der Veröffentlichung eines Spiels Gerüchte über die Schließung des verantwortlichen Entwicklerstudios an die Öffentlichkeit gelangen, ist das meist kein gutes Omen. Visceral Games, die in diesem Jahr bereits mit Dead Space 3 (GG-Test: 7.5) nicht jedermanns Geschmack trafen, mussten im Februar dieses Jahres mit genau solchen Nachrichten leben. Just in dieser Zeit nahmen sie am dritten Teil der Army of Two-Reihe, The Devil´s Cartel, den letzten Feinschliff vor. Ende März konnten Fans der Serie schließlich aufatmen, das Spiel schaffte es in die Läden und in Deutschland erhielt es als erster der Reihe eine "Ab 18"-USK – der erste Teil war noch indiziert worden, der zweite mit dem Untertitel The 40th Day erschien hierzulande erst gar nicht.
 
Eine erfolgreiche USK-Einstufung macht natürlich noch kein gutes Spiel aus. Wie viel Army of Two steckt im dritten Teil der Serie? Verbessern die Anpassungen und Neuerungen die Koop-Action der Vorgänger, und wurden Kritikpunkte wie die fehlende Abwechslung endlich ausgemerzt? Oder reiht sich der Titel in die Schlange der seelenlosen 08/15-Action-Spiele ein? Diese und weitere Fragen beantworten wir in unserem Test.
 
Neue Helden ohne Profil
Die Geschichte der beiden neuen Charaktere Alpha und Bravo wird in kurzen Videosequenzen erzählt.
Im Gegensatz zu den beiden Vorgänger steuert ihr erstmals nicht mehr das Söldnerduo Elliot Salem und Tyson Rios, sondern schlüpft stattdessen in die Haut des Anfängers Alpha, der stets von seinem Kumpel Bravo begleitet wird. Habt ihr gerade keinen Freund zur Seite, wird dessen Rolle von der KI übernommen. Nachdem ihr an eurem ersten Tag erfolgreich eine Trainingsmission für die Tactical World Operations (kurz T.W.O.) überstanden habt, führt euch das Spiel ohne große Umschweife in einen fünf Jahre später stattfindenden Kampf gegen das mörderischste Verbrecherkartell der Welt: die La Guadaña.
 
In diesem Punkt bleiben sich die Entwickler auch im dritten Teil treu: Die Story passt auf einen Bierdeckel, die Charaktere besitzen – die einfallslosen Namen der Protagonisten lassen es bereits erahnen – so viel Profil wie ein abgefahrener Autoreifen. Im direkten Vergleich wirkt selbst der Gears of War-Held Marcus Fenix wie ein von Shakespeare ersonnener Mime. Da passt es nur zu gut, dass sich Alpha und Bravo die meiste Zeit des Spiels hinter ihren Masken verstecken. Einzig eine überraschende Wendung zur Mitte des Spiels bringt zumindest ein wenig Schwung in die Geschichte, letztlich berührt aber auch dieser Twist maximal hartgesottene Fans der Vorgänger, den meisten Spielern wird das Schicksal der blassen Charaktere schlicht egal sein.
 
Typischer Deckungs-Shooter
Die deutsche Version
Anders als seine beiden Vorgänger erhielt Army of Two: The Devil´s Cartel eine offizielle Freigabe seitens der USK. Der Titel ist hierzulande "ab 18" erhältlich und verzichtet im Gegenzug auf sämtliche Ragdoll- und Verstümmelungseffekte. Die europäische PEGI-Fassung ist ungeschnitten.
Doch wen interessiert in einem Army of Two die Geschichte, wenn letztendlich die Action stimmt? Und tatsächlich konnte uns das Geballer zumindest einige Zeit lang  unterhalten, auch wenn das taktische Vorgehen des ersten Teils zugunsten eines schnelleren und actionreicheren Spielablaufs auf der Strecke bleibt. Aber der Reihe nach: Army of Two funktioniert auf den ersten Blick wie die meisten Deckungs-Shooter der letzten Jahre. Per Knopfdruck schmiegt ihr euch an Wände, Kisten oder Autos und ballert aus der Deckung heraus auf unzählige Gegner, die ihrerseits das Feuer auf euch eröffnen. An Dynamik gewinnen die Kämpfe vor allem dank der Frostbite-2-Engine und ihrer Zerstörungsfähigkeiten – nie könnt ihr wirklich sicher sein, ob die schützende Mauer auch in den nächsten Sekunden noch als Kugelfang dient. Zerfällt sie in ihre Bestandteile, müsst ihr euch schnell ein neues Versteck suchen, gleichzeitig könnt ihr auf diese Weise aber auch eure Widersacher ins Freie locken oder diese gleich durch die poröse Mauer hindurch erledigen.

Das Kampfsystem sollte mittlerweile jedem Actionspiel-Fan bekannt sein: Aus der Deckung heraus beharkt ihr eure Feinde.

Gute Mitstreiter-KI
Da ihr nie allein unterwegs seid, stehen euch stets einige taktische Möglichkeiten zur Verfügung. So zieht ihr zum Beispiel das Feuer eines stationären Maschinengewehrs auf euch, während euer Kollege das MG-Nest umgeht und von hinten angreift. Oder ihr schnappt euch das Schild eines er
Anzeigen/v
ledigten Gegners und schützt so euch und euren Kameraden, während ihr euch langsam auf die Gegner zubewegt. Anders als im ersten Army of Two lassen sich improvisierte Lösungen wie abgerissene Autotüren aber nicht mehr als Deckung nutzen. Schade!

Das Zusammenspiel mit dem KI-Partner funktioniert in der Regel gut: Per Steuerkreuz gebt ihr ihm rudimentäre Befehle wie "Aufmerksamkeit auf sich ziehen" oder "Aggressiv vorgehen". In den Kämpfen steht er durchaus seinen Mann, erledigt selbstständig Feinde – zur Not auch im Nahkampf – und nutzt sinnvoll die vorhandenen Deckungsmöglichkeiten aus. Erst gegen Ende des Spiels mussten wir ihm vermehrt wieder auf die Beine helfen, was aber aufgrund der Masse an explosiven Geschossen kaum vermeidbar ist. Apropos auf die Beine helfen: Kassiert euer Held zu viel Schaden, ist er nicht gleich tot, sondern liegt genretypisch schwer verletzt am Boden und wartet dort auf die lebensrettende Spritze seines Kameraden. In dieser Zeit könnt ihr mit eurer Pistole weiterhin Feinde aufs Korn nehmen – erst wenn der Zeitbalken vollständig abläuft, müsst ihr von einem der fair gesetzten Checkpoints einen neuen Versuch wagen.
Eine Beispielmission
Auf einer Baustelle wird eine junge Frau festgehalten und ihr sollt sie befreien. 1 Dafür müsst ihr zuerst die nähere Umgebung von Feinden säubern. 2 Danach gilt es, eine Entscheidung zu treffen: Lieber den verletzten Rios beschützen oder die Geisel retten? 3 Um mit der Masse an Feinden klarzukommen, erobert ihr zuerst ein stationäres Geschütz und ballert, was das Zeug hält. 4 Anschließend befreit ihr im Stockwerk darüber die Frau und passt solange auf sie auf, bis der Hubschrauber eintrifft. 5 Da Rios und Bravo mittlerweile stark unter Druck geraten, steigt ihr ebenfalls in den Heli und nehmt die Gegner mit einem Scharfschützengewehr ins Visier. 6 Trotz feindlicher Flak gelingt euch schließlich die Flucht.
Thumbnail 1 Thumbnail 2 Thumbnail 3 Thumbnail 4 Thumbnail 5 Thumbnail 6
Karsten Scholz Freier Redakteur - 15196 - 10. April 2013 - 15:50 #

Viel Spaß beim Lesen!

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 21. April 2013 - 8:58 #

Korrigenda:
Unter der ersten Bildergallerie Punkt 5 steht:
Rios und Bravo statt Alpha und Bravo

CptnKewl 21 AAA-Gamer - 26647 - 10. April 2013 - 17:44 #

Die Wertung ist, rein auf den Singleplayer bezogen völlig i.o.
Wer das Ding jedoch im Coop zockt darf, meiner Meinung nach, ruhig noch 1-2 Punkte drauflegen.

Ich würde jedem dazu Raten die PEGI zu Spielen, die Deutsche Version ist so heftig geschnitten das man bis auf die Punkte kaum Trefferfeedback erhält

vicbrother (unregistriert) 10. April 2013 - 19:51 #

Die Gewaltarmut in dem Spiel ist wirklich ein Problem.

CptnKewl 21 AAA-Gamer - 26647 - 11. April 2013 - 0:04 #

ich weiss nicht ob das Sarkasmus von dir ist, aber in der USK-Version ist Sie das

Crazycommander 15 Kenner - 3024 - 10. April 2013 - 19:02 #

Im Splitscreen, wie auch die Vorgänger eine Wucht. Dies ist der Beweis, dass auch durch und durch mittelmäßige Spiele eine Dasseinsberechtigung haben.

Im Grunde ein klassischer Ausleih-Titel.

Ferengi_Quark 12 Trollwächter - 941 - 10. April 2013 - 19:10 #

Kauf ich auf jeden Fall. Die ersten beiden Teile waren Großartig zu Zweit im Koop.

Xalloc 15 Kenner - 3920 - 10. April 2013 - 19:47 #

Das läuft wohl auf einen Budget-Kauf von einem Shop auf der anderen Seite des Ärmelkanals hinaus ;)

Ich werde mit meinem Kumpel mal wieder den zweiten Teil spielen. Ist auch schon wieder eine Weile her.

TheEdge 16 Übertalent - 4426 - 11. April 2013 - 15:54 #

Wie auch schon die Vorgänger nur mittelmäßig.

Kenner der Episoden 20 Gold-Gamer - 22195 - 14. April 2013 - 12:14 #

Alpha und Bravo, was?^^ ...Wow, das sind irgendwie fast A-Hörnchen&B-Hörnchen Level von Unkreativität. Ist es zuviel verlangt, dass sie sich wenigstens einigermaßen anständige Actioncharakternamen ausdenken? Kann doch nicht soo schwer sein. Hier, ich versuch's mal: *räusper*

"Striker & Steele"
"Flint & Strong"
"Rockson & Gunn"
"Fast & Ryder"
"Powers & McAction"
"Rover & Dangerfield"
"Bolt & Van der Huge"
"Tango & Cash"

Ließe sich fortsetzen...^^

Crazycommander 15 Kenner - 3024 - 22. April 2013 - 13:38 #

Das klingt jetzt trollig:

Bioshock Infinite < Army of Two.

Und zwar in Sachen Feuergefechte.
Nie hatte ich im sonst fantastischen Bioshock das Gefühl beim Kampf gefordert zu sein. Und KI habe ich auch nirgends entdecken können. Vielmehr nervten die Kämpfe durch ihren Chaosfaktor.

Bei Army of Two hatten wir oft tolle Schießereien und dabei einige (positiv) überraschende Verhaltensweisen der Gegner.

Mag aber auch an der völlig unterschiedlichen Erwartungshaltung liegen.

Dennis Hilla 30 Pro-Gamer - P - 172474 - 21. Mai 2013 - 10:41 #

Schade, dass die Möglichkeit Munition zu teilen, oder den Partner zu ziehen rausgeflogen sind.
Heißt "Der Schere zum Opfer gefallen" dass sie in der Pegi-Version enthalten sind ?