Benjamin Braun 23. Februar 2012 - 17:30 — vor 12 Jahren aktualisiert
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Mit FIFA 12 hat Electronic Arts im vergangenen Jahr die bislang beste Fußballsimulation abgeliefert und den Konkurrenten PES 2012 vergleichsweise locker geschlagen. Vor allem das neue Verteidigungssystem „Tactical Defending“ mit seinen intensiv geführten Zweikämpfen, das stark verbesserte Kollisionssystem und die unzähligen neuen Spieleranimationen sorgen für packenden Fußball auf höchstem Niveau. Da ging es uns runter wie Öl, als EA mit FIFA Football einen Ableger für PSVita ankündigte, der fast alles mitbringen sollte, was auch das große FIFA bietet. Das Ergebnis auf Sonys neuer tragbarer Konsole ist exzellent -- aber auf die wichtigsten Elemente, die FIFA 12 auszeichnete, muss das Spiel nun doch verzichten. Dafür hat der Entwickler einige Touch-Features eingebaut, mit denen ihr dem Torriecher eurer Recken per intuitiver Eingabe auf die Sprünge helfen können sollt. Ob dieses Unterfangen geglückt ist oder es sich lediglich um eine nette Spielerei handelt, auch das klärt unser Test.

Einmarsch der GigantenWir befinden uns im Camp Nou inmitten der katalonischen Metropole Barcelonas. Es ist die Heimat des nach Meinung vieler Fußball-Fans besten Fußballclubs der Welt, des FC Barcelona, die Heimstätte von Stars wie Lionel Messi, Xavier „Xavi“ Hernández i Creus und Andres Iniesta. Und Schauplatz vieler Duelle mit dem Erzrivalen Real Madrid. Auch am heutigen Tag tobt das Volk auf den Rängen, während die Mannschaften das Spielfeld betreten. Die Zuschauer begrüßen die Teams mit einer Mischung aus Jubelschreien und Pfiffen, die dem eigenen Club beziehungsweise  den in weiß gekleideten Gästen gelten. Als der Schiri in diesem Hexenkessel zur Pfeife greift und den Ball freigibt, kocht die Stimmung bereits über. Anstoß! Der FC Barcelona beginnt gleich mit seinem berühmt-berüchtigten Kurzpassspiel, gibt sich defensiv kompakt und offensiv hochgefährlich. David Villa dribbelt sich galant und mit mehreren Körpertäuschungen an Madrids Außenverteidiger Marcelo vorbei, kommt zum Abschluss und scheitert an Reals Schlussmann Iker Casillas.

Zugegeben, das Gebotene sieht fantastisch aus, und selbst bei den Wiederholungen vergessen wir kurz, dass wir tatsächlich nur eine Vita-Version von FIFA vor uns haben. Die Polygon-Modelle von Fußballgrößen wie Christiano Ronaldo oder Carles Puyol sehen fast genauso detailliert und echt aus wie beim großen Vorbild. Als Gerard Piqué Reals Stürmer Karim Benzema unsanft zu Fall bringt, worauf der „Königliche“ verletzt vom Platz muss, ertönt auch im PSVita-Kick eine Stadiondurchsage auf Spanisch, die seine Auswechslung gegen Nuri Sahin bekannt gibt. Es steckt auf den ersten Blick also auch vieles andere von dem drin, was auch FIFA 12 auszeichnet in Sachen Präsentation und Atmosphäre. Doch bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass EA bei Weitem nicht alles eingebaut hat, was ihr Referenz-Fußballspiel auf den großen Plattformen im vergangenen Herbst schon bot. Das stark verbesserte Kollisionssystem und die zahllosen neuen Spieleranimationen vermissen wir nämlich schmerzlich. Ganz besonders in Momenten, in denen  nicht klar wird, weshalb der Schiri plötzlich ein Foul gegen uns pfeift oder dem Gegner einen Eckball zuspricht.

Bei FIFA 12 geschieht so etwas nicht, weil selbst während des laufenden Spiels eindeutig  erkennbar ist, wer den Ball zuletzt berührt hat oder ob unser Kicker den gegnerischen Spieler überhaupt unfair zu Fall gebracht hat. Aber nicht nur die Animationen und die vorbildliche Kollisionsabfrage fehlen, auch die Spielphysik ist auf dem Stand von FIFA 11. Nicht, dass die Ballphysik da schlecht gewesen wäre! Doch mit dem zuletzt so erfreulich gestiegenen Realismus wirkt FIFA Football wie ein Rückschritt.

Einen großen Vorteil hat das Ganze aber -- wenn wir sarkastisch werden nämlich: Die ab und zu sichtbaren Ruckler fallen wegen der nicht ganz so authentischen Bewegungsabläufe nicht mehr so stark auf. Das klingt vielleicht nach vernichtender Kritik, so ist es aber bitte nicht zu verstehen! Denn auch wenn das PSVita-FIFA, von den aktuellen Lizenzen abgesehen, im Wesentlichen auf dem Stand von FIFA 11 ist, bleibt das Ergebnis beeindruckend. Gerade im Vergleich mit den vielen Handheld-FIFAs für den Nintendo 3DS oder die PSP ist FIFA Football besonders optisch und technisch ein riesiger Sprung.

Alte Physik, alte Verteidigung
Aus grafischer und ästhetischer Sicht müsst ihr bei FIFA Football also letztlich nur kleine Abstriche machen. Ganz so ist das auf spielerischer Seite allerdings nicht. Die Entwickler haben nämlich die wichtigste Neuerung der FIFA-Reihe, das neue Verteidigungssystem Tactical Defending, entgegen früherer Aussagen f
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ür die Vita-Ausgabe komplett gestrichen. Der Spieler darf seinen Kontrahenten also nicht taktisch klug schieben, halten oder abdrängen, um allzu schnelle Vorstöße unterbinden. Stattdessen liefert ihr euch auch hier Zweikämpfe auf FIFA-11-Niveau; lauft in Gegner rein, grätscht ihnen locker den Ball weg. Einzig die enger geführten Dribblings sind ansatzweise im Spiel. Das macht Spaß und spielt sich tendenziell sogar flotter als das neue System. Es senkt aber auch den Schwierigkeitsgrad. Auf „Weltklasse“ schicken wir selbst Top-Vereine wie den AC Mailand im heimischen Giuseppe-Meazza-Stadion mit einem drittklassigen englischen Club nach Hause, und zwar problemlos mit zig Toren Vorsprung. Im Spielsystem von FIFA 12 ist das kaum mehr möglich. Wir empfinden die Entscheidung der Macher in diesem Punkt als unglücklich. Gerade die stärkere taktische Ausprägung im Defensivbereich  war doch der Grund, weshalb sich FIFA auf dem PC und den großen Konsolen im vergangenen Jahr vergleichsweise deutlich von der Konkurrenz von Konami positionierte. Sei's drum. Im Handheld-Vergleich gehört das FIFA Football mit dem System aus dem Jahr 2010 dennoch nicht zum alten Eisen.
Klassiker im Fußball: AC gegen Inter Mailand. Schade nur, dass das neue Verteidigungssystem nicht im Spiel enthalten ist.
DJHolzbank 10 Kommunikator - 389 - 23. Februar 2012 - 17:42 #

Zum Thema "kein Tactical Defending" kann ich nur sagen: Gott sei Dank! Das ist der gößte Mumpitz in der an Mumpitz nicht eben armen Geschichte der FIFA-Reihe.

Martin Lisicki Redaktions-Praktikant - 40271 - 23. Februar 2012 - 17:54 #

Mein Lieblingsteil ist und bleibt Fifa International Soccer (von 1994)!

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 24. Februar 2012 - 14:56 #

Pah, kommt alles nicht ran an Nintendo World Cup!
http://www.youtube.com/watch?v=SL6tLpMFi7U

Ein Spiel von Leuten programmiert, die noch nie Fußball gesehen haben. Wahrscheinlich wurden den japanischen Entwicklern die Spielregeln von einem betrunkenen Ami über eine rauschende Telefonleitung erklärt.

McGressive 19 Megatalent - 14300 - 23. Februar 2012 - 18:24 #

Sehe ich ganz anders...
Tactical Defending hat FIFA endlich erst anspruchsvoll und langfristig motivierend gemacht imho.

El Cid 13 Koop-Gamer - 1784 - 23. Februar 2012 - 19:00 #

Sehe ich auch so, wenn man den Dreh erstmal raus hat, ist das ganze sehr spaßig und echt gut! :)

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78508 - 23. Februar 2012 - 19:06 #

Da schließe ich mich auch an. Tactical Defending ist die beste Neuerung in FIFA seit langem!

Chipp 11 Forenversteher - 560 - 23. Februar 2012 - 23:39 #

Definitiv - somit ist auch das Verteidigen deutlich fordernder geworden.

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 23. Februar 2012 - 20:04 #

Unglaublich das so ein kleines Teil so eine heftige Grafik hat ^^

Geistertanz 08 Versteher - 219 - 24. Februar 2012 - 9:30 #

Ja, die Graphik ist echt Klasse. Man muss sich wirklich erstmal dran gewöhnen, daß Spiele jetzt so gut aussehen können auf einem Handheld.
Dem Test kann ich auch nur zustimmen, es spielt sich gut, leider ist der Touch Screen Einsatz etwas misslungen imo. Im Ansatz nicht schlecht, ich hatte aber meine Probleme mit dem hinterem Pad, da Aktionen nur funktionieren, solange man ihn nicht schon berührt.
Ansonsten ist das Game mit der Presentation und dem drum herum schon echt Phantastisch. Die zwei Kommentatoren die sich gegenseitig unterstützen und im Hintergrund hört man noch den Kommentator, wie im Test schon erwähnt auf zb. Spanisch mit kommentieren. Natürlich nicht besonders aufdringlich. Im Bus oder der Bahn hat man so auf jeden Fall die Aufmerksamkeit der anderen.