Teaser
Die Welt ist dank Diablo 3: Reaper of Souls wieder im Action-RPG-Fieber. NIS America möchte ebenfalls ein Stück vom Kuchen ab haben und veröffentlicht einen japanischen Genrevertreter im Westen. Wie schlägt sich die fernöstliche Schnetzel-Orgie gegen den Platzhirsch?
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal.
Ein legendärer Dämon mit dem Aussehen eines brennenden Phönix' und der Größe eines Bergs. 13 Augen, vier Arme und angsteinflößende Flügel. Seine Stimme verursacht Erdbeben, er speit Feuer und hat über 100 Soldaten unter seinem Kommando. Das sind die Eigenschaften, die dem von einer Hexe beschworenen Hundred Knight in
The Witch and the Hundred Knight zugesagt werden. Die Wirklichkeit sieht jedoch anders aus: Der real existierende Hundred Knight erinnert eher an den guten alten Marvin, der Marsmensch, aus der Cartoon-Serie Bugs Bunny.
Umständliches Hexen-Einmaleins
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Die Kämpfe sind recht unübersichtlich. Da ihr auch mit Buttonmashing weiterkommt, ist das aber kein großes Problem. |
Im Spiel steuert ihr den namensgebenden Hundred Knight und folgt den Anweisungen der Hexe, die euch beschworen hat. Euer Ziel ist es, in der Welt verteilte Säulen zu zerstören, damit eure Meisterin ihren Einflussbereich ausweiten kann. Das läuft in typischer Action-Rollenspiel-Manier ab: In den Gebieten werfen sich euch scharenweise Gegner entgegen, und ihr haut sie in flotten Klickiklickitöt-Kämpfen um. Hierfür rüstet ihr bis zu fünf Waffen aus, mit denen ihr stets nacheinander angreift. Die Auswahl der Waffen ist nicht ganz unbedeutend, denn viele Feindarten sind nur gegen einen bestimmten Typ besonders anfällig und nehmen von anderen weniger Schaden. Eine gute Mischung ist also angesagt.
Doch hier endet letztendlich die Tiefe des Kampfsystems. Zwar lassen sich eure Waffen nach ihrem Magiesymbol ordnen, um höheren Schaden auszuteilen, und ihr könnt Torchas beschwören, die euch im Kampf unter die Arme greifen – allerdings haben diese Spielereien keinen nennenswerten Einfluss auf die unübersichtlichen Gefechte. Das Spiel ist schlichtweg zu einfach, Buttonmashing löst die meisten eurer Probleme, da ist es irrelevant, dass ihr zwischen verschiedenen Personas wechseln könnt, um bestimmte Boni zu erhalten.
The Witch and the Hundred Knight muss man dennoch zugutehalten, dass eine vernünftige Wahl der Waffen ein signifikanter Faktor der Scharmützel ist, und auch die Block-Funktion eures Alter Egos erweist sich als halbwegs brauchbar. Sobald ihr euch aber für die richtigen Argumentationsverstärker entschieden habt, ist nur noch wildes Tastenhämmern gefragt. Selbst Bosskämpfe verlangen euch in diesem Bezug leider ebenso wenig ab. Obwohl kleinere Taktiken wie das Abwarten einer schweren Attacke sinnvoll sind, ist das blinde Betätigen der Aktionstaste effektiver.
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Für ein Action-RPG sind Events wie dieses zu langwierig und zu zahlreich. |
Schleichende Story
Viel zu häufig unterbrechen die Storysequenzen den Spielfluss von The Witch and the Hundred Knight. Mehrmals stoßt ihr in jedem Dungeon auf "Events" genannte Dialoge, die mehrere Minuten in Anspruch nehmen und, wie in japanischen Rollenspielen üblich, im Stile einer Visual Novel inszeniert sind. Es werden also Ganzkörperzeichnungen eurer Helden eingeblendet, und ihr könnt in den Textboxen am unteren Bildschirmrand nachlesen, was genau gerade passiert. Die Geschichte zieht sich jedoch viel zu sehr in die Länge, wir haben sie als ständigen Bruch im Gameplay erlebt. Den ersten Szeneriewechsel sahen wir erst nach neun Stunden, und schlauer in Sachen Story waren wir auch nicht: "Zerstöre die Säulen" – okay, das wussten wir schon...
Überhaupt scheint der Entwickler absichtlich die Spielzeit durch kleine, nervige Features strecken zu wollen. So gut wie jeder Gegner führt Attacken aus, die euch kurzzeitig betäuben. In den Levels sind außerdem getarnte Fallen gelegt, die euch für einige Sekunden einschlafen lassen. Innerhalb eines Kampfs bedeutet das einen nicht abwehrbaren Angriff durch eure Feinde, außerhalb davon unnötige Warterei.
Technik für den Scheiterhaufen
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Die Zaubereffekte sind nicht ansehnlich. |
Wie bei vielen heutigen JRPGs wirkt die Technik nicht auf dem neuesten Stand. Die Modelle der Charaktere erinnern mit ihrem puppenähnlichen Aussehen an die Anfangsphase der 3D-Grafik, die Effekte an ein PS2-Spiel. Statt volumetrischer Wirbel gibt es beispielsweise einen texturierten Kegel. Auch die Musik zeigt sich nicht gerade von ihrer besten Seite. Zwar klingen die Lieder gut, laufen aber in einer Endlosschleife im Hintergrund. Etwas mehr musikalische Abwechslung hätte hier nicht geschadet.
Die englische Lokalisation ist textlich gut gelungen, die Sprachausgabe erfolgt auf Englisch oder Japanisch; Deutsch gibt es erst gar nicht. Über einige fragwürdige Übersetzungen - Metallica heißt in der englischen Version zum Beispiel Metallia - sehen wir hinweg und schieben es einfach darauf, dass der Publisher rechtlichen Problemen aus dem Weg gehen wollte. Die Sprachausgabe ist Geschmackssache, uns klang die englische Metallia zu sehr wie eine verzogene Teenager-Göre.
Autor: Mathias Dietrich / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
Mathias Dietrich
Meine anfängliche Euphorie über das sehr flotte Kampfsystem ließ schnell nach. Viel zu bald musste ich erkennen, dass die scheinbare Tiefe nur oberflächlich existiert. Mehr als die Viereck-Taste des Controllers drücken muss ich eigentlich nie, so lange ich nicht nur einen einzigen Waffentyp verwende.
Obwohl ich schon manche Visual Novel durchgespielt habe und entsprechend langatmiges Textlesen gewohnt bin, stören mich die schier endlosen "Events" bei The Witch and the Hundred Knight doch sehr. Sie reißen mich aus dem bisschen Spielfluss, den sich das Spiel bis dahin erarbeitet hat. Eine kurze Runde macht zwar immer wieder mal Spaß, aber für längere Sitzungen ist das japanische RPG viel zu monoton und zu flach.
The Witch and the Hundred Knight |
Getestet auf PS3
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Pro
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Flotte und actionreiche Kämpfe
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Innovatives Kombosystem
Contra
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Überladen mit nutzlosen Gameplay-Elementen
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Kämpfe werden zu oft durch Dialoge unterbrochen
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Zu einfach, Buttonmashing reicht
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Langwierige Dialoge
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Schema-F-Story, die kaum in Schwung kommt
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Musik auf Dauer monoton
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Keine deutsche Lokalisation, weder Sprachausgabe noch Untertitel
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Gut das du dich da durch quälen musstest und nicht ich *g*
Apropos Durchquälen, gibt es eigentlich ein Achievement für das Lesen eines Tests im Retro Look?
Schade dass das Spiel wohl nichts geworden ist, aber ich hab' sowieso noch Final Fantasy X HD und Tales of Symphonia Chronicles hier liegen. Und Age of Wonders III gibts ja auch noch. So komme ich wenigstens nicht in Versuchung noch mehr Spiele zu kaufen :)
Das Achievement fordere ich auch ein. ;)
Ich will auch eins!
Persönlich würde ich ja jetzt nicht gerade sagen, dass FFX HD besser ist. :P
Naja, ist natürlich Geschmackssache, aber bisher find' ich es jetzt nicht sooo schlecht. Es würde mich allerdings nicht stören, wenn Tidus in der nächsten Zwischensequenz einen qualvollen Tod sterben würde.
Tidus ist ein Hope als Hauptcharakter und sein Vaterkomplex nervt... oder wie er immer alles erklärt. Die zweitklassigen Synchronsprecher sind auch nicht gerade das gelbe vom Ei.
Der Synchronsprecher stört mich eigentlich nicht, nur sein blödes Lachen.
Was den Charakter für mich unerträglicher macht als Hope ist, dass er als eine Art Football-Jock angelegt ist. Und ich hasse solche Typen. Hope war ein unerfahrener Teenager der mit seiner Quengelei und Unreife genervt hat. Tidus hingegen ist die typische hirntote Sportskanone mit blondierten Haaren und saublödem Outfit.
Vergiss nicht seinen Vaterkomplex.
Naja, das ist halt so 08/15 und in so vielen Dramaformaten schon zigmal verwurstet worden, das fällt mir gar nicht mehr auf.
"Die Welt ist dank Diablo 3: Reaper of Souls wieder im Action-RPG-Fieber"
Zwei Fehler in einem Satz, reschpekd.
1) Das war die Welt schon seit einigen Jahren.
2) Diablo ist ein Hack n Slay und kein Action RPG
Diablo ist ein Action-RPG, wie Witch and 100 eines ist. Du sagst Hack'n Slay dazu. Same thing.
Hack'n'Slay würde ich eher unter der Sparte Devil May Cry und God of War einordnen.
Die wiederum werden von Vielen ja Action-Adventures genannt ...
Das sind dann eher Dinge wie Tomb Raider oder Uncharted,
Ich dachte jetzt gibt es nur noch Retro? Klarer Fall von Betrug hier. ;-)
Naja, aber immerhin hat sie 100 Ritter, das alte Flittchen! ;P
Ne. Nur einen. Aber der hat die Manneskraft von hundert!
Na, in dem Fall ist der multiple Orgasmus ja quasi ein Naturgesetz. Man kann fast neidisch werden...
Hab es hier aber ich komme erstmal nicht dazu. Naja ich mag auch Neptunia daher wird mir auch das sicher gefallen :)
Ich lasse mich von der Wertung auch nicht abschrecken. Mich interessiert das Spiel, allerdings wohl erst als Budget oder gebraucht, wie ich es auch bei Neptunia gemacht habe.
Finde gut, dass hier auch zukünftige Retro-Titel noch getestet werden! Daumen hoch! ;)
Danke für den Test. Wird von der Kaufliste gestrichen.
Ich würde sicherheitshalber noch ein paar andere Tests lesen ...
Vielleicht ist es ja mal ein Blick wert.