Überflieger mit Fingerschmerzen

Kid Icarus - Uprising Test

Zwei Dekaden sind eine lange Zeit, aber nicht lange genug, um eine der ältesten Nintendo-Serien in Vergessenheit geraten zu lassen: Kid Icarus. Das jüngst erschienene Uprising verspricht ein Grafikspektakel der Extraklasse in 3D und lockt mit zahlreichen Spielmodi und Augmented Reality-Features. Kann es die hohen Erwartungen erfüllen?
Florian Pfeffer 5. April 2012 - 23:34 — vor 11 Jahren aktualisiert
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 Alle Screenshots stammen von GamersGlobal. Sie wurden von uns per Pixel-Verdreifachung vergößert, wirken auf den kleinen Bildschirmen des 3DS aber natürlich viel schärfer.

Der Jubel unter den Zuschauern war groß, als Nintendo auf der E3-Pressekonferenz im Juni 2010 im Rahmen der Vorstellung ihres neuen Handhelds 3DS einen Nachfolger für ein fast 20 Jahre altes Spiel ankündigte: Kid Icarus. Nun sind wieder fast zwei Jahre vergangen, die Erwartungshaltung der zahlreichen Fans ist noch weiter gestiegen -- und das Spiel landete vor zwei Wochen endlich auf dem inzwischen nicht mehr ganz so taufrischen Handheld. Wir sind mit folgender Frage an den Test gegangen: Schenkt uns das große N eine würdige Fortsetzung -- oder wurde ein bisschen 3D in eine uralte Marke gesteckt, und Kid Icarus befindet sich im freien Fall? Was für eine Frage! Denn soviel sei vorweg genommen: Auch wenn die Steuerung, sagen wir mal, gewöhnungsbedürftig ist, hat Masahiro Sakurai, der auch schon für die Kirby- und Super Smash Bros.-Reihen verantwortlich zeichnete, das Projekt alles andere als in den Sand gesetzt.
 
Pit gegen die Medusa
In Kid Icarus – Uprising übernehmt ihr erneut die Rolle des Engels Pit, der von der Göttin Palutena beauftragt wird, die Welt vor der wiedererweckten, unheilbringenden Medusa und ihren Horden zu retten. Im Verlauf der Handlung mischen sich weitere Gottheiten wie Viridi, die Göttin der Naturkräfte, oder der Sonnengott Pyrrhon in den Konflikt ein. Die Handlung ist durchaus als komplex und sehr gut durchdacht zu bezeichnen – selten haben wir in einem Handheld-Spiel dieser auf Action ausgelegten Machart derartig viele Charaktere mit eigener Motivation erlebt, so viele Storywendungen und so viele Überraschungen erlebt! Der Solomodus hat es wirklich in sich, und wenn ihr die Geschichte bis zum Ende mitverfolgt, wird euch nicht nur einmal die Kinnlade herunterfallen. Da fast alle weiteren Berichte über die Story zu massiven Spoilern ausarten würden und wir euch das wirklich nicht antun wollen, haken wir sie aber unter "sehr gut gemacht" ab und kommen stattdessen gleich zum wohl umstrittensten Punkt des neuen Kid-Icarus-Spiels: der Steuerung. Nein, vorher wollen wir noch die Grafik loben, die aus der 3D-Fähigkeit des kleinen Handhelds wirklich sehr viel herausholt, gerade in den Flugszenen.
 
Frust und Lust am Plastikständer
Schon im Vorfeld wurde viel über die angeblich missglückte Steuerung diskutiert. Das 3DS gleichzeitig mit der linken Hand festzuhalten, zum Angreifen mit dem linken Zeigefinger auf die linke Schultertaste zu tippen und mit dem Daumen den Analogstick zu drehen, um herumzurennen, während gleichzeitig mit der rechten Hand der Stylus zu halten ist und damit auf dem unteren Bildschirm herumgefummelt werden muss (zum Bewegen des Fadenkreuzes), ist wahrscheinlich tatsächlich nicht die beste aller Designentscheidungen. 

Weil auch Nintendo offensichtlich erkannt hat, dass damit nicht nur Spielefans aus dem eigenen Land mit tendenziell kleineren Händen, sondern auch westliche Gamer mit ihren Patschern Probleme bekommen dürften, haben die Vertriebler aus Japan gleich verschämt einen nicht gerade massiven Plastikständer für den Handheld mit in die Packung gelegt. Darauf könnt ihr den 3DS ablegen (er wird dann von zwei Gummiplättchen, nun ja, "festgehalten") und das gesamte Teil vor euch auf den Tisch stellen. Sollte das von der Höhe her ein Schreibtisch sein, ist alles bestens, bei einem Couchtisch jedoch müsst ihr euch ein wenig herunter beugen, um den 3D-Effekt buchstäblich nicht aus den Augen zu verlieren. Mit dem beim 3DS mitgelieferten Plastikständer, dem Circle Pad Pro und dem Kid-Icarus-Halterchen benötigen wir demnächst einen Koffer zum Transport des eigentlich doch so kompakten Geräts. Aber immerhin: Wer den Plastikständer nutzt, wird in der Tat weniger verkrampfen beim längeren Spielen. Absolut notwendig ist er jedoch nicht, macht einfach öfters mal Pause, dann geht es auch.
 
Die Steuerung am Boden ist schwerer zu erlernen als am Himmel -- und kann bei langer Spielzeit zu Schmerzen führen.
Fliegen problemlos,
Laufen tut bald weh
Bei den Flugsequenzen ist die Steuerung noch einigermaßen problemlos, da ihr theoretisch mit dem Analogstick in der linken Hand eure Flugbahn beeinflussen und mit dem Daumen der rechten Hand ballern könnt, ohne den Stylus überhaupt zu benutzen. Hakelig wird es dann erst beim Übergang zu den Bodenabschnitten, wo ihr zum Stiftchen greifen und damit auf dem unteren Touchscreen das Fadenkreuz (und mit diesem auch die grobe Blickrichtung) bewegen müsst. Kid Icarus mal eben in der S-Bahn zu spielen, dürfte also schwierig werden. Alternativ tut es natürlich auch der Ständer des Circle Pad Pro, falls ihr das Teil euer Eigen nennt. Dabei könnt ihr aber nicht die Funktion des Touchscreens auf das rechte Analogpad legen, vielmehr spiegelt dieses das linke. Toll für Linkshänder, aber eine verpasste Chance für alle anderen. Warum die Entwickler sich nicht zumindest
Anzeigen/v
bei den Bodensequenzen für einen eleganteren Weg der Bedienung entschieden haben, bleibt ein wenig unverständlich. Zumindest hätte man die „Zeichenstrecken“, die ihr mit dem Stylus zurücklegen müsst, um das Fadenkreuz zu bewegen, verkürzen sollen, damit ihr nicht ständig wieder den Stift ab- und neu aufsetzen müsst.
 
Letzten Endes werdet ihr euch aber früher oder später genauso an die umständliche Steuerung gewöhnen, wie wir, und so nach etwa ein bis zwei Stunden Kid Icarus  buchstäblich in den Griff bekommen. Nachdem wir ein paar Mal fast soweit waren, den Stylus aus Steuerungsfrust heraus dem nächstbesten Redaktionskollegen an den Kopf zu werfen, kam dann doch der Aha-Effekt und wir konnten das Spiel plötzlich wie im Schlaf bedienen. Sehr einsteigerfreundlich ist das alles zwar nicht, aber immerhin könnt ihr euch von diesem Moment an auf den eigentlichen Spielinhalt von Kid Icarus konzentrieren. Dennoch schlagen wir für die nächste Auflage folgenden Warnhinweis auf der Packung vor: „Achtung! Dieses Spiel kann Handkrämpfe auslösen und bei übermäßigem Gebrauch das Karpaltunnelsyndrom verursachen!“

Der Bosskampf gegen Medusa ist einer der wenigen, bei denen wir auch fliegen dürfen. Wie die meisten der spannenden Bosskämpfe gliedert sich auf dieser in mehrere Phasen. Nach dem Sieg folgt eine der vielen Story-Überraschungen.
Janno 15 Kenner - 3720 - 5. April 2012 - 23:53 #

Schöner Test. Kann ich auch alles so unterschreiben.
Nur finde ich es etwas schade, dass es keine deutsche Synchro bekommen hat. Gerade weil es so viel in diesem Spiel zu sehen gibt, möchte ich meine Augen gerne auf dem Geschehen lassen, statt die Untertitel zu müssen.

Pestilence (unregistriert) 6. April 2012 - 0:03 #

Definitiv der beste Test den ich zu dem Spiel bisher gelesen habe. Das Spiel kommt nach ganz oben auf meine to-Buy-Liste.

Warum sollte der 3DS im Schrank verstauben? Ich muss doch noch Resident Evil durchspielen und Metal Gear Solid 3 anfangen. Dann müssen noch einige Onlinerennen in Mario Kart 7 gefahren werden und Super Mario 3D Land kommt die Tage dann auch noch an. Dazu muss ich mir dann noch Tales of the Abyss kaufen und dann steht der Release von Kingdom Hearts in 4 Monaten an.
Soviele Spiele und so wenig Zeit...

Gertie 16 Übertalent - P - 5353 - 6. April 2012 - 1:19 #

Und wo ist nun die Mondwertung ?

Anonymous (unregistriert) 6. April 2012 - 7:59 #

Die Mond-Nazis haben leider ein Copyright auf dem Mond deshalb musste Gamersglobal das Feature leider streichen!

Hinkelbob 13 Koop-Gamer - 1234 - 6. April 2012 - 9:26 #

XD werde mir den Film auch bald angucken

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 6. April 2012 - 6:16 #

Sehr schöner Test und als Besitzer des Spiels kann man nur zustimmen. Genau diese Spiele machen den Unterschied zwischen 3DS und Vita. Dem Sony Handheld fehlen einfach die Kracher. 3DS = günstigerer Preis umd bessere Spiele daraus folgt bessere Verkaufszahlen.

Goldfinger72 15 Kenner - 3366 - 6. April 2012 - 8:24 #

Exakt, wobei die Vita jetzt auch schon seit knapp 27 Jahren auf dem Markt ist. Als ich mir meinen 3DS gekauft habe, war ich damals auch von dem extrem umfangreichen und abwechslungsreichen Startlineup des 3DS angetan! Man stand im Geschäft und wusste wirklich nicht, welches der 57 Spiele man sich zuerst kaufen sollte! Wirklich ein Kracher neben dem anderen! Besonders geliebt habe ich beim Startlineup das Spiel Ghost Recon! Das war so spannend, dass während des Spieles der Bildschirm an den lustigsten Stellen eingefroren ist. So hatte das Spiel eine unglaubliche Spannung weil man nie wusste, ob man die Mission nun schafft oder nicht! Wirklich ein Kracher nach dem anderen! Tierisch gefreut hatte ich mich auch, als der Postbote später endlich Resident Evil brachte und ich das extrem schicke, handliche und federleichte Zusatzzubehör endlich in die Arme schliessen konnte!

Mein Kid Icarus steht noch im Schrank, da ich das vollkommen schlecht gemachte Uncharted erst noch spielen möchte. Ok, optisch wirklich total veraltet und es macht auch nicht mal ansatzweise so viel Spass wie ein Starttitel vom 3DS, aber hey, wenn man schon die Kohle ausgegeben hat...

Ich kann deiner Theorie also uneingeschränkt zustimmen!

Sonyboy 14 Komm-Experte - 2108 - 6. April 2012 - 8:47 #

Besser hätte ich es nicht sagen können. Dankeschön-Meinen Dank!
Dein Vorredner hat echt keinen/Null Durchblick.
Wenn es um den Vergleich 3DS vs. Vita geht.

Eine 8.5 ist doch ganz ordentlich für das Spiel.

Vidar 19 Megatalent - 15012 - 6. April 2012 - 8:58 #

Nun so viel Kracher sind für die PS Vita nicht angekündigt.
ImJuni kommen 1-2 Titel die Hit Potentials haben aber sonst sieht es auch eher mager aus dafür das sie soviel versprochen haben ^^

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 6. April 2012 - 10:08 #

Oh wie süss - Kommentar Kudos :-)

Pestilence (unregistriert) 6. April 2012 - 10:11 #

Einer der schönsten Troll-Posts die ich seit langem gelesen habe. :)

Passatuner unterwegs (unregistriert) 6. April 2012 - 12:24 #

Clap! :)

volcatius (unregistriert) 6. April 2012 - 15:03 #

Genau so siehts aus.
Jetzt versuchen die Pikas vor lauter Verzweiflung schon einen grafisch und technisch veralteten Railshooter für Kinder zu hypen, um der kommenden Dominanz der Vita überhaupt auch nur ansatzweise etwas entgegenstellen zu können.

. 21 AAA-Gamer - 28253 - 6. April 2012 - 19:11 #

Und ich würde Sony ja sehr zu der Dominanz verhelfen.

Hier hoffe ich auf die E3 das Sony mir endlich Gründe lieferr mir eine Vita zu kaufen. Im Mai kommt mit Gravity Rush der Erste, aber da muss noch deutlich mehr kommen. Einige richtige Kracher dann können sie den Preis auch dort lassen, wo er jetzt ist. Ansonsten muss der runter.

N.D. (unregistriert) 6. April 2012 - 8:35 #

Sehr guter Test, spiegelt genau meine Erfahrung mit dem Spiel wieder. Sakurai hat hier Spiel abgeliefert das fürs Shooter Genre ist, was Smash Bros. für Beat'em Ups ist. Es macht einfach riesigen Spaß. Schön, dass sich hier mal jemand etwas ausgiebiger mit dem Spiel beschäftigt hat und nicht die (zugegeben nicht optimale) Steuerung mit Unspielbarkeit gleichsetzt.

Passatuner 14 Komm-Experte - 2458 - 6. April 2012 - 12:27 #

Ich habs nun seit es bei uns Laden ankam, und kann dem Test nur zustimmen. Kid Icarus - Uprising ist wirklich eine Perle und grafisch und vom Sound her spitzr.
Einzig die Steuerung braucht etwas eingewöhnung..

Roland_D11 15 Kenner - 3697 - 7. April 2012 - 0:36 #

Ich hab es mir zunächst nur ausgeliehen, weil ich durch Videos, die die Steuerung demonstriert haben, abgeschreckt war. Das Spiel selbst ist wirklich gut, besonders der Humor, der in den Dialogen rüberkommt, gefällt mir. Leider schaffe ich es nicht, das Spiel länger als 10 Minuten zu spielen, ohne das meine linke Hand verkrampft. Der Ständer hilft da auch nichts.

Besonders schade ist die verpasste Gelegenheit mit dem Frankenstick-Addon. Warum kann ich das Zielen nicht auf den zweiten Stick legen sondern kann nur in einen Linkshändermodus umschalten?

Ich bin ganz froh, dass ich es nicht gekauft habe, hoffe aber noch auf ein Wunder und einen Patch/Rerelease von Nintendo, der den zweiten Stick unterstützt...

Henke 15 Kenner - 3636 - 7. April 2012 - 22:46 #

Freut mich, dass Pit ein tolles Revival auf dem 3DS hinbekommen hat, aber nachdem ich mich dank der neuesten Retro-Snippets-Folge (Danke Scorp.ius!) über die Vorgänger informiert habe, bin ich doch etwas enttäuscht. Vor allem darüber, dass es nur noch den Namen mit den Vorgängern gemeinsam hat; und dass ist schade...

ichus 15 Kenner - 2987 - 10. April 2012 - 14:39 #

Hört sich gut an. Jetzt brauche ich nur noch einen 3DS...aber das wird schon.

Knight 13 Koop-Gamer - 1307 - 14. November 2012 - 16:06 #

Kid Icarus auf dem NES habe ich genau so geliebt wie Metroid. Metroid bekam einige vernünftige Nachfolger - diesen einen Titel hier auf dem 3DS sehe ich allenhalben als kleinen Vorgeschmack.

Wo bleibt bitte der nächste "richtige" Kid Icarus Titel? Ich will Labyrinth-Burgen mit vielen Rätsel-Räumen.