Blair Witch - Oculus Quest Edition

Blair Witch - Oculus Quest Edition Test+

Einfach erschreckend

Hagen Gehritz / 31. Oktober 2020 - 7:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Steckbrief
PCPS4SwitchXOne
Survival-Horror
ab 18
16
Bloober Team
Microsoft
30.08.2019
Link
Amazon (€): 29,95 (PC), 25,89 (Playstation 4), 22,95 (Xbox One)

Teaser

Fast jeder kennt den Kultfilm Blair Witch Project. Bloober Team brachte dessen verfluchte Wälder erst auf Konsolen und PC. Die Oculus Quest Edition will euch noch tiefer in den Schrecken hineinziehen.
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal

1999 schlug Blair Witch Project große Wellen. Das verdankte der sehr günstig gemachte Streifen neben inszenatorischen Stärken zum guten Teil seiner viralen Werbekampagne. Die täuschte vor, die im Found-Footage-Film auftretenden Studenten seien wirklich im schön schaurig benannten Black Hills Forest bei Burkittsville, Maryland verschwunden. 2019 erschien dass Ego-Adventure Blair Witch (im Test, Note 7.0) vom Layers of Fear-Macher Bloober Team. Die Handlung des Lizenz-Titels hatte zwar sehr wenig mit den Filmen zu tun, doch stolperte man mit dem Hund Bullet durch die atmosphärisch eingefangenen stockdunklen Wälder der Vorlage. Dazu zollten Rätsel mit einer die Realität verändernden Videokamera den Found-Footage-Wurzeln Tribut.

Blair Witch: Oculus Quest Edition bringt den Schrecken nun in die virtuelle Realität. Auf der kabellosen VR-Brille von Facebook erwarten euch neue Szenen und zusätzliche Interaktionen mit Umgebungsobjekten sowie eurem Hundebegleiter Bullet. Auf der Oculus Quest 2 soll das VR-Blair-Witch grafisch besser aussehen als auf dem Vorgänger-Modell, doch da die Quest 2 in absehbarer Zeit wegen des Zwangs zum Facebook-Konto in Deutschland nicht geben wird, verrate ich euch in diesem Test, was die Version für das erste Oculus-Quest-Modell so erschreckend macht.
Ich kann kaum hinsehen, tötet es mit Feuer!
 

Hässlich wie die Nacht

Die Story versetzt euch in die Haut von Ellis, der mit einem Trauma zu kämpfen hat. Dennoch geht er 1996 (zwei Jahre nach den Ereignissen von Blair Witch Project) mit seinem Therapeuten auf vier Pfoten, Hund Bullet, in die Wälder von Black Hills, um bei der Suche nach einem vermissten Jungen zu helfen.

Natürlich gibt es noch weitere Personen im Suchtrupp, die halten Ellis allerdings für psychisch labil. Also wird seine Hilfe eher skeptisch aufgenommen. Das bekommt ihr mehrfach über Funksprüche auf eurem Walkie-Talkie oder bei Handy-Anrufen zu spüren. Die Geräte sind Ellis' einzige Verbindung zu den Anderen, ansonsten ist er allein mit Bullet im Wald unterwegs. Natürlich bleibt der Protagonist bis tief in die Nacht im Unterholz und sieht bald Unheimliches.

Am schrecklichsten sind rein grafisch jedoch die Abschnitte bei Sonnenschein, weil dann das ganze technische Elend klar zutage liegt. Das Original vermittelt mit seiner Detailfülle und der Belichtung gut das Gefühl, in einem tiefen Wald gelandet zu sein. Der hässliche Texturmatsch und die drastisch heruntergefahrene Vegetation mindern dagegen wirklich die Freude am VR-Mittendringefühl in der Oculus Quest Edition. In der Nacht wird das besser kaschiert, doch spätestens, wenn ihr näher an etwas herangeht, bringt sich die miese Grafik in Erinnerung. 

Auch unschön: Alle Zwischensequenzen des Spiels erlebt ihr in einer Art Kino-Modus. Nicht mal nur, wenn es filmische Kamerafahrten gibt, auch Rückblenden aus der Ego-Perspektive wurden hier nicht nochmal angepasst und neu gerendert.
Bullet kann nichts dafür, dass er an der Technik scheitert, also kriegt er trotzdem Streicheleinheiten. Das linke Bein sollte sich aber mal ein Tierarzt ansehen...
 

Hund mit Handicap

Aber gut, schon mancher Indie-Schocker hat bewiesen, dass eine dichte Atmosphäre grafische Mängel mehr als wettmachen kann. Und gerade im Dunkeln mit der geringen Sichtweite bekomme ich doch hin und wieder das Gefühl, mich wirklich in den Wäldern zu verlaufen, während die gelungene Soundkulisse mit knackenden Ästen und anderen verdächtigen Geräuschen gut Stimmung macht.

Das Ego-Adventure hat zwei zentrale Gameplay-Elemente. Eines ist Bullet. Ihr könnt den Vierbeiner zum nächsten Ziel vorausschicken, so dass ihr euch nie wirklich heillos verlauft. Außerdem aportiert euch der nützliche Begleiter Hinweise und warnt vor Feinden.

Das andere Kernstück ist die Kamera, in die ihr besondere Tapes einlegt, die beim Abspielen eure Umwelt verändern. Spult ihr an eine Stelle, an der ein Spielzeugauto auf dem Boden liegt und haltet an, ist es plötzlich auch vor Ellis im Laub, wo er es aufnehmen und Bullet hinhalten kann, damit der Hund die Witterung des Besitzers aufnimmt – wenn die Geste denn vom Spiel erkannt wird.
Fiese Waldkreaturen mit der Taschenlampe abzuwehren ist nicht anspruchsvoll. Die Abschnitte gewinnen aber durch die Möglichkeit, sich in VR umzusehen, etwas an Stimmung. Dazu gibt es den Kabellos-Bonus der Oculus Quest.
 

Außer Kontrolle

Die Probleme fangen ausgerechnet da an, wo die Oculus Edition Mehrwert bieten will. Es gibt wirklich mehr Umgebungsobjekte, die euren virtuellen Händen schutzlos ausgeliefert sind, als im Originalspiel. Die kommen aber eher geballt an gewissen Orten vor. Bei euren ausgedehnten Waldspaziergängen wird es mit der Interaktion deutlich spärlicher. Versuche ich dann doch mal neugierig mit einer Hand in ein Loch zu fassen, legt sich die nicht etwa flach ans Mauerwerk um zu zeigen, dass da nichts geht, stattdessen zuckt die Grafik panisch vor mir weg, als wäre ich das Monster. Ein Effekt, der mir obendrauf etwas übel werden ließ.

Dass aber nicht überall aufhebbare Objekte den Weg säumen ist vermutlich besser so, denn Bullets Wegfindung wird von Gerümpel gerne behindert. Unter Hindernissen dürft ihr übrigens auch eure Spielfigur einordnen. Ständig wuselt der arme Hund in und um mich, wenn er sich bei mir positionieren will, um mir etwas zu geben. Zum Trost kann ich den treuen Begleiter streicheln, was besser erkannt wird, als die meisten anderen Gesten mit den Touch-Controllern. Jeder Versuch von mir, dem Hund ein Leckerli zu geben, endete dagegen in Verwirrung. Irgendwann war der Snack weg und Bullet spielte etwas später die Animation ab, wie er nach dem unsichtbaren Happen schnappt. Das sind nicht die einzigen technischen Macken, so ist mir der Titel ist zum Beispiel einmal im ersten Kapitel abgestürzt.

Auch über die Steuerung ärgerte ich mich viel zu häufig, beispielsweise beim Benutzen von Gegenständen. Ellis festes Item-Repertoire mit Walkie-Talkie, Taschenlampe und Co. hängt dicht beieinander an seiner Brust. Und zwar so dicht, dass ich mit den Touch-Controllern dauernd die Hunde-Pfeife oder die Kamera in der virtuellen Flosse hatte, wenn ich eigentlich die Taschenlampe wollte. 

Text: Hagen Gehritz, Redaktion: Dennis Hilla (GamersGlobal)

 
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Meinung: Hagen Gehritz

Blair Witch: Oculus Edition startet mit dem Vorhaben, Bloober Teams gruseligen Waldtrip als VR-Erlebnis noch markerschütternder zu machen. Wenn ich in den dunklen Wäldern vom Weg abkomme und schnell Bullet zurückpfeifen will, kommt kurz Stimmung auf. Das Kamera-Gameplay gefällt als Anspielung an die Vorlage, die gleichzeitig die Stärke von Bloober Team nutzt, Spieler durch die Veränderung ihrer Umwelt und surreale Szenen zu gruseln.

Doch es gibt auch Momente, die das verschenkte Potenzial der Quest-Umsetzung und dem kabellosen Konzept der Brille aufzeigen. Beispielsweise wenn ich mich bei Angriffen von Kreaturen schnell auf der Stelle drehe, um die Wesen mit dem Strahl der Taschenlampe zu verscheuchen, da glimmt kurzzeitig Stimmung auf. Doch Blair Witch: Oculus Edition ist stattdessen eine Verschlimmbesserung in jeder Hinsicht, weil die scheußliche Grafik, die frickelige Steuerung und andere technische Mängel ständig eine Distanz zwischen mir und dem Spiel schaffen, statt mich mehr ins Geschehen zu ziehen. Darum solltet ihr Blair Witch: Oculus Edition mit dem ersten Quest-Modell meiden, wie verwunschene Forste bei Nacht. Ob es auf der Quest 2 besser ist, vermag ich aktuell nicht zu sagen. Sicherlich wird die Optik etwas dazu gewinnen, ob die Steuerungsprobleme der Vergangenheit angehören ist allerdings fraglich.
BLAIR WITCH - OCULUS QUEST ED. andere
Einstieg/Bedienung
  • Texteinblendungen erklären Grundlagen
  • Gesten werden häufig nicht beim ersten Anlauf erkannt
  • Nervige Inventar-Fummelei
  • Befehle mit der Hundepfeife werden oft nicht beim ersten Anlauf ausgelöst
Spieltiefe/Balance
  • Einige Elemente und Interaktionen sinnvoll an VR angepasst
  • Idee der Kamera-Rätsel bleibt gut
  • Bullet lässt sich kraulen
  • Ärger über Steuerung und andere Fehler erstickt die Atmosphäre im Keim
  • Hund Bullet bleibt gerne in der Welt hängen oder glitcht über neue VR-Objekte
  • Bullet hat Probleme, sich richtig beim Spieler für Interaktion zu positionieren
Grafik/Technik
  • Meist stockduster, da sieht man immerhin nicht so viel von dem Elend
  • Matsch-Texturen
  • Lächerlich reduzierte Vegetation zerstört die dichter-Wald-Atmosphäre
  • Bullet sieht aus wie von einer PS2 entlaufen
  • Mit Händen in nicht-interaktive Objekte zu greifen führt zu Übelkeit erregendem Zucken
Sound/Sprache
  • Gelungene Geräuschkulisse
  • Gute englische Vertonung
  • Keine deutsche Sprachausgabe
Multiplayer
Nicht vorhanden
3.0
Note für Oculus Quest Edition : 3.0
Userwertung6.9
Mikrotransaktionen
Hardware-Info
Getestet wurde mit Oculus Quest, nicht Quest 2
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
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  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
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  • Internetverbindung beim Start
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Hagen Gehritz 31. Oktober 2020 - 7:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Hagen Gehritz Redakteur - P - 170770 - 30. Oktober 2020 - 16:32 #

Ich hoffe, ihr habt immerhin Spaß mit dem Test!

RoT 21 AAA-Gamer - P - 25659 - 31. Oktober 2020 - 8:35 #

facebook weiß wovor du dich am meisten fürchtest...
... und hat das passende dagegen gleich im shop parat ;)

euph 30 Pro-Gamer - P - 129880 - 31. Oktober 2020 - 9:53 #

Ui, die Wertung ist ja mal wieder eine Ansage von Hagen, der sich nicht scheut, das Wertungsspektrum auszunutzen.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 264165 - 31. Oktober 2020 - 11:18 #

Ujujujujujj, sieht das grauslig aus. 8O

direx 22 Motivator - - 37038 - 31. Oktober 2020 - 13:56 #

Das ist die schöne neue Oculus ... sorry ... Facebookwelt, die wir als VR User jetzt ertragen müssen. Facebook hat PC-VR begraben und die Rift ins Sterbezimmer geführt. Und der CEO von Sony lässt diese Woche verlauten, das eine PSVR2 nicht vor 2022 zu erwarten ist. Ein Bekenntnis zu VR sieht anders aus! PCVR Freunde müssen sich wohl langsam an den Gedanken gewöhnen, dass die Zeiten von hochwertigen VR Spielen, wie HL Alyx oder Asgarts Wrath, vorbei ist. Jetzt wird nur noch für den kleinsten gemeinsamen Nenner produziert und das Ergebnis sehen wir hier. Und eine richtige PCVR Version von Blair Witch gibt es nämlich nicht ... Schönen Dank für nichts ...

rammmses 22 Motivator - P - 32569 - 31. Oktober 2020 - 13:58 #

Dabei ist das ein großartiges Spiel, hat so einen Port echt nicht verdient.

Alain 24 Trolljäger - P - 47259 - 31. Oktober 2020 - 19:46 #

Oha

The Real Maulwurfn 17 Shapeshifter - P - 8090 - 31. Oktober 2020 - 22:51 #

Lächerlich

Maverick 34 GG-Veteran - - 1287136 - 1. November 2020 - 9:54 #

Das ging ja mal voll daneben mit der Umsetzung. ;)

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40160 - 2. November 2020 - 5:57 #

Der Grafikvergleich ist in der Tat gruselig. Klar müssen Abstriche gemacht werden, aber sowas? :(

Ich finde es gut, dass hier dann auch tief in die Notenkiste gegriffen wird. :)