Nach zwei verdammt coolen Computerrollenspielen Anfang des neuen Jahrtausends (Redemption und Bloodlines) blieb die Softwarelizenz des Pen-&-Paper-Systems Vampire: The Masquerade über viele Jahre ungenutzt. Nun erscheinen gleich zwei neue Titel, die in der liebevoll ausgearbeiteten Parallelwelt spielen, in denen jahrtausendealte Vampir-Clans Seite an Seite mit uns Normalsterblichen existieren. Der lang erwartete Bloodlines-Nachfolger ist leider erst für 2020 angekündigt. Um die Wartezeit zu verkürzen und die Erinnerungen an das detailreiche Fantasy-Universum aufzufrischen, empfiehlt sich so lange ein Abstecher in die Coteries of New York. Wir haben durch den interaktiven Comicroman geblättert.
Launige Lesereise
Anders als die ersten beiden Umsetzungen des Szenarios ist Vampire: The Masquerade – Coteries of New York kein umfangreiches Rollenspiel, sondern eine interaktive Kurzgeschichte. Durch Entscheidungen in bestimmten Schlüsselmomenten könnt ihr den Verlauf der Story und letztlich deren Ausgang beeinflussen. Untermalt von atmosphärischen, spärlich animierten Hintergrundbildern und einem unaufdringlichen Soundtrack bekommt ihr die Geschichte in Form von Textkästen kredenzt. Dass diese jeweils nur ein paar Zeilen fassen und erst per Tastendruck oder Mausklick wechseln, ist für Schnellleser etwas hinderlich. Dafür kann sich die stilistische und inhaltliche Qualität der englischen Texte wirklich sehen oder besser lesen lassen.
Ihr könnt frei entscheiden, welche Handlungsstränge ihr verfolgt – aber die Hautpstory schreitet unaufhaltsam voran. |
Anders als bei vielen Spielen ist die Story von Coteries of New York eben kein Alibi, sondern die Hauptsache. Ihr schlüpft in die Rolle eines von drei frischgebissenen Blutsaugern, die sich in der Vampirgesellschaft von New York behaupten müssen. Und hier teilen sich bereits die Wege. Denn je nachdem, für welche der Figuren ihr euch entscheidet und welche Subplots ihr verfolgt, entwickelt sich die Handlung unterschiedlich. Das steigert den Wiederspielwert, was die Enttäuschung über die kurze Spieldauer von nur rund drei Stunden zumindest dämpft.
Tor A, Tor B oder Tor C?
Eure spielerischen Eingriffe konzentrieren sich wie beschrieben auf Auswahlmöglichkeiten verschiedener Handlungsstränge und Verhaltensweisen. Nach eurer Einführung in das Nachtleben der Metropole müsst ihr euch zunächst mal Freunde machen, denn Feinde finden sich in der extrem kompetitiven und intriganten Vampirgesellschaft an jeder Ecke. Um dennoch Kumpels zu gewinnen, müsst ihr euch in Dialogen besonders vorsichtig vortasten. Je nachdem für wen ihr euch einsetzt und wie ihr euch dabei schlagt, könnt ihr bei verschiedenen Krisen und letztlich beim dramatischen Finale der Geschichte auf Unterstützung zählen – oder bekommt zusätzliche Steine in den Weg gelegt.
Sprachausgabe wäre der Atmosphäre sicher zuträglich gewesen, die Klanguntermalung beschränkt sich aber auf Musik. |
So reizvoll das klingt, beschränkt sich die Spielmechanik in diesen Schlüsselmomenten schlicht auf wenig spannende Mehrfachauswahlmenüs. Wenn ihr etwa nachts im Park auf der Suche nach Beute plötzlich von einem Fremden überrascht und gestellt werdet, könnt ihr entweder davonrennen, es auf einen Kampf ankommen lassen oder euch herausreden – jede Option erfordert nur einen Mausklick. Das ist etwas unbefriedigend, zumal sich die Konsequenzen nicht immer klar abschätzen lassen und dank fehlender Speicherfunktion Mehrfachversuche ausgeschlossen sind.
Autor: Rüdiger Steidle
Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
Schönen Dank für den "Kurztest". Da ich dem Universum und Graphic Novels nicht abgeneigt bin könnte das durchaus was für mich sein.
Auf der Wishlist steht es bereits länger, bei einem guten Angebot auf Steam werde ich bestimmt mal zugreifen.
Das man die Konsequenzen nicht abschätzen kann ist doch gut, sonst wäre es ja langweilig oder wie wären eine Schach KI.
Und VN sind mehr Videospiel als RDR2 oder Uncharted.
Visual Novel heißt das Genre und für deren Maßstäbe scheint es sogar recht interaktiv zu sein, da gibt es auch einige ohne Einfluss auf die Handlung. An sich müsste ich jetzt aber wissen, ob die Handlung denn gut ist oder worum es grob geht, denn das macht doch eine Visual Novel aus und dann kann man auch eine Wertung geben.
Die VN ohne Interaktivität heißen dann Kinetic Novel. Musste ich lernen, als ich mal über Highway Blossoms so über Gebühr geschwärmt habe, und mir deutlich gemacht wurde, dass das noch nicht einmal eine Visual Novel wäre.
Ich habe seit kurzem auch mit einer VN ohne Entscheidungsmöglichkeit begonnen, Event-D. Die Sci-Fi-Story ist ganz interessant, nur eine Sprachausgabe vermisse ich. ;)
Ich denke, interaktiver Comicroman oder interaktive Graphic Novel sind für die meisten Leser verständlicher. Es braucht nicht jedes Subgenre einen eigenen Namen; "Kinetic Novel", wie im nachfolgenden Kommentar erwähnt, ist nun wirklich niemandem ein Begriff.
Über die Handlung wollte ich nicht zu viel verraten, zumal die Geschichte wirklich extrem kurz ist, aber ganz grob: Du spielst einen von drei Frischgebissenen. Zunächst geht es ums nackte Überleben, weil die Vampirgesellschaft mit ungeplantem Zuwachs ansonsten kurzen Prozess macht. (Wobei ich nicht weiß, ob man an dieser Stelle überhaupt sterben kann; da müsste man sich schon absichtlich doof anstellen.) Anschließend streckst du deine Fühler aus und suchst nach Freunden unter den etablierten Vampiren. Hier kann man sich durch falsche Entscheidungen definitiv Kontakte "versauen", was dann im Finale negativen Auswirkungen hat. Es bleibt auch nicht genügend Zeit, um alle Sub-Plots durchzuarbeiten, sodass Mehrfachdurchgänge auf jeden Fall etwas Abwechslung bringen sollten.
Trotzdem finde ich das Gebotene für 20 Euro eher dürftig, auch wenn es einiges "Drumherum" gibt, das die kurze Story etwas aufpolstert. Ob's einem gefällt oder nicht, dürfte primär davon abhängen, wie viel man mit dem Szenario anfangen kann. Nach dem Wertungssystem von Gamersglobal könnte man vielleicht noch eine subjektive Spielspaßwertung vergeben, aber schon bei den Unterkategorien wird's schwierig (Steuerung? Einstieg?).
Danke für die Auskunft! Und wenn du jetzt eine (subjektive) Wertungszahl drunter schreiben müsstest, welche wäre das?
Als Spiel? Null. Es ist eine Ansammlung von viel Text, unterbrochen von seltenen Multiple-Choice-Menüs. Als Kurzgeschichte? Da fehlt mir der Vergleich. Liegt qualitativ auf jeden Fall über typischen Spiele-Storys, ist aber freilich auch keine Hochliteratur. Ich würde sagen, es liegt etwa auf dem Niveau typischer Lizenzromane, gerade aus dem Rollenspiel- oder Fantasy-Bereich. Handwerklich sehr ordentlich, aber eben auch nicht weltbewegend. Und unterm Strich einfach zu kurz für einen großen Spannungsbogen, nahbare Charaktere und dergleichen.
Da es ein Spiel ist zeugt eine 0 eher von einer falschen Erwartungshaltung gegenüber dem Genre.
Weil dann jedes Textadventure auch eine 0 bekommen würde.
Was ein Textadventure ist, ist bekannt? Coteries ist keines.
PS: Um das nachträglich auszuführen (das liest sich ungewollt angreifend): Bei einem Textadventure steht der Adventure-Part im Vordergrund. Ich löse Rätsel, absolviere Aufträge, erforsche aktiv die Umgebung, nur eben durch Eingabe von Textbefehlen statt mit einem graphischen Interface und mit einer Textbeschreibung des Geschehens (bei späteren Genrevertretern mitunter angereichert um Bilder und sogar Animationen). Textadventures besitzen also eine recht komplexe Spielmechanik. Die "Mechanik" bei Coteries und vielen vergleichbaren Spielen beschränkt sich aber auf das Treffen von Entscheidungen, durch die der Geschichtsverlauf verschiedene Pfade einnimmt. Das reicht meiner Meinung nach nicht aus, um als Spiel durchzugehen. Das ist eher eine Software-Version der Spielbücher, an die ich mich noch aus den Achtzigern erinnere. "Wenn du den roten Gnoll auf die Mütze hauen willst, lies weiter auf Seite 12."
Ich kenne noch „Der Hexenmeister vom flammenden Berg“. Mann, bin ich alt...
Danke für den "Test". Wenn mans liest, wirds klar. Ich hätte aber gern auf der Seite vorher schon gesehen, dass es sich hierbei um einen Test handelt. Ist das die neue Art? Macht ihr das jetzt immer so?
Wenn ich den Meinungskasten richtig deute, dann fällt dieses Vampire etwas aus dem Spielegenre und wird deshalb nicht wie ein Spiel getestet und bewertet.
Ich war auch erst mal verwirrt. In der Highlight-Spalte ist es im Blau eines Tests angezeigt, aber ohne den Schriftzug "TEST" oder "TEST+" oben links. In der Test-Übersichtseite hat es das Rot eines Preview. Wenn man reinschaut, sieht es aus wie ein Kurztest ohne Wertungskasten. Ist wohl ein Sonderfall, aber es wurde ja schon vor längerer Zeit mal eingeführt, dass Telltale-artige Spiele, die sich mehr über Story als Gameplay definieren, keine Wertung mehr bekommen. Und hier scheint es ja noch extremer zu sein.
Klingt ganz interessant, aber mehr auch irgendwie nicht. Vielen Dank auf jeden Fall für die Vorstellung.
Ich hätte da noch ein paar Fragen: Wie lang ist ein Durchgang den ungefähr? Unterscheiden sich die Geschichten der Charaktere richtig oder nur in wenigen Punkten? Um was geht es ganz grob in der Handlung?
Danke schon einmal für den Kurztest.
"was die Enttäuschung über die kurze Spieldauer von nur rund drei Stunden zumindest dämpft."
Dauert grob drei Stunden. Ich habe einen Charakter durch- und einen anderen angespielt. Die Handlung unterschied sich zumindest anfangs etwas und es dürfte je nach Verhalten des Spielers auch andere Enden geben, darauf deutet viel hin. Zu groben Beschreibung in einem anderen Kommentar mehr.
Danke dir, Rüdiger. :-)
Hört sich interessant an, überbrückt für mich eventuell die Wartezeit bis zum Erscheinen des Rollenspiels.
Schön wäre es, wenn es dieses "Spiel" denn auf dem Handheld oder dem Tablett geben würde. Ich kann mich bei diesem Genre nicht wirklich an den PC setzten, um das zu lesen/spielen.
Stimmt, wäre klasse auf dem Smartphone.
Kann ich nur zustimmen, der Titel ist prädestiniert für Mobilgeräte. Der PC ist keine ideale Plattform dafür. Es soll noch Versionen für aktuelle Konsolen (PS4, XBO, Switch) kommen, aber von iOS/Android ist mir nichts bekannt.
Eine Switch Version wäre schon toll. iOS oder Android wären natürlich ideal. :-)
iOS/Android sollte mit Steam Link zumindest auf dem Sofa daheim funktionieren.
Zu Hause würde ja der PC reichen. Das "Spiel" wäre ja etwas für unterwegs. ;-)
Vielleicht sollte ich mit dem Titel mal testen, ob die Welt doch was für mich ist. Denn eigentlich hatte ich mit dem Thema Vampire schon nach ein paar Stunden Redemption abgeschlossen. Die Lore erschien mir einfach für mich nicht passend, auch wenn ich die Qualitäten auf ner Checkliste hätte abhaken können.
Das Spiel im Feed hatte mich überrascht, scheint sogar recht interessant zu sein. Danke fürs Anschauen.
Hilfe.
Also vom Umfang her eher ein Visual Groschenheftchen. Wenn ich so daran denke, wie lange ich für ein steins;Gate gebraucht habe und vermutlich für 428 Shibuya Scramble brauchen werde, wenn ich endlich mal die Scheibe in die Konsole werfe...
Aber kann ich mit leben, ich hätte mir aber auch noch gewisse Zufallselemente wie Würfen gewünscht. Sowas in der Art eines Sorcery, oder dieser alten DSA-Spielbuch-Spiele, die es für die ersten Nokia-Smartphones gab, zum Beispiel.
Klingt so, als würde sich zum Zeitvertreib ein Blick lohnen. Danke für den Hinweis. Das Universum ist ja durchaus immer wieder mal besuchenswert :)
Ich warte da lieber weiter auf Bloodlines 2. ;)
Dafür ist mein Englisch zu schlecht. Ich weiß zwar ungefähr was gemeint ist, aber nicht was der gesammte Text genau bedeutet, sehr unbefriedigend und ich bevorzuge die deutsche Sprache für Geschichten.
Prima, dass es zum Spiel doch noch was zu lesen gibt auf GG, gerne öfter bei interessanten Sachen. ;)
20 Euro sind mir zwar auch etwas zuviel, aber im Sale könnte ich mir einen Kauf durchaus vorstellen.
Puh, ich frage mich immer wieder wer kauft sich sowas!? Vor allem zahlt für sowas lächerliches noch 20 EUR? In den alten SPielezeitschriften wäre sowas unter den Nieten des Monats gelandet. Macht ein Buch draus, aber "verarscht" die Leute doch nicht mit sowas. Vor allem 6 Monate später landet das dann bei GOG.com für 3 Euro-fuffzig.
Also ich mag das Setting sehr und habe auch kein Problem mit guten Visual Novels. Ob ich das kaufe, mal schauen, aber abwegig finde ich das nicht.
Vampire the Masquerade - Coteries of New York bekam ich ja letztens von einem GG-User geschenkt für Steam (Danke nochmals@Gryz Mahlay!), bisher bin ich aber nicht zum Reinschauen gekommen. ;)
Also wenn man mit Grafik Novels kein Problem hat und World of Darkness mag, voila!
Wurde 6,5 Stunden fesselnd und gut unterhalten.
18 Uhr angefangen und und halb 1 fertig gewesen.
Liegt seit meinem obigem Posting immer noch auf dem MoJ/PoS. ;-)
Ähnlich war es bei mir.
Ist aber absolut snackable und half mir beim Elden Ring (250h) Entzug.
Echt ok für zwischendurch. ^^
Mal schauen, ob ich es demnächst mal dazwischenschieben kann, das WoD-Setting wäre nach der langen Zeit schon mal wieder einen Abstecher wert. In Vampire The Masquerade - Redemption und Bloodlines habe ich mich seinerzeit ja zum jeweiligen Release der Titel regelrecht verbissen. ;-))
Ich habe übrigens gestern Abend das "AddOn" durchgespielt, dass ich für 1€ geschossen habe.
Gute unterhaltsame Geschichte. Allerdings in Englisch. Ca. 7h weil ich doch einiges im Übersetzer nachschauen musste.
Es knüpft an die Geschehnisse des Hauptspieles an.
Wie auch beim Vorgänger gilt, man muss Visuel Novels mögen.
Ich mag das Artwork, da es im Stile der WoD White Wolf Produkte gehalten ist.
Wer sowas mag, ne Empfehlung ^^
Wie oft hast du Elden Ring da durchgespielt?
3 und 1 mal ^^
Sind dann doch noch über 350h geworden. Allerdings oft auch im "Steam ist nur an" Modus.
Trotzdem krasse Stundenzahl. Hast es also für mich mit durchgespielt. ;)
Ich habs für alle getan ;-)
Im Ernst, erst wollte ich nur Platin, dann alles sehen und so weiter.
Danach kam der Spaß die unterschiedlichen OP Builds auszuprobieren ect.
Auch wenn ich mich über einiges im Spiel geärgert habe, die Faszination und das Erleben dieser Welt ist einzigartig.
Ich habe mich nach einigen Stunden entschlossen, die Prämisse des Spieles zu akzeptieren. Und ab da ging der echte Fix los.
Äh,
ich glaube ich bin gerade am Thema dieser News vorbei :-P
Stellen wir also fest und gehen wieder Richtung Topic: Du hast dich in Elden Ring richtig festgebissen, wie so ein alter, dürstender Vampir, der alles aufsaugen will. ^^
Hehe, alles leergesaugt!
Habe leider recht schnell das Interesse verloren, einfach nicht gut genug geschrieben und von "Spielerisch" brauchen wir ja nicht reden.