Gute Idee, halbgare Umsetzung

Kurztest: Intruders - Hide and Seek

PC PS4
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Benjamin Braun 440299 EXP - Freier Redakteur,R10,S10,A10,J10
PS3-Experte: Ist auf PS3-Spiele spezialisiert und kennt auch die Konsole selbst gutDarf als Pro-Gamer die seltene „30“-Medaille tragen.Sport-Experte: Kümmert sich bei GamersGlobal um Sport- und RennspieleAdventure-Experte; Kennt sich wie kaum ein Zweiter mit Adventures ausArtikel-Schreiber: Hat 15 redaktionelle Artikel geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2018 teilgenommenGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtHow-to-Guru: Hat 10 How-tos / Lösungen geschriebenRollenspiel-Experte: Kaum ein RPG, bei dem er nicht das Ende gesehen hat...Dieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2017 teilgenommenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

13. Februar 2019 - 0:22 — vor 5 Jahren zuletzt aktualisiert

Teaser

Ein Albtraum wird wahr: Drei Kriminelle dringen in euer Haus ein und bedrohen eure Familie. Irgendwie müsst ihr eure Liebsten retten — und erfahrt nebenher deren finsterste Geheimnisse.
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Was die schlimmste nur denkbare Vorstellung ist, darüber kann man gewiss unterschiedlicher Ansicht sein. Im eigenen Heim, dem Ort, an dem man sich eigentlich am sichersten fühlen sollte, überfallen zu werden und den Eindringlingen schutzlos ausgeliefert zu sein, lässt es mir jedenfalls eiskalt den Rücken runter laufen. In Intruders - Hide and Seek erlebt ihr in der Rolle des kleinen Ben, wie drei Fremde ins Haus seiner Eltern eindringen, die Eltern überwältigen und die Kommunikation mit der Außenwelt unterbinden. Mit Glück entkommen Ben und seine kleine Schwester Irene den Angreifern. Eure Aufgabe besteht nun darin, eure Familie zu retten. Doch je mehr ihr bei euren Erkundungszügen in der Villa über die Eindringlinge erfahrt, umso näher kommt ihr auch einem finsteren Geheimnis, das tief unter dem Gemäuer eures Hauses liegt.
Die drei Einbrecher patrouillieren im Haus, werdet ihr entdeckt, gibt es kaum noch ein Entkommen.

Verstecken auf Anforderung
In Hide and Seek ist die Welt am Anfang noch in Ordnung. Eurer Familie geht es gut, ein großes Haus, gutes Essen auf dem Tisch und ein dicker SUV in der Garage. In der Bibliothek des Vaters spielt ihr Verstecken mit eurer Schwester Irene. Schwierig ist es nicht, der stoisch in immergleichen Schleifen durch den Raum stapfenden Schwester aus dem Weg zu gehen. Im oberen Stock aber müsst ihr in einen Schrank steigen, da ihr auf dem schmalen Gang ansonsten entdeckt würdet. Diese Szene dient im Spiel des spanischen Indie-Entwicklers Tessera Studios als Tutorial. Gewundert habe ich mich folglich nicht, dass ich an diesem Punkt besagtes Versteck aufsuchen muss, um die Situation unentdeckt abschließen zu können.

Derartige Zwangssituationen gibt es auch in der folgenden Nacht, in der die drei Kriminellen in euer Haus eindringen und ihr zunächst nur entkommt, da ihr mit eurer Schwester ohne das Wissen eurer Eltern nachts durchs Haus geistert. So sucht ihr mit Ben nach dem Handy eures Vaters, um die Polizei zu informieren. Als ihr es in der Küche an euch nehmen wollt, wird die Frau der Gruppe ebenfalls darauf aufmerksam.

Obwohl sie zuvor jedoch eindeutig am anderen Ende des Hauses war, taucht sie nach einer kurzen Selbstlaufsequenz innerhalb weniger Sekunden auf. Wer sich da nicht sofort umdreht und in einen Küchenschrank steigt, wird erwischt und muss am letzten Checkpoint neustarten.

Genauso sieht es später in einer Szene im Büro von Bens Vater aus. Im Zimmer eurer Schwester, deren Medikament ihr besorgen sollt, verkriecht ihr euch wiederum unter dem Bett, als sich wieder mal einer der Gangster im Rahmen eines geskripteten Ereignisses nähert.

Theoretisch könnt ihr die Verstecke zwar immer benutzen, nur braucht ihr sie abseits der genannten Situationen schlichtweg nie. Das ist in einem Spiel, das Hide and Seek heißt, schon ein wenig seltsam. Relativ nutzlos erscheint mir auch die Fluchtmechanik. Wenn ihr entdeckt werdet, könnt ihr versuchen, wegzurennen und danach wohl auch die Versteckmöglichkeiten nutzen. Vielleicht habe ich mich auch einfach nur blöd angestellt, aber gelungen ist mir eine solche Flucht kein einziges Mal. Aus dem Sichtfeld der Gegner zu bleiben ist aber ohnehin die wesentlich einfachere und weniger riskante Variante. Immerhin blieb mir damit zum Glück (oder vielleicht auch bedauerlicherweise) ein kleines Minispiel erspart, das euch Hide and Seek ebenfalls im Tutorial beibringt. Dabei müsst ihr das PS4-Gamepad passend zur Herzkurve immer wieder nach oben reißen, um nicht entdeckt zu werden.
Aus dem Lüftungsschacht beobachtet ihr eure gefesselten Eltern und ihre Gespräche mit den Eindringlingen.


Ein ewiges Hin und Her
Spielmechanisch fragwürdig ist außerdem, dass mich Hide and Seek in seinen grob zweieinhalb, maximal drei Spielstunden im Haus ständig zum stets am weitesten entfernten Punkt schickt. Vom zweiten Stock geht es durch einen Lüftungsschacht in den Keller, aus dem heraus wir ein Verhör unserer gefesselten Eltern beobachten. Von der einen Außenseite des Gebäudes geht es exakt zur gegenüberliegenden. Das Haus ist zwar nicht riesig, und da ich dessen Aufbau zunächst nicht kenne steigert das sogar eher den Nervenkitzel. Aber nach dem x-ten „Hin- und Herscheuchen“ roch mir das doch etwas nach Spielzeitstreckung eines sonst noch bedeutend kürzeren Abenteuers.
Ihr spielt nicht nur Ben, sondern auch mal jemand anders in einer Rückblende.

Die Spannung reduziert das nicht, zumal die drei Gegner immer wieder ihre Position im Haus wechseln und andere Patrouillenwege ablaufen – mein Eindruck ist sogar, dass sie nach einem Wechsel nicht bloß immer denselben Pfad gehen, sondern immer wieder das Muster leicht anpassen, auch abhängig davon, welchen Weg ihr wählt.

Ihr könnt zwischen West- und Ost-Seite des Gebäudes etwa auf verschiedene Arten wechseln, durchs zentral im Erdgeschoss liegende Wohnzimmer gehen, einen Korridor im Keller verwenden oder über eine schmale Verbindungsbrücke im ersten Stock gehen – je nachdem, wo die Gegner halt gerade unterwegs sind.

Werdet ihr entdeckt, wobei die Gegner Taschenlampen benutzen, ist ein Entkommen, wie gesagt, nur mit viel Glück möglich. Nicht entdeckt zu werden ist jedoch nicht allzu schwierig. Nur vorschnell um die Ecke sollte man nicht gehen, seine eigene Taschenlampe ohne Not anknippsen oder durch die Feinde Rennen (normales Gehen alarmiert sie erst in unmittelbarer Nähe). Da hat man schnell den Dreh raus. Während ich anfangs immer wieder mal zu einem der relativ weit auseinanderliegenden Checkpoints zurück musste, ist mir das im späteren Verlauf nur noch einmal passiert. Rätsel in dem Sinne gibt es übrigens keine. Stattdessen grast ihr hier im Wesentlichen linear vorgeschriebene Aktionen ab. Um etwa das Passwort für den Laptop eures Vaters zu kriegen, werdet ihr vom Spiel direkt zum Buch in der Bibliothek geleitet, um es dort automatisch zu erhalten. Nur den Weg müsst ihr selbst finden. Falls ihr vergessen habt, wo ihr als nächstes hin sollt, könnt ihr eure Schwester Irene für einen Hinweis über das Walkie-Talkie anfunken.
Intruders könnt ihr auch komplett ohne VR spielen. Auch mit dürft ihr unter anderem ein freies Drehen per Stick aktivieren.


Die Story haut's raus
Ben deckt später ein finsteres Geheimnis seiner Familie auf.

Aber auch wenn die Spielmechanik ihre Probleme hat – beim Spielen der VR-Version seht ihr zudem auch mal schnell im wahrsten Sinne des Wortes schwarz, da ihr mit dem Kopf quasi in Objekte geraten könnt – stört das die Atmosphäre letztlich nur wenig.

Wenn plötzlich ein übersehener Gegner um die Ecke kommt oder ich nur den Lichtschein seiner Taschenlampe sehe, dann rutschte mir trotz wachsender Routine am Ende doch immer wieder kurz das Herz in die Hose. Besonders fies ist auch der größte der drei Gegner. Der läuft gerne fröhlich pfeifend durch die Korridore, während ich mir stets bewusst bin, was mir droht, wenn er mich aufspürt. Wohl ganz bewusst könnt ihr die Richtung, aus der das Pfeifen kommt, nicht genau lokalisieren. An der Lautstärke erkennt ihr jedoch, ob er sich gerade nähert oder entfernt.

Das beste Argument, weshalb ihr Intruders - Hide and Seek spielen solltet, ist aber die Geschichte. Denn es ist nicht einfach irgendein grundloser Überfall auf eure Familie. Ich will natürlich keine Details nennen, ihr erfahrt beim Belauschen der Gespräche der Eindringlinge nicht nur mehr über sie, sondern auch darüber, was sich bereits zuvor in eurem Haus abgespielt hat. Ein düsteres Geheimnis, das auch trotz der genannten, steigenden Routine der Kernmechaniken bis zum Schluss für Spannung sorgt. Dass im Rahmen dessen die Glaubwürdigkeit der beteiligten Personen etwas leidet und das Finale selbst enttäuscht, ändert dennoch nichts an einem inhaltlich packenden Erlebnis. Gespielt habe ich Hide and Seek zunächst ausschließlich im VR-Modus. Wer will kann das Abenteuer jedoch auch komplett ohne spielen. Empfehlen würde ich das allerdings nicht, zumal das Spiel im VR-Betrieb seine durchschnittlichen visuellen Qualitäten besser kaschiert als in der normalen Variante.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion:  Jörg Langer (GamersGlobal)

 

Meinung: Benjamin Braun

Die Grundidee von Intruders - Hide and Seek gefällt mir ausgesprochen gut. Allein der Gedanke, am vermeintlich sichersten Ort auf der Welt, meinem Elternhaus, überfallen zu werden und um Leib und Leben fürchten zu müssen, jagt mir Angst ein. Ständig muss ich befürchten, dass mich die Eindringlinge entdecken oder meine kleine Schwester aufspüren. Spannend ist Hide and Seek aber besonders auch aufgrund einer Storywendung, mit der ich nie gerechnet hätte. Das Ende ist den Entwicklern zwar nicht gut gelungen, aber die bedrohliche Atmosphäre macht es rückwirkend nicht kaputt.

Es hätte ein richtig starkes Stück Indie-Software aus Hide & Seek werden können, aber es gibt eben doch auch viele Kleinigkeiten, die negativ aufs Spielgefühl abfärben. Die Entwickler sorgen beim Verstecken vor den Verfolgern immer wieder für besondere Spannungsspitzen. Nur nutzt man dieses Versteckspiel praktisch nur in speziellen Situationen, wenn man etwa bei einem Storyereignis erwischt wird — aber so gut wie nie im regulären Spielverlauf. Klar muss ich schleichen, den Verfolgern aus dem Weg gehen. Aber gefühlt werde ich hier im Dienste der Geschichte bloß quer durchs Haus gejagt. Dadurch hat Hide and Seek mehr von einem interaktiven Film, bei dem die eigentliche Spielmechanik zur Nebensache gerät.

Defizite bei der Steuerung, der Umsetzung der VR-Technik und den aus meiner Sicht unnötigen und störenden sichtbaren Ladezeiten führen letztlich keineswegs zu einer Kaufwarnung. Eine Kaufempfehlung kann ich aber nur an jene aussprechen, die eine spannende Geschichte erleben möchten und dabei verschmerzen können, dass diese in einem spielmechanisch allenfalls mittelprächtigen Abenteuer steckt.
 
Intruders - Hide and Seek PCPS4
6.5
Userwertung0.0
Pro
  • Spannende Geschichte
  • Großer Nervenkitzel beim Umgehen der Gegner
  • Sehr gute englische Sprecher
  • Optional ohne VR spielbar
Contra
  • Verstecken-Mechanik kommt deutlich zu kurz
  • Geringe Spielzeit (ca. 2,5-3 Stunden)
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469789 - 13. Februar 2019 - 0:23 #

Viel Spaß beim Lesen!

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 13. Februar 2019 - 1:38 #

Das klingt doch nach einem Spielchen für mich.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40297 - 13. Februar 2019 - 3:46 #

Kommt auf die "Wenn ich mal VR hab..."-Liste :)

rammmses 22 Motivator - P - 32639 - 13. Februar 2019 - 8:17 #

Hatte ich gar nicht auf dem Schirm, aber das klingt spannend genug! :)

advfreak 22 Motivator - - 32081 - 13. Februar 2019 - 13:08 #

Ohje das klingt nach Sale, zumal man sich auch eine deutsche Sprachausgabe gespart hat. Schade!

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 13. Februar 2019 - 16:53 #

Hatte den YouTube-Link eigentlich noch niemand gesehen? Ich hätte ja tatsächlich damit gerechnet, dass das irgendjemand mit als erstes thematisieren würde. ;)

rammmses 22 Motivator - P - 32639 - 13. Februar 2019 - 16:59 #

Loaded Weapon müsste man mal wieder schauen, den Gag fand ich aber nicht so toll ;)

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 13. Februar 2019 - 17:02 #

Da sind so einige billige Gags drin. Allein der total überholte mit dem Megafon aus fremdländischer Produktion. Mag den Film trotzdem ganz gerne. Die für mich beste Szene bleibt in jedem Fall die, in der die Frau zu Colt sagt, er soll sich wie zuhause fühlen und er daraufhin erst mal seine Hose auszieht.

rammmses 22 Motivator - P - 32639 - 13. Februar 2019 - 17:15 #

Mir ist Bruce Willis' Cameo noch in Erinnerung geblieben, das fand ich sehr cool damals :D

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 13. Februar 2019 - 18:37 #

Der war okay, wobei ich mich über andere beteiligte Darsteller mehr gefreut habe. Auch die Szene mit Emilio Estevez' Bruder Charlie Sheen fand ich eigentlich nicht so toll, aber dass er dort auftaucht fand ich trotzdem ähnlich nett wie bei dem von James Doohan mit der Kaffeemaschine. Hatte der nicht mal behauptet, er habe die Klingonensprache erfunden? Egal, es ist und bleibt nicht wirklich ein toller Film, nicht mal eine herausragene Komödie. Aber der Film hat dennoch viele gute Momente und die ganzen Gaststars in führenden oder kleineren Rollen, egal ob Whoopie Goldberg oder William Shatner, machen mir auch heute noch Laune. Übrigens ist der Film imo ein großartiges Beispiel dafür, dass eine deutsche Lokalisierung besser sein kann als das Original. Ich mag Tim Curry ja durchaus auch so, aber der deutsche Synchronsprecher (müsste nachschauen, wer es letztlich war) ist einfach nur grandios. "Wer ist da?" -- "Eine kleine Pfadfinderin!"

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83899 - 14. Februar 2019 - 18:28 #

"Schlafen Sie unbekleidet?"
"Nur wenn ich nackt bin."

Ja, ein wunderbar blöder Film. ;-)

direx 22 Motivator - - 37040 - 13. Februar 2019 - 19:57 #

An sich hätte ich da Lust drauf, aber die Inszenierung und die Vertonung ist auf gehobenen Amateurniveau und das reicht mir nicht. Die Animationen der Figuren sind extrem steif geraten. All das fällt in VR dann noch viel mehr auf, weil man ja näher dran ist. Hier werde ich wohl passen ...

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 13. Februar 2019 - 21:28 #

Amateurhaft finde ich insgesamt (bei vielem trifft das allerdings zu), finde ich etwas übertrieben. Aber ja, abseits der Spielidee und der Story (über weite Strecken) gibt es nicht allzu viel, weshalb man diesne Titel spielen müsste. Aber ich denke, das bringt mein Test (und auch die Wertung selbst) zum Ausdruck.

Doktorjoe 19 Megatalent - P - 16915 - 14. Februar 2019 - 21:43 #

Ich denke, das nehme ich mal mit. Ich hab mich bisher nicht an VR Horrortitel gewagt, aber das könnte ein guter Einstieg sein.

Maddino 18 Doppel-Voter - 10766 - 15. Februar 2019 - 11:50 #

Schade eigentlich. Es hört sich einerseits vielversprechend an. Die erwähnten Mängel lassen dann aber doch eher Abstand nehmen.

Adventure
Ego-Adventure
18
Tessera Studios
13.02.2019 (Playstation 4) • 26.09.2019 (PC) • 22.02.2023 (Switch)
Link
6.5
7.5
PCPS4Switch