Battletoads

Battletoads Test+

Krasser Kröten-Brawler im 4K-Test

Dennis Hilla / 20. August 2020 - 3:00 — vor 3 Jahren aktualisiert

Teaser

Im Jahr 1991 erschien mit Battletoads von Rare ein knallhartes Beat-Em-Up mit coolen Kröten in den Hauptrollen. Nach langer Pause gibt es ein neues Abenteuer mit den anthropomorphen Amphibien.
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Alle Screenshots und Videoszenen stammen von GamersGlobal

Lange bevor das britische Studio Rare im Jahr 2002 von Microsoft aufgekauft wurde, konnte es sich eine ansehnliche Menge an eigenen Marken aufbauen und entwickelte auch einige Lizenztitel. Viele Titel des Studios aus der NES-, SNES- und N64-Zeit gelten heutzutage als echte Klassiker. Beispielsweise schufen die Entwickler die Donkey Kong Country-Teile auf dem SNES, beide Teile von Banjoo Kazooie auf dem N64, für selbige Konsole außerdem Goldeneye 007, Perfect Dark und Donkey Kong 64. Außerdem ließ das Studio im Jahr 1991 mit Battletoads einen NES-Brawler auf die Welt los, der nicht nur wegen seiner charmanten Comic-Optik und dem albernen Humor zu Ruhm kam, sondern auch wegen seinem Schwierigkeitsgrad. Es folgten zwei Nachfolger und danach wurde es sehr lange ruhig um die Marke. Nun hat Rare, die nun unter der Flagge der Xbox Game Studios segeln, mit Battletoads einen Reboot der Reihe entwickelt, der sich auf alte Tugenden berufen aber auch neue Spieler ansprechen will.

Das neue Abenteuer der kampfeswütigen Kröten setzt dabei auf schicke, handgezeichnete Cartoon-Optik und bietet weit mehr als nur Beat-Em-Up-Abschnitte und Schwebe-Bike-Rennen. In dem gemeinsam mit dem ebenfalls britischen Studio Dlala entwickelten Titel hat Rare mit Shoot-Em-Ups, Jump-and-Runs, Quick-Time-Events und noch einigen weiteren Ideen viele Elemente in ein Spiel gepackt. Der für Xbox One und den PC erscheinende neue Battletoads-Ableger klingt also durchaus nach einem wilden Mix, besinnt sich mit seinem deftigen Schwierigkeitsgrad aber auch auf alte Tage zurück. Ich hatte in meiner Spielzeit für diesen 4K-Videotest auf jeden Fall einige Momente, in denen das Leben meines Gamepads am seidenen Faden hing.
Im Koop macht Battletoads am meisten Spaß, wird aber auch sehr schnell unübersichtlich.
 

Beat-Em-Up ohne Schnörkel

Wie auch das Original von 1991 liegt der Fokus des 2020er Battletoads auf den Beat-Em-Up-Abschnitten. Diese spielen sich im Kern wie typische 2,5D-Klassiker à la Final Fight, Streets of Rage und Golden Axe. Ihr haut den zahlreichen, abgedrehten Gegnern mit einer normalen und einer schweren Attacke auf die Glocke. Letzterer Angriff schleudert sie außerdem in die Luft, so dass ihr etwas Zeit zum Atmen habt.

Außerdem können Rash, Pimple und Zitz (so die Namen der drei Kröten) einen Morph-Angriff ausführen. Bei diesem verwandeln sich ihre Körper beispielsweise in ein riesiges Zugfahrzeug einer Lok. Diese extrastarken Attacken müssen erst aufgeladen werden, verursachen aber dementsprechend mehr Schaden und können gegnerische Schilde durchbrechen. Items wie Fliegen, die eure Lebensenergie teilweise wieder herstellen, schnappt ihr euch per Zungenschlag und flinke Gegner bespuckt ihr mit einem Kaugummi, um sie festzuhalten. Alle diese Möglichkeiten im Kampf klingen erstmal nach viel, sind aber letztendlich Beat-Em-Up-Standard und so ergibt sich beim neuen Battletoads für mich ein genre-typisches Problem: schnell einsetzende Monotonie. Diese hält aber nicht lange an.
Darf in einem echten Battletoads natürlich nicht fehlen: die halsbrecherische Fahrt auf einem Schwebe-Bike.
 

Jeder Level eine Überraschung

Zu Beginn gibt es noch relativ klassisches Brawler-Futter, jedoch bieten die vier Akte von Battletoads einiges mehr an Abwechslung, als man auf den ersten Blick meinen möchte. Nach dem obligatorischen Hindernislauf auf einem Schwebe-Bike setzt euch das Spiel auch mal ganze Shoot-Em-Up-Levels vor, ihr müsst in Quick-Time-Events E-Mails tippen oder löst in einem Jump-and-Run Kistenrätsel. All diese Elemente sind gut umgesetzt, ohne dabei je die Präzision oder Güte von Genre-Primi zu erreichen. Spaß machen sie aber allemal und der Mix funktioniert erstaunlich gut.
Bei diesem Axt-schwingenden Irren müsst ihr im richtigen Moment springen, um ihm danach ein paar Tritte zu verpassen.
 

Schwierigkeitsgrad für Hartgesottene

Was ihr aber nicht erwarten solltet ist ein leichtes Spiel. Wäre ja auch irgendwie verwunderlich, wenn der Titel Battletoads heißt. Wirklich unfair wird auch der neue Ableger dabei aber nie, nur halt extrem fordernd. Und das kann auch schnell mal zu Frust führen, wenn euer Geduldsfaden eher von der dünnen Sorte ist. Schön ist aber, dass ihr aus drei Schwierigkeitsgraden wählen könnt, die gegnerische Lebenspunkte, deren Stärke und die Respawndauer eurer Kröten regeln. Weniger schön ist, dass ihr das bei Spielbeginn tun müsst und angeschmiert seid, wenn ihr gegen eine Wand lauft. Denn in einem laufenden Savegame dürft ihr die Stufe nicht mehr ändern.

Etwas entgegen kommt euch immerhin die optionale Unsterblichkeit auf den unteren zwei Stufen. Sind zwei der drei anthropomorphen Amphibien hinüber kann sich der letzte Überlebende für eine angenehm hohe Zeit unverwundbar machen. Das hilft besonders, wenn ihr alleine spielt. Denn wenn euch im Solo-Durchgang ein Held stirbt, dürft ihr zwar in die schleimige Haut der jeweils anderen schlüpfen, der Verblichene ist aber mit einem Cooldown belegt. Im Couch-Koop können insgesamt drei gemeinsame Spieler sich mit Battletoads anlegen.
Immer noch Battletoads, nur halt Shoot-Em-Up statt Brawler. Euch erwarten viele Genres.
 

Pixel-Grafik adé, Cartoon-Stil olé!

Wirklich angenehm ist, dass Rare und Dlala nicht krampfhaft versucht haben, mit Pixelgrafik Reminiszenzen an frühere Tage hervorzurufen. Stattdessen haben sich die Entwickler bei Battletoads für einen schicken handgezeichneten Look entschieden, der an Cartoon-Serien der 90er-Jahre erinnert. Allen voran will ich hier Ren & Stimpy anführen. Der Vergleich liegt dank eklig-riesiger Käsefüße und anderen Details aber auch nahe. Wie ihr im 4K-Video sehen könnt sieht das auch in Bewegung dank der geschmeidigen Animationen richtig stark aus. Leider hat man sich beim Humor wohl zu sehr versucht, an die alten Tage zu klammern, was oftmals in peinlichen Sprüchen resultiert. Auch als Fan von infantilen Späßen können mir Witzchen über Windeln oder Kröten, die ihre eigene Hand knutschen, nur ein müdes Quaken entlocken.

Autor: Dennis Hilla (GamersGlobal)

 
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Meinung: Dennis Hilla

Battletoads hat es mir wahrlich nicht leicht gemacht. Damit meine ich noch nicht einmal unbedingt den Schwierigkeitsgrad, sondern das Spiel selbst. Denn während die Brawler-Passagen, die definitiv in der Überzahl sind, schnell öde werden und dank einiger Nicklichkeiten auch nicht immer toll sind, punkten viele der anderen Abschnitte durch Abwechslung. Was Rare und Dlala hier alles verbaut haben ist schon beachtlich: Shoot-Em-Up, Jump-and-Run, Quick-Time-Events, Geschicklichkeitsrennen auf Gleitern. Nichts ist leicht, vieles macht Spaß.

Optisch konnte mich Battletoads regelrecht begeistern. Der 90er-Jahre-Cartoon-Stil ist einfach nur schick und die Abschnitte unterscheiden sich allesamt voneinander. Und doch kann ich keine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen, dafür fehlt es an zu vielen kleinen Stellen. Egal ob technische Probleme wie festhängende Bosse, die einen Neustart erforderlich machen, oder der Schwierigkeitsgrad, der selbst auf der mittleren Stufe schnell in Richtung Frust hüpft. Auch der Humor ist oftmals einfach nur peinlich. Das Spiel funktioniert super als Fan-Service, alle anderen sollten aber überlegen, wo ihre persönliche Schmerzgrenze liegt, kriegen im Gegenzug aber ein gut gemachtes und abwechslungsreiches Abenteuer, das zwar nicht begeistert, den Spielspaß-Hals aber oft genug aufbläht – besonders im Couch-Koop.
 
Battletoads XOne
Einstieg/Bedienung
  • Drei Schwierigkeitsgrade...
  • Präzise Steuerung
  • ...die sich im laufenden Spiel nicht ändern lassen
Spieltiefe/Balance
  • Viel Abwechslung dank unterschiedlicher Genres in den Levels
  • Alle Spielvarianten gut umgesetzt
  • Gutes Kampfgefühl
  • Abwechslungsreiche Schauplätze
  • Kreative Gegner-Mechaniken
  • Ungewöhnliches Szenario mit Nickelodeon-Charme
  • Für einen solchen Mix gute Spielzeit (etwa 5-6 Stunden)
  • Kämpfe werden schnell unübersichtlich
  • Brawler-Abschnitte nutzen sich ab
  • Schwierigkeit oft am Rand des Frustes
  • Alle Genres okay umgesetzt, aber nie herausstechend gut
  • Peinlicher Humor
Grafik/Technik
  • Fantastischer handgezeichneter Cartoon-Look
  • Stets flüssiger Spielablauf (Xbox One X)
  • Starke Animationen
  • Gelegentlich Bugs wie hängenbleibende Bosse
Sound/Sprache
  • Guter Musik-Mix aus hartmetallischen Klängen und ruhigeren Tönen
  • Manche Sprecher okay 
  • Musik bleibt letztendlich austauschbar
  • Viele Sprecher mies
  • Keine deutschen Sprecher
Multiplayer
  • Drei-Spieler-Couch-Koop
  • Schneller Ein- und Ausstieg
  • Kein Online-Modus
7.5
Userwertung0.0
Mikrotransaktionen
Hardware-Info
 
Eingabegeräte
  • Maus/Tastatur
  • Gamepad
  • Lenkrad
  • Anderes
Virtual Reality
  • Oculus Rift
  • HTC Vive
  • Playstation VR
  • Anderes
Kopierschutz
  • Steam
  • Kopierschutzlose GoG-Version
  • Epic Games Store
  • uPlay
  • Origin
  • Hersteller-Kontoanbindung
  • Ständige Internetverbindung
  • Internetverbindung beim Start
Dennis Hilla 20. August 2020 - 3:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 265147 - 20. August 2020 - 3:40 #

Das klingt doch für ein Battletoads gar nicht so schlecht. :)

ps: Erster! ^^

euph 30 Pro-Gamer - P - 129971 - 20. August 2020 - 5:52 #

Mein Gedanke und dank Gamepass werde ich mal reinschnuppern.

Vampiro Freier Redakteur - - 121135 - 22. August 2020 - 12:22 #

Ich auch :)

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20218 - 20. August 2020 - 8:09 #

Super, als Fan freue ich mich über den Service. :)

Specter 18 Doppel-Voter - 11710 - 20. August 2020 - 8:12 #

Die Wertung ist ja erfreulich, vielleicht schaue ich mal rein... Zusätzlich würde ich mir mal wieder einen 2,5D-Brawler aus dem Turtles oder Simpsons-Universum wünschen.

Flammuss 21 AAA-Gamer - 28815 - 20. August 2020 - 8:36 #

Das hatte ich jetzt deutlich schlechter erwartet. Kaufen würde ich es nicht, aber dank GamePass werde ich mal reinschauen.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62024 - 20. August 2020 - 9:39 #

Nee, das ist nichts für mich.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40196 - 20. August 2020 - 16:49 #

Dem schließe ich mich an. Ich bin raus.

Punisher 22 Motivator - P - 32221 - 20. August 2020 - 13:16 #

Ich denk mal, viel anderes als Fanservice soll das auch gar nicht sein. Wer die alten Kampfkröten nicht kennt wird da vermutlich nicht zugreifen. ;)

JensJuchzer 21 AAA-Gamer - P - 28168 - 20. August 2020 - 18:40 #

Toller look and style

Renatus Cartesius 19 Megatalent - P - 15475 - 20. August 2020 - 20:20 #

Wächst Dein Bart echt so schnell, Dennis? So viel spriesst bei mir nicht mal nach vier Jahren Robinsonade mit Wilson!

Da könnte man ja glatt neidisch werden...

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83743 - 23. August 2020 - 9:09 #

Könnte eine alte Aufnahme sein. Es war ja nur das "generische" Intro ohne Nennung des Spiels.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83743 - 23. August 2020 - 9:10 #

Grafisch sehr cool und ich weiß spielerische Abwechslung zu schätzen. Aber der Schwierigkeitsgrad würde mich nur frustrieren.

Cyd 20 Gold-Gamer - P - 22581 - 23. August 2020 - 9:55 #

es gibt nen Easy-Modus, in diesem lässt es sich ohne Probleme in einem Rutsch durchspielen. ;) Hatte es in etwas mehr als 2 Stunden durchgespielt (fast ohne GameOver).

Cyd 20 Gold-Gamer - P - 22581 - 23. August 2020 - 10:03 #

Spiel hat mir durchaus gefallen (auf easy durch, auf normal derzeit dran), aber was mir so mal gar nicht, überhaupt nicht gefallen hat waren die Minigames und allgemein das Pacing.

Die Minispiele sind ansich ok, aber in der Fülle für mich dann eher nur noch ein Nervfaktor. Sachen wie die Hacker-Minigames bremsten mir dann eher den Spielspaß. Hängt mit meinem zweiten Kritikpunkt zusammen, das Pacing. Da haben sie ne schöne Idee, bringen Abwechslung rein, um dann aber mit genau dieser Abwechslung Langeweile durch ganz viele Wiederholungen reinzubringen. Speedbike-Level... macht Spaß, aber nach dem xten Checkpoint, nachdem es dann immer und immer weiter geht, das Level scheinbar nie zu Ende geht, wandelte sich das Ganze eher zu etwas Nervendem. Muss man schwierige Stellen mehrmals wiederholen, streckt sich das Ganze noch mehr. Und das zieht sich durch das ganze Spiel... alles wird so (für mich) unnötig gestreckt, sodass die einzelne, ansich spaßigen Elemente ab einem gewissem Zeitpunkt noch öde wirken, ich froh war, wenn sie rum waren.

Das Grundgameplay - das Gekloppe - damit hatte ich jedenfalls viel Spaß, weswegen der Normal-Durchgang noch drin ist. Auf Easy war es nach etwas mehr als 2 Stunden zu Ende und war mehr als nur einfach. Normaler Schwierigkeitsgrad zieht dann schon deutlich an... vom eigentlichem Schwierigkeitsgrad (Battletoads), will ich erstmal gar nichts sehen. ;)

v3to (unregistriert) 8. Dezember 2021 - 21:43 #

Das ist so ein typisches Beispiel, wo die Entwickler anscheinend nicht begriffen haben, was einen guten Brawler eigentlich ausmacht. Hier gibt es weder eine ausgewogene Spielmechanik noch besonders sorgsam ausgearbeitete Level. Statt dessen bekommt man eine Spur an Chaos und zum Ausgleich werden die Klischees des Originals wie beim Speeder-Rennen in die Länge gezogen. Wenn man das wuchtige Trefferfeedback von Streets of Rage 4 vergleicht, muss ich bei dem Kröten-Remake an Gewatsche mit Schnellheftern denken. Der überdrehte Cartoon-Look hilft da auch nicht mehr.