J.J. erträgt alles, um ihre Emily zu finden: Egal ob Amputation oder Genickbruch. Sie regeneriert sich und sucht weiter. Pure Provokation oder verschrobene Kunst vom D4-Schöpfer Swery?
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Alle Screenshots und Spielaufnahmen stammen von GamersGlobal.
Swery fügt sich in die Reihe eigenwilliger Autoren der japanischen Spieleindustrie wie Hideo Kojima und Yoko Taro. Der Game Designer heißt mit bürgerlichen Namen Hidetaka Suehiro und wurde mit der spielgewordenen Twin Peaks-Hommage Deadly Premonition einer breiteren Masse bekannt. Das Open-World-Action-Adventure fand 2010 trotz eklatanter Schwächen eine Anhängerschaft, die dem Titel bis heute die Treue hält. Zum einen dank dem charmant-soziopathischen Ermittlerduo bestehend aus Agent York und seinem imaginären Freund Zach. Zum anderen war es auf interessante Weise so technisch veraltet, so seltsam in seiner Inszenierung und so inkonsistent in seiner Tonalität, dass sich ein unterhaltsamer Trash-Faktor einstellte.
Typisch Swery
Es verwundert also nicht, dass auch die im schrecklich langen Untertitel erwähnte Hauptfigur von The Missing – J.J. Macfield and the Island of Memories besonders ist. Das hat weniger mit dem Charakter zu tun. Oder dem Rotkäppchen-Outfit. Oder der undefinierbaren Chimäre von Plüschtier. Vielmehr ist es eine ungewollt erlangte Regenerationskraft nach einem gewaltsamen Tod, die J.J. auszeichnet und die Rätsel des Puzzle-Plattformers zu einer morbiden Angelegenheit macht.
Der Surrealismus des Spiels erspart uns die Frage, warum jemand so einen Fallen-Parcours bauen sollte.
Hals- und Beinbruch!
Eigentlich sollte es ein schöner Camping-Ausflug werden. Doch so ein Blitz, wie der von dem J.J. getroffen wird, kann einem schon mal den Tag versauen. Zu ihrem Glück wird sie aber von einem geweihtragenden Kittelträger wiederbelebt, von ihrer Freundin Emily fehlt aber jede Spur. Um Emily zu finden und im Spiel voranzukommen müssen wir in dem Puzzle-Plattformer nicht nur über Abgründe springen oder an Kisten schieben. Meist wird es blutiger, wenn auch durch stilistische Mittel nicht so explizit: Ist ein Vorsprung zu hoch, hilft es in eine große Kreissäge zu springen. Zwar kommt unser Rotkäppchen dann in Einzelteilen an, aber auf Knopfdruck wachsen J.J. schließlich Rumpf und Extremitäten nach. Auf den Kopf sollten wir allerdings Acht geben, wird der zerstört oder fallen wir in einer Fluchtpassage einem Monster in die Hände, geht es zurück zum letzten automatischen Speicherpunkt. Da zeigt sich der feine Unterschied zwischen Regenerationskraft und Unsterblichkeit.
Der Spielbeginn gestaltet sich sehr einsteigerfreundlich: Anzeigen führen in die überschaubare Zahl an Grundmanövern ein und erklären auch die Interaktionsmöglichkeiten mit der Umgebung. Alles vorgekaut wird uns aber nicht: Nach den anfänglichen Hinweisen muss der Spieler schon noch selbst auf die Lösung der Rätsel kommen. Die sind angesichts der unwirklichen Gebiete auf der Insel der Erinnerung nicht immer sofort offensichtlich, aber mit etwas Überlegung oder Experimentieren weder zu fordernd noch kinderleicht.
In unserem Videotest wird J.J. übel mitgespielt und der Frage nachgegangen, ob sich das auch für unseren Tester übel spielt.
Autor: Hagen Gehritz, Redaktion: Dennis Hilla (GamersGobal)
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Meinung: Hagen Gehritz
The Missing - J.J. Macfield and the Island of Memory hat gute Chancen, den Spieler in der ersten Stunde zu verlieren: Den interessant surreal gestalteten Gebieten und der Stilisierung der Gewalt zum Trotz ist die Grafik scheußlich. Bei allen Vorteilen des Sounddesigns: Die Sprecherinnen von J.J. und Emily strahlen so viel Natürlichkeit aus wie eine Beinprothese. Auch die bizarre Geschichte oder die übermäßige Gewalt mögen abschreckend wirken, bei mir hat es Faszination für diesen grotesken Puzzle-Plattformer geweckt.
Und gerade der spielmechanische Kern von The Missing muss sich nicht verstecken: Die Steuerung ist mit einigen Abstrichen gut. Die Rätsel haben dank des morbiden Themas Eigenständigkeit und stellen mich immer wieder vor interessante Herausforderungen. Die Spielmechanik überbrückte nicht nur die Leerlaufphase der Handlung, sie war in sich so spaßig, dass die Spielzeit auf mich nicht unnötig gestreckt wirkte. Die späteren Verfolgungsjagden übertreiben es definitiv mit dem Trial and Error, aber zu dem Zeitpunkt war ich in J.J.s Reise emotional investiert und wurde vom abgefahrenen Finale voll abgeholt. Das vertritt eine klare Position zu den Motiven der Geschichte und bietet eine Lesart für das grausame Gameplay an. Doch auch hier sei gesagt: Am Ende bleiben einige Ungereimtheiten, die sich nicht recht in die künstlerische Vision einfügen. Die gelungene Spielmechanik und die Handlung bilden unterm Strich ein gutes Spiel, das an der ernüchternden Produktionsqualität krankt.
The Missing PC
Einstieg/Bedienung
Einstiegskapitel führt Grundmechaniken gemütlich ein
Eingängige Steuerung
Bedienung im Detail zu schwammig
Spieltiefe/Balance
Spannende Prämisse
Spaßige Rätsel nutzen Regeneration auf verschiedene Weise
Ich hab es für die PS4. Der Publisher hat hier viel Mist gebaut, so dass man es in jedem deutschsprachigen Land bekommt, außer Deutschland selbst.
Zum Glück habe ich zusätzlich einen US Account. Da bekommt man es.Einen solchen Account lege ich ohnehin jedem PS4 Besitzer nahe. Es werden hierzulande viele tolle Indie Spiele auf der Konsole nicht veröffentlicht. So hat man mehr.
Zum Spiel. Es hat den Swery Charme, die Swery Mängel. Die Spielmechanik ist irgendwie saucool und nach einer Stunde weiss man, ob einem das Spiel zusagt. Ist das der Fall, kann man ungefähr weitere vier Stunden die Reise durch zocken.
Soo schlimm finde ich die Grafik nicht. Aber verglichen mit den teils herrlich blumigen Ausführungen von Hagen, wirkt sie eher wie eine vertrocknetes Osterglöckchen, das sich an einen Weihnachtsstern schmiegt.
Viel Spaß beim Lesen, Sehen und Anhören!
Ich habe es mal auf meine Steam-Wunschliste gesetzt, irgendwie haben die Spiele von Swery was. ;)
Interessante Idee.
Ich hab es für die PS4. Der Publisher hat hier viel Mist gebaut, so dass man es in jedem deutschsprachigen Land bekommt, außer Deutschland selbst.
Zum Glück habe ich zusätzlich einen US Account. Da bekommt man es.Einen solchen Account lege ich ohnehin jedem PS4 Besitzer nahe. Es werden hierzulande viele tolle Indie Spiele auf der Konsole nicht veröffentlicht. So hat man mehr.
Zum Spiel. Es hat den Swery Charme, die Swery Mängel. Die Spielmechanik ist irgendwie saucool und nach einer Stunde weiss man, ob einem das Spiel zusagt. Ist das der Fall, kann man ungefähr weitere vier Stunden die Reise durch zocken.
Klein, aber fein. Ich empfehle es weiter.
Sehr guter Test. Danke.
Die Optik schreckt mich ehrlich gesagt doch ganz schön ab...
Soo schlimm finde ich die Grafik nicht. Aber verglichen mit den teils herrlich blumigen Ausführungen von Hagen, wirkt sie eher wie eine vertrocknetes Osterglöckchen, das sich an einen Weihnachtsstern schmiegt.
Bei so einem formschönen Lob strahle ich glatt hell wie eine Lichterkette an einem brennenden Weihnachtsbaum.
Das klingt hinreichend abgefahren um es sich Mal anzusehen :)
Die Idee klingt durchaus faszinierend, scheitert für mich aber leider am Thema Puzzle.
Genauso wie bei mir :D
Gutes Testvideo. :) Ich mag ja Puzzle-Plattformer. Und hab auch nix gegen Abgedrehtheit. Könnte also was für mich sein. ;)
Danke für den Test, Hagen. Sieht schon interessant aus.
Irgendwie ja doch ganz schön eklig.
Das hat was. Muss ich mir mal merken.
Btw, im Steckbrief steht "Macfiled" statt "Mcfield".