Marvel vs. Capcom - Infinite

Marvel vs. Capcom - Infinite Test

Effektreiches Prügel-Crossover

Benjamin Braun / 18. September 2017 - 16:00 — vor 6 Jahren aktualisiert

Teaser

Wenn Ryu und Mega Man X oder Rocket Raccoon und Thor im Tagteam gegen Thanos und Chris Redfield antreten, dann kann es sich nur um einen weiteren Teil von Capcoms Prügelreihe handeln. Doch lohnt der sich? Ihr erfahrt es im Test.
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

„Da ist noch etwas großes, hässliches hinter dieser Tür“, sagt Spider-Man zu Mike Haggar, dem Muskelpaket aus der Final Fight-Reihe. Damit meint der Spinnenmann aber nicht etwa einen der BOWs (Bio Organic Weapon) aus der Resident Evil-Serie, die im Labor der Umbrella Corporation lauert. Nein, hinter der Tür steht Frank West, der Held aus dem Zombie-Actionspiel Dead Rising. Ihr merkt schon, trashig und flachhumorig ist sie, die Kampagne von Marvel vs. Capcom - Infinite. Ob sie auch spielerisch was auf dem Kasten hat und wie sich die 30 Kämpfer aus den Universen von Marvel und Capcom sonst so schlagen, erfahrt ihr im Test.
 

Doppelpack statt Trio

Mit Marvel vs. Capcom – Infinite nehmen die Entwickler gleich eine Reihe von Änderungen vor, die den neuen Serienteil von seinen Vorgängern unterscheidet. Der auffälligste ist wohl, dass ihr aus den 30 Kämpfern nur noch zwei vor einem Kampf auswählt statt wie bislang drei. Das verändert allerdings letztlich gar nicht so viel. Denn egal mit welchen Recken ihr in den Kampf zieht, so fallen die Prügeleien dadurch eigentlich nur kompakter aus. Klar, es sind ja auch bloß noch zwei Lebensenergiebalken, die geleert werden müssen.

Gewichtiger ist da schon der erhöhte Fokus auf die Einsteigerfreundlichkeit. So verfügt nicht bloß jeder Charakter über einen Special Move, der durch eine bei allen identische Tastenkombination ausgelöst wird. Auch bei den meisten anderen Attacken lösen Button-Masher deutlich leichter Specials aus, als das in früheren Serieniterationen der Fall war.

Gerade diese Specials haben ein bisschen was von den Spezialangriffen aus Injustice. Frank West rammt den Gegner etwa mit einem Einkaufswagen, in dem neben allerlei Baumaterialien für Waffen auch ein neutralisierter Zombie liegt. Sorgen müssen sich Könner aufgrund der erhöhten Zugänglichkeit jedoch keineswegs machen, dass ihnen plötzlich selbst blutige Anfänger Paroli bieten könnten. Denn nur wer sein Handwerk wirklich versteht, ist in der Lage, lange Kombos auszuführen. In dem Sinne gelingt Capcom hier klar, auch Einsteiger deutlich besser abzuholen, ohne Profis zu verprellen.
Frank West attackiert den Gegner bei seinem "Standard-Special" mit einem Einkaufswagen samt Zombie.
 

Geniale Kombos

Besonders im Luftkampf sind irrwitzige Kombos möglich.
Wer jedenfalls sein Prügelhandwerk versteht, der kann in Marvel vs. Capcom - Infinite unglaubliche Kombos hinlegen. Mit Ryus Shoryuken befördern wir Fiesling Thanos aus Guardians of the Galaxy zunächst in die Luft und geben ihm noch ein paar Fausthiebe mit auf den Weg, bevor wir auf Knopfdruck zu unserem Mitstreiter Hulk wechseln. Der lässt seine grünen Fäuste fliegen, um dem zu Boden fallenden Gegner noch seine Sturzattacke reinzuwürgen.

Der Wechsel auf den anderen Charakter ist aber nicht ausschließlich zur Verlängerung von Kombos sinnvoll. Unter Umständen hilft er euch auch bei der Flucht, um nicht in einer Angriffswelle des Gegners festzuhängen – wobei der Block im Spiel tendenziell etwas zu effektiv geraten ist. Aber dabei müsst ihr sehr aufpassen. Wechselt ihr im falschen Moment, befinden sich beide Spielfiguren auf dem Kampffeld, weshalb dann auch beide die Attacke des Gegners abbekommen können.
 

Sechs Steine im Brett

Jeweils 15 Figuren von Marvel respektive Capcom stehen euch zur Auswahl.
Neben den größtenteils individuellen Move-Sets der gut ausbalancierten Spielfiguren und dem Wechsel zwischen euren beiden Charakteren sind die sogenannten Infinity-Steine der wichtigste Bestandteil von Marvel vs. Capcom - Infinite. Davon gibt es sechs Stück, von denen ihr immer nur einen ausrüsten könnt. Der Reality-Stein ermöglicht euch beispielsweise einen Energiestoß, der eurem Gegner Schaden zufügt, der Power-Stein verstärkt euren Angriff und erlaubt, den Gegner wegzustoßen. Beim Space-Stein wiederum zieht ihr den Gegner näher an euch heran, um ihn euch sozusagen zurechtzulegen. Daneben gibt es noch den Time-Stein, mit dem ihr einen Dash grob über ein Drittel des Bildschirms ausführt (sogar durch Gegner hindurch). Damit entkommt ihr einerseits einem Angriff oder ermöglicht, eurem Gegner in den Rücken zu fallen, wenn der nicht schnell genug reagiert. Der Mind-Stein wirft Gegner und macht sie kurzzeitig bewegungsunfähig, der Soul-Stein saugt eurem Kontrahenten Lebensenergie ab, die eurem Helden gutgeschrieben wird.

Das waren allerdings bloß die Grundfunktionen der Steine. Habt ihr im Kampf das separate Energiemeter zur Hälfte oder komplett (letzteres ermöglicht die doppelte Dauer) gefüllt, könnt ihr einen Infinity-Sturm auslösen. Beim Space-Stein sperrt ihr den Gegner dann in einer Art Käfig ein, was dessen Bewegungsfreiheit entsprechend empfindlich einschränkt. Beim Power-Stein fügt ihr mit jedem Treffer während des Sturms erhöhten Schaden zu, und der Time-Stein erhöht die Wechselgeschwindigkeit und macht eure Kombos schneller. Besonders hilfreich ist der Infinity-Sturm des Soul-Steins. Selbst wenn euer anderer Charakter schon komplett ausgeknockt war, belebt ihr ihn damit (mit geringer Lebensenergie, versteht sich) wieder und greift über die gesamte Dauer des Sturms parallel an. Letzteres birgt aber natürlich wie beim Wechsel zum falschen Zeitpunkt die Gefahr, dass beide einen gegnerischen Angriff abkriegen.

Während wir in der Solokampagne, dazu später mehr, dem Soul-Stein die größte Bedeutung beimessen würden, konnten wir im Versus-Modus nicht feststellen, dass einer der Steine den anderen überlegen wäre. Vielmehr unterscheiden sich ihre Funktionen so stark, dass ihre mit allen gleich große Vorteile genießt – wenn ihr die Steine richtig nutzt!
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Der Infinity-Sturm des Space-Steins sperrt den Gegner in einem Käfig ein, was dessen Bewegungsfreiheit empfindlich einschränkt.
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440060 - 18. September 2017 - 15:47 #

Viel Spaß beim Lesen!

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 18. September 2017 - 16:11 #

Danke für den Test, Benjamin. Irgendwann werde ich sicher mal ins Spiel reinschauen, aber nun kommt erst einmal mehr als genug anderes. :-)

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65101 - 18. September 2017 - 17:44 #

Der Endbos-Spoiler ist gut gemacht. Ansonsten nicht mein Genre.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40197 - 18. September 2017 - 18:10 #

Dem schließe ich mich gänzlich an. :)

BobaHotFett 14 Komm-Experte - 1845 - 19. September 2017 - 7:24 #

Waaaaaas? Kein Wolverine? Schande!

Sp00kyFox (unregistriert) 19. September 2017 - 22:39 #

hab als genre-fans jetzt so einige tests gelesen und da haben doch viele tester die spielmechanik falsch oder nicht vollständig wiedergegeben. auch wurde mit verweis auf den vorgänger oftmals behauptet, dass das spiel runtergedummt worden wäre. obwohl durch das neue tag-system und den infinity system es eigentlich kreativer geworden ist, wie man offensive situationen schafft. daher ein großes lob an Benjamin für diesen kompetenten test! das sind nicht unbedingt die einfachsten spiele zum testen, wenn man nicht von sich aus schon ein verständnis über fundamentale konzepte dieser spiele hat.

die wertung ist wohl angemessen, aber im vergleich zu SF5 passt das irgendwie nicht. das bot im release-zustand deutlich weniger und hatte etwaige probleme mit der multiplayer-implementierung. das ist Marvel Infinite das deutlich rundere paket. rückblickend betrachtet, ist da aber SF5 mit einer 8.0 wohl zu gut weggekommen.

btw diese angesprochenen auto-combos lassen sich übrigens in den steuerungsoptionen auch abschalten und es sind wirklich nur fest vordefinierte anfänger-combos. das combo-system ist dennoch komplex und ziemlich kreativ.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83744 - 24. September 2017 - 21:04 #

Puh, nur noch 15 Charaktere pro Seite und davon auch noch, wenn ich das auf dem Screenshot richtig sehe, nur zwei neue gegenüber dem Vorgänger - da bleibe ich doch bei Ultimate MvC3.
Auch wenn der keinen so schönen Story Mode hat...

Sp00kyFox (unregistriert) 26. September 2017 - 6:16 #

30 chars sind sehr viel für einen neuen teil (SF5 hatte zu release 16). immerhin mussten auch die wiederkehrenden chars aus dem vorgänger neu designed werden. und mit Captain Marvel, Gamora, Jedah, Mega Man X, Thanos und Ultron hast du 6 und nicht 2 neue chars.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83744 - 26. September 2017 - 12:32 #

Na ja, ich bin wie gesagt Ultimate MvC3 gewohnt, da sind es 50... Andere Genrevertreter haben weniger, aber gehen die Charaktere mit ihren Movesets auch mehr in die Tiefe. Hier werden sicher auch noch welche dazukommen, aber vorerst sehe ich keinen großen Mehrwert.

Und ich meinte 2 pro Seite, also 4 neue. Ok, habe je einen übersehen. Aber wurde da viel neu designed? In den Videos, die ich gesehen hate, hatten die alten Chars so ziemlich exakt die gleichen Moves wie im Vorgänger.

Sp00kyFox (unregistriert) 27. September 2017 - 0:14 #

das input system ist diesmal anders. entsprechend wurden auch moves geändert, da du jetzt bei der eingabe zwischen punch und kick unterscheiden musst. alle chars haben etwas neues bekommen und moves verhalten sich hier und da anders. aber ja, im großen und ganzen ist das moveset dennoch identisch.

bis auf tekken sehe ich jetzt nicht welche genre-vertreter da bzgl des movesets mehr tiefe haben sollen. die anzahl der special moves ist in der größenordnung wie man das etwa von Street Fighter oder Injustice auch kennt. die komplexität des spiels kommt dann durch das freeflow-tag- und das combo-system zustande, welches im gegensatz zu sonstigen fighting games extrem offen ist und praktisch jede theoretische möglichkeit eine combo fortzusetzen auch erlaubt.

hab das spiel jetzt über 20 stunden gespielt und muss sagen, dass ich wirklich lange nicht ein so tolles gameplay in einem fighting game erlebt habe. wirklich schade, dass es in sachen präsentation nicht mithalten kann und davon anscheinend viele abgeschreckt sind.

verkaufszahlen sind ziemlich niedrig ersten meldungen nach. wobei ich allerdings auch nicht verstehen kann, wieso hier die reviews noch negativer als bei SF5 ausfallen. denn letzteres ist wirklich in einem erbärmlichen zustand released worden. Marvel Infinite hingegen ist ein komplettes spiel und hat viele der probleme nicht, die SF5 heute noch plagen (inkonsistenter netcode, ständige ladescreens und server-synchonisierungen).