Konkrete Designverbesserungen

Peter Molyneux über Fable 3 Report

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Peter Molyneux bei dem Einzigen, was er noch lieber zu machen scheint als Spiele zu designen: Vorträge halten.

(K)ein Schuss in den Ofen
 
Einige der geplanten Änderungen sind relativ leicht zu bewerkstelligen, etwa eine Verschlankung der Bedienoberfläche. Lionhead gestaltet das Startmenü noch klarer, möglichst viele Menüpunkte wandern direkt in die 3D-Spielwelt. Ein Beispiel:  Ihr betretet jetzt eine Art interaktiven Kleiderschrank, in dem euch euer Butler, gesprochen von Monty-Python-Veteran John Cleese, Vorschläge zur Klamottenwahl macht. Schaufensterpuppen tragen alle verfügbaren Kleidungsstücke, etwa eine königliche Kluft für den Empfang eines Würdenträgers oder den praktischen Kampfanzug eines Rebellen.
 
Eine Lebensanzeige gibt es in Fable 3 auch nicht mehr. "Wir hatten erst probiert, die in einen sehr kleinen, kaum sichtbaren und damit störenden Balken zu verwandeln", sagt Molyneux. "Doch wer sieht sich das während eines Kampfes an? Keiner!" Derzeit spiegelt die Farbe des Bildschirms die Heldengesundheit wieder: Wird der Screen schwarzweiß, droht dem Helden ein baldiges Ableben.
 
"Die Karte in Fable 2 war auch ein Schuss in den Ofen", geht Molyneux den nächsten Punkt an. Im nächsten Teil soll eine Lupenfunktion den Blick auf einzelne, schon besuchte Regionen erlauben -- bis hin zu den dort getroffenen Personen und deren gegenwärtigen Aktionen. Verständlicherweise etwas abstrahiert, doch dennoch gut erkennbar. Einen neuen Kontinent namens Aurora bekommt die Spielwelt Albion ebenfalls verpasst.
 
Die Handlungen des Spielers sollen sich klarer auf das Erscheinungsbild seines Helden auswirken. Benutzt er das Schwert, steigt die Stärke des Helden, bei der Verwendung von Fernwaffen wächst er in die Höhe und wird geschickter. Magieeinsatz lässt seine Gesichtszüge tiefer werden, gutes Essen schlägt sich auf das Gewicht des Helden nieder, während Gefolgsleute die Macht des Helden erhöhen. Das klingt einerseits interessant, andererseits auch ein wenig an das Talent- und Fertigkeitensystem von Oblivion, das seine Schwächen nicht kaschieren konnte.
 
Komm, halte meine Hand!
 
"Mama sagt, du sollst nicht mehr in Kneipen gehen!" -- der Held mit seiner willensstarken Tochter.
Der Hund wird in Fable 3 weiter ausgebaut. Dazu kommt eine neue "Anfassen"-Spielmechanik, die sich Molyneux & Co. von dem japanischen PlayStation-2-Meisterwerk ICO abgeschaut haben: "Wir wahren hin und weg von der Möglichkeit, dass der Held in ICO jemanden an die Hand nehmen und damit durch die Spielwelt leiten konnte", verrät Molyneux. Das Anfassen einer anderen Person in Fable 3 macht es möglich, dieser zu folgen, sie an ein bestimmtes Ziel zu bringen, mit ihr spazieren zu gehen oder sie gegen ihren Willen irgendwo hin zu ziehen. Und damit nicht genug: Auch alle anderen Interaktionen im Spiel, seien es Grimassen, sei es das Öffnen von Türen oder Schatztruhen, wird auf die gleiche Weise (also Anfassen und "Ziehen" oder Manipulieren) gesteuert.
 
Josh Atkins, Lead Designer von Fable 3, führt während des Vortrags das Anfassen auf beeindruckende Weise vor: Nachdem er die Freunde seiner Tochter (im Spiel, natürlich) auf rüde Weise verscheucht hat, nimmt er sein Töchterlein in die Arme und wirft sie spielerisch in die Luft. Anschließend fasst er sie an und läuft mit ihr nach Hause. Doch da lädt die Dorfschänke zu einer Pause ein, und Atkins' Held scheint ihr nicht widerstehen zu können. Das Mädchen lässt dessen Hand los, stemmt die Hände in ihre Seiten und meint vorwurfsvoll: "Papa, das ist die Kneipe. Du hast Mutti doch versprochen, nie wieder dort hinein zu gehen." Auf dem restlichen Heimweg brabbelt die Tochter wild drauflos und erzählt uns, was in der Welt passiert.

Ein eher komisches Anfassen-Beispiel: Wir greifen die Hand eines erwachsenen Mannes und rennen mit ihm in Richtung einer Fabrik, um ihn dort als Sklaven zu verkaufen. Als er den Braten riecht, windet er sich, stemmt sich in den Boden und probiert alles, um nicht weiter von uns dorthin gezogen zu werden -- vergeblich. Unser Eindruck: Schon durch diese verhältnismäßig simple Mechanik kommt eine immense emotionale Bindung zu den Charakteren in Fable 3 auf, da man nicht nur an vorgegebenen Stellen und auf vorgegebene Weise mit ihnen interagiert, sondern quasi wie und wann immer man will.
 
König statt Cola
 
Noch ein Kritikpunkt der Vorgänger: Der Spielgeschichte mangelte es manchmal an Klarheit und Dramatik. "Zwar laufen 99 Prozent aller Filme, Bücher, Fernsehserien und Computerspiele nach dem Muster der 'Heldenreise' ab, doch was, wenn wir davon diesmal abweichen?" fragt Peter Molyneux in die Runde. So soll der Hauptcharakter in Fable 3 schon zu Beginn ein Held sein, allerdings ein etwas saft- und kraftloser. Etwa zur Halbzeit soll er dann zum König seines Landes gekrönt werden -- mit der ganzen Macht, aber auch der Verantwortung, die damit einhergeht. "Darin geht es doch in Rollenspielen: Ich habe in einem Ultima-Dungeon keine Zigaretten geraucht, keine Pizza gegessen und keine Cola getrunken, sondern ich war der Held", meint Molyneux. "Das bedeutet aber auch: Wenn ihr erstmal der König seid, dann begegnet ihr auch Untertanen, die euch daran erinnern, was ihr ihnen während eures 'Wahlkampfs' versprochen habt."
 
Hier kommt auch das Prinzip der Gefolgsleute zum Tragen: "Ich kann keine traditionellen Levelsysteme mit Erfahrungspunkten mehr sehen", lästert Molyneux. Die den Erfahrungspunkten entsprechende "Währung" in Fable 3 sind die Gefolgsleute: "Wer die richtige Person, etwa die Tochter eines Bürgermeisters heiratet, wird populärer und bekommt dadurch mehr Gefolgsleute", erklärte Molyneux. "Ich nutze seit einiger Zeit den Micro-Blogging-Dienst Twitter und sammle da meine Followers -- daher kam die Idee, diese Erfahrung auch irgendwie in unser Spiel zu übertragen."

Das "An die Hand nehmen" können wir missbrauchen, um Bettler als Sklaven in eine Fabrik zu verschleppen.
AdlerTimbo 10 Kommunikator - 385 - 28. März 2010 - 17:38 #

Danke für die News!

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 28. März 2010 - 19:10 #

Sehr schöner Artikel. Ich habe damals meine Xbox 360 verkauft um mir eine Ps3 zu holen. Aus Loyalität zu Peter Molyneux und dem großartigen Titel Fable 3 werde ich mir wohl dann wieder eine zu legen. Der Mann kann nicht nur gut reden sondern hat das was uns in der spielebraunche oft genug fehlt. Menschen mit Idden und die wirklich an das glauben was sie tun und dabei nicht nur an Profit denken. Wir brauchen Leute wie Peter Molyneux und Peter Cage, die wirklich das Medium Spiel ernst nehmen und dieses wie eine Art Erfahrung annehmen.
Wie schon oft erwähnt stehe ich sehr zu Peter Molyneux und halte ihn für den wichtigsten "Denker" der Spielindustrie!

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20218 - 29. März 2010 - 10:16 #

Ich hab mir auch erst vor kurzem eine xbox 360 gekauft und war vorher ein großer ps3 Fan. Dann hab ich Fable 1 im Downloadstore runtergeladen, jetzt gerade warte ich auf meine Lieferung mit Fable 2 und kann kaum Fable 3 erwarten. :) Es gibt eben doch gute Gründe alle Systeme zu haben. So kann ich Heavy Rain und Fable genießen und muss nicht am "Ich ziehe über das System her, das ich nicht habe" Krieg teilnehmen. ;)

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66877 - 28. März 2010 - 19:57 #

Auch wenn ich mir schon lange eine gesunde Vorsicht gegenüber Äusserungen von Peter Molyneux zu seinen kommenden Spielen angewöhnt habe, so kann ich doch nicht umhin, ihm immer wieder fasziniert "zuzuhören". Der Mann hat einfach Charisma, ist vielleicht nur schon fast ZU kreativ, so dass er oft viel weiter denkt, als er es dann tatsächlich umsetzen kann, sei es durch technische oder finanzielle Grenzen oder schlicht die Tatsache, dass manchmal weniger Features einfach mehr sind.

Dass er so kreativ ist, ist an sich ja prima und es ist völlig normal, dass das Endprodukt das Ergebnis und nicht die Summe der Ideen ist. Nur hat er in den letzten Jahren oft den Fehler gemacht, mit jeder Idee sofort alle anderen gleich mitbegeistern zu wollen, bevor überhaupt klar war, ob sie überhaupt sinnvoll verwertbar ist. Dadurch sind Erwartungen und das tatsächliche Spiel hin und wieder doch arg auseinandergegangen. Ich sage da nur Black&White.

Trotzdem: man kann nicht anders, als ihn und seine Verdienste um unser liebstes Hobby zu bewundern. Und all die wunderbaren Bullfrog-Klassiker sind auch nicht vergessen!

Danke für den Bericht.

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 28. März 2010 - 20:13 #

Vielen Dank für diese anschaulich aufbereitete Information. :)

bsinned 17 Shapeshifter - 8201 - 28. März 2010 - 20:52 #

Hoffentlich kann Mr. Molyneux seine Kreativität noch mal soweit bündeln, dass ein echter Kracher dabei rauskommt.
Seine letzten Werke waren doch etwas halbgar oder nicht ganz zuende gedacht. Anscheinend merkt er das ja selbst.

Anonymous (unregistriert) 28. März 2010 - 21:35 #

Wann kommt endlich der zweite teil für pc raus

breedmaster 14 Komm-Experte - 1927 - 28. März 2010 - 21:38 #

Sehr sehr interessanter Artikel, auch von mir danke.

Was hat eigentlich "Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)" zu bedeuten? Roland als Autor OK. Aber welche Rolle spielt Redaktion. Diese Auszeichnung ist mir allerdings schon öfters in den Medien untergekommen.

Maestro84 19 Megatalent - - 18403 - 29. März 2010 - 7:48 #

Irgendwie ist mit Mr. M seit B&W suspekt. Seine wirklichen Glanzzeiten liegen schon Ewigkeiten zurück, das war noch vor Beginn meiner PC-Zockerei.

Metalaz0 10 Kommunikator - 436 - 29. März 2010 - 8:32 #

Ich fand Fable 2 als eines seiner besten (vom umgesetzten versprochenen Anteil) Spiele und somit freue ich mich schon sehr sehr auf Fable 3.
Achja das Magiesystem hab ich auch nur dann und wann benutzt (wenn ich ausversehen auf die taste kam).

MondPrinzessin 09 Triple-Talent - 337 - 13. Juni 2010 - 8:42 #

Gut, das ich damals nie was mit bekommen hatte von irgendwelchen Versprechungen, so war ich begeistert von dem was im Spiel war und hatte auch nichts vermisst. :D Manchmal hat´s auch Vorteile so uninformiert zu sein. *gg*