Konkrete Designverbesserungen

Peter Molyneux über Fable 3 Report

Hype -- nein, danke! Das scheint das derzeitige Motto von Peter Molyneux zu sein. Wo er früher zwar regelmäßig über sein jeweils letztes Programm schimpfte (da kann ja nichts mehr passieren!), das nächste aber über den grünen Klee lobte, schlägt er nun auch in Bezug auf Fable 3 vorsichtigere Töne an. Die neue Ehrlichkeit?
Roland Austinat 28. März 2010 - 18:11 — vor 14 Jahren aktualisiert
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Peter Molyneux - was hat uns dieser Spieldesigner im Laufe der letzten Jahre und Jahrzehnte nicht alles versprochen. Er schürte die Hysterie um seine Entwicklungen wie kein zweiter, machte sich Notizen, wenn aus dem Publikum besonders gute oder abstruse Ideen kamen und versprach, diese auf jeden Fall in sein aktuelles Projekt zu übernehmen. Im Fall des Rollenspiels Fable beschwerten sich nach dessen Erscheinen Ende 2004 zahlreiche Spieler darüber, dass wesentliche, von Molyneux versprochene Inhalte am Ende fehlten. Etwa eine mit dem alternden Helden mitwachsende Vegetation oder die Möglichkeit, Kinder zu zeugen, die einen elementaren Einfluss auf das Spiel haben sollten. Der Unmut schlug so hohe Wellen, dass Peter Molyneux höchstpersönlich eine Entschuldigung für seine falschen Versprechungen im offiziellen Forum seiner Firma Lionhead Studios veröffentlichte. Sechs Jahre später gab es auf der Game Developers Conference 2010 in San Francisco eine öffentliche Molyneux-Manöverkritik zur Fable-Serie und einen gleichzeitigen Ausblick auf den nächsten Teil.
 
Rollenspiel-Dämmerung?
 
Schon Fable 1 (hier eine Szene aus "Lost Chapters") war sehr gut spielbar und schön anzuschauen.
Peter Molyneux beginnt seinen Vortrag mit einem kurzen Rückblick auf Fable 1. Dieses sollte das Rollenspiel-Genre aus seiner Nische holen, die sich von Wizardry und Ultima bis zu Fallout 3 nicht großartig verändert habe. "Immer ging es um Zahlen, Zahlen, Zahlen", erinnert sich Molyneux.

Angesichts eines Rollenspiel-Marktanteils von etwa fünf Prozent stelle sich heute die Frage, ob das Genre tot sei. "Was, wenn wir Fable mehr zu einem Action-Adventure machen?" dachte Molyneux laut nach. "Denn wenn eine Spielserie nicht weiter wächst, stirbt sie." Dummerweise sind Rollenspiele nach Ansicht Molyneux' ein sehr begrenzter Markt, den auch die PR-Abteilungen nur schwer verkaufen können. Und: "In Spielen wie Heavy Rain und Assassin's Creed gibt es viel mehr Emotionen und Drama". Diese kühnen Behauptungen untermauerte der Designer mit ein paar Fakten: Laut einer Untersuchung haben über 60 Prozent der Fable-Spieler weniger als 50 Prozent aller Spielelemente verstanden. Über die Hälfte hat das Magie-System nie benutzt, sehr viele Spieler packten Fertigkeitspunkte einfach in die erste verfügbare Fertigkeit, ohne weiter darüber nachzudenken. Peter Molyneux ist überzeugt: "Unsere Industrie steuert auf immer leicht zugänglichere Titel hin -- wir verkürzen die Einarbeitungsphase der Spieler immer mehr." Nur: Wie passen Rollenspiele da hinein? Und wie verkauft ein Publisher davon mehr als zugegeben kühne fünf Millionen Exemplare?
 
Des Fables Kern
 
Um Fable 3, den nächsten Teil der Serie, noch leichter zugänglich zu machen, begannen die Entwickler mit einer Analyse: Was ist der Kern des Fable-Prinzips, welche Elemente sollten unbedingt beibehalten werden? An erster Stelle stand die Veränderung des Spielcharakters mit fortschreitender Spieldauer. "Das gelang uns in Fable 2 mit den weiblichen Helden nicht so ganz", stellte Peter Molyneux fest. "Die sahen am Ende  alle wie Kriegerin Xena aus dem Fernsehen aus. Und habt ihr mal versucht, bewusst einen Dieb oder Assassinen zu spielen? Die sehen alle sehr, sehr ähnlich aus."
 
Eine weitere Fable-Designsäule: Entscheidungen, die Konsequenzen haben, gekoppelt mit einer mitreißenden Geschichte, die Platz für solche Entscheidungen lässt. Dazu gehören auch Emotionen: "Der Hund in Fable 2 war ein großer Erfolg", freute sich Molyneux. "Wir bekamen jede Menge böse Briefe, als wir ihm etwas übel mitgespielt haben. Gleichzeitig gewannen wir den Preis für das tierfreundlichste Spiel -- unglaublich, wenn man bedenkt, wie unfreundlich wir zu Hühnern waren."

Und dann soll Fable 3 auch noch einfach zu bedienen sein, am besten mit Kämpfen, die nur einen Knopfdruck benötigen. "Doch dann stellt sich irgendwann die Frage: Wie viele dieser Elemente passen überhaupt noch in ein Rollenspiel?", so Peter Molyneux in seinem Vortrag.
 
Die Kämpfe in Fable 3 sollen eher noch actionlastiger werden, aber neben dem Standard-Button auch einen zweiten erfordern, um Spezialangriffe aufzuladen. Damit sollen mächtige Kombos möglich sein.
AdlerTimbo 10 Kommunikator - 385 - 28. März 2010 - 18:38 #

Danke für die News!

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 28. März 2010 - 20:10 #

Sehr schöner Artikel. Ich habe damals meine Xbox 360 verkauft um mir eine Ps3 zu holen. Aus Loyalität zu Peter Molyneux und dem großartigen Titel Fable 3 werde ich mir wohl dann wieder eine zu legen. Der Mann kann nicht nur gut reden sondern hat das was uns in der spielebraunche oft genug fehlt. Menschen mit Idden und die wirklich an das glauben was sie tun und dabei nicht nur an Profit denken. Wir brauchen Leute wie Peter Molyneux und Peter Cage, die wirklich das Medium Spiel ernst nehmen und dieses wie eine Art Erfahrung annehmen.
Wie schon oft erwähnt stehe ich sehr zu Peter Molyneux und halte ihn für den wichtigsten "Denker" der Spielindustrie!

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20286 - 29. März 2010 - 11:16 #

Ich hab mir auch erst vor kurzem eine xbox 360 gekauft und war vorher ein großer ps3 Fan. Dann hab ich Fable 1 im Downloadstore runtergeladen, jetzt gerade warte ich auf meine Lieferung mit Fable 2 und kann kaum Fable 3 erwarten. :) Es gibt eben doch gute Gründe alle Systeme zu haben. So kann ich Heavy Rain und Fable genießen und muss nicht am "Ich ziehe über das System her, das ich nicht habe" Krieg teilnehmen. ;)

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66905 - 28. März 2010 - 20:57 #

Auch wenn ich mir schon lange eine gesunde Vorsicht gegenüber Äusserungen von Peter Molyneux zu seinen kommenden Spielen angewöhnt habe, so kann ich doch nicht umhin, ihm immer wieder fasziniert "zuzuhören". Der Mann hat einfach Charisma, ist vielleicht nur schon fast ZU kreativ, so dass er oft viel weiter denkt, als er es dann tatsächlich umsetzen kann, sei es durch technische oder finanzielle Grenzen oder schlicht die Tatsache, dass manchmal weniger Features einfach mehr sind.

Dass er so kreativ ist, ist an sich ja prima und es ist völlig normal, dass das Endprodukt das Ergebnis und nicht die Summe der Ideen ist. Nur hat er in den letzten Jahren oft den Fehler gemacht, mit jeder Idee sofort alle anderen gleich mitbegeistern zu wollen, bevor überhaupt klar war, ob sie überhaupt sinnvoll verwertbar ist. Dadurch sind Erwartungen und das tatsächliche Spiel hin und wieder doch arg auseinandergegangen. Ich sage da nur Black&White.

Trotzdem: man kann nicht anders, als ihn und seine Verdienste um unser liebstes Hobby zu bewundern. Und all die wunderbaren Bullfrog-Klassiker sind auch nicht vergessen!

Danke für den Bericht.

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 28. März 2010 - 21:13 #

Vielen Dank für diese anschaulich aufbereitete Information. :)

bsinned 17 Shapeshifter - 8200 - 28. März 2010 - 21:52 #

Hoffentlich kann Mr. Molyneux seine Kreativität noch mal soweit bündeln, dass ein echter Kracher dabei rauskommt.
Seine letzten Werke waren doch etwas halbgar oder nicht ganz zuende gedacht. Anscheinend merkt er das ja selbst.

Anonymous (unregistriert) 28. März 2010 - 22:35 #

Wann kommt endlich der zweite teil für pc raus

breedmaster 14 Komm-Experte - 1927 - 28. März 2010 - 22:38 #

Sehr sehr interessanter Artikel, auch von mir danke.

Was hat eigentlich "Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)" zu bedeuten? Roland als Autor OK. Aber welche Rolle spielt Redaktion. Diese Auszeichnung ist mir allerdings schon öfters in den Medien untergekommen.

Maestro84 19 Megatalent - - 18467 - 29. März 2010 - 8:48 #

Irgendwie ist mit Mr. M seit B&W suspekt. Seine wirklichen Glanzzeiten liegen schon Ewigkeiten zurück, das war noch vor Beginn meiner PC-Zockerei.

Metalaz0 10 Kommunikator - 436 - 29. März 2010 - 9:32 #

Ich fand Fable 2 als eines seiner besten (vom umgesetzten versprochenen Anteil) Spiele und somit freue ich mich schon sehr sehr auf Fable 3.
Achja das Magiesystem hab ich auch nur dann und wann benutzt (wenn ich ausversehen auf die taste kam).

MondPrinzessin 09 Triple-Talent - 337 - 13. Juni 2010 - 9:42 #

Gut, das ich damals nie was mit bekommen hatte von irgendwelchen Versprechungen, so war ich begeistert von dem was im Spiel war und hatte auch nichts vermisst. :D Manchmal hat´s auch Vorteile so uninformiert zu sein. *gg*