Ein Prototyp der Brettspiel-Umsetzung zu Warhorse' Rollenspiel Kingdom Come: Deliverance

Das Brettspiel zu Kingdom Come: Deliverance

In Zusammenarbeit mit Warhorse arbeitet das tschechische Studio Boardcubator an einer Brettspiel-Umsetzung von Kingdom Come: Deliverance. Wir konnten eine kurze Demorunde mit einem frühen Prototypen ausprobieren. Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Bürgers und bewegt sich mit seiner Miniatur über ein größer werdendes Spielfeld. Dabei können zahlreiche Events getriggert werden, die die Welt verändern. Das Spiel wird durch eine App gesteuert, sodass weder für Regeln noch die Story in Büchern geblättert werden muss. Das Spiel ist voll vertont, so wird euch die Geschichte beim Spielen erzählt, anstatt dass sie einer der Mitspieler vorlesen muss.
 

Unsere Helden bekämpfen einen Wächter (gelber Untersatz)

So erkundet ihr die mittelalterliche Welt und erlebt gemeinsam Abenteuer. Wir stießen auf der Suche nach einem Waisenkind auf ein Lager mit drei Wächtern, denen wir uns im Kampf stellen mussten. Durch Untersetzer an den Figuren wird euch der Bedrohungslevel angezeigt – so seht ihr direkt, welche NPCs euch gegenüber freundlich gesinnt sind, und welche euch angreifen werden.

Vieles wird durch Würfelproben ermittelt, für die jeder Charakter je nach Stärken und Attributen verschiedene Farben hat. Es werden immer alle Würfel geworfen, die Ergebnisse 1-3 zählen für alle Proben, alle anderen Werte nur für die gewürfelte Farbe der Probe. Die App sagt euch, was der maximale Wert für einen Erfolg ist, aber oft reicht auch ein geringerer Wert. Durch Aktionen könnt ihr das Würfelergebnis zudem verbessern.

Kingdom Come Deliverance – Das Brettspiel setzt voll auf Kooperation. Ihr müsst euch gegenseitig unterstützen, sonst kann das Spiel wie in unserer Probepartie auch schnell enden. Das Spiel soll Anfang nächsten Jahres via Gamefound (eine Alternative zu Kickstarter, die sich ausschließlich auf Brettspiele fokussiert) finanziert werden und dann etwa ein Jahr später erscheinen, also 2023.

He-Man als Miniaturen-Brettspiel

Das Area-Control-Spiel Masters of the Universe - Fields of Eternia

Während außerhalb von Europa die Lizenz der beliebten Mattel-Figuren aus den 80er Jahren bei CMON liegt, hat der polnische Hersteller Archon Games eine eigene Adaption der Masters of the Universe für den europäischen Markt erstellt. Archon Games war bereits für den Minaturen-Skirmisher Aliens vs Predator und das MOBA-Brettspiel LOAD (zum Test) verantwortlich.

In Masters of the Universe – Fields of Eternia übernehmen ein bis drei Spieler die Rolle der Masters, während auf der Gegenseite ein bis drei Leute Skeletors Schergen übernehmen. Jedem Teilnehmer steht  ein Held der jeweiligen Seite als Minatur zur Verfügung. Fields of Eternia ist ein Area-Control-Spiel, das Ähnlichkeiten zu Risiko hat. Durch die Helden und Schurken kommt aber zusätzlich ein interessantes Kampfsystem hinzu, das vor allem im späteren Verlauf starken Einfluss nimmt.

Ihr bewegt euch mit euren Helden oder Schurken abwechselnd über die Spielwelt, stellt neue Einfluss-Tokens in die Gebiete, um damit die Spielwährung Eternium zu generieren, die ihr in Shops gegen Gegenstände und Fahrzeuge eintauschen könnt, um eure Helden zu verbessern. Das Spiel enthält mehrere Missionen, die eine Kampagne erzählen, auf jeder Karte stehen Zitate aus der Zeichentrick-Serie. Dank zahlreicher Strechgoals sind etliche der Figuren enthalten, sodass die meisten Fans ihre Lieblinge wiederfinden dürften. Masters of the Universe – Fields of Eternia wurde bereits im Sommer finanziert und soll etwa Mitte 2022 erscheinen.
 

Heroes of Might & Magic 3 – Das Brettspiel

Eine große Neuankündigung zur Spiel’21 gab es zudem aus dem Hause Archon Games: nächstes Jahr soll das Brettspiel zu Heroes of Might & Magic 3 erscheinen. Viele Details hierzu wollten uns die Kollegen am Stand nicht verraten, da die Verträge kurz vor der Messe erst abgeschlossen worden waren.

Aber so viel steht fest: Wie in der digitalen Vorlage startet ihr in eurer Stadt, entwickelt euren Helden, findet seltene Artefakte und verstärkt euer Heer, mit dem ihr dann in strategische Kämpfe mit Miniaturen zieht. Die Illustrationen sind dem Spiel entliehen und erzeugen gleich ein starkes Nostalgie-Gefühl zu einem der beliebtesten Ableger von Ubisofts Rundenstrategie-Reihe. Die Finanzierung des Spiels soll im November via Kickstarter stattfinden.
 

Das Rollenspiel Alien wird von Free League Publishing herausgegeben, die auch für das Brettspiel zu Crusader Kings verantwortlich sind.

Was gab es sonst so?

Neben Brettspielen gab es auch anderes auf der Spiel 2021 zu entdecken. In Halle 6 gab es einen größeren Rollenspiel-Bereich, bei dem zahlreiche Verlage ihre neusten Werke zeigten, wie etwa das Rollenspiel Alien zur gleichnamigen SF-Marke, aber auch Cthulhu und Shadowrun waren stark vertreten.

Zudem gab es mehrere Comicstände, einen größeren LARP-Verkaufsstand sowie mehrere Stände mit Farben, unter anderem vom spanischen Hersteller Scale75, an dessen Stand Profi-Maler im Stream malten und für Fragen zur Verfügung standen. Zudem gab es in der Galerie zwischen den Hallen einen großen Kinderbereich, wo gepuzzelt werden konnte, oder gar Carcassonne mit 50cm großen Karten gespielt werden konnte.

Unser Messefazit zur Spiel 2021

Da viele Familien wegen der Pandemie mehr Zeit zu Hause verbringen, wird offensichtlich auch mehr an heimischen Tischen gespielt. Firmen wie Games Workshop haben ihre Umsätze in den vergangenen anderthalb Jahren massiv erhöhen können. Brettspiele sind weiterhin sehr beliebt, und der Markt wächst. Dass eine Spielemesse trotz Pandemie funktionieren kann, haben die Veranstalter bravourös gezeigt. Andere Veranstalter sollten sich hier ein Vorbild nehmen. Lediglich ein paar große Hersteller vermissten wir auf der Messe. Dafür gab es nur selten längere Warteschlangen, und auch keine Skandale um limitierte Messe-Goodies, die in Vorjahren frühzeitig vergriffen waren.

Weiterhin steigt die Anzahl der Brettspiele mit Miniaturen, wodurch sich allerdings die Kosten und auch die Dauer der Produktion erhöht. Manch einem Spiel hätte ein Pappaufsteller als Spielfigur gereicht, zumal sich Hobbyisten die Figuren bei Bedarf auch selbst drucken können. Bedingt durch die aktuellen Container-Preise im Welthandel (teils 500% über den Vor-Pandemie-Preisen) haben viele Hersteller einen Aufschlag auf den Endkundenpreis ihrer Spiele vorgenommen. Dennoch fanden wir die Preise immer noch in einem angemessenen Rahmen für den Inhalt der jeweiligen Spiele. Das schienen auch viele Besucher so zu sehen: Viele liefen mit vollen Taschen und Koffern voller Einkäufe über die Messe.

Autor: Martin Lisicki, Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)