Totgeglaubte leben eben doch länger. Das beste Beispiel hierfür ist Kid Icarus, der auf dem 3DS als Launchtitel sein Comeback feiert. Beeindruckend und im Trailer zu sehen: Die 3DS-Grafik kann fast mit der Wii gleichziehen.

Eat this, 3D-Brillenindustrie!

Alte Marken sind Nintendo wichtig. Aber mit dem 3DS starten sie auch gleichzeitig in die Zukunft durch.

"Nach Ankündigungen wie GoldenEye 007, Kirby's Epic Yarn, Donkey Kong Country Returns und The Legend of Zelda: Skyward Sword fühlt ihr euch wahrscheinlich alle ein wenig in die Vergangenheit zurückversetzt. Aber wir wollen jetzt einen Blick in die Zukunft werfen und euch zeigen, wie wir die Messlatte für Gaming in den nächsten Jahren heben und erweitern wollen." Damit begann Reggie Fils-Aime die Vorstellung des Nintendo 3DS und ließ sich über die störenden 3D-Brillen aus, die ja nicht nur störend, sondern außerdem auch noch teuer seien. Es wäre doch viel besser, 3D ohne Brille erleben zu können. Und: "Niemand hat gesagt, dass das einfach sein würde. Nun ja, niemand außer wir bei Nintendo." In einem Trailer sehen wir nun die wichtigsten Meilensteine in der Entwicklung der 3D-Industrie. Der Trailer endet mit dem Schriftzug:  "JETZT" und den darauf folgenden Worten: "Nichts mehr zwischen dir und dem 3D-Erlebnis." Daraufhin erhebt sich auf einem ausfahrbaren Podest im Nebel der 3DS, den Saturo Iwata, CEO von Nintendo, der inzwischen auf die Bühne getreten ist, uns im Folgenden ausführlich vorstellt.

Der Nintendo 3DS

Äußerlich ähnelt das Gerät zunächst stark den Vorgängern. Das Gerät verfügt über zwei Bildschirme, wobei der obere Screen mit 3,5'' etwas größer ist als der untere. Der obere Screen ist auch derjenige, der für die 3D-Darstellung genutzt werden soll, während der untere nur der Touch-Steuerung dient. Diese Entscheidung kommentierte Iwata damit, dass sich Fingerabdrücke, die bei einem Touchscreen natürlich unvermeidbar seien, leider überhaupt nicht mit einer guten 3D-Darstellung vertragen würden. Der obere Teil des 3DS verfügt außerdem auch über einen 3D-Tiefenregler, mit dem ihr den 3D-Effekt je nach euren Wünschen maximieren, herunterregeln oder sogar gänzlich ausschalten können werdet. Der untere Teil besteht aus einem so genannten Slide Pad und einem traditionellen Steuerkreuz, dass sich darunter befindet. Was wir nicht sehen und was sich aber dennoch im Gerät befindet, ist außerdem ein Bewegungs- und ein Gyrosensor. Das Gerät wird voll kompatibel mit dem DSI sein und bietet nicht nur eine, sondern gleich zwei Kameralinsen. Denn Fotos, die ihr mit dem DSI schießt, werdet ihr euch in echtem 3D ansehen können. Zu diesem Zeitpunkt raunte das Publikum im Nokia Theater schon längst kontinuierlich, aber dieses Raunen sollte bei der nächsten Ankündigung noch zunehmen. Denn der Nintendo 3DS wird es euch ermöglichen, echte 3D-Filme mit ihm zu gucken. Partnerschaften mit Disney, Warner Bros. und Dreamworks bestehen bereits. Wenn ihr euch also Drachenzähmen leicht gemacht in 3D anschauen wollt, könnt ihr das auf dem 3DS tun. Über die Onlinefunktionen des 3DS übrigens wurde nur sehr kurz geredet. Aber das Gerät soll automatisch nach WiFi-Points suchen und weitere kostenlose Onlinefunktionen bieten. Bis wir mehr dazu erfahren, müssen wir uns noch ein bißchen gedulden. Bisher behandelt Nintendo das Internet ja eher stiefmütterlich.

Wenn ihr euch für unser Angespielt-Erlebnis mit dem Nintendo 3DS interessiert: Ihr findet es hier.

Saturo Iwata stellte den 3DS vor. Hier erklärt er den Tiefenregler, mit dem ihr den 3D-Effekt maximieren oder gar ganz abstellen könnt. Aber wieso sollten wir ihn abstellen wollen? Wir sind doch froh, dass wir ihn endlich haben.

Kid Icarus und massig Entwickler-Support

Der Nintendo 3DS soll ein Produkt für den Massenmarkt sein, aber: "Was euch wirklich interessiert, sind die Spiele, oder?" Daraufhin erinnert uns Iwata an das Entwicklerstudio Project Sora, Anfang 2009 gegründet, und sagt: "Ich bin froh, euch mitteilen zu können, dass Project Sora nur zu einem Zweck gegründet wurde: Einen Launchtitel für den 3DS zu entwickeln. Hier ist er". Und daraufhin begann ein Trailer, der das Publikum erneut überraschen sollte. Denn plötzlich flog Kid Icarus über den Präsentationsschirm. Ein Held der alten Zeit, an dessen Comeback viele Gamer schon lange den Glauben verloren hatten. Zum Gameplay lässt sich sagen, dass es im Trailer ein wenig an die Sin & Punishment-Reihe erinnerte. Aber ob das richtig ist oder ob wir völlig falsch damit gewickelt sind, in Kid Icarus: Uprising eine Art Rail-Shooter mit Engeln zu sehen, können wir ohne erste Eindrücke vom echten Gameplay nur schwer sagen. Eins aber können wir mit Sicherheit sagen: die In-Game-Grafik sah nicht nach DS-, sondern nach Wii-Standard aus. Das deckt sich mit Iwatas Aussage, dass die Hardware des 3DS generalüberholt und fit für die Zukunft gemacht wurde.

Die Liste der Third-Party-Entwickler, die beim 3DS mit im Boot sind, verfehlte ihre Wirkung bei der Konferenz nicht.

Und kurz darauf beeindruckt Nintendo das Publikum auch noch mit einer stattlichen Liste von Third-Party-Entwicklern, die für das Nintendo 3DS Spiele entwickeln werden. Um nur einige zu nennen: Activision, EA, Level 5, Capcom, Konami, NamcoBandai, SEGA, Square Enix, THQ. Was das im Klartext bedeutet, lässt uns Fils-Aime im Folgenden wissen. Wir können für den 3DS unter anderem Spiele aus den folgenden Franchises erwarten: Saint's Row, Professor Layton, Kingdom Hearts, Madden, Resident Evil, Assassin's Creed, Ridge Racer und Metal Gear Solid. Ein lauteres Raunen als bei dieser Aufzählung haben wir während der gesamten Pressekonferenz nicht gehört. Es folgte ein Trailer, in dem Entwickler ihre ersten Erlebnisse mit dem 3DS beschreiben. Hideo Kojima sagte: "Ich habe auf den Bildschirm geguckt und plötzlich wurde alles zu 3D, einfach so." Und ein Entwickler von 5th Cell, den Erfindern von Scribblenauts, betonte: "Allen Ernstes: Ich wollte in den Bildschirm hineingreifen und die Objekte aus ihm herausholen." Große, begeisterte Worte also. Doch wie würde Nintendo beweisen, dass sie der Wahrheit entsprechen?

Nintendo beweist Witz und Frauenpower

Auf genau diese Frage ging Reggie Fils-Aime im Folgenden ein. Leider gebe es keinen guten Weg, um einem so großen Publikum das 3D-Erlebnis des 3DS nahe zu bringen. Aber man habe ein Video produziert, dass es vielleicht erklären könne. Der im Folgenden zu sehende Clip war tatsächlich witzig statt unfreiwillig komisch und zeigte, wie nacheinander Iwata und Miyamoto in den 3DS gesogen werden. Am Ende kommt Fils-Aime dazu und Bowser faucht ihm aus dem oberen 3D-Screen entgegen. Als die Kamera wieder auf die Bühne blendet, steht Fils-Aime dort mit zerrissenem und verbranntem Oberteil. Witzig, ja. Aber wenn Nintendo damit die Show beendet hätten, wäre dennoch ein sehr fader Beigeschmack geblieben.

Erfreulicherweise beendeten sie die Pressekonferenz aber auf anderem Wege. Nämlich mit dutzenden (wir tippen sogar auf weit über hundert) schönen Frauen, die sich von der Bühne aus mit einem 3DS ausgestattet in den hinteren Bereich der Halle begaben, um dort jedem anwesenden Journalisten eine kurze Chance dazu zu geben, den 3DS live auszutesten und den 3D-Effekt mit eigenen Augen zu erleben. Zeitgleich erhoben sich im vorderen Bereich des Saals mehrere Stationen, an denen die, die gerade noch auf ihre Hands-On-Zeit mit dem 3DS warten mussten, das neue Zelda selbst ausprobieren konnten. Fils-Aime dankte nun noch für die Aufmerksamkeit, wünschte viel Spaß und beendete damit ereignisreiche 90 Minuten.

Fils-Aime führte durch die sehr gelungene Konferenz und legte sich dafür in einem Trailer sogar mit Bowser an.

Fazit: Pionierarbeit und massig Spiele

Dass wir von dem 3DS und seinem 3D-Effekt bei unserem Hands-On sehr beeindruckt waren und es gar nicht mehr erwarten können, mehr Zeit mit dem Handheld zu verbringen, könnt ihr in einer separaten News genauer nachlesen. Hier wollen wir stattdessen ein Fazit zur Pressekonferenz ziehen. Und dieses Fazit fällt sehr gut aus. Denn ausgerechnet Nintendo, denen immer wieder ein zu starker Hang zum Casual-Markt vorgeworfen wird, konnten in diesem Jahr mit starken Ankündigungen, unerwarteten Überraschungen und mit massig Core-Games punkten. So sehr sogar, dass wir noch nicht einmal groß darüber enttäuscht sind, immer noch nichts von heiß erwarteten Spielen wie Pikmin 3 gesehen zu haben. Und außerdem haben sie großen Worten große Taten folgen lassen. Selbst wenn wir allen anfänglichen Enthusiasmus mal beiseite lassen und uns in Skepsis versuchen, so kommen wir dennoch nicht umhin, gestehen zu müssen, dass Nintendo mit dem 3DS eine ähnlich einschlagende Pionierarbeit wie mit der Wii gelingen dürfte. Und Nintendo hätte uns kaum eine Folie mit bereits 16 Third-Party-Entwicklern zeigen können, wenn diese nicht scheinbar auch der Meinung wären, dass mit dem 3DS etwas Großes und Gutes auf uns zukommt. Um es also kurz zu machen: Diese Konferenz war eine mehr als nur genügende Wiedergutmachung für die maue Vorstellung im letzten Jahr. Sie hinterlässt uns nicht nur beeindruckt, sondern auch sehr gespannt.

Reporter vor Ort: Florian Pfeffer / Redaktion: Philipp Spilker (GamersGlobal)