Studierend in die Spielebranche

Die Games Academy Report

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Ein Großteil der Dozenten an der Games Academy sind selbst noch aktive Entwickler.

Eure Visitenkarte: Die Bewerbung

Das Qantm Institute



Das Qantm Institute wurde 1995 in Australien gegründet und ist der Vorreiter aller Spezialschulen für die Ausbildung von Spieleentwicklern. Seit 2006 gibt es auch Niederlassungen in München und Berlin.

Im Gegensatz zur Games Academy, bietet Qantm nur ein einziges Fach an. In 12 Monaten bekommt ihr im Studiengang "Interactive Entertainment" zuerst die Grundlagen der Programmierung und des Designs gelehrt, und könnt euch dann entweder in Richtung Grafiker/Designer oder Programmierer/Entwickler spezialisieren. Zusätzlich gibt es sechswöchige Kurzkurse zu den Themen Comic- und Characterdesign und  3D Animation für 450,- Euro.

Mehr Infos und Termine für die Tage der offenen Tür findet ihr auf der offiziellen Homepage des Institutes.

Für die Studiengänge als Game Artist, Game Programmer und Game Designer reicht es aus, 18 Jahre alt zu sein und einen Realschulabschluss in der Tasche zu haben, um bei der Games Academy zugelassen zu werden. In der Praxis besitzen aber durchschnittlich 70% der Studenten sogar einen Abiturabschluss. Für Game Producer sind die Anforderungen schon höher: 23 Jahre auf dem Alterskonto und eine abgeschlossene Berufsausbildung müsst ihr hierfür vorzeigen können. Der Game Producer ist allerdings auch eher ein traditioneller Management-Beruf, bei dem Organisationstalent und Gruppenbetreuung im Vordergrund stehen. Doch egal welcher Studiengang: eure Zeugnisnoten sind für die Zulassung letzten Endes zweitrangig. Laut Geschäftsführer Thomas Dlugaiczyk werden bei einer Bewerbung stattdessen die vier Bereiche "Kompetenzen" (Teamfähigkeit und andere "soft skills"), "Wissen" (Computerkenntnisse, Interesse an Videospielen), "Fähigkeiten" (Auswahl der Werkzeuge) und "Fertigkeiten" (Benutzen der Werkzeuge) überprüft. Eine aussagekräftige Bewerbung ist da nur der Anfang, wobei jeder Studiengang seine eigenen Zusatzanforderungen mit sich bringt. Ein Portfolio mit Arbeitsbeispielen ist nicht nur für den Game Artist Pflicht und wird beim Bewerbungsgespräch sprichwörtlich auseinander genommen. Aber keine Angst: ihr müsst jetzt nicht noch schnell damit anfangen, eine Mod zu entwickeln. Euer Talent und eure Eignung könnt ihr auch auf andere Art beweisen.

Doch je mehr Arbeit ihr in eure Bewerbung steckt, desto mehr lohnt es sich dennoch: denn 150 Privatdozenten aus 50 Unternehmen lehren an der Games Academy und sind bereits in den Bewerbungsprozess involviert. Darunter auch viele bekannte Entwickler wie Daniel Dumont (Der Patrizier 2; Game Design) oder Roman Keskenti (Risen; Game Programming).  Das hat für sie den Vorteil, dass sie sich sirekt an der Wiege potentielle Kandidaten heraussuchen und heranziehen können, um sie später direkt zu übernehmen. Dementsprechend hoch ist auch die Vermittlungsquote in den einzelnen Studiengängen. Eigenen Statistiken der Games Academy zufolge liegt diese zwischen 75% und 90%. Die größten Übernahmechancen haben laut dieser Statistiken Game Programmer, während Game Artists und Producer bei immerhin 75% liegen. Alleine beim Frankfurter Entwicklerstudio Crytek (Crysis) sind derzeit 22 Absolventen der Games Academy in diversen Positionen beschäftigt. Praktika gehören jedoch nicht zum Studium – ihr seid ausschließlich an den Standorten Berlin und Frankfurt am Main am Werkeln.

Sebastian Bombera ist Game Designer bei Related Designs und mitverantwortlich für die beiden Aufbaustrategiehits Anno 1707 (oben) und Anno 1404. Er hat 2005 seinen Abschluss an der Games Academy gemacht.

Umfangreiche Ausstattung

Die Games Academy kooperiert mit Firmen aber nicht nur mittels der Dozenten – auch die Arbeitsmittel werden teils gesponsert. Crytek stellt beispielsweise die CryEngine 2 und 3 zur Verfügung, dank Microsoft hat außerdem jeder Student Zugriff auf das MSDN-Portal mitsamt der dort verfügbaren Software. Und Nintendo sowie Sony stellen Developer-Kits unter anderem für die Wii und die PSP bereit. Auch auf die wichtigsten Werkzeuge der Branche wie die 3D-Modelling-Programme Maya und 3D Studio MAX haben alle Studenten direkt Zugriff. Entsprechend umfangreich ausgestattet sind auch die Lehrräume, mit genug PC's für jeden einzelnen Studenten. 24 Stunden und sieben Tage die Woche können sie diese nutzen und so auch um Mitternacht noch die letzten Programmzeilen tippen, ohne selbst einen Computer besitzen zu müssen. Dank eines Leasings-Vertrags werden die Rechner auch jedes Jahr ausgetauscht und auf den neusten Stand gebracht – allerdings ist die Games Academy nur Zweitverwerter. Die PC's sind ergo bereits alle gebraucht, wie uns ein Student anvertraut. Dennoch sei er mit der Ausstattung mehr als sehr zufrieden.

Wer mitmischen will, muss jedoch tief in die Tasche greifen. 4.830 bis 5.880 Euro kostet ein Semester je nach Zahlungsrythmus und Studiengang – die Anmeldegebühr und Prüfungskosten noch nicht mal mit eingerechnet. Ganz schön viel Geld für ein "Zertifikat einer anerkannten Ergänzungsschule" - selbst unter Berücksichtigung der hohen Vermittlungsquoten. Zum Vergleich: An einer bayrischen Universität zahlt ihr "nur" rund 600-700 Euro pro Semester. Dem Ansturm an Bewerbern scheint dieser Umstand jedoch nicht zu schaden. Die nur 20 Plätze pro Studiengang sind heiß begehrt und die Verantwortlichen können sich sprichwörtlich die Rosinen herauspicken. Die wenigsten fallen deshalb am Studienende durch. Herr Dlugaiczyk betont aber gleichzeitig, dass auch kein Schüler mit schlechten Leistungen durchgeschleift wird. Dieses Durchschleifen nämlich ist ein Vorurteil, mit dem viele privat finanzierte Schulen noch heute immer wieder mal zu kämpfen haben. Ist es doch im Interesse ihrer Kunden – und nichts anderes ist man dort als eingeschriebener Student – und des eigenen Image, möglichst niemanden scheitern zu lassen.

Einer der Schulungsräume an der Games Academy in Frankfurt am Main. Jeder Student hat seinen eigenen Rechner.

Dowafu (unregistriert) 21. Februar 2010 - 13:53 #

ist es auch möglich mit einem "normalen" informatik studium an der uni nach dem master/bachelor in die games branche als programmierer zu gehen?

Christoph Licht 25 Platin-Gamer - 55862 - 21. Februar 2010 - 14:18 #

Natürlich, du solltest dich aber trotzdem nebenbei schon mit der Spieleprogrammierung auseinander setzen - schon allein um einige Arbeitsbeispiele deiner Bewerbung beilegen zu können. Microsofts XNA ( http://www.xna.com ) ist da ein guter Startpunkt, um ein Gefühl für sowas zu kriegen.

Freeks 16 Übertalent - 5525 - 21. Februar 2010 - 16:12 #

Es reizt mich schon sehr lange mich in die Richtung zu bewegen, werde aber auf jeden Fall erst mein Medieninformatik-Studium abschließen und ein wenig Arbeiten. Wenn es mich dann immer noch reizt, könnt ich genug Geld auf die Seite geschafft haben um ein paar Semester dort studieren zu können. Als Ergänzung könnte das eine überaus interessante Fußnote im Lebenslauf für den Einstieg in die Branche sein.

General_Kolenga 15 Kenner - 2869 - 21. Februar 2010 - 18:40 #

Soso, hier kann man sich also für nen Arsch voll Kohle zum Gamedesigner ausbilden lassen.

ChrisnotR (unregistriert) 21. Februar 2010 - 21:30 #

Naja wenn ich mein Hobby zum Beruf machen würde, dann wären Games keine Enstpannung mehr für mich.

Und dann kostet es auch noch so extrem viel im Vergleich zu normalen Studiengängen...

zeiteisen 11 Forenversteher - 705 - 22. Februar 2010 - 1:47 #

Ich denke die Connections sind das Wertvollste was man da bekommt.

Suzume 14 Komm-Experte - 1980 - 22. Februar 2010 - 11:38 #

An die Connections kommt man aber auch - etwas schwieriger zwar - mit Fleiß über die normalen Wege und Kanäle - sprich: Studium (z.B. Informatik oder Design) gefolgt/begleitend mit Praktika in einschlägigen Firmen.
Der Vorteil der GA ist, dass man mit Gleichgesinnten einfacher portfolio-taugliche Projekte anpacken kann.
Wenn ich aber höre (aus erster Hand), dass an der GA teilweise die Dozenten einfach mal nicht zum Dienst erscheinen und über Wochen immer wieder Kurse ausfallen, dann frage ich mich ehrlich, wofür da die 6000€ bezahlt werden?

Rondidon 15 Kenner - 3108 - 22. Februar 2010 - 14:38 #

Das ist zwar sehr nett, dass ihr den Schleier um "Wege in die Branche" ein wenig lüften wollt. Jedoch ist die Games Academy ein ausgesprochen schlechtes Beispiel dafür. Sie ist völlig überteuert und bietet keinen staatlich anerkannten Abschluss, sondern lediglich ein Zertifikat, mit dem man außerhalb der Spielebranche absolut überhauopt nichts anfangen kann. Interessierte sollten lieber an der FH Trier oder vergleichbarem studieren. Dort gibt es ebenso verschiedene Games-Studiengänge. Allerdings mit Bachelor-Abschluss und zu deutlich geringeren Kosten. Nämlich gar keinen.

JakillSlavik 17 Shapeshifter - 7253 - 22. Februar 2010 - 17:06 #

So ausgesprochen schlecht ist das Beispiel nicht, da die staatliche Anerkennung nicht unbedingt etwas nutzt, wohingegen das Zertifikat der Games Academy international anerkannt ist, zumal man sowieso - wie beschrieben - dort von der Wiege wegrekrutiert wird, solange man die vier Bereiche mehr als nur verinnerlicht hat.

Alric 10 Kommunikator - 445 - 22. Februar 2010 - 17:45 #

"Was früher "Astronaut" war, ist heute für viele "Spieleentwickler": ein Traumberuf."
Wow, echt? Muss ich was verschlafen haben. Warum sollte stundenlang programmieren irgendwas mit Traumberuf zu tun haben?
Spieledesigner, Graphiker oder ähnliches dagegen schon, klar, nur haben die erstmal nichts mit Spielen zu tun (Und müssen im Gegensatz eben kreativ aktiv werden, wohingegen der Programmierer hald langweilig Codezeilen abarbeitet).
Und von Quantic Dream und Naughty Dog abgesehen, wohin sollte man freiwillig wollen? Naja, danke dennoch für den Artikel

Gamaxy 19 Megatalent - 14748 - 22. Februar 2010 - 21:12 #

Weil ein "Traumberuf" nun mal einer ist, den man sich in der Vorstellung ganz toll ausmalt. Genauso, wie das träumende Kind im Astronauten nur den Weltraumflieger sieht, der die Aussicht auf die Erde genießt, dabei aber nicht berücksichtigt (vermutlich unwissentlich), dass dazu ein hervorragendes Physikstudium, extreme körperliche Fitness usw. gehört und die meiste Zeit im All für Versuche drauf geht.

Clickmaster (unregistriert) 22. Februar 2010 - 18:00 #

Naja, diese Abschlüsse sind nicht sehr angesehen, zumal man damit außerhalb der Gamesbranche kaum einen Job bekommen wird. Spielemacher sind je nach Unternehmen auch nicht gut bezahlt. Die meisten Leute haben da immer noch die rosa Brille auf.

Wenn du kein absoluter Einstein bist, wirst du mit dem Entwickeln von Spielen nicht reich. Da verdienen die Projektleiter und Manager einiges mehr.

Und wer will schon sein Leben lang Leveleditor-Sklave in einem Ausbeuterunternehmen wie z.B. EA sein? Dann kommen noch die unmenschlichen Arbeitszeiten hinzu und nach 10-14 Stunden Schuften hätte ich dann auch keine Lust mehr, selbst zu zocken. Ich würde die Branche hassen.

Detlef (unregistriert) 23. Februar 2010 - 0:39 #

Die GA bietet nix was ihr ohne diese Schule nicht auch erreichen könnt und der GA Abschluss ist rein garnix wert, wenn man nix drauf hat. Vermittlungsquoten von 70-80% sind ja wohl ein schlechter Witz, sieht natürlich nett aus wenn man damit wirbt. Jeder der ein bisschen Ausdauer hat, auf Menschen zugehen kann und willig ist viel und gut zu lernen schaffts auch ohne GA.
Ich habe viele aus der Branche befragt ob ein GA Abschluss die Chancen auf einen Job in ihrem Studio erhöhen würde. Die Antwort war einstimmig "NEIN, es zählt nur was du kannst und wie dein Portfolio aussieht". Ich glaube kaum das es im Ausland anders ist. Sicher kann die GA beim Lernprozess behilflich sein und ein paar gute Kontakte kann man dort sicher ebenso knüpfen, aber man ist deswegen noch lange nicht interessanter für die Branche. Jeder der dort eine Ausbildung machen möchte sollte genau Überlegen ob sich die Investition lohnt. Vieles aus dem obenstehenden Werbetextchen sollte man sehr skeptisch betrachten ;-)

malisa (unregistriert) 23. Juli 2010 - 10:34 #

Ich denke schon das die GA das bietet was andere Schulen nicht tun.
Ich kenne zumindest keine. Natürlich ist es richtig das ein Ga Abschluss in der Branche nicht viel zählt, es ist wie in jedem anderen Beruf auch, man wird immer nach seinen Leistungen bemessen.
Jedoch ist das ganze Lernsystem anders als in anderen Hochschulen.Es gibt keine überfüllten Vorlesungsräume, es gibt keine Wartesemester und unüberwindbare Aufnahmeprüfungen und jeder Student hat seinen eigenen Arbeitsrechner. Die Vermittlungsquoten sind kein schlechter Witz, es gibt viele Studenten die schon während dem letzten Semester einen Job haben und nur darauf warten loszuarbeiten. Und ud sagst wenn man nix drauf hat... die GA ist dazu da dir zu vermitteln was du drauf haben musst und dir das beizubringen was du später in der Games Branche brauchen wirst. Ob sich die Investition lohnt kann ich nur mit Ja beantworten.... entweder kaufe ich mir für das Geld ein Auto.. oder ich investiere in mich.

Hhaller 04 Talent - 33 - 23. Februar 2010 - 10:06 #

Ich schließe mich Detlef, wenn auch nicht in seiner Wortwahl, aber in seinem Kommentarinhalt an. Habe einige Zeit lang am SAE Institut in Hamburg bzw. Leipzig verbracht und hatte auch einige Verbindungen zu Quantm Mitstreitern (SAE ist Quantm, nur für Film, Design und Audio).
Einzig man selbst lernt dort von sich selbst, das Beibringen für das Geld bezahlt wird rückt, je länger man dort "studiert" immer weiter, bis in einen fernen Hintergrund, ja, bis man sich nur alleinig auf das eigene Lernen und Lehren verlassen kann. Dozenten stoßen diesen Pfad nur mit Grundwissen und gegängelter, subjektiver Praxis an.

Es scheint die einzige gute Sache zu sein: Man erkennt die Eigenverantwortung, das objektive Überschauen seiner eigenen Kraft in einem (eigentlich) kreativen Umfeld (abgesehen von strenger Programmierung) und weiß sich als Wirkender und Lehrer für sich selbst, einzusetzen.

Und das selbst Lehren und selbst Lernen ist zwar auch auf andere Bereiche zu übertragen aber vorwiegend auf die Kreativen, die schlichtweg keinen Abschluss/Diploma/Zertifikat oder sonstige gutheißenden Reden brauchen und benötigen. Sie wollen nur wissen was man kann, und kann man es aufrichtig, dann steht einem auch ein Job offen, ohne ein GamesAcademy oder Quantm Abschlusszertifikat. Es ist das Vorzeigbare was für diesen Karrierweg auch "Persönlichkeit" bedeutet (für andere, für sich selbst gibt es weit mehr Möglichkeiten zur Beobachtung).

Das Zertifikat von Quantm und GA ist zwar eher zu beachten als normale Praktikabescheinigungen, aber es macht das ganze auch eitler, man läuft erst dadurch gefahr sich auf diesem "Privileg" (wie es ja dargestellt wird) auszuruhen. Schneller, als an Fachhochschulen oder öffentlichen Universitäten. Ist aber leicht daher gesagt und braucht mehr Text als ich heute Morgen schreiben will *g* .

Z 12 Trollwächter - 1009 - 23. Februar 2010 - 20:45 #

Diesen März beginnt an der HAW in Hamburg der Masterstudiengang "Sound, Vision, Games". Wer sich näher informieren möchte, findet unter http://www.gamecitylab.haw-hamburg.de/ nähere Informationen. Für Leute mit Bachelor sicher eine Alternative, auch wenn in Hamburg leider Studiengebühren hinzu kommen.

P.S.
Die Anmeldefrist für dieses Semester ist abgelaufen.