Horror-Movie zum Selberspielen

Until Dawn Preview

Acht Männer und Frauen, eine einsame Berghütte und ein mörderischer Unbekannter. Das klingt nach einem typischen Slasherfilm der 80er Jahre – und ja, genau: Das PS4-exklusive Spiel will genau das sein, interaktiv natürlich. Wir haben das "Horror-Heavy-Rain" mehrere Stunden gespielt und verraten euch, weshalb es uns gefällt.
Benjamin Braun 14. Juli 2015 - 21:29 — vor 8 Jahren aktualisiert
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Wann immer eine Clique von Jugendlichen an einen abgelegenen See fährt – oder alternativ in irgendeine Holzhütte irgendwo im Nirgendwo – um zu feiern, zu trinken und Sex zu haben, dann ist der nächste Massenmörder nicht weit – wenigstens in Horrorfilmen der 70er und 80er Jahre. Supermassive Games' Horror-Spiel Until Dawn ist im Prinzip nichts anderes als eine interaktive Variante solcher Horrorfilme, und orientiert sich spielerisch stark an Spielen wie The Walking Dead oder Quantic Dreams Heavy Rain. Denn auch hier begeben sich junge Leute auf eine potenziell vergnügliche Reise, und irgendwann geht das große Töten los.

Während wir bislang immer dazu verdammt waren, vom Sofa aus Dinge zu rufen wie "Trennt euch nicht!" oder "Sag nicht, dass du gleich wieder da bist!" oder auch "Geh bloß nicht ohne Taschenlampe in den Keller runter!", dürfen wir jetzt zumindest versuchen, das eine oder andere Teenager-Leben zu retten. Nachdem wir bereits eine spätere Sequenz aus Until Dawn auf der E3 für euch spielen konnten, haben wir das Abenteuer nun mehrere Stunden vom Start weg in der deutschen Version gespielt. Und es könnte gut werden!

Nachvollziehbare RückkehrDie Geschichte von Until Dawn ("Bis zum Morgengrauen") ist schnell erzählt: Zehn junge Erwachsene verbringen ihre Ferien gemeinsam in einer einsamen Berghütte. Kaum kommt ein bisschen Alkohol, ein wenig Testosteron und weibliche Eifersucht hinzu, flüchtet Beth nach draußen in die Kälte. Ihre Schwester Hannah zögert als Einzige keine Sekunde und folgt ihr, obwohl sie im finsteren Wald und im dichten Schneetreiben nur wenige Meter weit schauen kann. Hannah findet ihre Schwester, doch neben Beth ist noch jemand anders in der Nähe, dessen hünenhafte Gestalt einschüchternd wirkt. Nicht vertrauenswürdiger machen ihn sein vermummtes Gesicht und die im Mondlicht glitzernde Machete. Die beiden jungen Frauen verschwinden spurlos, niemand weiß, ob sie noch leben oder längst tot sind.

Until Dawn legt mindestens genauso viel Wert auf eine cineastische Inszenierung wie Heavy Rain.
Ein Jahr später ist der Vorfall noch nicht vergessen, aber offenbar liegt nichts näher, als dass Josh (der Bruder der beiden Mädchen) die verbliebenen sieben Freunde noch mal zu jener Hütte einlädt. Es gibt vieles, vor dem man dort Angst haben könnte, nicht zuletzt vor den fiesen Spielchen, die Sunnyboy Chris treibt. Der spielt seinen Mitmenschen nämlich nur zu gerne gruselige Streiche und lacht am Ende als einziger darüber. Aber schon bald wird aus dem Spiel bitterer Ernst, als der erste der Freunde um sein Leben kämpfen muss...

Illusion der FreiheitDie Story von Until Dawn erlebt ihr in einer vorgegebenen Reihenfolge. Das Spiel gibt euch also vor, wann ihr in die Rolle der jeweiligen Figur schlüpft, ihr könnt auch bei parallel stattfindenden Handlungen nicht entscheiden, welche dieser Sequenzen ihr als erstes angehen möchtet. Ähnlich wie Alan Wake (GG-Test) oder auch der Kampagne von Battlefield – Hardline (GG-Test) setzt das Spiel auf ein episodenartiges System, bei dem ihr vor jedem neuen Kapitel eine kurze Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse erhaltet. Das steigert hier und dort sogar die Spannung und erleichtert den Wiedereinstieg nach einer längeren Spielpause, nervt aber auch, weil wir diese Videos, genauso wie alle übrigen, nicht überspringen dürfen.

Die Levels selbst sind zwar grundsätzlich beschränkt und nicht etwa im Stil einer offenen Welt gestaltet, gewähren euch aber dennoch einen gewissen Raum zur Erkundung und Interaktion. Anstatt beispielsweise als Mary direkt zu Josh zu gehen, um mit ihm den Warmwasser-Boiler wieder anzuwerfen, könnt ihr euch erst mal in Ruhe im Obergeschoss in den Räumen der anderen umschauen und verschiedene Schriftstücke, Fotos und ähnliches unter die Lupe nehmen. Auf diese Weise erfahrt ihr mehr über eure vermeintlichen Freunde – sei es, dass sie es hinter eurem Rücken nicht immer so genau mit der Treue nehmen, sei es, dass ihr Herz entgegen aller Bekundungen immer noch am Ex hängt. Diese Objekte zu finden, nimmt außerdem manchmal auch Einfluss auf den Verlauf der Handlung oder zumindest der Dialoge.
Sie suchen nur nach einem Ort für ein Schäferstündchen, doch schon bald rennen sie um ihr Leben.

Der SchmetterlingseffektJe nachdem, welche Objekte ihr gefunden habt, könnt ihr die anderen Charaktere in bestimmten Situationen mit den verknüpften Informationen konfrontieren. Wichtiger als das sind jedoch Hinweise zur Umgebung. So erfahrt ihr eventuell auch von einem alternativen Fluchtweg, der euch später das Leben retten kann – und sei es nur dadurch, dass ihr vorher bereits wisst, ob ihr irgendwo in eine Sackgasse lauft, wenn ihr falsch abbiegt. Solche Details sollen die Charaktere individuell abspeichern. Möglicherweise, aber das konnte uns Sony beim Anspiel-Event in München nicht klar beantworten, lohnt es sich in derselben Umgebung also, mit einer anderen Figur dieselbe Information nochmals einzuholen.

Entscheidungen gibt es viele im Spiel. Der größte Teil besteht aus alternativen Dialogen, folgt also einem recht ähnlichen Prinzip wie die Telltale-Spiele. Auf Flucht- oder Verfolgungssequenzen entscheidet ihr euch für den linken oder rechten Weg, ob ihr Fußspuren folgt oder doch dem Geräusch, das ihr gehört habt. Bei solchen Szenen bekommt ihr es zumeist mit Quick-Time-Sequenzen zu tun, wobei ihr im rechten Moment einen Knopf drücken müsst, unter Zeitdruck, aber ziemlich einfach zu bewerkstelligen. Unterschiedliche Schwierigkeitsgrade wie in Heavy Rain gibt es nicht.

Manche der Entscheidungen, die nach dem "Schmetterlingseffekt" (der auf der nicht nur im gleichnamigen Film verwendeten Idee aufbaut, dass der Flügelschlag eines Schmetterlings – also ein unbedeutendes Ereignis – irgendwann in der Vergangenheit unabsehbare Kaus
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alketten in Gang bringen kann, die die Gegenwart massiv verändern) benannt sind, haben besonderen Einfluss auf die Geschichte. Beispielsweise feuern wir in der Rolle von Chris mit einem Gewehr auf Flaschen, um Mary zu beeindrucken. Das erfolgt im Rahmen eines simplen Shooter-Minispiels mit Bullet-Time-Effekt. Mary macht sich über Chris lustig, dass jeder so große Ziele treffen würde. Im Anschluss daran besteht die Möglichkeit, auf etwas anderes zu schießen. Wir verraten euch nicht, auf was, aber diese Wahl hat weitreichendere Konsequenzen, als nur Marys starke Verärgerung.

Solche Entscheidungen binden uns zweifellos näher ans Geschehen, aber wie groß sich solche Sachen tatsächlich auf den Verlauf auswirken werden und wirklich nachhaltige Konsequenzen haben, können wir aktuell noch nicht einschätzen. Nett ist in jedem Fall die Idee mit den Totempfahl-Elementen, die wir in den Levels finden können. Sie geben uns einen kleinen Vorgeschmack auf ein Ereignis, das im Falle einer späteren Entscheidung eintreten kann, aber eben nicht muss. Übrigens sagt uns Sony, dass jede einzelne der Figuren sterben oder überleben kann, wir haben es also in der Hand...
Eine fröhliche Zeit wollten sie miteinander verbringen, dort, wo ein Jahr zuvor zwei von ihnen spurlos verschwanden...
Seraph_87 (unregistriert) 14. Juli 2015 - 21:34 #

Wird bestimmt eine schöne Unterhaltung für ein, zwei Abende im Sommerloch, freu mich drauf. Und mittlerweile mag ich diese filmartigen Spiele eh recht gern für zwischendurch.

COFzDeep 23 Langzeituser - - 41400 - 14. Juli 2015 - 21:43 #

Schön geschrieben und Danke für die Einschätzung! Ich bin wie Seraph_87 auch durchaus ein Freund dieser storygetriebenen "interaktiven Film"-Spielchen wie sie Telltale Games macht (und Life is Strange wird auch gespielt, sobald es komplett ist). Von daher - ich freu mich drauf! :) Auch wenn mir noch die PS4 fehlt (^_^')

Scando 24 Trolljäger - 54817 - 14. Juli 2015 - 21:47 #

Schade, dass es nur für das Nischenprodukt PS4 erscheint. ;)

pbay 18 Doppel-Voter - 9251 - 14. Juli 2015 - 22:22 #

Jepp, finde es auch schade. Bin spontan angefixt.

joker0222 29 Meinungsführer - 114715 - 14. Juli 2015 - 21:47 #

Klingt weiterhin nicht schlecht.
Ist denn bekannt, ob die Move-Unterstützung jetzt gestrichen wurde?

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440500 - 14. Juli 2015 - 21:50 #

Es gibt Motion-Control-Featrures mit dem DualShock 4, sonst ist davon nichts übrig geblieben.

Aladan 25 Platin-Gamer - P - 57121 - 14. Juli 2015 - 21:51 #

Klingt gut :-)

Specter 18 Doppel-Voter - 11710 - 14. Juli 2015 - 22:33 #

Danke für den schönen Einblick! Mit "Scream" oder "Ich weiss was Du letzten Sommer getan hast" hatte das Genre vor einigen Jahren ein kleines Revival. Gern mehr davon!

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469800 - 14. Juli 2015 - 23:21 #

Vor einigen Jahren = vor 15 bis 20 Jahren :-)

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66901 - 14. Juli 2015 - 23:27 #

Immerhin gibt es jetzt tatsächlich ganz frisch eine Scream - TV-Serie. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, kann ich nicht beurteilen :D

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 15. Juli 2015 - 8:55 #

Die Serie ist von MTV produziert... böse Menschen würden jetzt behaupten das sagt eigentlich alles.

Tr1nity 28 Party-Gamer - P - 110370 - 15. Juli 2015 - 9:25 #

Böse Menschen würden sagen, sie hätten bei der Musik und Musikvideos bleiben sollen ;).

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 15. Juli 2015 - 9:31 #

Böse Menschen würden sagen, auch das hätte ihnen nichts genützt ;)

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 15. Juli 2015 - 11:06 #

Das wären allerdings auch ehrliche Menschen.... wobei ich mich bei Death Valley teilweise hervorragend amüsiert habe, das hatte diesen Trash-Splatter-Charme.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66901 - 15. Juli 2015 - 11:32 #

Death Valley war super!

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66901 - 14. Juli 2015 - 23:03 #

Bin nicht der größte Horror-Fan, aber das klingt auf jeden Fall ganz spannend. Kann mir vorstellen, mir das zu kaufen.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 14. Juli 2015 - 23:20 #

Ich denke, das Spiel könnte in meinen Warenkorb landen.

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 15. Juli 2015 - 12:30 #

Landet irgend etwas nicht dort?^^

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 15. Juli 2015 - 12:47 #

Ja klar!

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 14. Juli 2015 - 23:43 #

Ich freue mich drauf und werde definitiv zuschlagen.

Thomas Barth (unregistriert) 14. Juli 2015 - 23:53 #

Ist bereits vorbestellt. :)

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 14. Juli 2015 - 23:56 #

Hab echt Lust drauf, auch wenn sich der Iwederspielwert wohl wirklich in Grnezen hält. Verdammt:/

Thomas Barth (unregistriert) 15. Juli 2015 - 0:25 #

Kommt denke ich drauf an. Man könnte versuchen mal eine Gruppe zu haben in der der Zusammenhalt gestärkt wird, dann eine in der sich die Mitglieder anfangen zu hassen, man könnte versuchen nur diejenigen umkommen zu lassen die Sex hatten, man könnte versuchen die Gruppe zu schnell wie nie möglich eliminieren zu lassen usw.

In Heavy Rain hatte z.B. jeder Charakter 6 verschiedene Enden, in Beyond Two Souls hatte 11 verschiedenen Enden, The Walking Dead Season 1 und 2 hatten auch verschiedene und bei Life is Strange weiß man bereits nach der zweiten Episode, dass es mehr als ein Ende geben muss.

Ein Wiederspielwert ist garantiert vorhanden.

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 15. Juli 2015 - 0:41 #

Ich versteh was du meinst. In Heavy Rain gabs am Ende aber nur kleine Filmchen, dass empfand ich beim ersten durchspielen schon als enttäuschend.

Thomas Barth (unregistriert) 15. Juli 2015 - 0:51 #

Beim ersten durchspielen fand ich es auch etwas enttäuschend und habe es dann irgendwann bei Gamestop eingetauscht. Heute denke ich allerdings immer noch darüber nach, was passiert wäre, wenn ich die eine oder andere Entscheidung anders gefällt hätte.

Das sind halt keine Spiele die man sofort nach dem durchspielen erneut reinlegt um die anderen Enden zu sehen, sondern welche die man über Jahre hinweg immer mal wieder spielen kann, im eine andere Facette der Story kennenzulernen.

Ist wie mit den Fantasy Abenteuer Spielbüchern aus den 80er Jahren, oder vielleicht als besseres Beispiel der Film Matrix. Was wäre passiert, wenn Neo die blaue Pille genommen hätte? ;)

Pro4you 19 Megatalent - 16342 - 15. Juli 2015 - 1:01 #

Ich habe Heavy Rain 2 mal durch gespielt und bis auf die Videos am Ende gabs da für mich keine wirkliche Veränderung der Handlung.

Ich wüsste da was, aber es wäre wohl die falsche Pille und würde in einem Porno enden..:/

Lorin 17 Shapeshifter - P - 7497 - 15. Juli 2015 - 5:59 #

Man traut es sich ja kaum zu sagen unter Core-Gamern, aber ich steh auf solche Spiele wie Beyond oder Heavy Rain. :)
Daher glaube ich, dass das hier wirklich nett wird, und ist für mich, vorbehaltlich des Tests, ein Pflichtkauf.
Danke für die ausführliche Vorschau!

Thomas Barth (unregistriert) 15. Juli 2015 - 6:09 #

Wieso darf man das denn nicht? Ich stehe derzeit voll auf PvP-Shooter wie Titanfall, solche Adventures wie Life is Strange und Plattformer wie Super Mario.

Und ich gebe auch zu, am Ende von Episode 3 von Life is Strange musste ich fast heulen. Nicht nur Frauen und Männer, sondern auch männliche Core-Gamer dürfen heulen! Wir sind doch nicht nur diejenigen, die mit Taschentüchern vor dem Bildschirm sitzen, weil es gerade wieder eine News über Jade Raymond gab. ;)

euph 30 Pro-Gamer - P - 130149 - 15. Juli 2015 - 7:17 #

Ich traue mich das auch zu sagen. Ich mochte beide von dir genannten Spiele ganz gerne, schon weil sie mal relativ "entspannt" und so eine gute Abwechslung zu den "normalen" Spielen. Und der Text von Benjamin zu Until Dawn macht Lust auf dieses Spiel. Es wird bestimmt kein DayOne und ich warte da, bis ich es ein wenig günstiger kaufen kann. Aber spielen werde ich das Spiel auf jeden Fall.

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 15. Juli 2015 - 9:00 #

Ach, ich hab kein Problem damit, das zuzugeben. Spiele sind Unterhaltung, kein Schwanzvergleich oder Selbstbeweis, was für ein toller Hecht ich doch bin (das muss ich mir nicht beweisen, das ist so^^). Jedenfalls nicht für mich und so kann ich an einem Heavy Rain ebenso meinen Spaß haben wie mit zig anderen "echten" Spiele-Genres.

Punisher 22 Motivator - P - 32223 - 15. Juli 2015 - 9:01 #

Also ich finde, diese Art von Spielen lebt rein vom Storytelling. Und da ist mit den Telltale-Games und Life is Strange zur Zeit wahnsinnig starke Konkurrenz auf dem Markt. Wenigstens ist es nicht wieder so eine David Cage-Story, dessen Erzählkünste sich für mich noch unter dem Level eines Shyamalan bewegen. Nichts hat mich bei Heavy Rain so entnervt wie die logischen Fehler, das Belügen des Spielers, die einem quasi ins Gesicht geschlagen wurde, auch wenn man sie gern übersehen wollte.

Das Setting mag ich... aber irgendwie hab ich keine Lust, für diese Art von Spiel 60 od. 70 Euro zu bezahlen - gibts also sicher mal zum Budget-Preis oder als UK-Import.