Feuerwalzen und Klick-Arbeit

The Great War Preview+

Jörg Langer 4. Februar 2023 - 17:49 — vor 1 Jahr aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Die historischen Gefechte – hier die Schlacht an der Somme – unterscheiden sich kaum von den Kampagnen-Schlachten.
Anzeige


Im Westen nichts Neues

In jedem Hexfeld (=Provinz) kann man einige Dinge hineinbauen, etwa ein Nachschubdepot oder Flugplätze für die Luftflotte. Da wird schon eine gewisse Strategie dahinterstecken, aber mal abgesehen davon, dass ich das alles in drei Stunden nicht ergründen konnte: An Globalstrategie-Schwergewichte wie von Creative Assembly oder Paradox reicht dieser Modus bei weitem nicht heran.
 
Der Forschungsbaum schon eher, denn in den sechs Kategorien warten etliche Technologien. Der Erste Weltkrieg dauerte rund fünf Jahre, und die Züge bilden je einen Monat ab. Es lässt sich also schon diverses erforschen, aber auch nur die Hälfte der Tech Trees vollzumachen, halte ich für unmöglich. Man muss sich also
entscheiden, wo man seine Forschungsschwerpunkte setzt.

Es gibt dann auch immer wieder Pop-up-Fenster, wo ihr euch zwischen zwei Möglichkeiten entscheidet, etwa mehr Geld (=Ressourcen für Hexfeld-Bauten und neue Truppen) aufkosten von Nationalem Wille, oder andersrum. Darüber hinaus gibt es jede Runde mindestens ein Ereigniss, das aber nichts anderes ist als ein Textfenster, das einen Anstieg oder Verlust des Nationalen Willens (oder ähnliches) begründet. Der Nationale Wille ist entscheidend: Die Seite, also Entente oder Mittelmächte, bei der er als erstes auf null fällt, verliert den Krieg.
 
Der Forschungsbaum enthält gut 90 Technologien, die sich auf sechs Bereiche der Kriegsführung auswirken.

Historische Gefechte

Neben dem Kampagnenmodus, wo man beide Seiten übernehmen darf, bietet The Great War auch noch historische Schlachten. Die von mir gespielte war die Battle of the Somme, bei der man die Deutschen übernimmt. Diese unterscheiden sich bei den Truppentypen und anderen Details von den Franzosen und Engländern (sowie weiteren Nationen, etwa indischen Truppen) auf der Gegenseite.
 
In den Historischen Schlachten geht es im Wesentlichen um das Gleiche wie in den Kampagnengefechten, inklusive Kontrollpunkt-Zonen und Timer. Das anfängliche Grabensystem ist aber vorgegeben. In besagter Schlacht war es meine Aufgabe als deutscher General, zunächst die Einnahme des Kontrollpunkts X linksoben zu verhindern. Da ich mich darauf konzentrierte, nahm mir die KI dann aber überraschend Kontrollpunkt Y ab, rechtsunten. Als ich gerade dabei war, diesen zurückzuerobern, griff sie wieder X an, mit einer doppelten Trommelfeuerwalze.
 
Diese Feuerwalzen sieht man auch als gelbe Kreuze auf der Minimap, und das heißt eigentlich immer, dass danach ein KI-Infanterieangriff kommt. Diese Artillerietechnik, also dass im Verbund gefeuert und nach jeder Salve der Schusswinkel etwas erhöht wird, sodass die nächste Salve einige Dutzend weiter nach vorne, zu den Verteidigerlinien hin, springt, und so weiter, ermöglichte der ihr folgenden Soldatenwelle, mit einer gewissen Chance übers freie Feld zu gelangen. Keine Frage, The Great War setzt diese "Feinheit" ebenso taktisch wertvoll wie auch schön anzusehen um – und auch andere Dinge wie Fesselballone und Zeppeline als Ausguck oder die Duelle von Doppeldeckern über dem Schlachtfeld.
 
Autor: Jörg Langer (GamersGlobal)
 
 

Meinung: Jörg Langer

Die Jungs und Mädels von Petroglyph haben sich wirklich Gedanken gemacht, wie sie diese Form der Kriegsführung, die zumindest im Westen nicht sehr mobil war, spielerisch umsetzen können. Es ist ihnen sehr gut gelungen – ein wenig spielt sich The Great War wie jene Gears of War-Derivate, bei denen man von Deckung zu Deckung huscht. Nur sind es hier eben Schützengräben.
 
Aber just dieses Erreichen und Übernehmen von GRäben ist ist mühsam und mit in der Regel sehr hohen Verlusten verbunden. Ich weiß noch nicht, ob mir das Spaß macht! Technisch ist das alles sauber gemacht, es sind auch sehr viele Soldaten unterwegs, nämlich oft hunderte, statt wie sonst in RTS meist nur dutzende. Aber ich weiß nicht, ob die Wüsteneien aus Baumstümpfen und Artillerietrichtern nicht irgendwann depressiv machen beim Spielen...
 
The Great War erscheint bereits am 30. März 2023 und ich bin gespannt, wie meine Wenigkeit – oder ein anderer Tester – es dann finden wird, wenn genügend Zeit zum Spielen zur Verfügung steht. Dass ich nicht restlos begeistert bin, vor allem vom Strategiemodus, auf dem einfach nicht viel passiert, das aber mit viel Klickarbeit, könnt ihr meiner Preview-Note entnehmen.
 
The Great War – Western Front
Vorläufiges Pro & Contra
  • Erkennbare Variation des Themas RTS
  • Grabenbau und Co. geben den Schlachten eine strategische Dimension
  • Miniaturwelt-Faszination: Hunderte von Soldaten, Einschläge und Krater
  • Spielweise erinnert etwas an Deckungsshooter, da man sich von Graben zu Graben vorarbeitet
  • Etliche Truppentypen und Waffensysteme
  • Verquickung von Kampagne und Schlachten
  • Kampagne erlaubt vermutlich wenig echte Strategie oder pfiffige Einfälle
  • Wenig Frontbewegung: historisch korrekt, spielerisch eher abtörnend
  • Soldaten sind im Wortsinne Kanonenfutter 
Aktuelle Einschätzung
Leichte Kost ist das nicht: Auch wenn die Soldaten eher kleine Pixelmännchen sind als „Menschen“, werden sie zu hunderten eleminiert in jedem Gefecht. The Great War spielt sich durch das Grabensystem definitiv anders als die 08/15-Genrevertreter.
Gut
Aktueller Stand
  • Weit fortgeschrittene Betaversion
 
 
Jörg Langer 4. Februar 2023 - 17:49 — vor 1 Jahr aktualisiert
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469823 - 4. Februar 2023 - 17:51 #

Viel Spaß beim Ansehen und/oder Lesen!

Moe90 21 AAA-Gamer - - 30228 - 4. Februar 2023 - 18:10 #

Sehr schönes Preview-Video. Insbesonders toll finde ich aktuell noch die Aktuelle Einschätzung auf Seite 2 ;=)

Vampiro Freier Redakteur - - 121754 - 4. Februar 2023 - 18:45 #

Schöne Preview, das könnte ganz gut werden.

Letztlich sieht man auch aktuell, dass die Taktiken des 1. WK (Gräben, Artillerie) viel relevanter noch sind als gedacht, vor allem, wenn keine Seite Luftüberlegenheit hat. Auch wie innovativ der "Blitzkrieg" war, wird immer deutlicher. Aber mit entsprechender Verschanzung und zumehmend auch besserer Bewaffnung der Infanterie war auch damals schon vor Moskau Schluss und Kursk lief eben wie es lief. Auch Vietnam war von brutalem Mann gegen Mann geprägt, trotz Luftüberlegenheit. Schnelle Vorstöße und Durchbrüche gibt es vornehmlich noch durch die, auch in der Ukraine engesetzten, ziemlich riskanten Thunder Runs.

Insofern finde ich den 1. WK irgendwie aktueller denn je.

MicBass 21 AAA-Gamer - P - 28976 - 6. Februar 2023 - 10:39 #

Ja, hängt letztendlich immer von den Umständen ab. Da gibt es kein grundsätzlich modern oder veraltet. Oder wie Otto Rehagel schon sagte: "Modern ist, wer gewinnt."

Vampiro Freier Redakteur - - 121754 - 6. Februar 2023 - 12:19 #

König Otto hat, wie so oft, recht. Trotzdem ist es schon etwas überraschend und die Strategie der Landesverteidigung muss letztlich auch (wieder) umgestellt werden. Es ist glaube ich auch das erste direkte Aufeinandertreffen von zwei "großen" Seiten. Eine Prognose ist aber auch eingetreten: Die Bedeutung der Drohnen.

Danywilde 30 Pro-Gamer - P - 163008 - 4. Februar 2023 - 18:48 #

Ein interessantes Spiel. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich an einem Stellungskrieg Spaß haben werde. Mal schauen, was der Test dann aussagt.

Sokar 24 Trolljäger - - 48151 - 4. Februar 2023 - 20:10 #

Ich habe mich schon gefragt, wie sie den Grabenkampf umsetzten - sowohl spielerisch, als auch authentisch und mit dem richtigen Fingerspitzengefühl. Gerade spielerisch schwierig, hat schon seinen Grund, warum Spieler eher WWII nehmen, Bewegungskrieg ist für den Spieler meist interessanter. Anderen Titel wie Age of Empires versuchen eher, die Bunkerstrategien zu unterbinden, weil sie gerade im Multiplayer extrem nervig für den angreifenden Spieler sein können. Und da Petroglyphs Spiele so ein bisschen zwischen überraschend gut und eher mittelmäßig schwankten hilft nicht wirklich.
Sieht zumindest durchdacht aus, ich hoffe auf einen Test =)

Zack 10 Kommunikator - 548 - 4. Februar 2023 - 23:04 #

Cool! Auch wenn es eher nur einen guten Eindruck macht. Ich vermisse ja die Ephorie der späten neunziger im Echtzeitstrategie Genre. Das Video knüpft zumindest ein wenig an die damalige Ära an, als auch immer mal wieder etwas ungewöhnliche RTS Varianten, neben den Großen Serien, auf den Markt kamen.

Vampiro Freier Redakteur - - 121754 - 4. Februar 2023 - 23:59 #

Letztes Jahr kam mit Starship Troopers - Terran Command ein tolles Spiel, ist aber eher RTT.

TSH-Lightning 26 Spiele-Kenner - - 65104 - 5. Februar 2023 - 10:33 #

Glaube nicht, dass mir so was Spaß macht. Die Perspektive ist interessant, aber es gibt da so einige Sachen die ich auch im Spiel nicht machen will. Angriffe mit chemischen Kampfstoffen usw. halte ich nicht für erstrebenswert.

Zack 10 Kommunikator - 548 - 5. Februar 2023 - 12:54 #

Naja es ist fiktiv, nach diesem Argument sind ja alle diese "Killerspiele" ganz schlimm. Counterstrike, C&C, (Nach einer längeren Runde sehen da die Schlachtfelder voller Krater auch nicht einladend aus und dann können Panzer auch noch Menschen überfahren) usw.

rammmses 22 Motivator - P - 32653 - 5. Februar 2023 - 17:18 #

Tiberium ist schon ziemlich Fantasy, der Weltkrieg ist nicht so fiktiv ;) Verurteile da niemanden, aber ich habe auch überhaupt keine Lust auf reale Kriegsszenarien, wenn sie "spielerisch" zur Unterhaltung aufbereitet werden.

Shake_s_beer 19 Megatalent - - 19076 - 5. Februar 2023 - 22:07 #

+1
Geht mir auch so. Solchen realen Kriegsszenarien als Spiel kann ich nichts abgewinnen. Ich verurteile da aber auch niemanden, der sowas gerne spielt.
Interessanterweise habe ich weniger Probleme mit einem solchen Szenario, wenn es weit in der Vergangenheit liegt, z.b. einen Krieg im Mittelalter behandeln würde. Das mag unlogisch erscheinen, liegt aber vielleicht daran, dass das dann doch ein gutes Stück von unserer heutigen Lebensrealität entfernt liegt. Da tue ich mir vielleicht dann nicht so schwer mit.

rammmses 22 Motivator - P - 32653 - 5. Februar 2023 - 23:35 #

Ja das stimmt, zumal die geläufige popkulturelle Hollywood-Mittelalter-Vorstellung ja sowieso eher Richtung Fantasy geht ;)
Je näher der Krieg, desto schwieriger wird es.

Zack 10 Kommunikator - 548 - 5. Februar 2023 - 18:13 #

Ja kann ich verstehen. Trotzdem "Krieg" ist so einiges das in der Gamingwelt gespielt wird. Nur weil ein bunter Anstrich und rockige Musik drüber gelegt wird ist es meiner Meinung nach nicht plötzlich unschuldiger. Man könnte sogar argumentieren, dass dies gerade desensibilisiert und das Thema Kampf sogar glorifiziert, verharmlost, während so ein Weltkriegsspiel zumindest "ehrlicher" auftritt. Ich teile so eine Ansicht aber nicht. Schlussendlich sehe ich die Produkte als Spiele an.

Christoph 18 Doppel-Voter - P - 10236 - 6. Februar 2023 - 10:22 #

Thematisch interessiert es mich sehr; aber ich bin noch nicht sicher, woher ich die Motivation nehmen soll, dutzende Stunden ein "patt" nachzuspielen, in dem nix vorwärts (oder rückwärts) geht... Erster Weltkrieg halt...

MicBass 21 AAA-Gamer - P - 28976 - 6. Februar 2023 - 10:42 #

So geht es mir auch. Ein faszinierendes und spielerisch unterrepräsentiertes Thema, wahrscheinlich aber auch nicht ohne Grund.

HGeralt 13 Koop-Gamer - P - 1652 - 10. Februar 2023 - 10:21 #

Danke für die Preview.
Ich spiele ja sehr gerne RTS im Stil von C&C, aber paradoxerweise machen mich allein die 9 Minuten dieses Films schon leicht depressiv...vermutlich würde ich einem Twitcher mal ein paar Minuten zuschauen, aber mehr wohl nicht.