Survival-Horror vom Feinsten

The Evil Within Preview

Fans von Resident Evil oder Silent Hill packt seit Jahren der blanke Horror – allerdings nicht unbedingt in positiver Hinsicht. Beide Reihen boten zuletzt mehr Action und Gore als Angst und Nervenkitzel. Shinji Mikami will den klassischen Survival-Horror wiederbeleben. Unsere Preview-Eindrücke zeigen: Der Plan könnte aufgehen!
Benjamin Braun 30. Mai 2014 - 16:12 — vor 9 Jahren aktualisiert
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Es ist tief in der Nacht, als wir uns der kleinen Privatklinik für psychisch Kranke nähern, mitten im Wald gelegen. An unserer Seite ist Dr. Jiminez, der Bruder des Betreibers des Krankenhauses. Er ist es, von dem wir Antworten wollen. Neben dem Gebäude stehen ein paar Tische und ein Barbecue-Grill, zwischen den Pappbechern liegt ein Beil. Wir nehmen es mit. Vorsichtig gehen wir die Außentreppe nach oben und schieben langsam die Tür auf. Wir betreten einen gespenstischen Korridor, in dem allerlei mit Spinnweben und Staub überzogene Kisten stehen. Es scheint niemand hier zu sein, doch aus dem Untergeschoss vernehmen wir eine Stimme, die von der „Ankunft des Doktors“ spricht.

Die alten Holzdielen knarren unter unseren Füßen. Mit jedem Schritt, den wir machen, wird die Stimme lauter, die mit pathologischem Zwang die immerselben Worte wiederholt. Plötzlich springt neben uns eine Tür auf und offenbart eine düstere Gestalt, die sich schlurfend und unentwegt stöhnend auf uns zu bewegt. Wann auch immer sie ein Mensch gewesen sein mag, jetzt ist sie es nicht mehr. Langsam, aber stetig kommt die Gestalt auf uns zu, bis der klamme Schein einer Glühbirne ihr Gesicht offenbart. Verdrehte Gliedmaßen, eine klaffende Wunde am Kopf und Stacheldraht, der sich dem Etwas tief ins Fleisch bohrt, lässt uns das Blut in den Adern gefrieren. Das Monster fletscht die vor Geifer triefenden Zähne und fällt uns an. Reflexartig reißen wir die Arme nach oben, woraufhin uns das Beil aus der Hand fällt. Nur mit Mühe gelingt es uns, einen Biss in unseren Hals zu verhindern, indem wir den Angreifer wegstoßen. Viel Zeit haben wir nicht, eine Entscheidung zu treffen: Suchen wir das Weite oder greifen wir nach dem Beil? Wir entscheiden uns für Variante 3: Obwohl wir nur zwei Patronen im Gepäck haben, holen wir blitzschnell die Schrotflinte hervor. Wir betätigen den Abzug, und die Gefahr scheint gebannt. Wir drehen uns wieder um und gehen langsam weiter auf die Treppe zu. Erneut ertönt die Stimme aus dem unteren Geschoss. Als wir gerade unseren Fuß auf die oberste Stufe setzen wollen, packt uns von hinten etwas am Bein und reißt uns zu Boden...

Vielversprechende Story
Wo liegt der Ursprung der rätselhaften Invasion der Untoten? Detective Sebastian Castellanos will es herausfinden.
The Evil Within erzählt die Geschichte von Detective Sebastian Castellanos. Der Polizist muss bei einem Einsatz miterleben, wie eine rätselhafte Macht seine Kollegen tötet. Er selbst wird im Zuge des Ereignisses bewusstlos geschlagen und erwacht in einer Welt, die er für ein Paralleluniversum hält. Dort wandeln Untote umher, die die Lebenden in Angst und Schrecken versetzen und jeden töten, der ihnen zu nahe kommt. Castellanos aber will mehr, als nur überleben. Er will herausfinden, wer den Tod seiner Kollegen zu verantworten hat, und begibt sich auf eine einsame Suche. Anstelle von Antworten werfen seine Untersuchungen zunächst nur neue Fragen auf. Vielleicht haben die apokalyptischen Zustände gar nichts mit einer höheren Macht zu tun, sondern mit den Experimenten am menschlichen Gehirn, die Sebastian schon bald aufdeckt...

Stilvolle Angst statt blutiges GemetzelDie ersten Spielstunden in The Evil Within, in denen wir in der PC-Version Auszüge aus den Kapiteln 4 und 8 erlebten, zeigen eindeutig: Schöpfer Shinji Mikami will das Survival-Horror-Genre mit seinem Spiel nicht neu erfinden, sondern neu beleben. Überall begegnen uns düstere Gänge, blutbeschmierte Wände und Genre-typische Schockmomente, die mal subtiler, mal brachialer ausfallen. Hier erhebt sich eine auf dem Boden liegende Leiche, dort knallt hinter uns eine Tür, die uns sogleich panisch nach einem Versteck suchen lässt. The Evil Within kann es aber auch mit mehr Nachdruck: Wir betreten beispielsweise einen gekachelten Raum im Untergeschoss, der offenkundig als Leichenkammer diente. Niemand scheint da zu sein, doch ähnlich wie Pennywise aus Stephen Kings Roman Es steigt plötzlich eine entstellte Frau durch den Abfluss in der Mitte des Raumes, die genauso gut die Rolle des Mädchens aus Der Exorzist hätte übernehmen können. Wo The Evil Within an anderen
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Stellen klassischen Grusel bietet, verwandelt die gleichsam bedrohliche wie treibende Musik in dieser Szene das Spiel in modernen Terror-Horror.

Es geht aber selbst in diesem Spielabschnitt nicht um besonders grausame oder blutige Bilder, sondern viel mehr um die Schaffung einer möglichst intensiven, bedrückenden Stimmung. Besonders in den "ruhigeren" Szenen wird deutlich, dass es keinen übertriebenen Gore-Faktor braucht, um Beklommenheit und Angstgefühle zu erzeugen. Kapitel 8 erinnert uns etwa frappierend an einige der Herrenhaus-Abschnitte aus der Resident Evil-Serie. Ähnlich wie dort zieht auch der Spielabschnitt seinen Reiz aus ganz anderen Dingen als einer blanken Gewaltorgie der Marke Silent Hill - Homecoming. Andere Schnittmengen mit den klassischen Silent-Hill-Spielen sind allgegenwärtig. Etwa schräge Visionen, in denen die Hauptfigur Szenen aus der Vergangenheit erlebt. Korridore, die sich scheinbar ewig fortsetzen. Oder Situationen, in denen wir verfolgt werden und jede Art der Gegenwehr vergeblich ist. Denn auch wenn Schießen in vielen Situationen ein gangbarer Weg ist, hilft in anderen nur eines: weglaufen.
Was haben die Ärzte mit den Gehirnen der Patienten angestellt? Sind die Experimente womöglich die Ursache für all das?
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 22. Mai 2014 - 17:05 #

Viel Spaß beim Lesen!

Flitzefisch (unregistriert) 30. Mai 2014 - 16:49 #

Danke. Schöne Preview, freue mich auf das Spiel!

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 30. Mai 2014 - 16:47 #

Sollte man wohl im Auge behalten.

Fischwaage 17 Shapeshifter - 6765 - 30. Mai 2014 - 17:25 #

Kein Wort zu den Texturen? Sind die am Ende doch nicht so schlimm???
In den Trailern sah es jedenfalls bisher immer richtig scheusslich aus was die Texturen angeht - da waren welche dabei die selbst auf der PS2 noch durchgefallen wären!

Haben die das echt in den Griff bekommen?

Hier z.B.
Im ganzen Video sieht man immer wieder richtig krasse Matsch-Texturen
https://www.youtube.com/watch?v=MMKhoHl9BnE

rammmses 22 Motivator - P - 32634 - 30. Mai 2014 - 17:31 #

Vielleicht ist das auch die 360/PS3 Version. Ist ja aus dem Video nicht ersichtlich. Kann mir nicht vorstellen, dass man sowas auf der PS4 anbietet.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440299 - 30. Mai 2014 - 18:07 #

Brillant sind die Texturen teilweise sicherlich nicht, wobei die Licht- und Schatteneffekte beispielsweise bedeutend zentraler für ein solches Spiel sind. Beachten muss man aber auch, dass der Filter-Einsatz teilweise wirklich extrem ist, was das Bild bewusst in Teilen sehr grob wirken lässt (wobei wir ja sagen, dass The Evil Within da etwas über das Ziel hinaus schießt). Die Grafik ist unserem Eindruck nach stimmungsvoll, verbessert hat sie sich im Vergleich mit der Qualität, die das verlinkte Video zeigt, in jedem Fall. Und über Texturen können wir uns immer noch beklagen, wenn sie in der finalen Fassung nicht unseren Ansprüchen genügen sollten.

Maverick 34 GG-Veteran - - 1328366 - 30. Mai 2014 - 17:52 #

Könnte ein Survival-Horror Titel werden, der sich lohnt zu spielen. Ich bin auf das fertige Spiel echt gespannt. :)

Atomsk 16 Übertalent - 4878 - 30. Mai 2014 - 19:05 #

Ich hätte ja mal wieder Lust auf stimmungsvollen Survival-Grusel, allerdings finde ich die Zombies hier (zB oben im Bild auf Seite 1) eher unfreiwillig komisch als beängstigend. Aber ansehen werde ich's mir auf jeden Fall :)

Despair 17 Shapeshifter - 7556 - 31. Mai 2014 - 18:57 #

"...allerdings finde ich die Zombies hier (zB oben im Bild auf Seite 1) eher unfreiwillig komisch als beängstigend."

Sehe ich auch so. Bei diesen Screenshots erwarte ich auch keine besonders originelle Story. Meine Hoffnungen ruhen weiterhin auf "Alien: Isolation" und Frictionals "Soma".

oojope 15 Kenner - 3084 - 30. Mai 2014 - 22:04 #

Ist aktuell bei den Gamestop 9,99er vorbestellt, kann ja notfalls noch auf ein anderes Spiel umgewechselt werden. Ja, dieser eine Trailer hat einige Leute irgendwie aufgrund der schlechten Texturen abgeschreckt aber ich bin (nicht zuletzt wegen eher positiven Vorschau-Berichten) aktuell recht heiß auf das Spiel - obwohl es so gar nicht mein Genre ist eigentlich.

pauly19 15 Kenner - 2957 - 31. Mai 2014 - 9:41 #

Liest sich nach einem klasse Spiel.

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 266425 - 31. Mai 2014 - 21:40 #

Das sind ja tolle Ausblicke! :D

Hagen Gehritz Redakteur - P - 173991 - 1. Juni 2014 - 20:40 #

Danke für den schönen Artikel!

Eines meiner Most Wanted dieses Jahres, wobei ich soliden High-Budghet Horror-Spaß erwarte und keinen Überflieger. Bin auf jeden Fall gespannt, was Mikami und sein Team am Ende abliefern.

In meiner Vorfreude hab ich mehrere aktuelle Previews gelesen und es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich manche Aspekte wahrgenommen wurden.
Der Schwierigkeitsgrad wird von der englischsprachigen Presse etwa als fordernd beschrieben (auf leicht und normal sterbe man schon oft genug). Beschwerden über zu viele Ressourcen habe ich auch nicht gelesen, nur darüber, dass man nur 5 Streichhölzer einstecken könne, was die Immersion breche (auf Kotaku wiederum hieß es in der Demo hatte man unbegrenzt viele).

Mir persönlich sagt die Optik bisher sehr zu. Negativ finde ich aber die Vorbesteller Boni, die a) ingame Items sind und b) das Spiel wohl vereinfachen (da Waffen und Heilungsgegenstände) und das doch eher dem Survival-Horror-esken entgegenläuft.

Peter (unregistriert) 13. Juni 2014 - 21:55 #

Gibt einem das nicht irgendwie zu denken, dass es nichts Gruseligeres gibt als ein kleines Mädchen? ;) :D