Durch bestimmte Angriffe zerlegt ihr die Rüstung der Gegner, was sie bis zum Ende der mehrründigen Matches verwundbarer macht. Kämpferin Seong Mi-Na trägt in der niedrigsten "Rüstungsstufe" kaum noch was am Leib.

Kommentartext Soul Calibur 6

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Hallo liebe Spielefreunde, mein Name ist Benjamin Braun und ich begrüße euch herzlich zur Preview zu Bandai Namcos kommendem Fighting-Game Soul Calibur 6. Natürlich liefert ihr euch im nunmehr siebten Teil der Reihe wie üblich waffenbasierte Kämpfe im dreidimensionalen Raum. Es handelt sich allerdings nicht um eine Fortsetzung zur als Soul Edge auf der ersten PlayStation gestarteten Serie, sondern um einen Reboot, der sich besonders an den ersten drei Teilen orientieren soll.

Mit dabei sind zahlreiche alteingesessesene Kämpfer wie  Mitsurugi, Sophitia oder Siegfried mit seinem Zweihänder. Mit Grøh und Azwel, der anders als alle anderen Kämpfer mehrere verschiedene Waffengattungen im Kampf nutzt, kommen aber auch zwei bislang unbekannte Figuren hinzu. Und einen dritten im Bunde gibt es mit Geralt von Riva auch. Der Held aus The Witcher nutzt im Kampf natürlich wahlweise Stahl- oder Silberschwert, streut aber auch seine magischen Zeichen ein. Mit Kaer Morhen verfügt der „Weiße Wolf“ selbstredend auch über seine eigene Arena und über die englische Originalstimme von Doug Cockle.

Spielerisch ändert sich auf den ersten Blick nicht so viel im Vergleich zu den letzten Teilen. Aber der Eindruck täuscht, denn ihr könnt mit eurer Spezialenergie, die im Laufe des Kampfes aufladet, auch eine sogenannte Reversal Edge zünden. Dabei wird das Geschehen kurz verlangsamt, ihr drückt eine der Angriffstasten und dürft hoffen, dass der Gegner nicht dieselbe Taste drückt. Mit ein wenig Glück trefft ihr in Runde 1 und dürft das Spielchen fortführen. Gut, der Zufall spielt entsprechend eine gewichtige Rolle, aber das gibt euch immer wieder die Chance, einen fast schon verlorenen Kampf doch noch zu wenden.

Mit der Critical Edge, die es so ähnlich schon in Soul Calibur 5 gab, startet ihr wiederum einen mehrteiligen Spezialangriff, der so ähnlich funktioniert wie die mächtigen Specials in Injustice 2. Die Angriffe richten also extrem viel Schaden an, können aber, wenn das Timing stimmt, abgeblockt werden – und ihr verschwendet eure Spezialleiste. Einen solchen Spezialangriff im richtigen Moment zu starten, um einem bereits geschwächten Gegner den Rest zu geben, ist Gold wert, und der Angriff selbst natürlich stets von einem bildschirmfüllenden Effektgewitter begleitet. Ihr könnt die Spezialenergie aber auch für eine Soul Charge verwenden. Damit verpasst ihr eurer Waffe vorübergehend eine größere Schadenswirkung.

Mit taktischem Anspruch haben die Kämpfe in Soul Calibur 6 am Ende wenig zu tun, wenngleich ihr wie gehabt gezielt euren Widersacher an den Rand einer Arena locken und ihn mit einem Ringout mit einem Schlag besiegen könnt. Ihr könnt aber auch ohne Zutun des Gegners in die Tiefe stürzen, etwa auch, wenn ihr auf den Kontrahenten zustürmt und er in diesem Moment eine Sprungattacke startet. Aktiv springen könnt ihr indes wie gehabt nicht, sondern nur im Rahmen bestimmten Spezialattacken und Kombos.

Ein wenig Taktik kommt dann aber in Form der Lizard-Hits rein, mit denen ihr Teile der Rüstung eures Gegners zerstört – oder der Kontrahent eben eure. Weniger gut geschützt habt ihr in den folgenden Runden natürlich bessere Siegchancen, da ihr mehr Schaden anrichtet als sonst. Gelingt es euch, den Rücken des Gegners ins Visier zu nehmen, hauen Schwerthiebe und Co. natürlich ebenfalls stärker rein.

Alles in allem bietet Soul Calibur 6 ein mehr als ausreichend facettenreiches Kampfsystem, das von den sehr vielseitigen Moves sowie der unterschiedlichen Statur der Charaktere lebt. Denn ihr müsst immer auch die Reichweite beachten. Ein großer Kämpfer wie Siegfried muss entsprechend nie so nah an seinen Gegner heran wie die kleine, dafür aber sehr flinke Talim. Kleine Schwächen bei der Kollisionsabfrage gibt es zwar, aber das stört mich bislang in Anbetracht der tollen Animationen nicht wirklich.

Gekämpft wird in Soul Calibur 6 aber nicht nur im Arcade- oder Mehrspieler-Modus, den ihr etwa mit rutschigem Untergrund auch modifizieren könnt, sondern auch im „Soul Chronicle“- sowie im „Libra of Souls“-Modus. In ersterem erlebt ihr einmal mehr die Geschichte der spielbaren Helden und der beiden Schwerter. Das ist nett in Form von Comicsequenzen inszeniert und sowohl auf Japanisch als auch auf Englisch vollständig vertont. Ob die Geschichte am Ende auch wirklich was taugt? Ich habe nach den Vorgängern diesbezüglich meine Bedenken. Aber der Modus lebt am Ende im Zweifel dann doch eh von den coolen Helden und den Kämpfen, weshalb Fans wohl auch im Falle von trashigem Storytelling auf ihre Kosten kommen werden.

Verlockender finde ich da schon den anderen Storymodus „Libra of Souls“. Darin erstelle ich meinen eigenen Kämpfer in einem ziemlich umfassenden Charaktereditor, in dem ich so ziemlich jedes Detail, egal ob Stimme, Statur, Gesicht oder Haarfarbe sehr individuell festlege. Für Freunde des flachen Humors sei erwähnt, dass es hier eine Parallele zu Spielen wie Forza Horizon gibt. Denn je nach gewähltem Geschlecht dürft ihr sogar frei über die Hupen entscheiden. Solche Elemente dürfen in japanischen Spielen offenbar nicht fehlen.

Für den "Libra of Souls"-Modus gibt es einen umfangreichen Charaktereditor. Unsere Elfin taufen wir am Ende natürlich Link – oder war etwa Zelda die Prinzessin?

Mit der Waffe selbst bestimmt ihr indes den Kampfstil, der entsprechend von den regulären Kämpfern mit Schwert, Stangenwaffe oder sonst was entlehnt wird. Ihr müsst euch aber nicht für einen Stil entscheiden, sondern könnt ihr Laufe des Kampagne und praktisch vor jedem Kampf wechseln. Gespielt wird auf einer 2D-Karte, die ihr nach und nach erkundet und innerhalb von Multiple-Choice-Dialogen die Story erlebt und kleine Entscheidungen trefft, die auch mal die Wahl zwischen gut und böse umfasst.

Mit den Story- und Zufallskämpfen in der Welt sammelt ihr Erfahrungspunkte und Geld. Ersteres erhöht eure Stufe und damit die Trefferpunkte. Mit Letzterem erwerbt ihr neue und vor allem stärkere Waffen, aber auch Verbrauchsgüter, die euch gewisse Vorteile – auf Wunsch aber auch kleine Nachteile – in einem Kampf verpassen. Allzu weit konnte ich „Libra of Souls“ zwar noch nicht spielen. Aber trotz der noch weniger aufwendigen Inszenierung im Vergleich mit den „Soul Chronicles“ habe ich auf diesen Modus spontan sogar noch mehr Lust.

Und damit möchte ich zu meinen persönlichen, vorläufigen Fazit kommen: Soul Calibur mag auch mit dem neuesten Teil nicht zum ultrakomplexen Prügler werden, aber das Kampfsystem funktioniert sehr gut und präsentiert sich mit seinen teils höchst unterschiedlichen Kämpfern und Kampfstilen mitsamt diverser Kombo-Optionen überaus unterhaltsam. Gerade im Duell mit anderen wird das schnell zu einer ziemlichen Gaudi. Die Kluft zwischen echten Könnern und durchaus begabten Gelegenheitsprüglern wie mir fällt aufgrund der überschaubaren Tiefe des Kampfsystems deutlich geringer aus, als bei vielen Konkurrenztiteln.

Spaß macht das Ganze natürlich nicht zuletzt durch die effektreiche Präsentation, die erstklassigen Animationen und den teils brachialen Sound. Da stört es am Ende wenig, dass das Kollisionssystem und das Ineinandergreifen der Kampfmoves gerade bei der Bewegung in der 3D-Arena nicht immer perfekt sind. Vom Storymodus erhoffe ich mir nach den bisherigen Eindrücken nicht ganz so viel. Die Geschichte wird recht trashig sein, aber gerade aufgrund des umfangreichen Charaktereditors habe ich schon Lust darauf, Kämpfer zu basteln und mit meinen eigenen Helden loszulegen. Oder doch lieber mit dem sehr cool eingefangenen Hexer Geralt? Mal schauen. Ich freue mich jedenfalls drauf! Meine Einschätzung lautet „gut“.

Startet ihr eine Reverse Edge (oder in der deutschen Fassung Umkehr-Klinge), friert kurzzeitig die Zeit ein. Ihr drückt einen Aktionsknopf und der Gegner hoffentlich einen anderen. Wenn ihr Pech habt, seid ihr am Ende nämlich der Leidtragende.