Aus rein technischer Sicht mag Remember Me ein paar Schwächen haben, mit starker Grafik gelingt es den Entwicklern aber dennoch, ein sehr atmosphärisches Zukunftsszenario in "Neo-Paris" zu erschaffen.

Klettern wie EzioAuch wenn das Thema Erinnerungen zentraler Bestandteil der Spielwelt ist, macht es nicht den Löwenanteil der Spielmechanik aus. Stattdessen muss Nilin viel häufiger im Batman-Stil (timingbasierte Kombos) kämpfen und allerlei Kletterpassagen bewältigen. Zudem dürft ihr die Levels am Rande nach Sammelobjekten erkunden, die Hintergrundinformationen zur Spielwelt bringen, aber auch für Gesundheitsupgrades gut sind. Das Klettern erinnert anfangs sehr stark an Ubisofts Assassin's Creed-Serie, was vor allem an den meist eleganten Animationen, aber auch an den dynamischen Kameraschwenks liegt. Spätestens, wenn Nilin beim Herumkraxeln auf den Gebäuden im Hintergrund die Aussicht auf das Stadtpanorama samt Eiffelturm gewährt wird, lässt sich diese Assoziation kaum mehr vermeiden.

Aber die Ähnlichkeiten legen sich mit der Zeit: Wo wir am Anfang jeglichen Anspruch vermissten, kommen später auch Kletterpassagen hinzu, bei denen ihr nicht einfach einem offensichtlichen Pfad folgt. Zum Beispiel hangelt sich Nilin später an einer Jalousie-artigen Werbetafel entlang, die alle paar Sekunden ihr Motiv wechselt. Nilin muss nun exakt den Moment abpassen, um durch die Drehung nicht eine Etage nach unten zu fallen und wieder von vorn beginnen zu müssen. Später muss sie auch zunächst ein kleines Rätsel lösen, bei dem sie sich selbst einen Kletterpfad anlegen muss. Nicht, dass das wesentlich mehr Gehirnschmalz erfordern würde als das Erklimmen von Gebäuden mit Connor oder Ezio, aber von der „Selbstläufer-Klettermechanik“ aus den letzten Teilen von Assassin's Creed ist Remember Me dann offenkundig doch weg.

Das Kampfsystem erinnert stark an das aus Batman - Arkham City, bringt mit konfigurierbarem Kombosystem und anderem auch ein paar Besonderheiten mit.

Kämpfen wie BatmanÄhnliches gilt für die Kämpfe, die sehr stark an das Free-Flow-System aus Batman - Arkham Asylum und Arkham City angelehnt sind. Kontern darf Nilin zwar zunächst nicht, sondern muss zur Seite springen, wenn ein Angriff droht. Die Dynamik der Kämpfe ist aber dennoch sehr ähnlich. Ein paar schöne Ideen unterscheiden Remember Me aber entscheidend vom Fledermausmann: Es gibt nicht nur größere und kleinere Gegner, bewaffnete und unbewaffnete. Neben Leapern und Soldaten gibt es auch speziellere Typen, die etwa nur im Lichtschein oder mit einer später einsetzbaren Spezialfähigkeit überhaupt verwundbar sind.

Schön ist auch der Einfall, die Kombos selbst beeinflussen zu können. Durch die Erfahrungspunkte schaltet ihr nämlich Einzelteile für die Kombos frei, die ihr beliebig miteinander kombiniert, soweit der Vorrat reicht. So könnt ihr Kombos mit Schadens- oder Gesundheitsboni ausstatten oder auch die Cooldown-Phase für Spezialfähigkeiten verkürzen. Das macht Spaß, war für unseren Geschmack in den ersten Episoden aber zu leicht. Ausnahme war ein Bosskampf, der uns einfach nur nervte. Wir waren darin mehr mit Ausweichsprüngen und dem Aufladen der Energie für eine Spezialattacke beschäftigt, als damit, den Fleischklops direkt zu bekämpfen.
Im Resultat bekam die bei uns aufgebaute dichte Atmosphäre zwischenzeitlich Risse.

Stilvolle Zukunftsvision

Die zahlreichen Klettereinlagen erinnern anfangs an Assassin's Creed, sind aber dezent anspruchsvoller als die in der Serie von Ubisoft.

Remember Me zeigt in Neo-Paris oft ein besonders grobkörniges Bild. Das ist aber nicht nur Ausdruck technischer Limitierung, sondern zum Teil auch Ausdruck des künstlerischen Aspekts der Grafik. Denn auch wenn hier und dort Texturen grob ausfallen und Schatten und Co. nicht immer höchsten Qualitätsansprüchen genügen, würden wir Bonuspunkte für den Grafikstil und die atmosphärische Dichte vergeben. Gerade die Kombination aus Bestandteilen, wie sie uns auch in der Gegenwart begegnen könnten, und futuristischen Elementen funktioniert sehr gut und verströmt von Beginn an einen besonderen Reiz.

Bei der Art, das Spielgeschehen in Szene zu setzen, orientiert sich Entwickler Dontnod Entertainment eindeutig am Trend, Spiele mit fließenden Wechsel zwischen Spielgrafik und Zwischensequenzen und anderen filmisch anmutenden Kniffen cineastisch anzuhauchen.

Ausblick: Vielversprechender ZukunftsthrillerNach dem stimmungsvollen Einstieg erweckt Remember Me zunächst den Eindruck, sich in Sachen Kämpfen und Klettern hemmungslos bei Assassin's Creed und Batman - Arkham City zu bedienen. Das allerdings ist nur der erste Eindruck, denn sowohl das Klettern als auch die Kämpfe haben ihre speziellen Facetten, die ihnen genügend eigenen Charakter geben. Die faszinierende Spielwelt hat das hingegen gar nicht nötig und uns bislang mit stilistischer Klasse sowie einer vielversprechenden Story für sich eingenommen. Schön auch, dass die deutsche Lokalisation trotz ein paar Schwachpunkten anscheinend keinen Stolperstein darstellt.

Ein Fragezeichen müssen wir allerdings noch hinter allen Teilen der Spielmechanik machen, die im Zusammenhang mit dem zentralen Thema des Spiels stehen, den Erinnerungen. Die scheinen uns nämlich noch etwas zu kurz zu kommen und vor allem aus simplen Pflichtübungen wie Suchspielchen zu bestehen. Sie machen zwar optisch einiges her, wir zweifeln allerdings daran, dass uns das auf längere Sicht reichen würde und hoffen, dass in diesem Bereich später noch mehr kommt.

Autor: Benjamin Braun (GamersGlobal)

Remember Me

Preview vom 6.5.2013 Gut

Vorläufiges Pro & Contra Faszinierende Spielwelt Vielversprechende Geschichte Stilvolle Grafik Großartige Animationen Cineastische Inszenierung Erinnerungen-Thema zieht sich durchs ganze Spiel Kombos selbst zusammenstellbar Könnte auf Dauer zu stark auf Klettereinlagen und Kämpfe setzen Erster Erinnerungs-Remix wirkt anspruchslos – kommt da noch mehr? Aktueller Zustand: Beta-Version (Xbox 360) Aktuelle Einschätzung: Die Erinnerungs-Remixe könnten später häufiger vorkommen und anspruchsvoller werden. Ansonsten droht das Spiel zu stark auf Klettereinlagen und Kämpfen zu setzen und damit eventuell zu sehr am eigentlichen Thema vorbeizugehen. Wenn Remember Me zudem die atmosphärische Dichte der Spielwelt durchweg konservieren kann und die Story bis am Schluss das hält, was sie bislang verspricht, steht uns ein spannender Trip durch ein faszinierendes Zukunftsszenario bevor.

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Steckbrief Genre: Actionadventure Untergenre: 3D-Actionadventure USK: ab 16 freigegeben PEGI: 16 Entwickler: Dontnod Entertainment Publisher: Capcom Erscheinungsdatum: 04.06.2013 Offizielle Website: Link PCPS3360

Screenshots Videos Remember Me - Jörgs 1. Stunde Video von Jörg Langer

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