Little Nightmares 2

Little Nightmares 2 Preview+

Düsterer Indie-Plattformer

Benjamin Braun / 13. Januar 2021 - 17:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Steckbrief
PCPS4PS5SwitchXOneXbox X
Action
Jump-and-run
16
Tarsier Studios
Bandai Namco
11.02.2021
Amazon (€): 42,49 (), 57,89 (PlayStation 4), 29,99 (), 35,12 ()

Teaser

Im Sequel zum Puzzle-Plattformer-Hit von 2017 müsst ihr gleich zwei Kinder lebend durch gruselige Levels führen. Kann Indie-Entwickler Tarsier Studios die Qualität halten oder sich gar steigern?
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Aufgrund der Herstellervorgaben durften wir keine eigenen Videomitschnitte oder Screenshots anfertigen. Das oben eingebettete Video basiert deshalb auf Herstellermaterial.

Es wäre gelogen, würde ich behaupten, ich hätte sie alle gespielt. Aber die wichtigsten Puzzle-Plattformer der letzten 15 oder 20 Jahre habe ich auf jeder nur erdenklichen Plattform bis zu den Credits erlebt. Manche der moderneren Vertreter wurden mir ein wenig zu sehr in den Himmel gelobt. Nicht, dass ein Limbo (im Test, Note: 8.5) keine Lorbeeren verdient hätte. Aber wenn man betrachtet, wie viele Kollegen und Magazine das Spiel mit Wertungen von 90 und mehr bedacht haben, muss ich mich schon am Kopf kratzen. Besonders, wenn ich den Vergleich zu Little Nightmares (im Test: Note 8.0) ziehe, das vergleichsweise niedrig bewertet wurde, obwohl es dem Spiel von Playdead meiner Meinung nach kaum in etwas nachsteht.

Doch auch trotz (oder vielleicht gerade wegen?) der nicht so überragenden Wertungen will es der im schwedischen Malmö ansässige Entwickler Tarsier Studios mit dem Sequel Little Nightmares 2 besser machen. Ich habe die ersten rund 90 Minuten und damit die beiden ersten kompletten Kapitel des Spiels für euch gespielt. Ob die Fortsetzung tatsächlich viel besser werden könnte als der Vorgänger, möchte ich euch im Folgenden sowie im oben eingebetteten Vorschauvideo näher bringen.
Die "Kämpfe" mit Schlagwaffen sind an sich nicht schwierig. Situationen wie diese muss man jedoch quasi auswendiglernen und die Notwendigkeit des richtigen Timings und der richtigen Position beim Schlag werden von der leicht hakeligen Steuerung torpediert.


Gemeinsam durch die Gruselstadt

Am grundlegenden Spielprinzip ändert sich mit Little Nightmares 2 nur wenig. Im Puzzle-Plattformer bewältigt ihr Jump-and-Run-Passagen, die oft mit kleineren Schalterrätseln verknüpft sind, müsst tödliche Fallen umgehen oder auf der Flucht vor fiesen "Levelbossen" die Beine in die Hand nehmen. Manchmal gilt es jedoch auch, unentdeckt zu bleiben, während ihr in einer Schule etwa an einer, gelinde ausgedrückt, strengen Lehrerin vorbeischleicht, um nicht von ihr gefressen zu werden. Tode sind dabei im ersten Versuch oft nicht zu vermeiden, da etwa Fallen häufig nicht voraussehbar sind. Das ist absolut normal fürs Genre und sorgt für das wichtige Gefühl der allgegenwärtigen Todesgefahr. Little Nightmares 2 legt es jedoch in Teilabschnitten etwas zu sehr darauf, weshalb das "Auswendiglernen" zu stark betont wird.

Gänzlich neu ist der Schauplatz Pale City nebst Umland, den ihr wie gehabt in linear aufeinanderfolgenden Levels erlebt. Sie führen unter anderem durch einen Wald und ein Schulgebäude, was den beiden von mir gespielten Abschnitten entspricht.

Anders als in Teil 1 seid ihr nicht in der Rolle von Six unterwegs, sondern übernehmt den Part von Mono. Allerdings bleibt der kleine Junge (tatsächlich ist das Geschlecht ähnlich wie bei Six eigentlich unbekannt) nicht lange allein, sondern trifft früh auf die Heldin des Vorgängers, die Mono als CPU-gesteuerter Sidekick begleitet. Six agiert dabei überwiegend autonom, hilft automatisch beim Schieben schwerer Objekte, gibt Räuberleiter an hohen Kanten oder klimpert auf einem Klavier, um einen Gegner anzulocken. Ab und an müsst ihr sie aber auch mal per Knopfdruck aktiv um Hilfe bitten oder an der Hand nehmen, um sie sicher durchs hohe Gras an einem mordlustigen Jäger vorbeizulotsen. Trotz der bislang begrenzten Einflussmöglichkeiten auf Six' Verhalten bereichert der Sidekick-Ansatz das allgemein abwechslungsreiche Spielgeschehen. Nur die Rätsel könnten noch etwas zulegen, denn gefordert wurde ich bislang noch nicht.
Ihr steuert im Spiel ausnahmslos den neuen Held Mono direkt. Sidekick Six agiert meist autonom, muss ab und zu aber aktiv zur Hilfe gerufen werden. Hätte ich übrigens die Landung der beiden am Strand zeigen können, hätte hier "Six on the Beach" gestanden.


Hau den Porzellan-Kopf

Am kniffligsten war Little Nightmares 2 in den Situationen, in denen ich den tödlichen Angriff von Gegnern nur mithilfe einer Schlagwaffe vereiteln konnte. In der Schule gibt es gleich mehrere Passagen, in denen ihr von mehreren Feinden hintereinander aus verschiedenen Richtungen angegriffen werdet. Das Problem dabei besteht nicht primär darin, dass beim Schlag sowohl das Timing als auch die Position eine Rolle spielen. Es ist stärker die bisweilen hakelige, nicht immer präzise Steuerung in Kombination mit der Kameraperspektive, die aus meiner Sicht zu unnötig vielen Fehlversuchen führt. Dramatisch ist das allerdings nicht, da Little Nightmares 2 viele und sehr fair platzierte Checkpoints setzt.

Die Mängel bei der Präzision der Eingabe machen sich aber auch in anderen Bereichen bemerkbar. Beim Klettern auf einem Bücherstapel musste ich den Berg teilweise umrunden, damit die Lehrerin mich nicht mit ihrem Teleskopkopf entdeckt. Es ist allerdings nicht wirklich nachvollziehbar, aus welcher Position man diese Umrundung nun eigentlich vornehmen kann und warum aus einer minimal anderen nicht. Letztlich bleiben solche Situation aber die Ausnahme. Denn beim Überqueren schmaler Balken oder auch bei Sprüngen über Abgründe greift das Spiel umgekehrt oft recht stark korrigierend ein. Manches Mal vielleicht sogar schon zu viel. Wie gehabt könnt und müsst ihr euch in Little Nightmares 2 auch in die Tiefe bewegen und nicht nur von links nach rechts oder von oben nach unten.
Ab und zu nervt die Steuerung auch beim Klettern wie an diesem Bücherstapel. Wo man nur nach oben und unten oder auch nach links und rechts klettern kann, ist nicht ganz nachvollziehbar. Ist man eine Sekunde zu langsam, beweist die Lehrerin ihre Bissigkeit.


Verbesserte Technik

Zlatan Ibrahimović, der genauso wie die Tarsier Studios aus Malmö stammt, würde mir gewiss zustimmen, dass die Technik von großer Bedeutung ist. Gut, beim Fußballer, der vom Scheitel bis zur Sohle 195 cm misst, bedeutet das etwas anderes als bei Indie-Entwickler von Little Nightmares. Klar ist jedoch, dass man beim neuen Teil des Grusel-Plattformers wohl keine so großen Abstriche machen werden muss wie beim Vorgänger. Spielen konnte ich zwar bislang nur auf PC, aber abseits von hier und dort vorhandenen Lags etwa beim Bersten eines geworfenen Glases sind mir keine gravierenden Defizite aufgefallen. Das Spiel, das wie gehabt auf die Unreal Engine 4 setzt, ist technisch sicherlich nicht gerade ein Gears of War 4. Aber mir einem guten Gespür fürs Details und Stil sowie einer erstklassigen Musikuntermalung  glänzen die Tarsier Studios erneut und leisten sich meinem Ersteindruck nach keine groben Schnitzer.

Autor: Benjamin Braun, Redaktion: Dennis Hilla (GamersGlobal)

 
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Meinung: Benjamin Braun

Mit Puzzle-Plattformern wie Limbo, Unravel oder Black the Fall habe ich eigentlich immer meinen Spaß, auch dann, wenn nicht gleich Referenzniveau im Genre erreicht wird. Nicht viel anders ist das bei Little Nightmares 2, das meinen bisherigen Eindrücken allerdings durchaus die Klasse von Playdeads Abenteuern erreichen könnte. An den grundlegenden Spielprinzipien ändert sich zwar kaum etwas, das ist aber irgendwie Genre-typisch und für mich kein Störfaktor. Und verbraucht wirkt Little Nightmares 2 insbesondere aufgrund der dichten, düsteren Atmosphäre und Six als CPU-gesteuertem Sidekick eigentlich gar nicht.

Ein Kritikpunk beim Vorgänger war noch die technisch nicht einwandfreie Umsetzung. Diesen kann ich trotz kleinerer, noch vorhandener Fehler beim Nachfolger so nicht mehr anbringen. Das einzige, was mich hier und dort stört, ist die hakelige, bisweilen unnötig unpräzise Steuerung in bestimmten Situationen – wobei ich davon ausgehe, dass sich daran im finalen Spiel nichts mehr ändern wird. Am Ende bleiben deshalb eigentlich nur noch zwei Fragen. Sind die späteren Spielabschnitte ähnlich gut wie die ersten beiden aus meiner Preview-Version? Und: Ist das Spiel diesmal in der Grundversion länger als die knapp vier Stunden von Teil 1? Spätestens, wenn beide Fragen mit der Vollversion positiv beantwortet werden können, steht im Februar zumindest ein Pflichtkauf für Freunde von Puzzle-Plattformern ins Haus.
 
Little Nightmares 2
Vorläufiges Pro & Contra
  • Schöner visueller Stil
  • Düster-gruselige Grundstimmung
  • Starke Mischung aus Plattformer, Action und Rätseln
  • Überwiegend schöne Animationen
  • Abwechslungsreiche Schauplätze
  • Angemessen fiese Widersacher
  • Steuerung teils unnötig unpräzise
  • Manche Szenen müssen "auswendiggelernt" werden
Aktuelle Einschätzung
Little Nightmares 2 erfindet das Genre der Puzzle-Plattformer gewiss nicht neu, sorgt mit abwechslungsreichem Gameplay, intensiv-düsterer Atmosphäre und die Sidekick-Einbindung von Six jedoch für Spannung, Nervenkitzel und Spielfreude. Hält das Spiel das Niveau der ersten beiden Kapitel, könnte es auch Genre-Referenzen wie Limbo egalisieren.
Gut
Aktueller Stand
  • Aktuelle Beta-Version (PC)
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Benjamin Braun 13. Januar 2021 - 17:00 — vor 3 Jahren aktualisiert
Benjamin Braun Freier Redakteur - 440706 - 13. Januar 2021 - 16:34 #

Viel Spaß beim Anschauen oder Lesen!

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75380 - 13. Januar 2021 - 17:59 #

Sieht gut aus, freu mich drauf. :) Fand den Vorgänger und auch dessen DLCs ziemlich gelungen, für mich war das Spiel auch lang genug, bräuchte da jetzt nicht unbedingt viel mehr Spielzeit.

Benjamin Braun Freier Redakteur - 440706 - 13. Januar 2021 - 18:25 #

Mit DLCs war es natürlich noch mal eine Ecke länger. Aber zumindest, da es nicht Vollpreis ist, wären auch vier Stunden wie bei der "Rohversion" von Teil 1 okay, zumal vier, fünf Stunden ja auch ziemlich normal für das Genre sind.

Eine Minisorge, die ich in der Preview nicht anspreche, habe ich aber noch. Nach dem Wald, wovon geschätzt etwa 70 bis 80 Prozent in der Demo spielbar sind, in den ersten Abschnitt in der Stadt dauert die "Überfahrt" auf einer Holztür gefühlt eine Ewigkeit. Das sind im Zweifel maximal 3-4 Minuten. Aber auch im Zusammenhang mit dem Mehr an der Notwendigkeit, die Aktionen für bestimmte Abschnitte auswendig zu lernen, habe ich dezent die Befürchtung, dass Tarsier Studios überall, wo es geht, ein paar Extra-Sekunden/-Minuten rauszukitzeln. Macht das Spiel bislang nicht schlechter, aber mir riecht es teils halt doch danach, dass die Entwickler irgendwelchen "zu kurz"-Vorwürfen vorbeugen wollen. Aber das wäre imo der falsche Weg. Die Poser, was nicht bedeuten soll, dass einige Spieler Teil 1 auf Anhieb mit erhebliche weniger Toden geschafft haben, die am Ende von 2,5 Stunden oder so geredet haben, ignorieren, dass das eher durchschnittlichen Spielern anders geht – oder lügen in Einzelfällen sogar, um irgendwie fähiger zu erscheinen.

Aber anderes Thema: Ich mag das Genre, ich mochte den Vorgänger und freue mich sehr aufs finale Spiel.

StefanH 26 Spiele-Kenner - - 65061 - 13. Januar 2021 - 18:25 #

Der erste Teil ging an mir vorbei. Aber Benjamins Vergleiche im Video erinnern mich stark an meine Vorlieben. Ich glaube, ich werde bei Gelegenheit mal den ersten Teil nachholen. Danke für das gut gemacht Video!

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75380 - 13. Januar 2021 - 20:03 #

Der erste Teil wird übrigens grad von Bandai Namco verschenkt. Im Forum war ein Link dazu.

Olipool 19 Megatalent - P - 13529 - 14. Januar 2021 - 20:13 #

https://store.bandainamcoent.eu/de/product/439895/little-nightmares-pc-download

Noodles 26 Spiele-Kenner - P - 75380 - 14. Januar 2021 - 20:26 #

Wäre nicht mehr nötig gewesen, gibt ja nun ne News dazu. ;)

Zup 15 Kenner - P - 2891 - 13. Januar 2021 - 18:47 #

Der erste Teil hat mich bei irgendeinem Rätsel verloren, das ich aufs verrecken nicht verstanden habe. Aber wahrscheinlich lag es eher an meinem Intellekt und nicht am Spiel ;) Der zweite Teil sieht auch wieder vielversprechend aus.

euph 30 Pro-Gamer - P - 130161 - 13. Januar 2021 - 19:07 #

Werd ich auf jeden Fall Mal spielen

Flammuss 21 AAA-Gamer - 28815 - 14. Januar 2021 - 9:56 #

Seit gestern ist auch eine Demo in den Stores erhältlich.
Die hat mich aber so gar nicht abgeholt. Die Einführung eines 2. Charakters, der einfach nur nebenher läuft und ab und zu, so es denn die Steuerung zulässt, für eine Räuberleiter oder zum schieben von Dingen gebraucht wird, hätte es nun wirklich nicht gebraucht.
Fast am Anfang der Demo gibt es eine Szene, in der man erst einmal in den Tod springen muss um zu sehen wie es weiter geht. Ganz große Kunst des Level Designs.
Die Grafik ist schick und auch das Artdesign ist wieder gelungen, aber hübscher wie Teil 1? Ich konnte keinen Unterschied sehen.
So warte ich bis Teil 2 mal in den Game Pass kommt.

soulflasher 15 Kenner - 3024 - 14. Januar 2021 - 12:53 #

Little Nightmares ist das Limbo für Leute mit Farbfernseher.
Habe den ersten Teil sehr gerne gespielt.
Hat mich irgendwie an meine Kindheit erinnert.
Die DLCs waren auch äh...gruselig gut.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83934 - 25. Januar 2021 - 23:38 #

Wirkt auf mich wie die Gruselversion von Unravel. Die Schauplätze sehen jedenfalls ähnlich aus, nur dunkler und mit seltsamen Gestalten bevölkert. ;-)
Aber ich würde wohl eher Unravel Two spielen als das. Dieses Trial & Error kann ich gar nicht leiden, schon Limbo fand ich furchtbar.