"Wenn fünf sich streiten, freut sich der Sechste"? Wir halten mit unserem Classic-Lotus von 1972 jedenfalls lieber etwas Abstand.

Sprechertext zu F1 2018

Dieser Sprechertext ist exklusiv für Premium-User, das Gleiche wird  in Kürze auch für die Audio-Fassung gelten.

Hallo, hier ist Christoph Vent von GamersGlobal und in den nächsten Minuten möchte ich euch F1 2018 in einer Preview vorstellen. Bei einem Vor-Ort-Termin konnte ich die neue Formel-1-Simulation von Codemasters ausführlich ausprobieren, das komplette Auftakt-Rennwochenende in Melbourne spielen und mit einem 72er Lotus-Classic-Car erste Runden auf der berühmten Strecke von Spa-Francorchamps drehen. Dabei konnte ich mich auch von der überarbeiteten, jetzt noch etwas realistischer wirkenden Technik sowie dem neuen Karriere-Feature überzeugen, bei dem ihr die Persönlichkeit eures eigenen Fahrers durch Antworten in regelmäßigen Interviews prägt.

Die größte Neuerung der 2018er-F1-Saison ist ganz klar der Cockpitschutz mit dem Namen Halo. Anfangs noch stark umstritten, gehört die etwas eigenwillige Konstruktion für die meisten Fans mittlerweile aber einfach dazu und dürfte entsprechend kaum noch bewusst wahrgenommen werden. Selbstverständlich schmückt der Halo auch sämtliche Boliden in F1 2018. Aber auch, wenn sich über die Optik weiterhin streiten lässt, dürfte er für die wenigsten Spieler ein Dorn im Auge sein. In der vermutlich beliebtesten Perspektive, der Kamera knapp oberhalb des Cockpits, nehmt ihr den Halo nämlich maximal im Augenwinkel wahr. In einer der zwei Außenperspektiven liegt er sowieso außerhalb eures Fokus.

Anders sieht das mit dem Halo natürlich in der echten Cockpitperspektive aus. Hier liegt der Cockpitschutz – oder viel mehr seine Mittelstrebe genau in eurem Blickfeld. Doch auch hier kann ich nach meiner Anspiel-Session Entwarnung geben. Zum einen habe ich es tatsächlich geschafft, den Cockpitschutz schon nach kurzer Zeit weitestgehend auszublenden. Und zum anderen wurde mir versichert, dass man die mittig platzierte Strebe in den Optionen auch ausschalten können wird. Ich finde, das ist mal ein guter Kompromiss.

In Sachen Fahrgefühl präsentiert sich auch F1 2018 wieder von seiner besten Seite. Der von mir auserkorene 2018er-Ferrari steuerte sich präzise durch die Kurven des Albert Park in Melbourne, wobei ich sofort spürte, wenn ich ein wenig zu schnell unterwegs war. Dann nämlich begann mein Auto gleich ein wenig zu rutschen. Auch das Geschwindigkeitsgefühl ist gerade aus dem Cockpit heraus wieder fantastisch umgesetzt. Ausritte ins Gras habe ich jedenfalls zu vermeiden versucht – schließlich wollte ich bei weit über 200 Kilometern pro Stunde keinen Kontakt mit der nur wenige Meter neben mir verlaufenden Streckenbegrenzungsmauer machen.

Die Entwickler versprechen für F1 2018 eine überarbeitete Physik, die sich auch auf das Fahrmodell auswirken soll. Inwiefern sich diese in der Praxis bemerkbar macht, kann ich aktuell allerdings noch nicht abschätzen. Doch auch wenn ich bisher kaum Änderungen zur Vorjahresversion feststellen konnte, ist das ja alles andere als ein schlechtes Zeichen.

Abseits der Strecke erwartet euch eine weitere Neuerung – zumindest, wenn ihr mit einem eigenen Fahrer die Karriere startet. Gleich am ersten Rennwochenende macht ihr in F1 2018 mit der Reporterin Claire Bekanntschaft, die euch fortan bis zum Ende der Saison begleiten und euch immer wieder mit ihren Fragen bombardieren wird. Nachdem wir beispielsweise nach nur einer Runde im freien Training und einer einzigen Hot Lap im Qualifying auf der Pole Position landeten, fragte sie mich, ob ich denn als Neuling nicht mehr trainieren wollte. Aus mehreren Antwortmöglichkeiten entschied ich mich unter Zeitdruck, also ganz Telltale-like, für die arrogante Variante, dass ich so schon gut genug sei.

Die Reporterin Claire soll allerdings nicht nur für ein besseres Drumherum-Gefühl sorgen. Meine Antworten sollen sich tatsächlich auf den weiteren Verlauf meiner Saison auswirken. Beschwere ich mich bei ihr in der Öffentlichkeit etwa über meine Ingenieure, kann es sein, dass die mir in Zukunft technische Upgrades verweigern und meinen Teamkollegen bevorzugen. Meine Reaktionen entscheiden auch darüber, wie andere Fahrer und Teams zu mir stehen – das ist besonders wichtig, wenn ich irgendwann bei einem anderen Rennstall anheuern möchte.

Nach dem Anspielen von F1 2018 bin ich außerdem gleich nochmal gespannter, welche Folgen die Persönlichkeiten der einzelnen Fahrer für das KI-Verhalten haben. So soll sich ein Fahrer etwa auch mal für eine ihm nicht passende Antwort auf der Strecke revanchieren. Alles in allem macht die KI übrigens auch jetzt schon eine gute Figur. Sie hält die Position und verteidigt diese, ohne allerdings zu unfairen Mitteln zu greifen. In zwei Situationen wurde ich allerdings auch ohne offensichtlichen Fehler meinerseits von hinten leicht angeschoben, woraufhin ich im Kiesbett landete. Besonders gut gefällt mir auf der anderen Seite, dass die KI tatsächlich ihr eigenes Rennen fährt und sich auch mal Fahrfehler erlaubt.

Hinter den Kulissen baut F1 2018 auf dem Gerüst des letzten Jahres auf. Das RPG-System, bei dem ihr euren Wagen nach eurer Wahl aufrüstet, wird beispielsweise von 113 auf 124 Upgrades erweitert. Außerdem könnt ihr die Updates nun doppelt so schnell wie im Vorjahr freischalten. Die Technik wurde ebenfalls überarbeitet, was sich vor allem in einer nochmals verbesserten Grafik bemerkbar macht. Grasflächen bestehen nicht mehr nur aus einzelnen Texturen, die Bäume am Streckenrand sind nun echte 3D-Modelle. Auch Effekte wie aufgewirbelter Kies oder die Gischt bei Regen werden ab sofort live berechnet.

Freunde der Classic Cars dürfen sich über acht Neuzugänge wie den Lotus 72D und den Ferrari 312T aus dem Jahr 1976 freuen. Zwei der Fahrzeuge, der Brawn BGP-001 von 2009 sowie der Williams FW25 von 2003 werden jedoch zunächst ausschließlich als Teil der Headline Edition von F1 2018 verfügbar sein. Komplettiert wird der Classic-Fuhrpark um zwölf klassische F1-Boliden aus den Vorjahren. Darüber hinaus stehen selbstverständlich wieder alle Strecken aus dem 2018er-Kalender der Formel 1 zur Verfügung. Damit könnt ihr erstmals auch auf dem Circuit Paul Ricard in Frankreich Gas geben. Zusätzlich gibt es auch wieder ein paar Bonusstrecken und -varianten wie Monaco bei Nacht.

Und damit möchte ich zu meiner aktuellen Einschätzung kommen: Während anderen Entwicklern bei jährlich erscheinenden Neuauflagen gerne vorgeworfen wird, dass sie kaum um Neuerungen bemüht sind, beweist Codemasters mit ihrer F1-Serie seit Jahren das Gegenteil. Im letzten Jahr wurde beispielsweise das Upgrade-System eingeführt. Anstatt dieses aber in F1 2018 nur zu verfeinern, fügen sie mit der Reporterin Claire gleich eine komplett neue Karriere-Komponente hinzu. Wie sehr sich meine Antworten auf ihre Fragen in der Praxis tatsächlich auswirken werden, konnte ich natürlich noch nicht abschließend klären. Aber das ganze System macht definitiv schon einen vielversprechenden Eindruck.

Hinter dem Steuer konnte ich abseits des Halo bisher kaum Änderungen ausmachen. Wobei gerade diesen Punkt viele Spieler sicher auch begrüßen werden – schließlich steuerten sich die F1-Autos schon in den letzten Jahren sehr gut und vor allem nachvollziehbar. Bemerkenswert finde ich außerdem, dass die Technik noch mal einen Schritt nach vorne gemacht hat. Ob bei leichter Bewölkung mit dem 72er-Lotus durch die Eau Rouge oder bei australischem Starkregen im Positionskampf – F1 2018 sieht einfach enorm gut aus. Meine Einschätzung lautet daher „Sehr gut“.
 

Wie bei Telltale: Bei Interviews bleiben uns nur wenige Sekunden Zeit für eine Antwort. Außerdem sehen wir sofort, dass unser Team darauf reagiert. Besonders gut dürfte es dort nicht ankommen, dass wir uns schon am ersten Wochenende für den Champion halten.