Endless Space 2

Endless Space 2 Preview

Vorschau: Vampire im 4X-Weltall

Rüdiger Steidle / 23. Oktober 2016 - 12:45 — vor 6 Jahren aktualisiert

Teaser

Mit einer Portion Fantasy, einer Prise Politik und einem guten Schuss Abenteuer wollen die Amplitude Studios 4X-Strategiespiele anreichern. Wir haben die Early-Access-Version gekostet und stellen in der Preview fest: ein interessantes Rezept!
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Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Bereits mit Endless Space gingen die Amplitude Studios anno 2012 etwas andere Pfade als die meisten Kollegen aus dem Weltraumstrategie-Genre. Endless Space 2, das seit kurzem als Early-Access-Version zahlungswilligen Betatestern offensteht, baut auf die Stärken des ersten Teils und reichert das Konzept mit anderen Eigenheiten der Endless-Serie an. Grund genug für uns, es ausführlich zu spielen und einer Preview zu unterziehen!

In seinem Herzen ist zwar auch Endless Space 2 ein Verfechter des aus Civilization, Master of Orion (im Test, Note: 7.0) und Konsorten bekannten 4X-Prinzips. So führen wir eines von aktuell vier, später acht weltraumfahrenden Völkern an. Durch geschickte Ressourcenausbeutung, Industrialisierung, Diplomatie, Kriegsführung, Handel und Forschung wollen wir uns die Galaxie und konkurrierende Spezies unterwerfen. Der Vertreter der Amplitude Studios allerdings setzt deutlich stärker auf Spezialisierung als viele jüngere Genrevertreter und betont Story- und Abenteuerelemente.
 

Keine Rasse wie die andere

Die Unterschiede beginnen bereits bei den Rassen, die vier bislang enthaltenen Fraktionen unterscheiden sich wesentlich voneinander. Die ungewöhnlichsten Vertreter sind sicherlich die Vodyani: Das sind Weltraumvampire, die keine Planeten besiedeln, sondern auf gigantischen Kolonieschiffen hausen und parasitär von einer Welt zur nächsten ziehen. Die Sophons sind geborene Forscher. Ihre Aufklärer klären die Umgebung wesentlich schneller als die anderen Parteien auf und klettern spürbar schneller die Technologieleiter empor. Dafür schlagen sie sich in Gefechten deutlich schlechter.
 
Von acht geplanten Völkern stehen aktuell vier zur Auswahl, die  sich sehr deutlich voneinander unterscheiden.
Die Lumeris setzen primär auf Handel: Statt Planeten zu erobern oder zu kolonisieren, kaufen sie sich einfach neue Basen. Bewaffnete Auseinandersetzungen scheuen sie. Das genaue Gegenteil stellen die Cravers dar, die aufgrund ihres extremen Bevölkerungswachstums dauernd expandieren müssen und mit ihren Riesenflotten andere Parteien einfach überrollen.

Vier weitere Völker sollen folgen; eines davon wollen die Macher nach den Wünschen der Community gestalten. Für jede Spezies wollen die Entwickler eine eigene Story mit einzigartigen Missionen entwerfen, die in der aktuellen Vorabversion allerdings nur in Ansätzen erkennbar sind (in Form von erforschbaren Anomalien und Miniaufträgen). Auch ist die Partiedauer bislang auf 125 Runden begrenzt, und es gibt nur zwei von später fünf Siegbedingungen: Unterwerfung und Punktzahl. Ansonsten aber spielt sich die Early-Access-Fassung schon sehr rund.
 

Fokussierung entscheidet

Endless Space 2 setzt stark auf Spezialisierung. Schon allein aufgrund der stark unterschiedlich angelegten Rassen ist es unmöglich, in allen Bereichen zu brillieren. Ein gutes Beispiel ist die Wissenschaft: Der Technologiebaum ist stark verzweigt, das heißt, wir sollten uns in den vier Bereichen Militär, Biologie, Industrie sowie Technik üblicherweise zwischen verschiedenen Fortschritten entscheiden. So können wir entweder die Verteidigungskraft unserer Schiffe aufwerten oder die Offensivwaffen. Erforschen wir beides, fallen wir in anderen Kategorien zurück. Allerdings gibt es später Querverbindungen, die es uns erlauben, vernachlässigte Bereiche zu stärken. Das bedeutet, dass jede Partie etwas anders verläuft, auch wenn der Forschungsbaum prinzipiell für alle Fraktionen gleich aufgebaut ist.
 
Bei der Forschung müssen wir uns für gewöhnlich zwischen mehreren Projekten entscheiden.
Ein anderes Beispiel ist die Kriegsführung: Wie schon im Vorgänger laufen die Scharmützel zwar automatisch (in ansehnlichen Filmsequenzen) ab. Wir dürfen aber zwischen Taktiken und Formationen wählen, die einen gewissen Einfluss auf den Ausgang haben. Um die Effizienz zu steigern, sollten wir das Design unserer Schiffe möglichst genau auf unsere Gefechtsstrategie abstimmen beziehungsweise umgekehrt. Es bringt eben herzlich wenig, offensiv ausgerichtete Scharfschützen-Fregatten in den Nahkampf zu schicken, dazu sollten wir schwer gepanzerte Kreuzer nutzen. Freilich laufen wir mit allzu einseitig ausgerichteten Flotten Gefahr, in einen Konter zu rennen; wie schon der Vorgänger setzt Endless Space 2 stark auf das Stein-Schere-Papier-Prinzip.
 

Pazifisten gegen Militaristen

Interessant ist auch das Diplomatie- und Politiksystem von Endless Space 2, auf das wir nur begrenzten Einfluss ausüben: In jeder Fraktion bestimmen verschiedene Parteien die Ausrichtung und Ziele. Die Militaristen hätten gerne eine stärkere Streitmacht, die Pazifisten scheuen Konflikte, die Fortschrittspartei möchte gerne mehr in die Forschung investieren und so weiter. Je nachdem, wer gerade an der Macht ist, hat das wesentliche Auswirkungen auf unsere Aktionsmöglichkeiten. Wenn etwa die Pazifisten den Ton angeben, sollten wir es uns zweimal überlegen, gegen andere Spezies in den Krieg zu ziehen – im schlimmsten Fall rebelliert dann unsere Bevölkerung. Über Allianzen, meist mit geringeren Fraktionen, die im galaktischen Machtkampf nur eine untergeordnete Rolle spielen, Erlasse sowie diverse politische Programme können wir aber zumindest versuchen, Senat und Bürger in unserem Sinne zu beeinflussen.
 
Das bringt uns zum nächsten Punkt: die Ressourcen. Davon gibt es in Endless Space 2 jede Menge, die Veteranen schon aus früheren Teilen der Endless-Serie kennen. Die beiden wichtigsten sind Staub – quasi Geld – und Einfluss. Ersteren gewinnen wir über Industrie, Steuern und Handel, um ihn in den Ausbau unserer Wirtschaft oder unserer Streitkräfte zu investieren. Letzteren brauchen wir für die erwähnten Politikprogramme, Gesetze und diverse diplomatische Aktionen. Anders als Staub können wir Einfluss aber nur indirekt über unsere Bevölkerung, Technologien und manche Einrichtungen generieren. Daneben gibt es noch eine Handvoll spezieller Rohstoffe wie Titan oder Antimaterie, die wir über die Kontrolle bestimmter Sektoren erlangen und diverse Vorteile für unsere Industrie, unser Militär und andere wichtige Bereiche bringen.
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Die Schlachten sind zwar hübsch anzuschauen, wir würden uns aber mehr Einflussmöglichkeiten wünschen.
Jörg Langer Chefredakteur - P - 469805 - 23. Oktober 2016 - 12:45 #

Viel Spaß beim Lesen! Da bekomme ich ja richtig Lust, ebenfalls in die Early-Access-Fassung reinzuschauen :-)

gamalala2017 (unregistriert) 23. Oktober 2016 - 16:14 #

Spezies unterwerfen klingt als Spielziel so grausam/erwachsen.

Das jede Spezies sich versucht wirklich anderst durchzusetzen ist interessant.

Wenn die Entwickler für jede Spezies eine eigene Story mit Storymissionen bieten möchten, dann als schmankerl gerne bitte in der Qualität wie Starcraft 2. Ernsthaft: Wenn jede Spezies sich so unterscheided, dann hoffe ich das sich die Story im Kern nicht alleinig um das Thema "Pazifisten vs Militaristen" bemüht.

Ich habe aber auch nicht gleich erwartet gleich in allen Bereichen gut sein zu wollen. Wenn man das Spiel aber wirklich langzeitmäßig spielt, dann wäre es Prima wenn das doch schon möglich wäre. So eine art Plus-Modus nach der "Kampagne".

Drugh 17 Shapeshifter - P - 6541 - 23. Oktober 2016 - 16:34 #

Hallo, das ist eine gute Preview. Ich spiele Endless Space 2 neben Stellaris und muss bemerken, dass sich beide Spiele trotz des identischen Genres schon sehr unterscheiden.

Endless Space 2 ist die Haute Couture, kommt ästhetisch und stylisch daher, alles wirkt durchdesignt.
Stellaris ist eher der Beamtenladen mit zahllosen Details, sehr fummelig und spielerisch dafür komplexer.

Beide machen sehr viel Spaß, haben aber in meinen Augen Schwächen. Ich wünsche mir so sehr die Rundenstrategie-Kämpfe von MoO2 zurück! Alle machen nur noch quasi-interaktive Filmchen, wo die Kämpfe vollautomatisch abgespult werden. Hier mal eine Strategiekarte gezogen (ES2), dort nur rein numerische Überlegenheitskämpfe (Stellaris).

Was mir am meisten auffällt, ist die Nähe von Endless Space 2 zu Endless Legend, das mir sehr viel Spaß bereitet! Quests für das Volk, Quests von den kleineren Fraktionen, Wissenschaftsquests. Ähnlich gut auch bei Stellaris.
Man wird deutlich mehr geführt, indem die Questziele einem etwas abverlangen.

Leider habe ich das Gefühl, dass bei ES2 die KI furchtbar cheatet oder extreme Vorteile bekommt.

Eine Runde spiele ich die Händler und werde von den Energievampiren mit starken Flotten überrollt, ohne dass ich reale Chance habe, mich zu wehren. Nächstes Spiel drehe ich den Spieß um. Aber nun stoße ich mit meinen Energievampiren auf die gleichen Händler, die nun (!) wieder stärkere Flotten haben. Und nicht einfach numerische Überzahl, sondern bei gleicher Flottengröße von 4 Schiffen + Held sind die Händler stark.

Zudem nerven Piraten massiv, da sie gerne mal in bereits belagerte Systeme einfallen. In meinem ersten Spiel -Schwierigkeit normal- waren zum Schluss 6 meiner 7 Systeme von Piratenflotten mit 3-4 von 4 Schiffen belagert. Bei ewig langer Bauzeit ein schlicht nicht mehr zu gewinnendes Szenario.
Man stelle sich vor, bei CIV kommen die Barbaren mit 3 Nah- und einem Fernkämpfer und belagern jede Stadt, gerade als einem die Ägypter ohne Anlass den Krieg erklären und mit 2 Speereinheiten, 2 Streitwagen und 1 Bogenschützen gegen die 2 eigenen Speerträger ankommen.

Also im Balancing finde ich die Endless Space Spiele bislang eher schwach, ich muss die immer auf "Leicht" stellen, da die Gegner sonst übermächtige Flotten spawnen.

Mantarus 18 Doppel-Voter - 10404 - 23. Oktober 2016 - 17:18 #

Hast du zufällig Teil 1 gespielt und kannst da ein paar Vergleiche anstellen? Ich hab nämlich den Vorgänger mal günstig bekommen und weiß nicht ob ich das Spiel starten soll oder gleich auf den Nachfolger warten soll.

Drugh 17 Shapeshifter - P - 6541 - 23. Oktober 2016 - 21:52 #

Hallo, ja, habe ich. Teil 1 und 2 sind sehr ähnlich. ES2 hat deutlich mehr Anleihen von Endless Legend, also mit Fraktionsquests und einem Politiksystem. Präsentation und Spieltiefe ist bei beiden ähnlich, ES2 ist noch stylischer und hübscher, aber erkennbar Early Access, du kommst nicht so weit, da das Spiel nicht bis zum echten Ende gelangt. Von daher ist Teil 1 ist durchaus spielenswert. Die von mir angesprochenen KI Probleme hat auch der erste Teil, also massive Vorteile.

Mantarus 18 Doppel-Voter - 10404 - 24. Oktober 2016 - 8:37 #

Danke :)

Dann werde ich wahrscheinlich zuerst ein paar Runden in Teil 1 absolvieren und wenn noch genug Interesse da ist mir Teil 2 besorgen.

Sorgen mache ich mir um die KI Probleme wenn die wirklich soviel cheatet. Ich halte ja schon den Gummibandeffekt bei Rennspielen schwer aus ;)

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 23. Oktober 2016 - 16:54 #

Ich bin interessiert - mehr bisher noch nicht.

Ghost0815 15 Kenner - 2818 - 23. Oktober 2016 - 17:28 #

Es gibt ja jetzt schon eine Reihe von 4X-Games, kann jemand sagen ob es da einen Spitzenreiter gibt, der heraus sticht, oder haben alle seine Vor- und Nachteile? So dass man sich jedes einzeln Vornehmen muss (z.B. durch Tests) um sein 'Lieblings-4X-Game' raus zufinden?

Ganesh 16 Übertalent - 5116 - 23. Oktober 2016 - 20:17 #

Civ5 mit Erweiterungen. Die Weltraum-Spiele der letzten Jahre konnten da IMO nicht mithalten.

Drugh 17 Shapeshifter - P - 6541 - 23. Oktober 2016 - 22:00 #

Meine persönliche Reihenfolge:
Platz 1: Civ 5 - in allen Belangen überragend. Spieltiefe, Abwechslung, KI/Diplomatie
Platz 2: Endless Legend - Toller Grafikstil, sehr unterschiedliche Fraktionen, Quests
Platz 3: Stellaris - Mein Favorit bei Space 4X zurzeit. Hohe Spieltiefe, sehr ruhig und entspannend, tolles Early Game, textlastig.

Dann Age of Wonders 3, Endless Space 2 / 1. Stark abfallend Civ Beyond Earth.
Nicht gespielt: Das neue MoO.
Civ 6 hole ich mir erst in ein paar Monaten, wenn ich mit den o.a. "fertig" bin.

Ghost0815 15 Kenner - 2818 - 24. Oktober 2016 - 11:42 #

Danke für deine Zusammenfassung.

Hanseat 14 Komm-Experte - 1884 - 24. Oktober 2016 - 20:09 #

^Würde ich auch so sehen, auch wenn ich Europa Universalis gegen Stellaris tauschen würde.

Drugh 17 Shapeshifter - P - 6541 - 24. Oktober 2016 - 20:27 #

Nie gespielt, aber ich denke, das wird eine ähnliche Spieltiefe bieten. Meine Top 3 sind bewusst realistisch, Fantasy, SciFi gehalten, da ich alternative Szenarien mag.

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78508 - 24. Oktober 2016 - 20:37 #

Allerdings ist nun EU4 eher kein 4X, passt also nicht wirklich in Drughs Auflistung hinein.

supersaidla 16 Übertalent - 4503 - 24. Oktober 2016 - 2:49 #

Genau die Frage stelle ich mir auch schon seit Monaten ;)

nitroblade 12 Trollwächter - 1048 - 23. Oktober 2016 - 17:46 #

Ja sehr nice! Teil 1 habe ich gerne gespielt, wenn es mich auch nicht dauerhaft binden konnte...

Stellaris bietet da einfach ein besseres Gameplay an.

Arno Nühm 18 Doppel-Voter - 9327 - 23. Oktober 2016 - 18:51 #

Vielen Dank für die informative Preview!
Den Vorgänger habe ich sehr gerne gespielt. Bin daher sehr auf Teil gespannt.
Das bisher gezeigte Material schaut schon mal nicht schlecht aus :-)

Falk 14 Komm-Experte - 1922 - 24. Oktober 2016 - 0:00 #

Ein Fehler im Artikel: Die Rundenbegrenzung ist schon lange rausgepatcht. Freilich ist es trotzdem nur mäßig spannend, weiter als 100 Runden zu spielen, weil die Zeitalter 4 und 5 noch nicht implementiert sind.

Ich habe ES2 nach 7h und einigen Forenposts erstmal wieder "pausiert" - das Spiel ist noch sehr, sehr unfertig, es wird noch einige große patches brauchen. Tatsächlich bin ich eher skeptisch, dass Amplitude das in der geplanten Zeit (angedacht ist, glaube ich, ein halbes Jahr Early Access) hinbekommt.

Neben den fehlenden Inhalten stören mich...
...das im Preview zurecht bemängelte UI, das wirklich arg konfus ist.
...der Mangel an Ingame-Infos - Politik und Kampf sind beispielsweise völlig undurchsichtig.
...die quasi nicht vorhandene Diplomatie. Die Völker sind zwar super designet, aber im Spiel sind's alles bloß Nervensägen, mit denen man kaum interagieren kann.
...die viel zu passiven Kämpfe. Ich brauche keinen MoO2-Kampf, ich kann auch mit automatisch berechneten Schlachten leben, aber zurzeit beschränkt sich die Taktik darauf, vor dem Kampf einen von drei Knöpfen zu drücken. Das ist etwas dürftig.
...die Langeweile nach der Anfangsphase. Wenn man alle brauchbaren Planeten in der Nähe besiedelt und ausgebaut hat (was recht schnell gehen kann), dann gibt es praktisch nichts mehr zu tun außer Militär aufbauen und Leute verhauen.

Potential hat ES2, aber mMn hat Amplitude noch sehr viel Arbeit vor sich.

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 21156 - 24. Oktober 2016 - 8:22 #

Auf das Spiel warte ich schon länger, und scheinbar zurecht ^^

Harry67 20 Gold-Gamer - - 24322 - 24. Oktober 2016 - 8:55 #

Top Preview. Gerne mehr von Rüdiger!

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469805 - 25. Oktober 2016 - 22:17 #

Demnächst kommt eine Halo Wars 2 Preview.