Jörg Langer 29. August 2019 - 8:00 — vor 4 Jahren aktualisiert
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Um die Betriebe (hier ein Restaurant mit Alkoholausschank) wird nicht nur gekämpft, ihr könnt sie auch jederzeit besuchen.
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Rundenkämpfe in Chicago
Ich beginne meine Gamescom-Partie in einem Taxi, der Fahrer dient quasi als Reiseführer ins verbrechensgeplagte Chicago. Daran hat sich leider bis heute wenig geändert: Die drittgrößte Stadt der USA hatte 2018 mehr Morde zu verzeichnen als die bevölkerungsreicheren Städte Los Angeles und New York zusammen, nämlich 561 (2017: 650, 2016: 771), Tendenz glücklicherweise fallend. Zurück ins Taxi: Die Fahrt macht mir klar, dass Chicago von mehreren Bossen beansprucht wird, die vor allem mit dem Vertrieb von Alkohol ein Imperium errichten wollen. Und ich selbst will einer davon werden. Darum heuere ich in einer Art Tutorial zwei willige Gangster an, die schon auf mich warten, und beginne mit der Eroberung meines ersten "Betriebs".
Zum Kampfmodus brauche ich eigentlich nicht viel mehr als „Xcom“ zu schreiben. Aber ich würde weder meinem Namen noch Ruf gerecht werden, wenn es nicht auch deutlich länger ginge: Als die Neuinterpretation der Klassikerserie von Julian Gollop 2012 erschien, legte Firaxis damit den Quasi-Standard für moderne (soldatenbasierte) Rundentaktik fest. Statt wie früher pro Aktion und Bewegungsfeld Aktionspunkte auszugeben, bekam jeder Kämpfer zwei Aktionen pro Runde, in der Regel einmal Laufen und einmal Schießen, samt diverser Variationen (Bonusaktionen, schießen nach dem Laufen, zweimal schießen und so weiter). Außerdem unterschied das Spiel nur noch zwischen keiner, halber und voller Deckung.
An dieses Prinzip hält sich fast jeder seitdem erschienene Subgenre-Kollege, sei es Phantom Doctrine, Hard West, Xcom 2, Wasteland 2 oder nun eben Empire of Sin. Großer Vorteil des Systems: Es spart im Vergleich zum früheren Aktionspunkte-Optimieren viel Zeit und gibt nur relativ wenig taktischen Anspruch auf, weil beispielsweise das früher gerne mit Zusatz-AP bezahlte „genaueres Zielen“ einfach über eine geringere Trefferwahrscheinlichkeit bei höherem Schaden (um nur ein Beispiel zu nennen) gelöst wird.
Deckungssuche neben Bierfässern
Und was soll ich sagen, das Prinzip funktioniert auch bei Empire of Sin sehr gut. Die Kämpfe spielen sich flüssig und die Umgebungen sind eben 1920-Style: Büros mit den typischen Leselampen, schummrige Brauereien oder auch die offene Straße. Die KI kann ich noch nicht groß beurteilen, aber die von ihr gesteuerten Kämpfer gehen in Deckung, Verwundete oder Unbeteiligte versuchen zu fliehen, scheint alles zu passen. Unschön sahen nur Schüsse aus nächster Nähe aus, weil die Animationen nicht zur Situation passten: Die Pistole wird am Ziel vorbeigehalten, der Schuss kommt von irgendwoher. Sicher ein bis zum Release im nächsten Jahr noch abstellbares Problem.
Empire of Sin kopiert im Kampf Xcom bis hin zu Bedienungsdetails, so kann man am PC durch zweimaliges Drücken der „1“ auf den nächstplatzierten Gegner feuern und sich auch sonst Mauswege sparen, indem man einfach die Zahlentaste der zugehörigen Aktion drückt. Auch Spezialfähigkeiten der einzelnen Kämpfer wie automatisches Überwachungsfeuer, Feuer-auf-mich-ziehen, Sweep fire (ein ganzer Bereich wird mit Kugeln eingedeckt) oder „Hunker down“ (bessere Verteidigung) werden so getriggert.
Am Ende eines Kampfes gibt es Loot, und wenn ich um den Besitz einer Spelunke oder eines anderen Betriebs gekämpft habe, kann ich sie nun in mein Imperium eingliedern. Dazu ist eine manuelle Entscheidung nötig, denn vielleicht wollte ich ja auch nur eine „Botschaft“ senden mit meinem Gemetzel. Apropos: Im Spiel enthalten sind teils fiese „Finisher“ von zu Boden gegangenen Gegnern, also die Sorte “Kehle aufschlitzen“. Damit kann ich Respekt und Angst erzeugen, es aber auch übertreiben und die Polizei auf mich aufmerksam machen. Außerdem ist es möglich, dass Charaktere, denen ich ein zu brutales Vorgehen anordne, Grausamkeit oder Mordlust als negative Eigenschaft erhalten. Und dann wiederum soll es vorkommen, dass so ein Psychopath auch mal einen Kollegen umbringt, wenn niemand zuguckt.
Kommen wir zum Geschäftlichen
Die wirtschaftliche Steuerung meines Gangsterkonzerns geschieht wohl großteils über textlastige Menüs. Ich setze einen Geschäftsführer ein, lege Preise fest, wie halt bei Managementspielen üblich. Natürlich gibt es Konsequenzen: Wenn ich billigen Fusel herstelle und zum normalen Preis verkaufe, mache ich kurzfristig großen Gewinn. Aber wenn sich dann immer mehr Leute den Magen oder die Gesundheit damit verderben, fällt mein Ruf, und ich bekomme Absatzschwierigkeiten. Vielleicht schaffe ich es aber sogar, einem Konkurrenten meinen Industrie-Sprit als Luxuslikör unterzujubeln, und ihm so dessen Kundschaft abspenstig zu machen? Selbst erlebt habe ich solche Feinheiten nicht, ich zitiere Brenda.
Aber natürlich habe ich Preise festgelegt und meine „Rackets“ upgegradet, etwa in puncto Sicherheit: Dann werden sie bei Angriffen feindlicher Gangs automatisch von einigen Wächtern verteidigt, Jagged Alliance lässt grüßen.
Und ebenfalls wie bei den alten Rundenstrategie-Meisterwerken aus dem Hause Sirtech kann man Gangmitglieder in wichtigen Etablissements (damals: Sektoren) stehen lassen, damit sie dort für Defensivaufgaben zur Verfügung stehen. Überhaupt kann ich eroberte Gebäude jederzeit betreten und dort etwas Arbeits- oder Vergnügungsleben (etwa mit einer Musikband) bestaunen; dadurch wirkt die Welt lebendig.
Kampfsystem und Interface machen nicht einmal den Versuch, sich vom 2012 durch Xcom gesetzten Standard abzuheben.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 56324 - 29. August 2019 - 11:06 #
Genau mein Ding! Und sieht richtig schick aus! Hoffentlich verknüpfen sie die Elemente gut miteinander, bei Omerta hatte das nicht so toll geklappt, obwohl die Taktikkämpfe spannend waren.
Klingt klasse, danke für die Preview! Nur der dickliche Protagonist wirkt auf mich in überzeichneter Weise doch sehr unsympathisch. Wird man das Alter Ego optisch anpassen dürfen?
10vorne
14 Komm-Experte - P - 2161 - 30. August 2019 - 9:54 #
Für mich immer wieder unverständlich, warum bei solchen Spielen die Multiplayer-Option nicht gezogen wird. Aufbau von konkurrierenden Gangstersyndikaten im Online-Game mit einem Kumpel, den man auch sabotieren und angreifen, sich aber auch mit ihm verbünden kann....genial.
Q-Bert
25 Platin-Gamer - P - 56324 - 30. August 2019 - 14:38 #
Vermutlich, weil solche Rundentaktik-Strategiemanagement-Spiele kein riesiges Millionenbudget haben und ein MP nochmal ein paar Monate zusätzliche Entwicklungszeit kostet.
Wäre mal interessant zu wissen, wieviele Gamer bei dieser Art Spiel tatsächlich MP nutzen. So rein von mir auf andere geschlossen :) würde ich sagen: Nur wenige. Ein MP wird sich dann einfach nicht durch deutlich höhere Verkaufszahlen rechnen.
Jörg könnte ja Frau Romero mal anrufen und im Rahmen eines MoMoCa-Gastinterviews genau diese Fragen stellen... ^^
rammmses
22 Motivator - P - 32604 - 4. September 2019 - 8:19 #
Das finde ich ja sehr ansprechend, vor allem das Setting. Bin aber vorsichtig mit Rundentaktik, zuletzt bei Phantom Doctrine habe ich einen ordentlichen Fehlkauf gelandet, weil das schnell viel zu schwer und unzugänglich für mich als Genre-Einsteiger war.
Omerta City of Gangsters kommt mir da irgendwie in den Sinn, da es doch sehr ähnlich ist von den grundsätzlichen Ansaätzen.
Hatte exakt den selben Gedanken!
Das klingt gar nicht mal so uninteressant, Danke für die Preview, den Titel hatte ich bisher nicht auf dem Schirm
Vielen Dank für den Bericht. Das klingt sehr interessant.
Hört sich gut an, ich mag solche Spiele.
Danke für die Preview, ist vorgemerkt. Scheint genau meine Art von Spiel zu sein.
Das ist so was von vorgemerkt :)
Danke für die ausführliche Preview!
Heute Abend schau ich gleich ins Video.
Ich hätte da eine Idee, wer das nächste JA machen könnte ...
Ich glaube, ich kann Deine Gedanken lesen :-)
Hey, das ist doch nun wahrlich ein Spiel, das ich mir ansehen MUSS :-)
Word!
Rundenstrategie und Wirtschaftspart? Ich bin raus. Das ist nichts für mich.
Sehr spannend, hoffentlich hält es in Sachen KI und Spielspaß, was es bisher verspricht!
Genau. Bei KI und Romero war doch mal was mit Daikatana, wenn ich mich nicht irre.
Das hört sich sehr spannend an. Hoffe der Mix stimmt am Ende. Bitte weiter beobachten und evtl. dann später ein Test? Danke.
Das Video konnte ich mir noch nicht anschauen, aber ich finde das sieht richtig toll aus. Bin sehr gespannt darauf :)
Das klingt sehr interessant und sieht auch gut aus. Freue mich schon auf das Spiel!
Genau mein Ding! Und sieht richtig schick aus! Hoffentlich verknüpfen sie die Elemente gut miteinander, bei Omerta hatte das nicht so toll geklappt, obwohl die Taktikkämpfe spannend waren.
Klingt klasse, danke für die Preview! Nur der dickliche Protagonist wirkt auf mich in überzeichneter Weise doch sehr unsympathisch. Wird man das Alter Ego optisch anpassen dürfen?
Das weiß ich nicht, aber du hast ja die Auswahl zwischen 14 Bossen, da wird schon einer dabei sein, der deinem ästhetischen Empfinden entspricht :-)
Achso, danke dir! Schön, dass es Auswahl geben wird.
Das im Video war Al Capone, wenn ich das richtig gesehen habe. ;-)
Danke für die Preview, wird aber wohl nicht meins.
Mafia Games für C64 - irgendwer? Ansonsten toller Artikel, der richtig Lust auf das Spiel macht.
Behalte ich mal im Auge. Hoffentlich ohne nervige Zeit- oder Zugbegrenzung.
Das spricht mich doch sehr an.
Interessantes Setting, eine Kampagne mit Story gibt es aber nicht sondern nur Zufallspartien oder?
Soviel ich weiß, nicht.
Für mich immer wieder unverständlich, warum bei solchen Spielen die Multiplayer-Option nicht gezogen wird. Aufbau von konkurrierenden Gangstersyndikaten im Online-Game mit einem Kumpel, den man auch sabotieren und angreifen, sich aber auch mit ihm verbünden kann....genial.
Vermutlich, weil solche Rundentaktik-Strategiemanagement-Spiele kein riesiges Millionenbudget haben und ein MP nochmal ein paar Monate zusätzliche Entwicklungszeit kostet.
Wäre mal interessant zu wissen, wieviele Gamer bei dieser Art Spiel tatsächlich MP nutzen. So rein von mir auf andere geschlossen :) würde ich sagen: Nur wenige. Ein MP wird sich dann einfach nicht durch deutlich höhere Verkaufszahlen rechnen.
Jörg könnte ja Frau Romero mal anrufen und im Rahmen eines MoMoCa-Gastinterviews genau diese Fragen stellen... ^^
Bloß nicht, ich würde nach dem „Hallo Bren...“ nie wieder zu Wort kommen in dem Podcast!
Warum nicht, wäre mal was anderes. ;-)
Klingt nach einem interessanten Genre-Mix. Ich konnte nur mit dem Setting nie wirklich was anfangen. Aber kann man mal im Auge behalten.
Mafia geht bei mir immer. Und das Xcom-Kampfsystem mag ich auch, das Spiel könnte also was für mich werden. :)
Der Mix klingt in der Tat sehr spannend. Bei dem Thema XCom-Kämpfe wollte ich schon abdrehen, aber so könnte es mir vielleicht doch gefallen. :)
Das finde ich ja sehr ansprechend, vor allem das Setting. Bin aber vorsichtig mit Rundentaktik, zuletzt bei Phantom Doctrine habe ich einen ordentlichen Fehlkauf gelandet, weil das schnell viel zu schwer und unzugänglich für mich als Genre-Einsteiger war.