Wer will, kann sein Fahrzeug auch verlassen und etwa einen im Sand versackten Gegner aus dem Dreck ziehen.

Sprechertext zu Dakar 18

Dieser Sprechertext ist exklusiv für Premium-User, das Gleiche wird  in Kürze auch für die Audio-Fassung gelten.

Hallo liebe Spielefreunde, mein Name ist Benjamin Braun und ich begrüße euch herzlich zur  GamersGlobal-Preview zu Dakar 18, dem Rallye-Rennspiel des portugiesischen Entwicklers Bigmoon Entertainment. Darin erlebt ihr alle 14 Etappen der Rally Dakar 2018 in Peru, Bolivien und Argentinien, die ihr wahlweise im Auto, Truck, UTV oder im Sattel eines Quads oder Motorrads angeht.

Eine der Besonderheiten von Dakar 18 ist, dass ihr wie in der Realität nicht auf einer abgesperrten Rennstrecke unterwegs seid, sondern euch in den offenen Arealen selbst den Pfad zu den einzelnen Wegpunkten sucht. Als Orientierung dienen euch dabei lediglich die sogenannten Road Books, die in stilisierter Form die optimale Route zeigen.

Dieser realistische Ansatz ist anfangs gewöhnungsbedürftig, da ich eben nicht einem linearen Pfad folgen kann, sondern erst mal kapieren muss, wie die Road Books mit ihren Entfernungsangaben, Zeichnungen markanter Umgebungspunkte, Richtungshinweisen und Co. funktionieren. Deshalb solltet ihr euch auch nicht scheuen, auf dem niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade zu beginnen.

Auch dort gibt es keine Linie, die mir den Fahrtweg zum nächsten Wegpunkt zeigt. Weiche ich allerdings zu stark von der korrekten Route ab, markiert mir Dakar 18 den nächsten Checkpoint im HUD. Ganz optimal für den Lernprozess ist das vielleicht nicht. Da ich bei der Aktivierung des Zielmarkers allerdings schon einige Zeit verloren habe, versuche ich weiterhin, solche Situationen zu vermeiden, indem ich die Funktionsweise der Road Books verinnerliche.

Das System mit den Road Books allein macht Dakar 18 bereits zu einer besonderen Herausforderung, ist aber nicht das einzige, womit sich das Spiel einen Hardcore-Sticker verdient. Denn auch das Fahr- und Schadensmodell ist auf Realismus ausgelegt. Wenn ich hier also über eine der teils haushohen Dünen in der Wüste brettere, darf ich mich nicht wundern, wenn ich plötzlich auf dem Dach liege und disqualifiziert werde, schwere Schäden an meinem Fahrzeug oder auch die Verletzung meines Fahrers riskiere.

Reparaturen sind bis zu einem gewissen Grad auch während einer Etappe möglich und nicht nur in den Biwaks. Reparaturen aber kosten Geld und Zeit und sorgen wie das Auslassen bestimmter Wegpunkte für Zeitstrafen. In Dakar 18 geht es aber eben nicht darum, auf jeder Etappe den ersten Platz zu belegen, sondern vor allem darum, ohne große Zwischenfälle das Ziel zu erreichen. Nur wer das richtige Maß aus Geschwindigkeit, Risiko und Beständigkeit wählt, kann hier am Ende auch ganz oben auf dem Treppchen stehen.

Bedenken muss ich auch immer, in welchem Fahrzeug ich gerade unterwegs bin. Der Wüstensand etwa ist nicht überall gleich. Dort, wo er lockerer und damit „tiefer“ ist, bleibe ich mit niedrig liegenden Autos gerne mal stecken und komme schlichtweg nicht mehr weiter. Das Spiel erklärt mir nicht direkt, dass die heller erscheinenden Flächen tieferen Sand erkennen lassen. Aber die Entwickler wollen bis zu einem gewissen Grad auch, dass ich solche Dinge selbst rausfinde und so künftig Probleme vermeide.

Ungeduldige Spieler allerdings könnte genau das schnell nerven. Denn selbst auf den kürzeren Teilstrecken führt ein Hängenbleiben in Matsch oder Sand beziehungsweise der Verlust der Orientierung dazu, dass ich mir nur durch die Rückkehr zum letzten Wegpunkt helfen kann. Das geht aber zum Glück per Knopfdruck. Suchen muss ich den letzten Punkt also nicht. Rettungen durch andere sind zwar möglich, bei uns taten das die KI-Fahrer aber nie.

Dem Fahrmodell an sich würde ich den Begriff Hardcore-Simulation insgesamt nicht zuschreiben, aber Dakar 18 geht eher in Richtung eines Dirt Rally als in die des arcadelastigeren Dirt 4. Bemerkenswert ist, dass sich das Spiel aufgrund des hohen Simulationsanteils mit Lenkrad und Pedalen auf Anhieb sogar besser spielt als mit dem Gamepad – Lenkrad-Support wird es übrigens auch auf den Konsolen geben.

Besonders anspruchsvoll, aber auch noch fehlerbehaftet ist das Fahrmodell der Quads und Motorräder. Aufgrund der kniffligen Beschleunigung der Quads und der hohen Gefahr von Stürzen mit dem Bike sind das definitiv die Rennkategorien, die ich tendenziell als letztes wählen würde.

Hoch fällt der Realismusgrad von Dakar 18 auch bei Umgebungen und Wetter aus. Massive Abweichungen zu den Witterungsbedingungen während der echten Tour im Januar wird es aber nicht geben. Bigmoon setzt stattdessen auf ein System, in das sie bestimmte Wahrscheinlichkeiten für Regen, Schnee und ähnliches einprogrammieren.

Die Grafik von Dakar 18 ist allgemein gut, Grenzen gibt es insbesondere bei der Kollisionsabfrage. Kleinere Sträucher wirken sich während der Fahrt oft überhaupt nicht aus, umgekehrt kollidieren wir ab und zu auch mal mit „unsichtbaren Objekten“. Gerade in Anbetracht der Größe der Welt ist es aber dennoch beachtlich, was Bigmoon hier auf PC und PS4 – die Xbox-Version konnte ich noch nicht sehen – aus der Unreal Engine 4 rausholt.

Neben der Rally für Solospieler bietet Dakar 18 auch einen Mehrspieler-Modus für bis zu acht Spieler sowie einen lokalen Splitscreen-Modus. Optionen für Online-Turniere, Crossplatform-Funktionen und ähnliches sind angedacht. Die werden es aber wohl eher nicht mehr in die diesjährige Version schaffen, die mit ausschließlich kostenfreien DLCs versorgt werden soll.

Kommen wir damit zu meiner Vorabeinschätzung: Ich habe nicht den Orientierungssinn einer Kartoffel, aber in Dakar 18 bin ich oft vom rechten Pfad abgekommen. Den Willen, sich in das System mit den Road Books einzufühlen und notfalls auch mal zum letzten Wegpunkt zurückzuspringen, muss man hier aber definitiv mitbringen. Denn wer sich leicht frustrieren lässt, der könnte womöglich schnell die Lust verlieren. Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit, und trotzdem ich mich auf den späteren Etappen doch immer wieder mal verfahren habe, hat mir Dakar 18 richtig viel Spaß gemacht. Es ist einfach wirklich mal was anderes, als stur einer linearen Route zum Ziel zu folgen.

Mir gefällt zudem das Fahrmodell richtig gut, wenngleich ich da aktuell nur für die Steuerung mit Lenkrad sprechen möchte. Denn ganz glücklich bin ich mit der Gamepad-Eingabe nicht. Noch aber bleiben den Entwicklern einige Wochen Zeit, um vorhandene Kanten abzuschleifen. Ich bin jedenfalls angefixt und freue mich auf den Release im September. Meine Einschätzung lautet daher "Gut".
 

Lokal messt ihr euch auf Wunsch im Splitscreen-Modus. Es gibt aber auch eine Online-Mehrspielervariante für bis zu acht Spieler.