Dieser Sprechertext ist wie die Audiofassung (euren personalisierten RSS-Feed findet ihr auf der Vorderseite im Premium-Kasten verlinkt) premium-exklusiv.

Hallo zusammen, hier ist Dennis Hilla von GamersGlobal mit der Preview zu Anthem. BioWare wagt sich mit dem Third-Person-Shooter nach The Old Republic einmal mehr in das MMO-Gefilde. Wahlweise in einem Trupp von bis zu vier Leuten erledigt ihr Aufträge oder erkundet die Welt. Die Fortbewegung mit fliegenden Exosuits der Marke Iron Man stellt dabei ein wichtiges Element dar. Auf einem Previewevent in London habe ich erste Flugerfahrungen gesammelt und Story-Einblicke gewonnen. Meine Einschätzung verrate ich euch im Folgenden.

In grauer Vorzeit wurde die Welt von den Shapern geschaffen, die daraufhin ihre Werkzeuge zurückgelassen und dem Planeten den Rücken gekehrt haben. Die göttlichen Artefakte ziehen natürlich die Aufmerksamkeit bösartiger Wesen, die die Welt bevölkern, auf sich. Der Überlebenstrieb brachte die Menschheit dazu, sich in Städten hinter massiven Mauern zu verschanzen.

Doch ganz hilflos sind unsere Artverwandten nicht, die Freelancer begeben sich regelmäßig auf Missionen außerhalb der sicheren Zone. In Kampfanzügen à la Tony Stark fliegen sie durch die Außenbezirke, auf der Suche nach neuen machtvollen Objekten und zum Schutz der menschlichen Rassen. Ihr steigt zu Beginn von Anthem in die Truppe ein und erlebt direkt eine große Niederlage beim so genannten „Heart of Rage“. Die eigentliche Handlung des Spiels setzt zwei Jahre später an.

Auch wenn ich die eigentliche Prämisse hinter der Story von Anthem durchaus spannend finde, so konnte sie mich noch nicht gänzlich für sich gewinnen. Irgendwie kam mir das alles schon bekannt vor, eine Prise Attack on Titan, etwas Destiny, nichts richtig Neues. Wie der Producer Thomas Singleton mir im Gespräch versicherte, lege BioWare aber wieder großen Wert auf die Geschichte und natürlich auch auf gut ausgearbeitete Nebenfiguren. Die berühmt-berüchtigten romantischen Beziehungen zu NPCs soll es dieses Mal allerdings nicht geben. Ich lehne mich zudem etwas aus dem Fenster und behaupte, eine komplexe Story wie in Mass Effect oder Dragon Age erwartet uns nicht.

Direkt in seinen Bann gezogen hatte mich hingegen das Bewegungssystem. Meiner Erfahrung nach enden virtuellen Flugstunden sehr schnell mit Frontalcrashs in die nächste Wand, aber nicht so bei Anthem. Nach einem Sprung in die Luft startet ihr eure Schubdüsen per Druck auf den linken Stick, über den ihr auf die Geschwindigkeit eures Javelins genannten Anzugs reguliert. Sehr schnell hatte ich die Steuerung meines Freelancers im Gefühl und konnte selbst engste Höhlensystem elegant und unfallfrei durchqueren.

Allerdings neigen die Javelins auch zum Überhitzen, unbegrenzt lange dürft ihr also nicht in der Luft bleiben. Durch langsames nach unten Gleiten kühlt ihr die Triebwerke ein wenig ab, irgendwann müsst ihr aber zwangsweise zurück auf den Boden. Hier bewegt ihr euch dank des Anzugs jedoch auch sehr flott voran. Über einen Doppelsprung erreicht ihr etwa höher gelegene Plattformen. Laut Thomas Singleton kann das Spiel gar komplett ohne Fliegen gespielt werden – warum das irgendjemand machen sollte, kann ich mir allerdings nicht vorstellen.

Eine Methode, um den Javelin abzukühlen, fand ich besonders cool, da sie die Detailverliebtheit der Entwickler zeigt. Fliegt ihr durch einen Wasserfall hindurch, dann sorgt das kühle Nass direkt für entspannte Düsen, und ihr habt ein paar Extrameter gewonnen. Doch auch ohne solche Tricks ist die Zeit, die ihr am Stück in der Luft verbringen könnt, angemessen lange, und das einfache Herunterkühlen des Anzugs braucht keine Ewigkeit.

Die Feuergefechte laufen ebenfalls sehr flüssig ab, das Gunplay ist ähnlich direkt wie bei einem Call of Duty oder Destiny – nur halt in der Third Person. Besonders in Kombination mit der Flugmechanik ergeben sich so packende Gefechte, wenn ich in der Luft schwebend drei Feinde erlege, meine Düsen ausfallen, ich im Fall noch zwei weitere Biester mitnehme und kurz vor dem Aufprall zu einem vernichtenden Nahkampfangriff ansetze, dann fühlt sich das einfach nur gut an.

Doch mindestens genauso wichtig wie die Flugmechaniken sind die vier Javelin-Typen und ihre Spezialfähigkeiten. So ist der Ranger, den ich im Tutorial gespielt habe, ein Allrounder mit zielsuchenden Raketen. Der Storm entfesselt mächtige Elementarangriffe, und der schwach gepanzerte, aber wendige Interceptor setzt Gegnern mit Wurfklingen zu. Ich habe mich zu Spielbeginn für den Colossus entschieden, ein wuchtiges, dickes Modell, das zwar etwas langsam ist, dafür aber per Mörser viel Schaden austeilt und auch einsteckt.

In einigen Situationen ist es auch vorteilhaft, die Fähigkeiten der Javelins kombiniert zu nutzen. Einen großen Gegnertyp, der sich von vorne mit einem Schild schützt, fror ein Storm-Mitspieler zunächst mit Eisprojektilen ein, woraufhin ich von hinten seine ungeschützten Tanks per Minigun befeuern konnte und so immensen Schaden verursacht habe.

Als Hubwelt fungiert Fort Tarsis. Hier kauft ihr neue Ausrüstung, sprecht mit den Bewohnern, nehmt neue Missionen an oder rüstet in der Forge euren Javelin auf. Durch Upgrades verstärkt ihr beispielsweise die Effekte bestimmter Waffen oder Fähigkeiten. Besonders cool finde ich, dass neue Skills nach Gefechten als normales Loot droppen, und nicht stur im Skilltree erlernt werden müssen.

Und damit möchte ich zu meinem Preview-Fazit kommen. Anthem hat das Zeug dazu, ein ganz großer Online-Knaller zu werden. Die Parallelen zu Destiny lassen sich zwar nicht verbergen, BioWares Titel bringt aber genug eigene Elemente mit, um für sich selbst zu stehen. Sei es nun die ausgezeichnete Flugmechanik, das knackige Waffenhandling oder die unterschiedlichen Javelins, jedes Spielelement wirkt durchdacht und sinnvoll. Bei der Story erwarte ich keine großartigen Wendungen oder Aha-Momente, als solide Grundlage funktioniert sie aber sicherlich.

Grafisch ist Anthem bereits in der nicht finalen Fassung, die ich gespielt habe, richtig hübsch. Egal ob die knalligen Partikeleffekte, die wunderschönen Umgebungen mit Wasserfällen und an James Camerons Avatar erinnernden leuchtenden Pflanzen, oder die geschmeidigen Charakteranimationen – die Frostbite Engine leistet ganze Arbeit. Ich hatte durchgehend Spaß mit Anthem – mindestens ein menschlicher Mitspieler verbessert das Erlebnis aber wie bereits bei Bungies Konkurrenten ungemein, auch wenn ihr das gesamte Spiel alleine absolvieren könnt.