Gutachten zum Amoklauf von Winnenden veröffentlicht

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Name 0 EXP - Neuling
8. September 2009 - 15:47 — vor 14 Jahren zuletzt aktualisiert
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Der 11. März wird den Menschen von Winnenden, aber auch vielen anderen Menschen aus Deutschland, nie wieder aus den Kopf gehen. Denn an diesem Tag beendete Tim K. nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das von 15 anderen Menschen. An seiner Schule tötete er hauptsächlich Mädchen, auf der Flucht erschoss er noch weitere Menschen, bis ihn die Polizei stellte und er sein Leben beendete. Die Gründe für diese grausame Tat sind noch nicht gänzlich geklärt und die Suche der Polizei geht weiter. Mittlerweile ist jedoch das psychologische Gutachten des Tim K. veröffentlicht worden und gibt erste Einblicke in das Seelenleben des jungen Mannes. Im Leben von Tim K. gab es viele Aspekte, die wahrscheinlich großen Einfluss auf seine Tat nahmen. Das Gutachten wurde von Professor Reinmar du Bois des Stuttgarter Olgahospitals erstellt. Er selbst kannte Tim K. nie, sein Gutachten bezieht sich auf Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft und auf den Bericht des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg nahe Heidelberg. 

Tim K. besuchte bereits im Frühjahr 2008 einen Psychologen und erzählte ihm, dass er Gedanken hegte andere Menschen umzubringen. Nach 4 Sitzungen beendete Tim K. die Behandlung, die Phantasien von Tim wurden seinen Eltern mitgeteilt, diese verschwiegen aber, dass es in ihren Haus Waffen gibt.

Laut dem Gutachten zog sich Tim nach der Behandlung zunehmend aus der Realität zurück und verbrachte wesentlich mehr Zeit vor dem eigenen Computer. Laut den Ermittlungen der Polizei soll sich Tim K. mit den Amoklauf von Erfurt und weiteren Amokläufen intensiv beschäftigt haben. Ebenfalls seien die sexuellen Neigungen von Tim K. von Bedeutung. Auf seinem Computer wurde Bild- und Filmmaterial von gefesselten Männern, sogenannte Bondage-Szenen, gefunden. Tim K. soll an einer masochistischen Persönlichkeitsstörung gelitten haben und soll gar aktiv nach Hilfe gesucht haben. In der Therapie schaffte er es aber nicht dieses Thema anzusprechen.

Die Schlussfolgerung des Gutachtens lautet, dass die Eltern die Probleme ihres Sohnes unterschätzt haben und die Gefahren hätten erkennen müssen. Ebenfalls hätte der Zugang zu Waffen niemals gewährt werden dürfen, so war aus Sicht der Gutachter auch die Beschäftigung im Schießsport ein Fehler. Mittlerweile wurde auch ein bislang unbekannter Abschiedsbrief veröffentlicht. Dort schrieb er folgende Zeile:

Die Wahrheit ist, diejenigen haben es schon von Geburt an in sich, es kommt jedoch nur raus, wenn das Gemachte hinzukommt.

Die Bedeutung dieses verwirrenden Satzes ist bisher noch unklar. Gegen den Vater von Tim K. wird weiterhin ermittelt wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung. Die Beretta , mit der Tim K. Amok lief, lag über Jahre hinweg ungesichert im Schlafzimmer der Eltern.

Gadeiros 15 Kenner - 3562 - 8. September 2009 - 17:42 #

da wir hier auf einer seite für gamer sind, gehe ich mal darauf ein: mir gefällt der satz "Sein Denken habe sich zusehends verengt, aus der Realität habe er sich mehr und mehr verabschiedet in die Scheinwelt des Computers" in dem sternartikel nicht. besonders, weil der nächste satz nichtsmehr damit zu tun hat. das führt dazu, daß der satz viel suggeriert ohne auch nur eine aussage über irgendwas zu machen. ich hasse es, wenn zeitungen sowas machen...

und ich lese in dem verwandten artikeln zu dem gutachten immer wieder, er habe gewalttätige computerspiele gespielt (oh wunder). das scheint immer wieder eine wichtige randnotiz, scheint aber nur in seiner bessenheit zur gewalt und wegen seiner gewaltphantasien und seiner neigungen in der erwähnung wichtig, weniger als auslöser wie es sonst immer gesehen wird.

aber welche hatte er? interessiert nicht, wenn sich die nachricht davon nicht verkauft- außer counterstrike ist ja der masse auch keines bekannt (und nur die nennung von CS würde die auflage erhöhen- bzw hat) und er soll das ja nicht gehabt haben. inzwischen wird btw nichtmehr behauptet, er habe am abend vor der tat computer gespielt. das sagt die studie wohl auch aus. schön und viel viel viel zu spät. scheint wohl in der hinsicht alles, was so oft durch die presse ging, weil sichs gut verkaufte und nun leider in den köpfen der menschen steckt, sich als falsch herausgestellt zu haben.

Alex Hassel 19 Megatalent - 17995 - 8. September 2009 - 18:39 #

@Razyl

"Neben den, wie immer, angeprangerten "Killerspielen", gab es in Tim K.s Leben noch weitere Aspekte die Einfluss auf seine Tat hatten"

Das klingt so, als hätte das Gutachten bestätigt, dass Videospiele einen Einfluss auf die Tat gehabt hätten. Davon ist aber weder beim Stern noch Spiegel zu lesen im Bezug auf das Gutachten. Der Spiegel Artikel erwähnt die Spiele nur im Zusammenhang damit, dass die Eltern ihrem Minderjährigen Sohn die Software besorgt hatten.

Spielstern (unregistriert) 8. September 2009 - 19:15 #

Wichtig finde ich noch, was im Spiegel Online zitiert wird:

"Aus den Unterlagen der Staatsanwaltschaft Stuttgart, die insgesamt mehr als 30 Aktenordner umfassen, geht zudem hervor, dass Tim K. viele der gewaltverherrlichenden Videospiele und Filme, die erst ab 18 Jahren erhältlich sind, von seinen Eltern geschenkt bekommen hatte."

Die Killerspiele werden also schon längst ausreichend gekennzeichnet, die Jugend wird geschützt. Diese Spiele hätte er eigentlich gar nicht spielen dürfen. Und wer hat's ermöglicht? Die lieben Eltern (in diesem Fall zumindest).

Bin mir sicher, dass kein Politiker diesen Punkt aufgreifen wird. Stattdessen wird weiter populistisch darüber diskutiert werden, diese Killerspiele endlich zu verbieten, damit sie nicht mehr in arme Kinderhände fallen und keiner mehr Amok läuft. /rant off

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83915 - 9. September 2009 - 22:50 #

Richtig, gravierender ist aber wohl, dass die Eltern von seinen Gewaltneigungen wussten und trotzdem mindestens eine Waffe frei zugänglich ließen und ihn sogar ermutigten, sich mit echten Waffen zu beschäftigen. Auf jeden Fall scheinen die Eltern hier eine große Mitschuld zu tragen. Wie du schon sagst ist es in diesem Fall daher erst recht unsinnig, böse Spiel zu beschuldigen.

prax 11 Forenversteher - 575 - 9. September 2009 - 4:04 #

Psychologisches Gutachten das nach dem Tode erstellt wurde und dazu von einer Person, die den Begutachteten nicht kannte. Sehr glaubwürdig...