Im Juli dieses Jahres hat der ehemalige, panamaische Machthaber Manuel Noriega Activision Blizzard verklagt (wir berichteten). So habe der Publisher seine Person und sein Aussehen ohne Zustimmung in Call of Duty - Black Ops 2 (GG-Test: 9.0) eingesetzt, um den "Profit zu erhöhen, der sonst nicht eingenommen worden wäre". Inzwischen hat sich eine für Activision zuständige Anwaltsfirma eingeschaltet, damit die Anklage fallen gelassen wird. Rudolph Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York City und vertretender Anwalt, hält die Behauptungen des Klägers für "absurd":
Ich bin nicht daran interessiert, Handgeld an verurteilte Mörder und Drogenschmuggler wie Manuel Noriega zu übergeben, der Geld von Activision und der Call-of-Duty-Marke verlangt, nur weil sie ihr Recht auf freie Meinungsäußerung ausübten. [...] Noriegas Angriff auf die Rechte von Call of Duty sind nicht überraschend, wenn man bedenkt, dass er ein gesetzloser Tyrann ist, der die Rechte seines eigenen Volks mit Füßen trat.
Giuliani streitet indes nicht ab, dass Activision das Aussehen des früheren Diktators für das Spiel nutzte. Dieses falle allerdings unter das Recht der freien Meinungsäußerung, historische Figuren in der Fiktion darzustellen. So kommt auch ein Abbild von John F. Kennedy im besagten Black Ops 2 vor.
Manuel Noriega war von 1983 bis 1989 Diktator von Panama, ehe ihn die USA absetzten. Dort wurde er 1992 unter anderem für Geldwäsche und Drogenhandel verurteilt und saß seine Strafe bis 2007 ab. Nach seiner Auslieferung 2007 an Frankreich befindet er sich seit 2011 in einem panamaischen Gefängnis.
Wenn man Diktator ist und nur noch mit Models im Pool abhaengt und ab und zu gelangweilt faule Eier auf seine politischen Gefangenen wirft, sollte man eigentlich ueber solche Kinkerlitzchen erhaben sein. Diktatoren sind aber auch wirklich nicht mehr das, was sie mal waren. Frueher zu meiner Zeit... ;)
Eigentlich will er ja nur Profit daraus schlagen und hält sich für den Mittelpunkt des Universums. Insofern ist er den anderen grossen Diktatoren nicht sehr unähnlich. ;D
wen meinst Du damit genau?
Rudolph Giuliani oder Eric Hirshberg?
du weisst schon wen ich meine.. ;)
Den Text hast du jetzt aber auch nicht gelesen, oder?
Oder zumindest nicht den Teil, in dem steht, dass er Dauergast im Knast ist.
Naja, dann eben nur ein Model in der Badewanne.
Ja aber bei dem "Model" sollte er nicht die Seife fallen lassen^^
Ich glaube, dass Diktatoren und "Spitzenpolitiker" extrem eitle Leute sind und über gar nichts erhaben sind. Ist aber nur eine böswillige Behauptung ohne empirischen Hintergrund. :)
Ich bezweifle, dass die Mehrheit der CoD-Spieler Noriega überhaupt kennen.
Speziell für die amerikanischen Spieler und auch die GG-Gamer würde ich da widersprechen.
Ich spreche aber von der Mehrheit der CoD-Spieler und nicht von amerikanischen Spielern oder GG-Spielern. Und die dürfte zur Amtzseit von Noriega noch nicht geboren sein oder so jung, dass sie besseres zu tun hatten als sich um mittelamerikanische Diktatoren zu kümmern. Zumindest war ich 1989 12 und hatte definitiv damals andere Sachen im Kopf. Und auch heute war mir der Name Noriega zwar geläufig, aber richtig einordnen konnte ich ihn zunächst nicht. Daher widerspreche ich deinem Widerspruch, der eigentlich keiner ist.
Ich habe folgende Umsatzzahlen im Kopf:
USA: 500 Mio $
Rest der Welt: 300 Mio $
Kein neuerlicher Widerspruch, aber ein Contra :-)
Und wie spannst du jetzt den Bogen vom Umsatz eines Spieles der 2010er zu der Bekanntheit eines Diktators der 1980er? Jetzt bin ich aber gespannt. ;)
Die US-Invasion in Panama war die größte seit dem Weltkrieg, Iran-Contra gehört vermutlich zu den Top 10 Skandalen der USA - alles Themen, die üblich sind im Fach History. - es geht mehr: die Verurteilung in den USA war den 90-ern, die Verhandlungen zur Auslieferung (an Frankreich) in den spätern 2000-ern; die Auslieferung an Panama ist quasi noch frisch :-) (irgendwas um 2010).
Und populärer: Noriega gehört zu den spielbaren Diktatoren in Tropico. Miami Vice hat dem ganzen auch eine Folge spendiert
Danke für die Erläuterungen, überzeugt mich aber nicht von meiner ursprünglichen Meinung abzukommen und hat nichts mit dem Umsatz von Call of Duty zu tun.
Die Umsatzzahlen untermalen die These, daß die Mehrheit der (COD BOII)-Spieler eben doch in den USA sitzen. Dort ist das Thema Teil des Curriculums. In Zentraleuropa wahrscheinlich weniger.
Ich nehm mich da raus. Ich hab ihn nicht "erkannt".
Sehe ich auch so. Für mich wars einfach nur ein pöser Pursche.
Abgesehen davon ist das ganze ewig her, da erinnert sich doch schon gar keiner mehr dran...
Das heißt, wenn ich jetzt ein Spiel entwickeln würde und in diesem Spiel würde es eine Szene geben in dem ein digitales Abbild von Rudy Guiliani sich mit 5 Shemales vergnügt, dann wäre es aus seiner Sicht freie Meinungsäußerung? Da bin ich skeptisch.
Rudi Giuliani, der berühmte 9/11-Bürgermeister, ist jetzt Anwalt? Und vertritt Activision, und in solch einem Fall (und das in dem Alter)??
Wow, ich bin scheinbar sowas von nicht up-to-date o_Ò Es passieren die krassesten Dinge auf der Welt... :D
Der war schon davor Anwalt bzw. Jurist ;). Und nach seiner Amtszeit als Bürgermeister ging er halt wieder in seinen Beruf zurück.
Das dachte ich mir dann auch sofort nach dem Lesen dieser News, daß er ausgebildeter Jurist ist - wie so sehr viele andere Politiker neben ihm ;)
Aber es ist schon recht selten, daß man nach einer solchen doch ziemlich beachtlichen politischen Karriere wieder in seinen alten Job zurück geht, vor allem anbetrachts seines doch schon recht fortgeschrittenen Alters von 70 Lenzen - und dann noch als Vertreter einer Videospielfirma (! - der alte erzkonservative Republikaner und Videospiele...?) in solch einem Fall. Daher war ich in dem Moment ziemlich erstaunt :)
P.S.: Oops, *Rudy*, nicht Rudi ^_^;
Activision dachte sich wohl "klotzen statt kleckern" und wenn die Gelddruckmaschine CoD angegriffen wird, nimmt man sich halt den teuersten und bekanntesten Anwalt, der zu finden war. :-)
Also ich nehme mal an, dass Guiliani sich seinen großen Namen entsprechend gut bezahlen lässt - wobei ich mir kein Urteil erlauben will, ob er das Geld wert ist oder nicht, das kann ich natürlich nicht wissen.
Das Ding mit der Menschenwürde ist: sie gilt auch für verurteilte Verbrecher. Und wenn sie noch so schlimmer Verbrehcen begangen haben. Bevor man Namen und Gesicht einer noch lebenden Person einfach verwendet, hat man gefälligst um Erlaubnis zu fragen.
Die Bill of Rights kennt sowas nicht.
Schwerverbrecher und Diktatoren, die die Menschenwuerde anderer mit Fuessen treten, haben bei dir also denselben Status wie Gandhi? Ja, is klar... - Hey, ich denke, Charly Chaplin schuldet Hitler auch noch eine saftige Entschuldigung fuer seinen Verriss in "Der grosse Diktator".
Wieso das?
Hitler hat den Film doch persönlich mehrmals angefordert und den doch in einer ziemlichen Schnittfassung tatsächlich auch als Propagandamaterial verwendet ;).
Klingt für mich schon nach Einverständnis :D.
Echt jetzt? Davon hatte ich noch nie gehoert. Hat er gar nicht die Satire begriffen? Bitte erzaehl mehr. :)
Hitler hat zumindest den Film mehrmals angefordert. Ob er den selbst gesehen hat keine Ahnung.
Meines Wissens hat Hitler Chaplin aber wohl trotzdem auch ein Gratulationsschreiben wegen der Ähnlichkeit im Film mit ihm übermittelt.
Öffentlich aufgeführt wurde "Der große Diktator" in Nazideutschland natürlich nicht, zumindest nicht in der Ursprungsversion. Es gab aber da wohl eine stark zensierte und geschnittene Fassung wo die Satire halt rausgeschnitten wurde und quasi nur ein Film übrig blieb, wo eben die Größe Hitlers übrig blieb. Eigentlich geht der Film ja über zwei Stunden. Das meiste davon wurde entsprechend weggeschnitten und so wurde der Film eigentlich nur zu Propagandazwecken zum Kurzfilm gemacht.
Auf diese Fassung bezieht sich auch der Film "Iron Sky", dort tatsächlich passenderweise als Zentrum der Ideologie der Mondnazis über die Größe des Führers.
Meines Wissens ist diese sinnentfremdende Kurzfilmversion auch keine Erfindung vom Film, sondern wohl auch durch Zeitzeugenberichten bestätigt worden. Ob diese Fassung aber auch öffentlich in "Lichtspielhäusern" gezeigt wurde, kann ich nicht sagen. Wikipedia sagt nein. Vielleicht gab es die auch nur zu besonderen Anlässen.
Danke fuer die Info, Novachen, das ist ja wirklich mal interessant. Werde ich mich bei Gelegenheit sogar mal etwas mehr mit befassen, das es mich einfach interessiert. Ich weiss nicht, wie diese Fakten bisher an mir vorbei gegangen sind, denn eigentlich dachte ich, Filme und deren Hintergrundgeschichte zu kennen - gerade bei einem solchen Klassiker. Naja, man lernt wohl nie aus. :)
Zu diesem Thema gibt es übrigens auch eine sehr interessante Doku, bei der unter anderem auch Ray Bradbury mit von der Partie ist: https://www.youtube.com/watch?v=vhp5PGsDp-A
Das Justitia blind ist, ist kein Zufall. Menschenrechte gelten für jeden. Ohne Ausnahme. Sonst wären wir nicht besser.
Quatsch. Iustitia ist blind angesichts der Herkunft, des Standes, Rasse, Geschlecht und ideologischer Einstellung der betreffenden Personen. Das heisst keineswegs, dass Verbrechern bestimmte Rechte, die der Gesetzestreue innehat, nicht abgesprochen werden sollten. Wie zum Beispiel das Recht auf Freiheit.
Das heißt aber auch, dass man durch eine Vorstrafe nicht plötzlich rechtelos wird. Ein Knacki hat immernoch die selben Persönlichkeitsrechte wie ein Unbescholtener.
Wüßte auch nicht, wo die Würde verletzt sein sollte, wenn man einen verbrecherischen Diktator als ebensolchen darstellt (ohne Black Ops zu kennen).
Nein nicht beim ihm, sondern für uns alle, und ja auch für Kinderschänder, Mörder, Diktatoren und Politiker gilt das die Menschenwürde unantastbar ist. Das ist gerecht, auch wenn dein und mein moralisches Empfinden ein anderes ist.
nochmals: wo siehst du die Menschenwürde bei Noriega verletzt?
Sein Gesicht und Name wird ohne Erlaubnis in einem fiktiven Produkt genutzt. Das allein reicht schon. Wie es genutzt wird (wohlwollend oder abwertend) ist dann noch mal ne ganz andere Frage.
Mal abgesehen davon das die Amerikaner da ein ganz anderes Verständnis haben, sprechen wir hier von einer Person des öffentlichen Lebens - wo die Rechtslage sich grundsätzlich von einer Privatperson unterscheidet. - Ansonsten geht das ganze wieder in die Diskussion Täter-vor-Opfer. - Insofern kann man der Einlassung Giulianis gut folgen.
Personen des öffentlichen Lebens können sicher nicht verhindern, dass man über sie berichtet. Will sagen: real world Nachrichten (oder eben Promi-Pseudonachrichten). Das ist hier aber gar nicht passiert. CoD ist weder Nachrichten, noch ist es politische Satire.
Man muss es ganz sicher nicht hinnehmen, ohne Erlaubnis in jedem beliebigen fiktiven Werk verwurstet zu werden. Egal wer man ist.
Obwohl wir von den USA sprechen: die deutsche Rechtssprechung sieht das anders als du: nämlich Kunstfreiheit!
[Landgericht Köln, Aktenzeichen: 28 O 765/08]
Der Film ist keine Fiktion, sondern erzählt reale Ereignisse nach und dient (unter Anderem) der historischen/politischen Aufklärung. Ich dneke nicht, dass man CoD im selben Lichte sehen kann...
Gerichte sind üblicherweise darum bemüht, im Einzelfall zu urteilen, ohne generelle Regeln aufzustellen. Tatsächlich ergehen gerade von (bestimmten) Landgerichten auch immer wieder meinungsfeindliche Urteile, die eher die betroffene Person schützen (und nicht selten vom BGH dann wieder aufgehoben werden). Die rechtslage (in Deutschland) ist bei weitem nicht so klar, wie du es darzustellen versuchst.
Du hast nicht in die Urteilsbegründung gelesen?
"Der von der Verfügungsbeklagten produzierte Film stellt ein Kunstwerk dar, das Ausdruck einer freien schöpferischen Gestaltung ist [...]"
Und andersherum: Die Rechtslage (in Deutschland) ist bei weitem nicht so klar, wie du es darzustellen versuchst.
Egal, es geht auch nicht um Deutschland.
Hast du mein Argument gelesen?
Es gibt einen unterschied zwischen Fiktion und Realität bzw. Nacherzählung der Realität.
Ich kann deiner Einlassung nicht folgen und bleibe bei meiner Einschätzung, die eben nahe der Giulianis ist. Dazu kommt noch der moralische Umstand 'Täter-vor-Opfer'. EOD
Wenn du meiner Einlassung nicht folgen kannst, dann musst du halt nochmal hochscrollen und die Posts nachlesen, in denen ich ausführlicher Erklärt habe, wie ich das meine.
EOD? Das klappt nur, wenn wir uns darüber einig sind, dass Ende ist... ^^
Aeh, nein. EOD ist, wenn eine der beiden Personen sich dazu entscheidet, dass er das Geblubber nicht mehr mit anhoeren kann und Besseres zu tun hat. Auch von meiner Seite aus: EOD. ^^
GuckÄ einfach mal nach wofür die Abkürzung steht und dann überleg' dir, wie sinnvoll es ist EOD auszurufen, wenn man der einzige ist, der sich daran hält. ;)
Naja, er hats halt versucht... ;)
kanns ja noch bei Tropico versuchen :-p
Das muss ein teurer Anwalt sein! Oder anders formuliert, Activision macht mit uns Spielern zu viel Kohle...
Wo ist das Problem? Eine Firma produziert ein Produkt um damit Geld zu verdienen. Ist das jetzt eine Neuigkeit? Na dann herzlich willkommen im real existierenden Kapitalismus!
Das Problem dabei ist, dass wir entweder einen zu hohen Preis für die Spiele bezahlen oder zu wenig Geld in die Entwicklung fließt.
Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage ist hoch genug, dass der Preis wohl mal locker gerechtfertigt ist.
Wenn ich eine Flasche Wasser an jemanden für 1000 € verkaufe, dann war es ihm dieser Preis auch wert.
Der ist doch eine Person der Zeitgeschichte. Soll sich mal nicht so anstellen.