GC09: So spielt sich Project Natal

360
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Jörg Langer 469344 EXP - Chefredakteur,R10,S10,A10,J9
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21. August 2009 - 10:42 — vor 4 Jahren zuletzt aktualisiert
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Kein Geringerer als Kudo Tsunoda, General Manager und Creative Director für Xbox 360 Natal, stellte uns mit großem Körpereinsatz sein Baby vor. Wobei, so elegant wie auf dem Foto oben sieht die Hardware nicht aus, sie bestand aus einer Prototyp-Doppelkamera, die mittels eines handelsüblichen "Affenarm-Mini-Tripods" auf der Xbox-Konsole klebte. Ein Extrarechner übernahm dann die ganze Rechnerei, überwacht von einem Kollegen Tsunodas.

Das Prinzip von Natal beruht auf zwei Kameras: Einer normalen RGB-Kamera und einer Infrarotkamera. Vor allem letztere erlaubt es, die Bildtiefe zu bestimmen. Mit weit ausholenden Bewegungen schoss Tsunoda die Bälle in der seit der E3 bekannten Demo gegen Blöcke, der halbtransparente Avatar auf dem Bildschirm ahmte seine Bewegungen genau nach, wenngleich mit geringer Verzögerung. Dann durften wir selber spielen. Also Jackett ausgezogen (Kudo Tsunoda: "Dein Gamescom-Badge kommt dir sonst in den Weg"), Bauch im Rahmen der Möglichkeiten eingezogen, und los geht's. Und tatsächlich, was der begrenzt sportliche Redakteur macht, macht auch sein Avatar auf dem Bildschirm, und auch wenn es etwas schwer ist, die Tiefe und Abstände richtig einzuschätzen und entsprechend mit den Armen zu hauen oder den Füßen zu treten, wir hatten durchaus unsere Erfolgserlebnisse. Übrigens mussten wir nicht erst warten, bis der Natal-Prototyp sich auf uns einjustiert hatte -- wir übernahmen im quasi fliegenden Wechsel von Tsunoda.

Die nächste Demo, von einem Kollegen kunstvoll bewältigt, war ein abgespeckte Fassung des aktuellen Burnout. Einfach durch Ausstrecken der Arme, wie um ein Lenkgrad zu halten, und deren Lenkbewegungen, konnte er seinen Wagen erstaunlich präzise steuern. Was weniger gut klappte, war das Abbremsen oder Gasgeben: Dazu musste man den linken beziehungsweise rechten Fuß etwas nach vorne stellen. Dennoch wirkte die kurz darauf erfolgende Aussage von Tsunoda glaubhaft: 

"Andere Konsolen werden mit einem Controller ausgeliefert, wenn du einen oder mehr Freunde mitspielen lassen willst, wird es teuer. Mit Project Natal hast du dieses Problem nicht, du kannst sofort mit Freunden zusammen spielen."

Unsere Frage, wieviele Spieler denn maximal gleichzeitig von Project Natal erfasst werden (und somit gleichzeitig spielen) können, beantworte der Creative Director mit "maximal vier". Keine genaue Antwort erhielten wir auf die Frage, wie weit fortgeschritten die Entwicklung sei, und wann Natal veröffentlicht wird. "Sicher nicht in 2009, danach, also ab 2010, ist alles möglich", lautete die orakelhafte Entgegnung.

Nach den beiden -- durchweg überzeugenden Bewegungen -- erschien eine Art Testmodus auf dem Bildschirm, der mit mehreren Kamerafenstern demonstrierte, wie Project Natal seine Umgebung wahrnimmt: Einmal ein Videofeed, eine Infrarotaufnahme, vor allem aber eine Art "Skelettdarstellung": Rund 12 "Gelenke" werden erfasst (etwa die beiden Hüftgelenke, Ellenbogen, Hände, Füße) und mit Linien verbunden. Dadurch "weiß" Natal, wo Person 1 ist, und kann sie auch dann von Person 2 unterscheiden, wenn diese kurzzeitig einen Teil von Person 1 überlagert -- schließlich kann die Programmlogik davon ausgehen, dass Person 1 immer noch ein Bein hat, und dieses immer noch eher nach unten zeigen dürfte als kerzengerade in die Luft.

Project Natal teilt alles, was es "sieht", in "Pins" auf (Tsunoda benutze als Allegorie typische "Nagelbretter", auf die man seine Hand drücken kann, deren Form dann darin zurückbleibt) -- der Trick besteht nun darin, zu unterscheiden, welche Pins einem Menschen zuzuordnen sind. Das geschieht einerseits über die "Skelett-Logik", andererseits durch die Infrarotkamera. Ein Mensch ist eben wärmer als ein Stuhl. Außerdem wird er umso wärmer wahrgenommen, desto näher er an der Kamera ist.

Als nächstes demonstrierte Kudo Tsunoda mit seinem Kollegen, dass ein zweiter Spieler einfach ins Bild zu kommen braucht, und schon erkannt wird. Als der Schreiber dieser News allerdings trickreich knapp hinter Tsunoda vorbeiging und wieder zurück, tauchte er zwar schwach auf dem Bildschirm auf, wurde aber nicht mit einem Skelett versehen. Das kann aber viele Gründe haben, vielleicht hätten wir einige Sekunden stehen bleiben müssen. Als eine weitere Person zur Tür hereinkam und dann stehenblieb, tauchte diese kurzzeitig als (allerdings heftig wackelndes und turnendes) Skelett auf dem Bildschirm auf.

Da wir schlechte Erfahrungen mit Microsofts You're in the Movies gesammelt haben, stellten wir noch diese Frage: Wird Natal, um gut zu funktionieren, einen gleichmäßigen Hintergrund benötigen, wird beispielsweise ein Fenster hinter dem Spieler stören? Kudo Tsunodas Antwort:

"Nein, aufgrund der Infrarotkamera stört ein Fenster genausowenig wie andere Objekte im Hintergrund. Project Natal erkennt, was ein Mensch ist, und was nicht."

Unsere Frage, ob sich Natal auch mit herkömmlichen Controllern kombinieren lasse, wurde von Tsunoda bejaht: "Auf jeden Fall, und wir wollen herkömmliche Controller ja auch nicht ersetzen". Dennoch würden die Xbox-Menüs künftig allein mit Natal zu bedienen sein, und das Einloggen bei Xbox Live geschehe fortan einfach dadurch, dass man vor die Kamera trete.

Unser Fazit nach der etwa 20minütigen Präsentation inklusive kurzem Selbstversuch: Project Natal wirkt beeindruckend, es bildet die eigenen Bewegungen wesentlich präziser nach (eben auch in der Tiefe), als das bisherige Kameraspiele können. Auch wenn wir nicht glauben, dass zukünftige Spielergenerationen nur noch vor dem Fernseher herumfuchteln werden: Eine Abwechslung vom Allerlei des Spielealltags ist es allemal, und ob wir nun mit einem Wii-Controller in der Hand herumfuchteln oder nur mit den Händen, scheint uns kein großer Unterschied zu sein. Außer dem, dass letzteres die (bei mehreren Spielern) günstigere Alternative sein könnte.

 

Carstenrog 16 Übertalent - 4838 - 21. August 2009 - 10:47 #

Cool, wenn es im Alltag funktioniert

KosmoM 13 Koop-Gamer - 1779 - 21. August 2009 - 11:08 #

Theoretisch könnte aufgrund der Gesichtserkennung Natal billiger sein, als drei Mal Wiimote+Nunchuck+Plus^^. Falls die Kamera tatsächlich in der Lage ist, die Bewegung verschiedener Personen simultan umzusetzen, hätte zumindest MS preislich gewonnen.

Tante Bernd (unregistriert) 21. August 2009 - 11:09 #

Interessant wäre wie gut das alles noch funktioniert wenn die Raumtemperatur im Sommer ähnlich der Körpertemperatur ist.

Gadeiros 15 Kenner - 3562 - 21. August 2009 - 11:31 #

motioncapturing@home und zusatz@games und doch nicht "es geht ums weglassen des rades" (denn das würde bei kaum einem spiel klappen)

haste dich versucht zu drehen mit dem skelett? ich denke nämlich, das ding erlaubt an sich keine wirklichen drehungen atm und geht eher davon aus, daß man immer frontal zur xbox steht.
außerdem schien das bei präsentatioen nicht nur verzögert sondern immer auch extrem gedämpft zu sein. der präsentator musste richtig rumhechten um die abgemilderten bewegungen zu erzwingen.
ferner schien mir die fuchtelsteuerung der menus auch nicht sehr zielgenau auf der E3presi.

daß man stillstehen muss für kurz um erkannt zu werden oder näher als 10 meter dran muss sind noch nicht so schlimm. ;)
also.. wo liegen die wahren macken der testversion?

mit der raumtemp=bodytemp.. hm.. klingt auch testbar.. aber ich denke nicht, daß es wirklich große probleme macht. eventuell wird die steuerung schwammig. denn auch wenn der raum sich aufheizt.. das ding misst die aufheizung von objekten. und das sofa wird sicher keine menschenähnlichen bilder liefern ;)
man kann aber versuchen, mit gut isolierender kleidung zu spielen.. das dürfte natal aber ordenlich niedermähen. sehr plüschige teppiche oder felle, die nicht aufgeheizt sind, sollten da für verwirrung sorgen, wenn ich nicht irre. vielleicht sollte da mal einer mit infrarotkameras verwirrenden meterialien rein.
vielleicht musste man deswegen das jäckchen ablegen, damits nicht stört.
wie gut war der raum denn überhaupt gekühlt?

Atomsk 16 Übertalent - 4878 - 21. August 2009 - 11:49 #

Da ich schon kein großer Fan der Wiimote bin, bleibe ich bei Natal auch erstmal skeptisch. Wird trotzdem interessant sein, wie gut das Ganze bei Veröffentlichung dann funktioniert...

Tom T (unregistriert) 21. August 2009 - 12:55 #

Ich muß immer an schlimmen Oberam-Muskelkater denken wenn
ich an den Natal Teaser sehe, indem paar Leute so ein Rennspiel zocken
und beide Arme nach vorne Strecken um das nicht vorhandene Lenkrad
zu bewegen.......aua! Die will ich nach 4 Stunden nochmal sehen
ob sie die Arme immernoch so hoch kriegen;)

Patrick 15 Kenner - 3955 - 21. August 2009 - 14:49 #

Da ist ein ganzer Rechner zwischen geschaltet... Die beiden Kameras werden also wahrscheinlich mit entsprechenden Logikchips ausgeliefert. Das wird Teuer für MS oder für den Kunden.

Was ist mit Gesichtserkennung, Stimmeneingabe, Kopieren von Objekten und was weiß ich noch in der Demo zu sehen war?

Stefan1904 30 Pro-Gamer - 128595 - 21. August 2009 - 14:53 #

Ich habe mir mal das Video von Eurogamer von der gamescom angeschaut. Die Verzögerung ist doch deutlich sichbar, gerade bei der Ricochet-Demo.

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 21. August 2009 - 16:12 #

Auch wenn die Frage wahrscheinlich etwas unfair ist, aber was ist mit Leuten die verminderte Durchblutung in Extremitäten haben (weniger Wärme), oder Leuten denen sogar eine Extremität fehlt? Ob die wohl auch mitspielen können?

Ich hätte auch wie Patrick noch ein wenig mehr zu Stimmeneingabe und Gesichtserkennung gewusst. Und dieses kopieren von realen Objekten ins Game, das glaube ich erst wenn ich es sehe. (Das kann nur funktionieren (imho) wenn das Spiel ein ganz bestimmtes Objekt erwartet und dann eben die Textur "abphotographiert".

Jörg Langer Chefredakteur - P - 469344 - 21. August 2009 - 23:28 #

Stimmeingabe und Gesichtserkennung standen nicht im Vordergrund. Aber ein Detail ist mir noch eingefallen:

Bei der Demonstration am Schluss, also mit den diversen Kamerafeeds, wackelte Kudo mit den Fingern, was die Kamera deutlich einfing. Er meinte dann aber, dass er große Finger habe, und es sein könne, dass bei Kindern oder Jugendliche die Erkennung der Finger nicht funktioniere. Darum konzentriere man sich auf die Sachen, die wirklich bei jedem funktionieren, also Handbewegungen als "höchste Auflösung" für die Skelett-Erkennung.

gonknoggin (unregistriert) 21. August 2009 - 16:35 #

Ich war gestern bei Microsoft in der gleichen Natal-Präsentation und konnte selbst Hand (und Fuss) an die Burnout-Demo anlegen. Das ganze ist schon ziemlich beeindruckend, wenn man es nicht selbst gesehen und erlebt hat ist es beinahe etwas schwierig zu beschreiben, aber der WOW-Effekt ist schon gross.

Was seit der ersten Präsentation auf der E3 immer wieder als Kritikpunkt angebracht wird ist der vermeintliche Lag. Und ja bei der Ricochet-Demo (Ballspiel) wurden die Bewegung mit minimaler Verzögerung auf dem Bildschirm abgebildet. Die im Artikel oben beschriebene Testumgebung, mit den verschiedenen Bildern, dem Skelettmodell usw, zeigt aber sehr deutlich, dass die Bewegungen tatsächlich ohne erkennbare Verzögerung erkannt und verarbeitet werden. Ich denke die Technik ist dazu grundsätzlich in der Lage - man darf ja auch nicht vergessen, dass das nur Techdemos, weitab einer fertigen Software sind, und auch die Natal wohl noch ein Stück bis zur Serienreife braucht.

Project Natal ist einfach beeindruckend - jetzt liegt es vor allem den Kreativen sinnvolle Software, abseits von Minispielen, dafür zu entwickeln, Ideen hätte ich da schon einige...

PS: Ich glaube die Raumtemperatur wird kein grosses Problem darstellen, auch im Präsentationsraum war es nicht gerade kalt, darüber hinaus sassen einige Leute sogar nur knapp einen Meter direkt hinter Kudo und waren auf dem RGB-Testscreen nur ganz schwach und in dunkelgrau auszumachen.

Gadeiros 15 Kenner - 3562 - 21. August 2009 - 17:26 #

so wie ich das kapiere (mit meiner begrenzen wissenslage in dem bereich).. das ganze geht durch infrarot, graustufen, hochpassfilter, und dann hat man das objekt und wenns als mensschlicher umriss erkannt wird, ists gut und es wird je nach positionierung ein skelett aufgetragen. an manchen bildern zB bei kudos eigener avatar-spielerei bei der e3 sieht man, daß natal mit kompletter körperdrehung und anschließender bewegung so seine probleme hat. es braucht einfach die meiste zeit die annahme einer frontalausrichtung des subjekts.

würde man nun wärmeisolierte kleidung tragen, oder heiße objekte (infrarotkameras stören sich nicht an warmer luft afaik) um sich haben- da sollte das ding probleme haben ohne ende.

Marco Büttinghausen 20 Gold-Gamer - 20481 - 21. August 2009 - 17:39 #

Nette Idee am Rande, wenn Natal per Infrarot die Körpertemperatur misst, sollte es in der Lage sein einem zu sagen ob man Fiber hat oder nicht :-)

Fudohde 10 Kommunikator - 389 - 21. August 2009 - 17:58 #

Schöner Artikel. Ich glaube jetzt mehr an das Projekt. Das kann doch was werden. Beeindruckend. Aber mal abwarten.

Exocius 17 Shapeshifter - 7534 - 21. August 2009 - 20:01 #

Also ich bin mal wirklich skeptisch ob es so gut funktioniert wie angepriesen.

NedTed 19 Megatalent - 13364 - 21. August 2009 - 23:29 #

Ich freue mich insbesondere darauf wenn Natal und ein Controller miteinander kombiniert werden -> ich denke da z.B. an Gears of War ;)

Bardas (unregistriert) 30. August 2009 - 18:02 #

Es steht im Deutschen keine Präposition vor der Jahreszahl. Das ist ein verschissener Anglizismus.

malte02377 08 Versteher - 223 - 30. Oktober 2009 - 19:25 #

wäre schon toll .. aber ich glaub dem ganzen pipapo nicht

Mitarbeit
Claus