Das in Frankfurt am Main ansässige Entwicklungsstudio Crytek hatte in den letzten Wochen offenbar mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, die nach zahlreichen Meldungen auch dazu führten, dass Mitarbeiter nicht mehr entlohnt werden konnten und vermehrt abwanderten (wir berichteten). Auch Übernahmegerüchte kamen auf.
In einer aktuellen Erklärung, die das Branchenmagazin Gamesindustry.biz veröffentlichte, nimmt das Unternehmen zu den Problemen Stellung, die nun mittels neuen Kapitals langfristig überwunden seien. Auch Fehler in der Kommunikation mit der eigenen Belegschaft werden eingeräumt, allerdings will sich das Studio ansonsten auch weiterhin bedeckt halten. Nachfolgend die vollständige Stellungnahme von Crytek im Wortlaut:
In den vergangenen Tagen wurde wiederholt über finanzielle Probleme bei Crytek berichtet. Nachdem wir bereits unsere Mitarbeiter in allen Standorten informiert haben, möchten wir dies nun auch in Richtung unserer Kunden und den Medien tun. Gegenüber unseren Mitarbeitern haben wir bereits eingeräumt, dass unsere Informationspolitik in der Vergangenheit nicht immer optimal war. Wir bitten allerdings auch um Verständnis dafür, dass wir nicht alle Einzelheiten nach außen geben können.Wie die gesamte Gaming-Branche befindet sich auch Crytek in einem Umbruch. Hintergrund ist der Wandel von Retail-Produkten hin zu Online-Game Services sowie die Etablierung von Crytek als erfolgreichem Online-Publisher.Diese Herausforderungen gehen einher mit einem Kapitalbedarf, den wir nun gedeckt haben. Damit können wir uns nun auf die langfristige strategische Ausrichtung von Crytek und auf unsere Kernkompetenz - die Entwicklung und Vermarktung von Spielen und Technologie - konzentrieren. Wir bitten um Verständnis dafür, dass wir über Einzelheiten unserer Entwicklung nicht informieren können. Hierdurch ist es besonders in den vergangenen Tagen und Wochen zu Medienberichten und Gerüchten gekommen, die unsere Angestellten teilweise verunsichert haben.Tatsache ist: Wir haben neben der Deckung des Kapitalbedarfes die Grundlage geschaffen, die Zukunft von Crytek nicht nur kurzfristig, sondern langfristig zu sichern. Wir möchten die Tradition unseres Unternehmens fortführen. Das, was Crytek auszeichnet, sind Know-How und Engagement mit Herzblut. Dies soll auch in Zukunft so bleiben.Das Feedback aus den eigenen Reihen sowie der Zuspruch aus unserer Community bestärkt uns. Wir bedanken uns dafür, dass die überwiegende Anzahl unserer Mitarbeiter trotz der schwierigen Lage treu zu uns steht. In unserer Branche sind Ups und Downs keine Seltenheit - wir sind sicher, dass wir das Tal bald durchschritten haben und es dann wieder aufwärts geht. Wir arbeiten weiterhin hart daran, unseren Kunden auch in Zukunft Gaming-Entertainment in der gewohnten Qualität bieten zu können.Wir sind zuversichtlich, bald weitere positive Nachrichten bekannt geben zu können. Bis dahin bitten wir um Geduld. Sobald wir mehr bekannt geben können, werden wir dies tun.
Konkrete Auswirkungen des neu akquirierten Kapitals scheint es auch bereits zu geben. So berichtet kotaku mit Verweis auf eigene Quellen darüber, dass die an Homefront 2 arbeitenden Entwickler von Crytek UK, die infolge der Turbulenzen sowohl die Demission von Studioleiter Karl Hilton als auch von Game Director Hasit Zala verkraften mussten, inzwischen ihre ausstehenden Gehaltszahlungen in Empfang nehmen konnten.
Eine Finanzspritze, wie auch immer sie aussieht, als langfristige Sicherung des Unternehmens zu betiteln ist mutig -- um nicht zu sagen fernab jeglicher Realität.
Dennoch freut es mich, dass es nun offenbar, zumindest kurzfristig, zur Besserung kommt. Viel Erfolg Crytek!
"...unseren Kunden auch in Zukunft Gaming-Entertainment in der gewohnten Qualität bieten zu können."
Falls dies die Grundlage sein sollte...naja...viel Glück auf'm Weg!! :-\
Das dachte ich mir auch. Warum es soweit gekommen ist interessiert aber jetzt scheinbar nicht mehr. Ist doch wieder Geld für ein paar Monate da :)
Alles eine Frage der Definition von "Langfristig". Man kann ja schlecht den Medien, somit den Angestellten sagen das diese Finanzen für z.B. nur 1 Jahr reichen. Dann suchen sich die Angestellten ein anderes Unternehmen.
In diesem Kontext ist langfristig allerdings wirklich falsch. Im Statement wird explizit von Kapitalbedarf geredet. Damit erreicht man nur eine kurzfristige Fortführung des Unternehmens und umgeht die Zahlungsunfähigkeit erstmal.
Am Erfolg des Unternehmens ändert sich rein gar nichts. Wenn Crytek in der nächsten Zeit nicht besser wirtschaftet, dann stecken sie bald wieder in der gleichen Situation.
In der Finanzwelt beginnt "langfristig" üblicherweise ab 5 Jahren, vereinzelt auch bis zu 15 Jahren. Bei 1-5 Jahren wird von mittelfristig gesprochen. Daher erachte ich die Aussage Cryteks für nicht haltbar.
Wer weis schon, wie die Finanziellen Vereinbarungen genau ausschauen. Kann ja gut sein, dass es mit dem ein oder anderem Vertragspartner langfristige Verträge gibt, die einen sicheren Kapitalfluss gewähren.
Ohne Details zu kennen, ist das doch reine Spekulation.
Wieso Spekulation? Eine Finanzspritze ändert nur etwas an den Geldmitteln, aber nichts an der Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Ob Crytek diese Finanzmittel zu nutzen weiß, entscheidet sich in der Zukunft, wenn nicht, dann hat man nur die Insolvenz aufgeschoben.
Arbeitet Hannes Appell noch bei Crytek?
"Wie die gesamte Gaming-Branche befindet sich auch Crytek in einem Umbruch. Hintergrund ist der Wandel von Retail-Produkten hin zu Online-Game Services sowie die Etablierung von Crytek als erfolgreichem Online-Publisher."
Klingt so ähnlich wie "Wir haben uns jetzt dazu entschieden, wie alle anderen großen Publisher, Mobile-Games rauszubringen, damit wir langfristige Einnahmen haben, um den Betrieb am laufen zu halten." ;)
Ist schon seltsam, da laufen sie deinen ersten Tipp mit F2P hinterher und das hat sich als kompletter Reinfall herausgestellt, und nun sollen sie dem nächsten F2P-Konzept hinterherlaufen? Ob das dann wohl besser wird? ;)
Crysis war auch nicht besodners erfolgreich und trotzdem haben sie weitere Vollpreistitel entwickelt. Warum sollten sie bei F2p damit nach dem ersten Spiel aufhören?
Nicht erfolgreich?
Crysis hat sich über 3 Millionen mal verkaut (Stand 2008)
Sag ich ja, nicht besonders erfolgreich. Die Konkurrenz verkauft 4 mal so viele Spiele.
Wir sprechen hier von einem reinen PC Titel, die Konsolen Version kam erst 3 Jahre später.
Außerdem erreichen die wenigstens Titel diese Zahl an Verkäufen, die Spiele welche 4 mal so viel verkaufen kann man an einer Hand abzählen.
Man braucht in diesem Kontext doch gar nicht über absolute Zahlen zu diskutieren. Solange man die Kosten der Spiele nicht kennt, bedeuten die Absatzzahlen rein gar nichts. Ob Crysis mit 3 Mio. abgesetzten Kopien nun finanziell erfolgreich war oder nicht, kann nur Crytek beantworten.
Gerade wenn man Crytek betrachtet, dann muss man die Synergieeffekte zwischen Engine und Spielen mit einbeziehen. Die Kosten der Engine-Entwicklung fließt ja nicht voll in die Spiele ein, da diese auch lizensiert wird. Genauso sind die Spiele auch ein Marketing-Instrument für die Engine.
Crytek möchte gerne auf Augenhöhe sein mit Unreal und Call of Duty. Und da sind sie bei beiden noch meilenweit von entfernt.
Was meinst du mit Unreal und Cod. Die Unreal Serie wird jetzt gerade wieder belebt und Cod ist ein shooter. Das sind zweit paar Schuhe. Wie soll Crysis nicht auf Augenhöhe sein mit einer Marke die gerade wiederbelebt wird? Wenn es um die engine geht ist Crytek da deutlich vor der Unreal oder der Idtech.
"Deutlich vor"?
Da sagen diese Listen aber was anderes:
http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Unreal_Engine_games
http://en.wikipedia.org/wiki/CryEngine#Games_using_CryEngine
Natürlich MÖCHTE man so viel absetzen. Aber es geht hier ja um finanziellen Erfolg und für den muss man nicht zwingend 10 Millionen oder mehr Kopien absetzen.
"Similar games on consoles sell factors of 4-5 more" sagt Yerli über Crysis. Und wenn man mit solchen Zahlen kalkuliert, dass sind 3 Mio vielleicht nicht kostendeckend.
12 bis 15 Mille? In welcher Welt lebt der Mann.
Am Besten noch zum Vollpreis, so wie ich Yerlis Aussagen bisher wahrgenommen habe.
Das schaffen grade mal die AAA+ Multiplattformtitel. Also CoD und - ja - AC? und GTA und ---- ehm - ja...
Aber die Gebrüder waren ja schon immer großartig darin Größenwahn mit Fehleinschätzungen zu paaren.
Wenn man sich einer gewissen Liga wähnt, in der man gar nicht ist, aber so wirtschaftet, dann kann man halt schon mal Probleme bekommen.
Man muss Planen und man kann nicht erwarten das sich ein neues Franchise gleich 10 Millionen mal verkauft, das Wird auch Crytek gewusst haben.
Wenn sie mit Crysis angeblich so schlecht gefahren sind muss man sich fragen wie danach ihre große Expansion finanzierbar war welche 2008 begonnen hat.
Naja sicherlich hat Crysis und die CryEngine gezeigt, dass das Unternehmen Potenzial hat. Man darf aber nicht vergessen, wie eine Expansion von Start-Ups läuft.
Die Expansion dürfte zum Großteil mit Investoren-Kapital finanziert worden sein und nicht aus ursprünglich eigener Kraft. Das ist ja gerade der Grund, warum Crytek in der Krise steckt.
Man ist expandiert und expandiert, in der Hoffnung, dass die weiteren Entwicklungen populärer werden als Crysis (1) und die CryEngine den Lizenzmarkt erobert. Beides hat definitiv nicht so funktioniert wie geplant.
Genau deswegen wird sich Crytek nun entweder "gesund schrumpfen" bzw. jetzt realistischer wirtschaften, oder man macht weiter wie bisher und geht in kürzester Zeit in die Insolvenz.
Das ist 6 Jahre her und mit Crysis 3 und Ryse haben sie sich ordentlich in die Nesseln gesetzt.
F2P kann eine Menge Geld einbringen, wenn man es richtig macht. Nur hat Crytek mit Warface einen schlechten CoD-Klon rausgebracht, dabei aber vergessen das sie damit über 10 Millionen potentielle Kunden verlieren, die sich jedes Jahr ein CoD kaufen. Warum sollte man ein F2P spielen, dass alles gleich macht wie der Vollpreistitel den man sich gekauft hat?
Wenn man sich dagegen die erfolgreichen Dota 2, War Thunder, Warframe, World of Tanks und Planetside 2 ansieht, dann sieht man das die Entwickler alles daran tun, nichts zu entwickeln, dass auch nur annähernd etwas mit CoD zu tun hat. Crytek hat einfach eine beschissene Marktanalyse und versucht weiterhin mit generischen Shootern, auf dem schon lange verlorenen Markt zu überleben.
Der größte F2P Mobile-Anbieter ist übrigens der Chinesische Konzern DeNA (derzeit 1,8 Milliarden Dollar Umsatz jährlich) und genau für den hat Crytek mit "The Collectables" gerade ein F2P-Mobilespiel entwickelt, in dem sie die Cryengine,die angeblich so leistungsstark ist, dass sie nicht auf der Wii U läuft, Mobile-fähig gemacht haben:
http://www.crytek.com/news/crytek-and-dena-squad-up-to-launch-mobile-action-game-the-collectables-worldwide
Oder denkst du ich sauge mir so etwas auf den Fingern?
Ich denke da eher nicht grad an mobile games, sondern eher an Free2Play Titel wie Arena of Fate... denke auf sowas werden die sich konzentrieren.
Hach, ein Crysis 4 wäre doch schön, welches derzeitige Hardware bis zur Ko**grenze ausreizt... aber das ist wohl Wunschdenken von mir.
Langfristige Einnahmen mit Mobile Games? Der war gut. ;-)
So hätte ich das auch übersetzt.
Heißt das sie haben jetzt ihren Arbeitnehmern gezahlt was ihnen zustand?
Laut Kotaku ja
Gute Nachricht
" In unserer Branche sind Ups und Downs keine Seltenheit" - in der Branche sind Insolvenz und Firmenende bei Fehlinvestionen aber auch keine Seltenheit. Und der Übergang zu Online klappt doch bisher vorn und hinten nicht, ebenso wenig wie die Engine großartig lizensiert wird. Mal schauen wie "langfristig" das noch gut geht.
Ich mache mal ein Bookmark hiervon, und wir unterhalten uns in 1-2 Jahren nochmal!
"Crytek? War das nicht der Entwickler von Crysis? Weiß jemand was aus denen geworden ist?" ^^
Nee, die haben FarCry gemacht, das war richtig gut, nur haben sie die Rechte verkauft....Schade Schade.
Gut dann bis September/Oktober wo alles von vorne anfängt.
Mein so groß kann die finanzspritze doch gar nicht sein das man ein 700-800 Mann starkes Unternehmen viel länger über Wasser halten kann. Sollten sich vielleicht mal wieder gesund schrumpfen.
Für mich ne PR Meldung um von den ganzen schlechten News der letzten Wochen etwas abzulenken. Das alles ganz gut ist hat man ja von ihnen schon öfter gehört.
Vielleicht ist ja Facebook mit 2 Milliarden Dollar eingestiegen, um ihr Occulus Rift MMO von denen machen zu lassen :-)
Wurde die Stellungnahme vom Praktikanten verfasst? Liest sich furchtbar unprofessionell.
na dann kann man ja gespannt sein, was noch alles kommt
Langfristige Kapitalsicherung?
Glaube ich erst wenn ich es sehe.
Wenn aber schon wieder vom kompletten Umbruch der Branche gefaselt wird ist klar wie weit es mit dem Rest des Bullshitbingos ist.
Die Spielebranche ist nicht im Umbruch oder Wandel. Wenn, dann ist sie in einer Erweiterung.
Ja, einige BWLer bei den Publishern würden es gerne sehen, wenn sie weg vom Spieleverkauf hin zu Serviceanbietern wären. Zwar mag der Retailmarkt igendwann in vielen Jahren sterben, aber nicht das klassische Spiel machen und verkaufen.
Das erlebt im Grunde sogar einen 2. Frühling.
F2P wird es geben, mobile Spiele auch.
Wobei die wahrscheinlich nicht mal selbst wissen was mit Game Services gemeint ist. Schönes Buzzword, aber noch ein Steam (mit dem sie für F2Ps eh gescheitert sind).
Die sollen sich wieder an einer guten Engine mit endlich mal guter Dokumentation und gutem Support abarbeiten und mit einem mittleren Team an Spielen. Und nicht jedem Buzztrend hinterher laufen. So wie grade mal wieder Mobas. Das wird doch wieder scheitern.
Moin!
Und ist der Ruf erst ruiniert..
Wer will sich von Crytek MP-fähige Spiele kaufen, wenn man nach diesen Meldungen
gar nicht mehr weiß, ob es in einem Jahr noch Crytek gibt?
Mal schauen was kommt..
MfG