Benjamin hat den Wochendurchblick

Das Teaser-Bild stammt von der E3 und soll den alltäglichen Wahnsinn in der Spiele-Branche symbolisieren – oder so ähnlich.

In Brasilien findet derzeit die Fußball-Weltmeisterschaft statt. Deutschland schwankt zwischen vermeintlichen Glanzleistungen wie beim 4:0 im Auftaktspiel und mäßigen Leistungen wie beim 2:1 gegen die Wüstenfüchse aus Algerien. Wir dachten ja eigentlich immer, dass Erwin Rommel der Wüstenfuchs sei und sich mit einem hochdekorierten General der Wehrmacht niemand so recht vergleichen mag. Aber in Algerien sieht man das offenbar anders – oder dort hat man vielleicht auch einfach noch nie etwas von Erwin Rommel gehört. Aber das Algerien-Spiel ist ohnehin längst vergessen. Am Freitag Abend hat der Bundesjogi mit seiner, per Volksentscheid angepassten, Elf immerhin die Franzosen mit einem knappen, aber verdienten 1:0 nach Hause geschickt. Jetzt kann Franck Ribéry immerhin behaupten, dass es mit ihm ganz anders gelaufen wäre.

Fußball wird zur Nebensache
Ja, die Fußball-WM ist in aller Munde. Unter Spieleinteressierten spielt all das unter gewissen Umständen offenbar aber keine Rolle mehr. Nicht etwa, weil Valve Half-Life 3 zur Abwechslung mal wirklich bestätigt (oder Gabe Newell sagt, dass das Spiel fertig war, er aber das Goldmaster gefuttert hat) und nicht wieder irgendein Volltrottel in den Zahlencodes aus den Eingeweiden von Steam eine indirekte Ankündigung des vielleicht meisterwarteten Shooters unserer Zeit geschlossen hat. Nein, GamersGlobal-Praktikant Nico Carvalho muss nur eine News schreiben, in der ein neues Foto von Jade Raymond enthalten ist. Was sie gesagt hat, spielt dann auch keine Rolle mehr, wobei die werte Dame ja schon ein bisschen mehr Dekolleté hätte zeigen können – nach Ansicht mancher User jedenfalls. Mir hätte es ja schon gereicht, wenn Ubisoft sich von der Torwiederholungsfunktion der WM-App von ARD und ZDF hätte inspirieren lassen und mir beim Pressefoto von Jade Raymond 15 Blickwinkeloptionen gewährt. Aber so wichtig ist das auch nicht. Wir achten ja ohnehin mehr auf die inneren Werte, also ob sie gute Zähne hat und so.

Ich persönlich finde es ja absolut schändlich, die Schnitte auf ihre Äußerlichkeiten zu reduzieren! Ich will schließlich auch nicht für meinen tollen Körper bewundert werden, den ich mir mit hartem Workout am Gamepad über die Jahre hinweg antrainiert habe. Nur: Mensch, ist die gute Jade vielleicht alt geworden! Aber mal ehrlich, Leute. Die Frau kann im Gegensatz zu Bill Roper programmieren und hat wirklich Ahnung von Spielen! Wenn das mit dem Sexismus so weiter geht, werden wir in Zukunft Jade-Raymond-News aus Prinzip nur noch mit einem Teaser-Bild von Alice Schwarzer veröffentlichen – zumindest ab dem Zeitpunkt, wo all ihre steuerrechtlichen Fragen geklärt sind. Irgendwas muss man ja tun, damit sich die Leser aufs Wesentliche konzentrieren!

Tut alles, um wegen ihrer Kompetenz wahrgenommen zu werden: Jade Raymond.

Immer dieser Sexismus
Aber Sexismus scheint in dieser von Männern (und David Cage) beherrschten Branche ohnehin weit verbreitet zu sein. Als wir meldeten, dass ein finnischer Veranstalter bei einem eSports-Turnier zu Hearthstone nur Männer zulässt , soll manch ein GamersGlobal-User schon nach dem Lesen der Überschrift Kudos verteilt haben. Ja sagt mal, geht's noch? Ich meine, ihr müsst euch ja nicht gleich wie Harald Fränkel von einer Frau zeigen lassen, wo der Hase lang läuft. Aber eingestehen darf man sich dann doch, dass Frauen natürlich genauso gute Gamer sind wie unsereins! In Dance Central hätten wir mit unserem steifen Podex nicht mal den Hauch einer Chance!

Mittlerweile ist der Veranstalter wieder zurückgerudert – nun, zumindest irgendwie. Mich würde es jedoch nicht wundern, wenn das Turnier demnächst als Thema in Anita Sarkeesians Webshow-Reihe Tropes Vs. Woman auftaucht. Findet ihr übrigens auch, dass Anita sich als Messebabe gar nicht so schlecht machen würde? Ha, ha, Fangfrage, ihr Höhlenmenschen. Festzuhalten bleibt: Wir sind eben einfach anders als die Frauen. Zum Beispiel wäre da die männliche Affinität für Bälle jedweder Art. Fußbälle, Handbälle ... und manchmal auch die von Adolf Hitler – oder war es vielleicht doch nur der Ball?
 

Ein fantastisches Spiel: Ballpoint Universe.

Nicht alle Bälle beisammen
Laut der Jagd auf den grauen Wolf-DLC zu Sniper Elite 3 hat Hitler nämlich nur ein Bällchen zwischen den Beinen. Unsere dazugehörige News wurde zwiespältig aufgenommen. Topnews oder vielleicht doch keine? Nun, allein in Anbetracht der Abrufzahlen, ist die Frage leicht beantwortet. Aber anstatt danach zu fragen, ob dieses Thema topnewswürdig ist oder nicht, könnte man auch tiefschürfende Fragen stellen. Nein, wir meinen nicht die danach, was sich der Schöpfer dieses Werks bei der Integration der Killcam mit baumelnden Klöten gedacht hat. Wir meinen viel mehr die Frage danach, auf welchem Schwierigkeitsgrad der Macher des YouTube-Videos gespielt hat. Vielleicht hat Entwickler Rebellion die Einhodrigkeit (gibt es dieses Wort überhaupt?) Hitlers genau daran geknüpft. Denn irgendwie wäre es doch naheliegend, dass wir auf "Normal" zwei Bällchen ins Visier nehmen dürfen, während es auf "Authentisch" lediglich eines ist. Ist mir letztlich aber auch egal: Ich töte Hitler gerne und in diesem konkreten Fall stelle ich nicht mal die schon etwas abartige Killcam in Frage.

Die schönste Nebensache der Welt
Aber wo wir gerade schon von Bällen reden. In Brasilien läuft gerade die Fußball-Weltmeisterschaft. Deutschland ist immer noch im Turnier vertreten und trifft am Dienstag auf die Heulsusen aus Brasilien. Fred hat sich den 80er-Jahre-Porno-Schnäuzer zwar abrasiert, besser gemacht hat es ihn aber offenbar nicht. Das Fehlen von Thiago Silva wird sich außerdem bemerkbar machen und Struwwelpeter David Luiz wird Thomas Müller auch nicht davon abhalten, den Ball irgendwie über die Torlinie von Júlio César zu stolpern. Neymar ist außerdem nicht dabei, der quasi als einziger die brasilianische Spielkultur zumindest in Ansätzen aufrecht gehalten hatte.

Was war sonst noch? Nun, zumindest die Engländer haben erkannt, dass nicht überall, wo Free-to-Play draufsteht, auch Free-to-play drinsteckt – aber zu dieser Erkenntnis kann man vielleicht auch nur kommen, wenn man längst aus dem Turnier ausgeschieden ist. Bethesda will offenbar auf Teufel komm raus erreichen, dass von Doom nur schlecht abgefilmtes Material von der QuakeCon im Netz landet. Murdered – Soul Suspect-Entwickler Airthight Games macht dicht, kann die Ursachen für den eigenen Niedergang aber vielleicht postmortem noch aufklären. Und in Mortal Kombat X wird es nächstes Jahr wieder ordentlich was aufs Maul geben.
 

In diesem Sinne: Schöne Restwoche noch!

Euer Benjamin

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