Nippon-News #22: Shibuya-Simulation
Teil der Exklusiv-Serie Nippon-News

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13. April 2014 - 15:28 — vor 10 Jahren zuletzt aktualisiert
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Jede Woche sonntags lest ihr bei GamersGlobal die Nippon-News von Mathias Dietrich. Darin geht es um kuriose Spiele, Spielenahes, bekannte Animes oder Idols oder auch einfach Kurioses aus Japan.

Die meisten von euch dürften noch einfache Handys erlebt haben, mit denen man außer SMS schreiben und telefonieren vielleicht noch Snake spielen konnte. Heute laufen auf Smartphones Unreal-3-Engine-Spiele, Web Browser und 100.000 Apps mehr. In jeder Minute und überall könnt ihr das morgige Wetter erfahren, mit Freunden chatten oder Fotos auf eure Facebook-Seite hochladen. Doch diese Entwicklung birgt auch Risiken: Wer unterwegs mehr auf sein Handy achtet, als auf seine Umwelt, der läuft ganz schnell mal gegen einen Mitbürger, der womöglich auch auf sein Handy gestarrt hat. In den meisten Städten eher eine Kleinigkeit. Ihr entschuldigt euch, und jeder geht seines Weges. Doch was, wenn so ein Zusammenstoß auf der bekannten und sehr belebten Kreuzung in Shibuya in Tokyo passiert, die pro Ampelphase von über 1.000 Personen überquert wird?

[Lernen mit GamersGlobal: Der Tokioter Stadtbezirk Shibuya wird aufgrund der vielen Firmen aus der IT-Branche, die sich hier angesiedelt haben, oftmals auch "Bit Valley" genannt. Doch der Bahnhof des Stadtviertels ist für die Statue von Hachiko berühmt, einem Hund, der noch Jahre nach dem Tod seines Herrchens jeden Tag zum Bahnhof kam, um ihn abzuholen. Die Gegend um den Bahnhof herum ist eine beliebte Einkaufs- und Ausgehmeile, besonders für jüngere Leute. Gerade auf dem Hügel "Dōgenzaka" tobt das Nachtleben, hier gibt es neben vielen Diskotheken auch allerlei Love Hotels.]
 
Simulation in Shibuya
Die Frage, was Smartphone-Ablenkung auf der wohl belebtesten Kreuzung der Welt bewirken kann, ging nun NTT Docomo, Japans größter Mobilfunkanbieter, nach. Die ein ganz klein wenig zugespitzte Fragestellung hinter ihrer Computersimulation: "Was würde passieren, wenn jede Person, die die Shibuya-Kreuzung überquert, dabei auf ihr Handy schaut?"
 
Obwohl es sich hierbei nur um eine Simulation handelt, ist ein Anblick wie dieser auf der Kreuzung keine Seltenheit.
Die Simulation nutzt für die Passanten die durchschnittliche Größe sowie das durchschnittliche Gewicht eines japanischen Erwachsenen (160,3 Zentimeter; 58,8 Kilogramm). Die "Sims" bewegen sich mit einer Geschwindigkeit zwischen 3 und 6 km/h. All diese Personen blicken auf ihr Smartphone, wodurch das Blickfeld laut Docomo auf 5% des normal erfassbaren Bereiches reduziert wird. Das bedeutet, dass die simulierten Testpersonen einen weiteren Passanten erst dann wahrnehmen, wenn dieser sich auf 1,5 Meter genähert hat.  Wenn dies passiert, können die KI-Kameraden der Simulation eine von drei Aktionen vornehmen: Anhalten, geradeausgehen und zur Seite ausweichen, oder weiter normal geradeaus gehen. Nun wurden 1.500 dieser KI-Passanten in die Simulation gesetzt. Die Ampel schaltet auf Grün, und los gehts!
 
Wie zu erwarten, entsteht ein gewisses Chaos. Und ebenso ist zu erwarten, dass es den Simulationspassanten nicht immer möglich ist, sich gegenseitig auszuweichen. Diese Fälle enden in einem von drei verschiedenen Resultaten: Entweder bleibt die verantwortliche Person stehen und verbeugt sich tief, ganz wie es die Tradition verlangt, das Handy wird fallengelassen und der Besitzer bleibt für einen Moment schockiert stehen, oder der Zusammenstoß endet in einer unfreiwilligen Bekanntmachung mit der Straße.


Wie nicht anders zu erwarten löst das eine Kettenreaktion aus. Denn wer stehenbleibt wird zum Hindernis für andere Passanten, was zu einer neuen Kollision und damit einer weiteren Verbeugung führt. Und auch gestürzte Personen stellen ein Hindernis dar, das sich zudem noch etwas schwerer erkennen lässt.
 
Ergebnis des Chaos
Das Ergebnis berichtet für eine einzelne Grünphase der Ampel (etwa 60 Sekunden) folgendes: 446 Kollisionen fanden statt, von denen 103 in einem Sturz endeten. Dabei wurden 21 Smartphones fallengelassen. Und innerhalb dieser Grünphase schafften es nur 547 Personen der 1.500 die Kreuzung rechtzeitig zu überqueren. Also gerademal 37%. Ob die Ergebnisse der Simulation auf andere Kreuzungen oder Städte übertragbar sind, sei dahingestellt, ob man die Simulation gebraucht hätte, um zur Erkenntnis "In Bewegung aufs Smartphone starren, kann gefährlich sein" zu gelangen, auch. Aber immerhin gibt es so etwas Nettes für uns anzusehen: Genau genommen zwei Minuten lang 30 Bilder pro Sekunde von der Simulation. Ein Bild sagt ja mehr als 1.000 Worte...

Und wer die echte Kreuzung in Aktion erleben möchte, kann sich ein kurzes Video von Jörg Langer ansehen, das er im letzten September gemacht hat. Mit dem Smartphone, übrigens...

Video:

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 13. April 2014 - 15:35 #

Shibuya-Simulation.. Ist doch die bei der Kirk beschissen hat. ;)

blobblond 20 Gold-Gamer - P - 24478 - 13. April 2014 - 15:52 #

Es war der Kobayashi-Maru-Test!;)

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 13. April 2014 - 16:09 #

Weiß ich doch. Aber nah dran. :P

immerwütend 22 Motivator - 31893 - 14. April 2014 - 11:35 #

Und wo sind die Klingonen???

Vampiro Freier Redakteur - - 121608 - 13. April 2014 - 16:02 #

Lol geil :-D

Auch wieder spannend, Lernen mit GamersGlobal. Die wichtigste Info taucht am Ende des Absatzes auf ;-D

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45111 - 13. April 2014 - 17:02 #

Jetzt kommen ja auch wieder Frühlingsgefühle zum Vorschein ;)

Toxe (unregistriert) 13. April 2014 - 16:02 #

Korrektur: Stadtbezork

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29632 - 13. April 2014 - 17:44 #

Muss man mal erlebt haben. Fand das mit meiner Größe gar nicht so unübersichtlich, da ich über alle Japaner drüberschauen konnte ;).

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13630 - 13. April 2014 - 19:13 #

Das Verbeugungsvideo ist ja mal interessant, worauf man achten müsste, wenn man Japaner wäre. Erinnerte mich an "Briefe in die chinesische Vergangenheit", wo der chinesische Protagonist auch immer die unangemessenen Verbeugungen der Deutschen kritisiert/kommentiert.

Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 13. April 2014 - 19:32 #

Hast du das Video bis zum Ende angesehen?

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13630 - 14. April 2014 - 7:49 #

Äh ja, wieso? Was soll ich verpasst haben? Dass japanische Tradition da nicht der chinesischen entsprechen muss ist klar.

Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 14. April 2014 - 10:13 #

In Japan sagen sie "Zeigt dieses Video keinen Ausländern, sie nehmen es ernst." ;)

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13630 - 14. April 2014 - 12:53 #

Naja, dass die Regeln der Ninja-Etikette heutzutage nicht mehr so greifen ist klar. Wie schaut es aber bei den ersten beiden Verbeugungen aus - wird das im Alltag unterschieden? Oder ist das eigentlich alles überholt?

Keksus 21 AAA-Gamer - 25149 - 14. April 2014 - 16:08 #

Das Ding war von vorne bis hinten eine Parodie.

DerMitDemBlunt 14 Komm-Experte - 2483 - 14. April 2014 - 4:32 #

Ich hab zwar nicht verstanden was in dem Video passiert aber ich glaub die Gelben gewinnen

McSpain 21 AAA-Gamer - 29213 - 14. April 2014 - 6:55 #

Sympathisch. ;-)

Guldan 17 Shapeshifter - 8554 - 14. April 2014 - 11:02 #

Schönes Video und danke für den imformativen Beitrag.