Nippon-News #21: Soldatenrekrutierung im Mii-Stil
Teil der Exklusiv-Serie Nippon-News

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6. April 2014 - 19:01 — vor 9 Jahren zuletzt aktualisiert
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Jede Woche sonntags lest ihr bei GamersGlobal die Nippon-News von Mathias Dietrich. Darin geht es um kuriose Spiele, Spielenahes, bekannte Animes oder Idols oder auch einfach Kurioses aus Japan.

Rekruten für die Armee aufzutreiben ist ohne allgemeine Wehrpflicht nicht einfach – das merkt seit einiger Zeit auch die Bundeswehr. Schon vor Jahren kamen die USA auf die Idee, sich die Beliebtheit von 3D-Shootern zunutze zu machen und ließen das F2P-Spiel America's Army entwickeln. China hat letztes Jahr das Propagandaspiel Glorious Mission veröffentlicht, in dem ihr die Diaoyu-Inseln von den Japanern zurückerobern müsst (bekannt sind diese unter dem japanischen Namen Senkaku). Nun sind auch die Japaner auf den Geschmack gekommen. Allerdings gehen diese etwas anders vor, als mit den üblichen Shootern um die Jugend für die Japan Self-Defense Forces zu rekrutieren.

[Lernen mit GamersGlobal: Japans Verfassung, die unter starkem Einfluss der siegreichen US-Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg erstellt wurde, verbietet dem Land bewaffnete Streitkräfte. Da den Amerikanern gleichzeitig daran gelegen war, ein Gegengewicht zur Sowjetunion und dem aufstrebenden China zu haben, wurde aber sogleich ein Workaround eingerichtet: Die Streitkräfte nennen sich JSDF -- Japan Self-Defense Forces – und sind rein zur Verteidigung des japanischen Hoheitsgebietes authorisiert. Die aktuelle, konservative Regierung unter Ministerpräsident Abe versucht, die pazifistische Ausrichtung der Nachkriegsverfassung aufzuweichen; unter anderem darf Japan bislang einem angegriffenen Verbündeten nicht militärisch zu Hilfe eilen. In der jüngeren Geschichte wurden die 自衛隊 (Jieita) auch für internationale Friedensmissionen eingesetzt, allerdings nicht zu bewaffneten Einsätzen. Mit einer Friedensstärke von gut 240.000 Aktiven (zum Vergleich: die Bundeswehr kommt auf etwa 183.000) verfügt Japan über eine der größten Armeen in Fernost, und vielleicht die insgesamt modernste. Sie wird regelmäßig zur Katastrophenhilfe nach Erdbeben oder Tsunamis eingesetzt.]

Blick in die Zukunft
Um die Jugend von heute für eine Militärkarriere zu begeistern, setzt die JSDF nicht auf Shooter. Vielmehr hat die JSDF mit Kimi ni Eeru AR eine App für iOS und Android veröffentlicht. Diese ermöglicht es euch, ein soldatisch-süßes Ebenbild im Stile eines Miis von Nintendo zu erstellen. Und so gehts:

Auch nach 21 Folgen Nippon-News ist der japanische Stil manchmal... beängstigend.
Nach dem Starten der App wählt ihr den Menüpunkt "Zukunfts-Ich erstellen". Warum "Zukunfts-Ich"? Na weil ihr durch die App so heiß auf den Militärdienst werdet, dass ihr direkt zum nächsten Rekrutierungsbüro rennen müsst, wenn ihr erstmal erkennt, wie toll ihr in Uniform ausseht!

Danach fragt euch die App nach eurem Geschlecht. Sobald ihr dieses ausgewählt habt, müsst ihr euch für eine der drei Abteilungen der JSDF entscheiden. Zur Auswahl stehen hierbei die Bodentruppen, die Marine oder die Luftwaffe. Nun steht die Auswahl der Uniform an. Insgesamt existieren ganze 18 Designs. Jetzt kommt es jedoch zum wichtigsten Punkt. Um euer Gesicht in die App zu übertragen, müsst ihr ein Foto von eurem Gesicht machen. Die App überträgt dieses dann auf den von euch ausgewählten Avatar.

Nun steht etwas für uns Unerwartetes an: Schreien! Um genau zu sein, wird ein richtiger Jubelschrei von euch erwartet. Aber nicht, weil ihr erfolgreich euren Avatar erstellt habt, sondern weil in Japan diese Jubelschreie zur Kultur gehören. Egal ob in Schulclubs oder in der Firma: Jede Entität oder Gruppe hat ihren eigenen Jubelschrei. Für den Nintendo DS wurde mit Osu! Tatakai! Ouendan! in Japan gar ein ganzes Spiel um diese Schreie veröffentlicht. Zugegebenermaßen sind diese Schreie in der App jedoch nur in Textform vorhanden. Das sollte euch aber nicht davon abhalten, motivierend zu jubeln!

Augmented Reality
Der App nach zu urteilen muss die JSDF regelmäßige Tanzparties veranstalten.
Euer neu erstellter Avatar muss zudem nicht nur auf eurem Smartphone oder Tablet bleiben. Mithilfe von AR-Karten, die ihr euch auf der Website der JSDF herunterladen könnt, könnt ihr diesen in der Kameraapp eures Handys einblenden lassen – wie mit den AR-Karten des Nintendo 3DS. Diese sind in Japan übrigens wesentlich populärer als bei uns. Was daran liegen könnte, dass viele 3DS-Spiele in Japan mit neuen AR-Karten ausgeliefert werden, während ihr hierzulande prinzipiell auf die mit der Konsole mitgelieferten angewiesen seid.

Euer "Zukunfts-Ich" kann nun selbstverständlich nicht nur dumm an einem Fleck stehen, sondern auch allerlei lustige Aktionen ausführen, wie zum Beispiel tanzen, winken oder marschieren. Insgesamt sollen 88 dieser Aktionen vorhanden sein. Eure ausgewählte Abteilung entscheidet hierbei mit, welche euch zur Verfügung stehen. Und was macht ihr dann? Selbstverständlich Bilder, die ihr über alle möglichen sozialen Netzwerke an eure Freunde schickt! Bleibt nur noch zu sagen: NIPPON BANZAI!

Video:

Der Marian 21 AAA-Gamer - P - 29626 - 6. April 2014 - 19:30 #

Sehr seltsam. Und super Hintergrundinfo im Artikel.

Slaytanic 25 Platin-Gamer - - 62024 - 6. April 2014 - 19:31 #

Mir ist da die japanische Variante aber lieber als die amerikanische! ;)

Zille 21 AAA-Gamer - - 26480 - 7. April 2014 - 9:33 #

Dem schließe ich mich an - wieder etwas gelernt ;-)

Moltke 79 14 Komm-Experte - 2213 - 6. April 2014 - 21:29 #

Sehr interessant auf was für Ideen die Japaner kommen.

COFzDeep 23 Langzeituser - - 41400 - 6. April 2014 - 22:08 #

Also die Musik im Werbevideo nervt auf Dauer, da hätte ich ja nen zackigeren Marsch druntergelegt ^^
Aber neben dieser kuriosen App fand ich spannender, dass die Japaner noch mehr AR-Karten kriegen. Ich hab zwar keinen 3DS, aber - funktionieren die japanischen AR-Karten auch mit europäischen 3DS-Modellen? Oder erkennt er die nur nach einem Softwareupdate, dass den Japanern vorbehalten ist? Sonst könnte man die Dinger ja vermutlich einfach über eBay kaufen oder sich gleich selbst ausdrucken, wenn jemand so nett ist und die einscannt... (wobei die Japaner es mit dem Teilen irgendwie nicht so haben; die wissen scheinbar nicht, dass es vieles von dem was sie einfach so bekommen im Ausland Mangelware ist bzw. gar nicht existiert ^^)

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 6. April 2014 - 22:25 #

Ich weiß nicht genau warum, aber irgendwie ist dieser Musik-Titel für mich typisch britisch. Wobei der vermutlich weniger nervig wäre, wenn die nicht nen 40 Sekunden Loop draus gemacht hätten.

Kirkegard 20 Gold-Gamer - 21089 - 7. April 2014 - 7:29 #

Ginge das auch mit der Bundeswehr? ^^

EbonySoul 16 Übertalent - 4631 - 7. April 2014 - 10:22 #

Gabs nach dem Heli Spiel, Mitte der 90er, eigentlich noch ein Spiel der Bundeswehr?

volcatius (unregistriert) 7. April 2014 - 11:46 #

Wäre für unsere Wohlfühl-Armee wahrscheinlich schon zu martialisch.

Evoli 17 Shapeshifter - 8858 - 4. August 2018 - 15:33 #

Der Text vom ersten Bild ist sehr zutreffend...