Der US-Videospielmarkt boomt. Seitdem vor mehr als drei Jahrzehnten die ersten kommerziellen Videospiele das Licht der Welt erblickten, hat sich das Geschäft rund um Computer- und Konsolenspiele stark vergrößert. Verkäufe von Videospielsoftware übersteigen in den USA bereits jene der Musikindustrie.
Für die guten finanziellen Voraussetzungen des Videospielmarkts sind unter anderen die großzügigen staatlichen Subventionen, welche Entwicklerstudios mit Sitz in den USA in Anspruch nehmen können, verantwortlich. Rechtlich stehen Videospiele auf der selben Stufe wie andere kulturelle Erzeugnisse, also beispielsweise Bücher, Filme oder Musik. Zusätzlich zu ihrer gefestigten Position im Bereich der Unterhaltung sieht sich die Branche aber auch mit einem Bein in den Computerwissenschaften, dem Research & Development (R&D), verwurzelt.
So würden große Studios ihre Ausgaben, etwa die Gehälter der Programmierer, zu einem großen Teil steuerlich absetzen können oder bekämen Zuschüsse für ihre R&D-Programme, wie die New York Times in einem Artikel von 2011 schreibt. Dieser Umstand sei von Vertretern anderer Industriezweige schon öfters bemängelt worden, da der wissenschaftliche Allgemeinnutzen der Videospielbranche angezweifelt werde und Kritiker diese eher im Unterhaltungsbereich angesiedelt sähen, so das Blatt weiter.
Der für Haushalts-, Finanz- und Steuerpolitik zuständige Ausschuss im Repräsentantenhaus hat nun einen neuen Gesetzesentwurf eingebracht, der das US-amerikanische Steuerrecht vereinfachen soll. Interessant für die Videospielbranche ist lediglich eine kurze Passage. Diese soll Spielentwicklern von sogenannten gewalttätigen Spielen den Genuss von R&D-spezifischen steuerlichen Vorteilen zukünftig verwehren. Wörtlich heißt es dort auf Seite 24:
Entwickler von gewalttätigen Videospielen daran hindern, sich für den R&D-Steueranreiz zu berechtigen.
Die Videospielseite Kotaku sieht darin aber keine Reaktion auf die Kritik an Steuervergünstigungen für die Branche, sondern einen Versuch, gezielt unerwünschte Spieleentwicklungen einzudämmen. Der Gesetzesentwurf betrifft nämlich nicht die gesamte Videospielindustrie, sondern nur einen bestimmten Teil davon. Außerdem, so Kotaku, werde im vorgelegten Text nicht erläutert, was als gewalttätiger Titel verstanden wird. Zusammenfassend werde dadurch ein Hintertürchen geöffnet, weil rechtlich sonst nur schwer gegen Gewaltdarstellung in Spielen vorgegangen werden könne.
Kudos für's Teaserbild! ;)
Jep, ein Competiton Pro 5000 ist immer noch ein Highlight. ;)
Dürfte schwer umzusetzten sein, dass die Freiheit in den USA einen hohen Stellenwert hat und deswegen schon einige Versuche mit ähnlichen Zielen (u.a. ein Produktionsverbot) genau daran gescheitert sind. Ich hoffe nur mal da kommt hier keine auf die Idee sowas einführe zu wollen...
"Freiheit in den USA einen hohen Stellenwert"
Das ist mit der "Freiheit" dort ungefähr so, wie wenn hier zB für die "Zukunft unserer Kinder" Leistungen gekürzt werden, die kurzfristig die Ausgaben senken, aber langfristig viel mehr Geld kosten (zB Infrastruktur verfallen lassen, Streichung von Präventionsprogrammen, etc). Sprich reines Politiker-PR-Gewäsch.
Kein "Schütz-die-Kinder"-Konservativer würde sich öffentlich für Gewaltspiele einsetzen für den Schutz der Meinungsfreiheit. (Der Schutz der Kinder muss nur bei Waffen hinten anstehen.) Zumal die ja gerade diesen Vorschlag gemacht haben. Weshalb er auch nicht umgesetzt wird, die sind ja schließlich Opposition.
Gerade aber die gewalttätigen Blockbuster treiben die Technologie voran. Und wer behauptet, dass die für Videospiele entwickelte Technikk keinen allgemeinen Nutzen hat, sollte mal überlegen wo wir heute ohne pathfinding, starke Grafikkarten und Grafikalgorithmen wären.
Da hast du vollkommen Recht. Es ergeben sich immer wieder Synergien zwischen verschiedenen Bereichen (Industrien/Wissenschaften) - und stumpf zu behaupten, R&D für Computerspiele hätte keinen Mehrwert für die Gesellschaft ist einfach lächerlich polemisch.
Ich versteh den Gedanken, nur dass es am Ende bei gewaltätigen Spielen bleibt finde ich komisch bzw. inkonsequent. Entweder sie sagen, dass Spiele generell keinen wissenschaftlichen nutzen haben oder reduzieren die Qualität eines Spiels auf den Gewaltgrad. Ich finde es schade, wenn Spiele wie GTA nicht gefördert werden aber statt dessen dann so etwas wie Farmville oder irgend ein anderer Free to Play Müll
Naja sein wir mal realisitisch: Die R&D Subventionen werden doch nur als Steuerschlupfloch genutz. Klar verständlich für die jeweiligen Firmen die halt alles mitnehmen was geht, aber als Steuerzahler, gerade bei den klammen US Haushalten, hätt ich da auch kein Verständnis für.
Wissenschaftlicher Nutzen für die Allgemeinheit ist doch in der Unterhaltungsbranche gleich Null, kein Grund Unterhaltungssoftware mit Steuergeldern zu subventionieren.
Es geht um Kultur und nicht um den wissenschaftlichen Nutzen.
"Dieser Umstand sei von Vertretern anderer Industriezweige schon öfters bemängelt worden, da der wissenschaftliche Allgemeinnutzen der Videospielbranche angezweifelt werde und Kritiker diese eher im Unterhaltungsbereich angesiedelt sähen, so das Blatt weiter."
Nein, bei den Steuererleichterungen, die gestrichen werden sollten, geht es um den wissenschaftlichen Nutzen der Computerspielentwicklung - um nicht mehr und nicht weniger.
Daher verstehe ich den Aufschrei auch gar nicht. Es geht um irgendwelche Unternehmenssubventionen durch den Staat. Und da sehe ich die us-amerikanischen Steuergelder auch lieber im Sozialsystem als in der Videospielentwicklung. Zumal diese Subventionen wohl auch nicht so einen großen Umfanmg besitzen werden, schätze ich.
Ok sorry, dann hab ich das in der News falsch verstanden. In dem Zusammenhang versteh ich es auch nicht. Warum wird davon ausgegangen, dass ein Kulturgut irgendwelchen wissenschaftlichen Nutzen hat?
Aus der News habe ich das so verstanden, dass die Videospielbranche auch teilweise zu den Computerwissenschaften, speziell zu "Research & Development" gerechnet wird - und genau für diesen Bereich gibt es eben Steuererleichterungen, die nun für einen Teil der Branche wegfallen sollen.
Mit der kulturellen Bedeutung von Videospielen hat das ganze nicht viel zu tun, es sieht mir auch mehr danach aus, dass da eine unnötige Subvention weggekürzt werden soll.
Menschen haben sich schon immer gegenseitig die Köpfe eingeschlagen, und das wird sich nie ändern. Ob es jetzt Computerspiele gibt, Bücher, Radio oder Holodecks, es wird immer Leute geben, die die Schuld von der menschlichen Natur auf irgendwelche Medien schieben wollen…
Macht doch in diesem Zusammenhang auch niemand.
600 Milliarden Rüstungsausgaben, Waffen für alle ab 21, den größten Militärischen Komplex der Welt...
Aber unsere Kinder, die schützen wir jetzt vor Gewaltverherrlichen Spielen indem wir die Subventionen für solche stoppen xD
How far can you see....
Es geht hier aber nicht um die Gewalt an sich sondern nur um das Geld.
Wenn sie das so formulieren dann greifen sie eine breite Masse an Spielen ab, fast jedes Spiel hat irgendwie eine Form von Gewalt und diejenigen die ohne sind, sind eher in der Unterzahl, würde ich meinen.
Es geht aber darum, das Subventionen gestrichen werden wenn etwas in der Gesellschaft nicht erwünscht wird, oder umgekehrt. Wenn ich keine Karotten mehr subventioniere kann man davon ausgehen das sie nicht mehr gefördert werden sollen und umgekehrt.
Ohne Definition ab wann 'violent video games' als gewalttätig einzustufen sind dürfte der Passus keinerlei Effekt haben. Mal wieder typisches so tun als ob von Politikern. Ich wette das sich etliche CEOs von Spieleschmieden beim lesen dieses Punkts schlapp gelacht haben.