GG-Kurztest: The Raven - Episode 2 - Wiege der Täuschung

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Stephan Petersen 4828 EXP - Redakteur,R8,S1,A4,J8
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29. August 2013 - 13:56
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Wachtmeister Zellner ermittelt wieder. In der zweiten Episode von KingArts dreiteiligem Krimi-Adventure The Raven ist der Schweizer Ermittler dem Meisterdieb „Der Rabe“ ganz dicht auf den Fersen.

Alle Screenshots stammen von GamersGlobal

Rund einen Monat nach der ersten Folge (zum Kurztest) dürfen Krimi-Adventure-Fans wieder in die Rolle von Wachtmeister Zellner schlüpfen. Die Auftaktepisode von The Raven unterhielt gut, zeigte aber ein paar technische Schwächen und präsentierte sich spielerisch zu simpel gestrickt für Genreerfahrene. Mit Episode 2, Wiege der Täuschung, soll sich das ändern.

Graue Zellen als Gelegenheitsarbeiter
Inhaltlich knüpft die zweite Episode von The Raven an den Cliffhanger des vorherigen Kapitels an. Zellner befindet sich in einer äußert misslichen Lage und benötigt unsere Hilfe, um sich daraus zu befreien. Unsere grauen Zellen müssen wir dabei nicht überstrapazieren: Des Rätsels Lösung ist meist rasch gefunden –  auch aufgrund recht weniger Interaktionsmöglichkeiten in den einzelnen Szenen. Der Anspruch der Denksportaufgaben bleibt während der zweiten Episode durchgehend niedrig.

Immerhin müssen wir recht früh in einer Situation unter Beweis stellen, dass die Leistungsfähigkeit unseres Gedächtnisses es mit der von Sherlock Holmes aufnehmen kann: Inspektor Legrand stellt Spürnase Zellner mehrere Fragen zu den Tathergängen der ersten Episode. Antworten wir richtig, wandern Punkte auf unser Adventurepunkte-Konto, das wir für die Anzeige von Hotspots sowie Hinweise im Notizbuch einsetzen und das natürlich auch unserem persönlichen Ermittler-Ruhm dient.

Das ist einerseits prima, weil wir wie ein Detektiv die Fakten kombinieren und die hoffentlich richtigen Schlüsse ziehen. Andererseits wird dieses Element zu selten eingesetzt – und die dort erreichten Punkte sind ohnehin nur ein Bonus. Zudem wird hier ein Problem des Episodenformats deutlich: Wer sich vor einem Monat durch das erste Kapitel geknobelt hat und Erinnerungslücken wie ein Altbundeskanzler aufweist, dürfte sich hier nicht mit Ruhm bekleckern.
Inspektor Legrand will das Auge der Sphinx endlich in Sicherheit wissen.


Agatha-Christie-Atmosphäre
Das Nutzen der Hotspot-Funktion kostet euch in The Raven Adventurepunkte.
Trotz der geringen Rätseldichte und der zu leichten Denksportaufgaben fasziniert auch die zweite Episode von The Raven mit ihrer dichten Atmosphäre, die an Agatha Christie-Krimis erinnert – auch dank der dezent überzeichneten, aber insgesamt stimmigen Charaktere. Da wäre etwa Lady Westmacott, die mit Agatha Christie sowohl den Namen (unter dem Pseudonym Westmacott schrieb Christie einige Romanzen) als auch biographische Merkmale teilt.

Oder aber der selbstsichere ägyptische Direktor, der mächtig stolz auf die Sicherheitsvorkehrungen seines Museums ist. Genau dort soll „Das Auge der Sphinx“ einem staunenden Publikum präsentiert werden. Nach den abwechslungsreichen Reisen mit dem Zug und dem Kreuzfahrtschiff führt das Abenteuer Zellner somit nun nach Kairo. Alle Welt glaubt, dass der Rabe geschnappt und der Edelstein sicher sei. Nur Zellner zeigt sich skeptisch und behält damit natürlich Recht.
Waghalsige Kletterei auf dem Zugdach: In einer Rückblende schlüpfen wir in die Rolle eines vermeintlichen Komplizen des Raben.

Abfallende Spannungskurve
Als wir uns jedoch später an die Fersen des Raben knobeln, warten die Entwickler mit einer Überraschung auf: Wir schlüpfen in die Rolle eines vermeintlichen Komplizen des Raben und erleben die Geschehnisse während der Zugfahrt in einer Rückblende noch einmal aus einer anderen Perspektive. Trotz des anrüchigen Duftes von Level-Recycling spielt sich dieser Abschnitt bisweilen ganz amüsant. So erfahren wir etwa, warum die Antenne des Radios abgebrochen und wie der Knopf in Professor Luciens Abteil gelangt ist.

Dieses Türschloss ist das anspruchsvollste Rätsel in Episode 2.
Allerdings bleibt dieser neu spielbare Charakter ziemlich blass und kann es nicht mit dem sympathischen Zellner aufnehmen. So geht schließlich die Motivationskurve im letzten Drittel der zweiten Episode stetig nach unten. Wenig Spaß machen ebenfalls die kleineren "Käfer", die sich bei Animationen, Synchronisation und Notizbuch eingeschlichen haben. Richtig ärgerlich war indes ein Bug, bei dem es eigentlich eine Interaktionsmöglichkeit mit einem Schloss geben sollte, diese aber nicht vorhanden war. In diesem Fall half nur ein älterer Spielstand. Dumm nur, dass der Autosave-Spielstand ebenfalls defekt war und der letzte eigene Spielstand schon eine Stunde zurücklag.

Dennoch ist auch die zweite Episode in technischer Hinsicht ein Leckerbissen. Die detaillierten, atmosphärischen Schauplätze sehen ebenso wie die Mimik der Figuren klasse aus. Wechselnde Kameraperspektiven verbreiten Film-Atmosphäre. Daran haben ebenfalls die unterhaltsamen Dialoge und die ausgezeichneten Sprecher ihren Anteil.

Autor: Stephan Petersen/ Redaktion: Benjamin Braun (GamersGlobal)

Stephan Petersen
Nachdem ich den letzten Wochen einige Abenteuer von Raymond Chandlers Privatdetektiv Philip Marlowe gelesen habe, liegt nun Agatha Christies Hercule Poirot auf dem Nachttisch. The Raven kommt mir daher gerade wie gerufen. Von Atmosphäre und Stil erinnert es stark an Agatha Christies Krimi-Romane. The Raven ist eine Art interaktiver Roman, in dem meine grauen Zellen lediglich Gelegenheitsarbeiter sind. Die Rätseldichte ist durchgehend gering, die Denksportaufgaben leicht zu bewältigen. Wenn ich doch einmal hängenbleibe, dann liegt es an einem der zum Glück nur selten auftretenden Bugs.

Im Vordergrund steht stattdessen die Inszenierung von Geschichte und Charakteren. Schade nur, dass genau diese Stärke in der zweiten Episode nicht mehr voll zur Geltung kommt. Den neu spielbaren Charakter finde ich wesentlich uninteressanter als den sympathischen Zellner. Die Spannung sackt in dem Rückblenden-Abschnitt jedenfalls deutlich in den Keller. Ich bin gespannt, wie die Entwickler in der dritten Episode diesbezüglich noch einmal die Kurve kriegen wollen.

 The Raven - Episode 2
Pro
  • Spannendes Detektivspiel im Stil der Agatha-Christie-Romane
  • Exzellente Sprecher
  • Schicke, detaillierte Grafik
  • Größtenteils sehr aufwändig animiert
  • Gut geschriebene Dialoge
  • Unterschwelliger Humor
Contra
  • Ein paar ärgerliche Bugs
  • Rätsel zu leicht
  • Uninteressanter zweiter Spielcharakter
  • Leidlich spannende Rückblende
Hinweis: Episoden-Test mit Wertungsprognose. Erst mit der letzten Episode vergeben wir die Note.
Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66898 - 29. August 2013 - 14:04 #

Ich mochte die erste Episode schon sehr gern. Vor allem Zellner finde ich einfach grundsympathisch. Am Wochenende spiele ich dann die zweite Folge. Ich freu mich jedenfalls drauf, auch wenn ich hoffe, nicht wieder in so ein Desaster wie beim ersten Teil zu laufen. Da bin ich in einen Plotstopper gerannt und mein letzter Spielstand war ziemlich weit zurück ... das soll aber zumindest für die erste Episode mittlerweile alles gefixt sein.

Loco 17 Shapeshifter - 8999 - 29. August 2013 - 14:50 #

Für mich das Gegenteil. Tolles Spiel aber die Hauptfigur, ein alter Opa, musste das sein?

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 29. August 2013 - 15:02 #

Grad der alte Opa macht es für mich interessant. Die meisten "Helden" in Adventures (von anderen Genres ganz zu schweigen) sind doch dieselben Abziehbilder. Da gab es in den alten Lucas Arts und Sierra Tagen noch mehr Abwechslung (sprich: auch nicht viel).

Loco 17 Shapeshifter - 8999 - 30. August 2013 - 6:30 #

Das stimmt natürlich. Im Vergleich mit den 0815 Helden ist der "Opa" dann sicherlich interessanter. Aber er spricht so laaaaaaaangsam :)

Tritokx 17 Shapeshifter - 6656 - 30. August 2013 - 7:58 #

Ich hab da nach deinem Video extra mal drauf geachtet - und finde überhaupt nicht, dass er langsam spricht. Nicht langsamer als alle anderen und nicht so, dass ich denke "Mach hinne, Opa!". Aber gut, ich bin ja auch nicht mehr der Jüngste... ;)

bsinned 17 Shapeshifter - 8200 - 31. August 2013 - 18:48 #

Oh ja, da fällt mir vor allem dieser Typ aus "Lost Horizon" ein. Der war ein so dermaßen uninteressanter, unsypathischer Sepp, dass er das ganze Spiel madig machte.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66898 - 29. August 2013 - 15:05 #

Ja, das hattest Du in Deinem Video schon gesagt. Für mich ist er einer der Haupt-Pluspunkte der Reihe.

Loco 17 Shapeshifter - 8999 - 30. August 2013 - 6:30 #

Stimmt. Das hatten wir da schon :)

Butcherybutch 14 Komm-Experte - 2558 - 29. August 2013 - 15:04 #

Die Bugs gibt es leider wieder, zumindest musste ich nach einer halben Stunde das Spiel per alt f4 schliessen, weil nachdem ich einen Gegenstand aufgenommen hatte nix mehr ging, da der Cusor irgendwie im Idle Modus hängengeblieben ist. Auch bei Episode 2 gilt, alle paar Minuten abspeichern!

Cat Toaster (unregistriert) 29. August 2013 - 14:45 #

Ja, und an diesem bekackten Türschloss hänge ich jetzt schon zwei Stunden fest. Ich habe mir schon die Bezüge zu Innereien, Viechern, Himmelsrichtungen und Namen aufgeschrieben, trotzdem schnalle ich offenbar nicht wie ich die Schalter drehen muss, zumindest alles was mir logisch erscheint hilft nicht.

Wenn das natürlich ein Bug ist kommt das Spiel erstmal in die Ecke bis sie das Ding fertig gepatcht haben. Wie man bei so wenig Interaktionsmöglichkeiten derartige Klöpse einbauen kann ist mir ein Rätsel.

Ne Stunde habe ich allein schon gebraucht um das kleine Fitzelschild vor dem Sarkopharg zu finden was einem ja doch entscheidende Hinweise gibt.

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13634 - 29. August 2013 - 14:49 #

Die Bezüge schreibt er ja auch ins Notizbuch. Ich konnte von den 4 Kanopen zwar nur 3 anklicken (weiß nicht, ob das Absicht, ein Bug oder Resultat meiner unpräzisen Mausbedienung ist), aber das Rätsel funktionierte mit der ersten Einstellung, die ich für richtig erachtete. Könnte aber natürlich auch ein Bug sein; von denen blieb ich bisher auch in Episode 1 zum Glück verschont. Auch diese Episode werde ich für die zwei fehlenden Punkterfolge wohl nochmals durchspielen, aber erst in ein paar Tagen.

A Scattered Mind 14 Komm-Experte - 1841 - 29. August 2013 - 15:17 #

Ich tippe eher auf einen Bug. Ich konnte den Vierten erst nach mehrmaligem Verlassen des Raums anklicken. Das hatte ich aber auch im ersten Teil schon, dass Hot Spots leicht "wanderten" oder gar nicht erst mit der "visuellen Position" übereinstimmten.

BruderSamedi 19 Megatalent - P - 13634 - 29. August 2013 - 14:55 #

Insgesamt fand ich diesen Teil deutlich schwächer als den ersten und gefühlt auch deutlich kürzer, die Rätsel waren wiederum recht simpel gestrickt. Leider blieb auch das Kriminalisieren diesmal aus; nach der letzten Episode beschäftigte mich der genaue Tathergang noch eine Weile, so etwas fehlt diesmal komplett.

A Scattered Mind 14 Komm-Experte - 1841 - 29. August 2013 - 15:32 #

Trifft genau mein Empfinden: kürzer und einfacher. Ich habe zwar nicht meine Spielzeit gestoppt, aber das zweite Kapitel hat sich schon erheblich kürzer angefühlt. Vor allem die zweite Hälfte, in welcher man Zellner nicht mehr spielt, war reines Durchklicken. Das hätte man in meinen Augen interessanter ausgestalten sollen, sowohl auf Rätsel- wie auch auf Storyseite, bietet dieses Szenario doch jede Menge Potential für Aha-Momente.

Insgesamt erscheint mir die Geschichte des zweiten Kapitels, vor allem der Rhythmus der Erzählung, irgendwie unrund. Der vermeintliche Höhepunkt fühlt sich nicht wie einer an. Im Gegenteil: Mich hat die Auflösung völlig kalt gelassen. Allerdings wurde bisher ja auch noch gar nicht so viel wirklich aufgelöst. Dieses Problem kann das dritte Kapitel also noch beheben. Was der dritte Teil aber wohl nicht mehr wird beheben können, ist mein Eindruck, einen schlechten Endpunkt gewählt zu haben. Da war das Ende des ersten Kapitels doch wesentlich stimmiger gewählt. Abschließend wird man das aber erst im Kontext aller drei Kapitel beurteilen können.

Tritokx 17 Shapeshifter - 6656 - 29. August 2013 - 14:55 #

Ah, die zweite Episode ist da. Zeit, mal wieder Windows zu starten und mich in irgendeiner Ecke zu verkriechen, in der mich keiner stört.

Roboterpunk 17 Shapeshifter - 6000 - 30. August 2013 - 9:37 #

Ich bin zwar kein grosser Fan von Krimis, aber wenn das Ganze mal als Box rauskommt, werde ich es mir wohl holen.

Äusserst charmant finde ich als Zentralalpenbewohner allerdings die Entscheidung, einen Schweizer Polizisten als Hauptfigur zu verwenden. Das ist in der Welt der Computerspiele meines Wissens eine Premiere und hat hier bislang kaum Resonanz gefunden. Gibt es im Charakter des Wachtmeister Zellner eigentlich Eigenheiten , die auf seine Herkunft schliessen lassen? Das fände ich sehr amüsant.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83896 - 30. August 2013 - 10:22 #

Loco zufolge redet er zu langsam. :D

Butcherybutch 14 Komm-Experte - 2558 - 30. August 2013 - 10:24 #

Das mit dem Schweizer Polizisten, war für mich auch einer der Kaufgründe, er erinnert mich auch etwas an Friedrich Glausers Wachtmeister Studer, nur leider spricht Zellner ein vollkommen akzentfreies Deutsch. :(

yeahralfi 16 Übertalent - P - 5797 - 2. September 2013 - 13:42 #

Meine Frau liebt Adventures und ist auch ggü. Bugs äußerst tolerant und leidensfähig. Da hätte ich schon fünfmal das Handtuch geschmissen...

Aber selbst sie war von den Fehlern des ersten Teil so schwer genervt, dass sie vom zweiten erst mal nichts wissen will, bis das ganze vielleicht mal 100%ig läuft.

Schade, eigentlich ein sehr hübsches und sympathisches Spiel, das sich selbst Steine in den Weg legt.

Ansonsten verstehe ich nicht, wieso immer ausgerechnet deutsche Adventures nur so vor Bugs strotzen. Das geht ja jetzt schon seit Jahren so - und das obwohl Adventures doch nun vergleichsweise linear und stringent ablaufen...

Mitarbeit