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Es ist das Jahr 1969. Jake kehrt nach Jahren im Vietnamkrieg in seine Heimat im Westen der USA zurück. Sein kleiner Bruder Mickey und sein Onkel Mack haben dort auf ihn gewartet. Nichts ist mehr beim Alten, seitdem Jakes Vater, der Boss einer großen Motorrad-Gang, verstorben ist. Mittlerweile beherrschen die Mitglieder einer anderen Biker-Gang namens Devil's Hand das Gebiet, verkaufen Drogen, schicken Frauen als Prostituierte auf die Straßen und schrecken auch vor Morden nicht zurück. Auch wenn Rambo-Verschnitt Jake es anders ausdrückt, ist sein Krieg vorbei und er legt keinen Wert darauf, sich mit Devil's Hand anzulegen. Dummerweise tötet die Gang seinen Bruder und jagt auch ihm ein paar Kugeln in den Leib. Wieso, weshalb, warum? Jake will es auf seiner blutigen Rachetour herausfinden.
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Vietnam-Heimkehrer Jake verliert zu Beginn seinen Bruder und begibt sich anschließend auf einen blutigen Rachefeldzug. |
Pre-Gen-Grafik
Schon der Einstieg in Ride to Hell – Retribution (zum Testvideo) ist verstörend. Erst braust Jake mit seinem Motorrad durch die Landschaft, dann steht er plötzlich hinter einem fetten Geschützturm, um verfeindete Biker auszuschalten. Dann wieder liefert er sich einen Faustkampf mit einem einzelnen Widersacher. Klar, im interaktiven Intro greift das Spiel bewusst Dingen vorweg, die sich später noch ergeben werden, aber so billig und zusammenhangslos wie hier haben wir das noch nie erlebt. Selbst der Moment, in dem Mickeys Bruder vor Jakes Augen brutal ermordet wird, entfaltet mit plumpem Schnitt und schlechter Kameraführung keine Atmosphäre. Stattdessen ist Fremdschämen angesagt. Diese Kunst wird dann in einer späteren Spielszene zur Vollendung gebracht. Darin bringt Jake den versoffenen Ehemann einer Mechanikerin um. Diese kommentiert das mit ganz leichter Untertreibung („Du hast ihm ganz schön wehgetan.“) und bedankt sich mit einem nicht gerade leidenschaftlichen Nümmerchen bei ihm.
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Texturen, Effekte und überhaupt alles an der Grafik sind von vorgestern. |
Wenn Ride to Hell wenigstens gut aussehen würde, wären die erzählerischen Mängel wohl halb so wild – denn machen wir uns nichts vor: dramaturgische Glanzleistungen vollbringen schließlich die allerwenigsten Spiele, in denen es darum geht, einen Gegner nach dem anderen über den Haufen zu schießen. Dummerweise sieht Ride to Hell aber schlechter aus als so mancher Launch-Titel, wohlgemerkt: der aktuellen Konsolengeneration, also vor sechs oder sieben Jahren. Die miesen Texturen, bei denen selbst der Tattoo-Schriftzug „Death from above“ auf Jakes Oberarm kaum lesbar ist, und groben Animationen sprechen für sich. Dennoch erleben wir regelmäßig Texturnachlader, gelegentliches Tearing und ständig Ladebildschirme, nämlich quasi nach jeder Zwischensequenz. An den Effekten kann es nicht liegen, da haben schließlich schon diverse PlayStation-2-Spiele besseres geboten als das, was uns Entwickler Eutechnyx hier vorsetzt.
Endgültig veralbert fühlten wir uns allerdings erst beim Blick auf die Proportionen einiger Charaktere. Aber vielleicht wollten die Entwickler uns auch nur vor Augen führen, dass der Mensch wirklich vom Affen abstammt? Will heißen: Viele Arme sind ein klein wenig zu lang geraten. Womit sie allerdings mit den Dingern auf den Schultern einiger Charaktere hinauswollten, ist uns nicht so ganz klar. Die haben nämlich mehr von einem Schrumpfkopf als von einem menschlichen Schädel.
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Bei Jakes Wutattacken prügelt ihr euren Feinden im Rahmen von Quick-Time-Events das Leben aus. Und zwar blutig und immer auf dieselbe Weise. |
Lineare Langeweile
Statt einer Open World, wie es bei der Ankündigung im Jahr 2008 noch hieß, hat Ride to Hell lineare Levels, in denen ihr entweder zu Fuß unterwegs seid oder auf eurem Bike sitzt. Per pedes kommen neben Schießprügeln und Deckungsshooter-Mechanik auch Jakes Fäuste und diverse Nahkampfwaffen wie Schlagringe zum Einsatz. Ihr müsst Angriffe blocken, per Tritt die Deckung des Gegners durchbrechen und mit der Schlagtaste draufhauen. Erwartet aber bloß kein Kampfsystem wie in Batman - Arkham City, denn das aus Ride to Hell erreicht weder dessen Vielfalt noch dessen Präzision. Stattdessen gibt es regelmäßig Probleme bei der Kollisionsabfrage und zumindest in Räumen verzieht sich die Kamera gerne mal irgendwo hin, sodass wir nicht mehr viel vom Geschehen mitbekommen.
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Andere vom Motorrad prügeln, konnte Biker Ben in Vollgas (1995) besser. |
Aber dafür ist es schön blutig! Hin und wieder ergibt sich auch die Gelegenheit für Konter oder Jakes „Wutattacken“. Dafür müsst ihr im rechten Moment einen Knopf drücken (Jake macht dann ein böses Gesicht und knurrt wie ein Kampfhund-Welpe). Es startet nun ein kleines Quick-Time-Event. Bewältigt ihr es, schafft ihr euch den aktuellen Gegner sofort vom Leib, ohne selbst Schaden zu nehmen. Das wäre vielleicht ganz nett, wenn es diese Kämpfe nicht in großer Anzahl und vor allem immer nach demselben Schema gäbe. Witzlos ist außerdem, dass ihr mit dem Deckungsbrechertritt ohne Probleme jeden Gegner besiegen könnt, ohne auch nur einmal zu blocken oder zuzuschlagen.
Die Ballereinlagen sind allerdings noch weniger erquicklich. Sofern die Distanz zu den hordenweise auf euch einströmenden Gegnern groß genug ist, bleibt genügend Zeit, um ordentlich zu zielen. Aufgrund der Schwammigkeit und Trägheit der Gamepad-Eingabe ist das auf kürzere Entfernung kaum möglich. Wenn dann bestimmte Feinde (Stichwort: Skimasken) auch noch unnatürlich viele Treffer aushalten, kommt man vor dem Schirm ins Fluchen. Dennoch seid ihr nie in größerer Gefahr, da die KI von manchem Brot noch viel lernen könnte. Macht euch aufgrund der Gegnermassen also auf Kämpfe gefasst, die ebenso langwierig wie -weilig sind.
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Großpapa, wieso hast du so große Hände? Damit deine Brüste kleiner wirken. |
Born to be blöd
Die Ausflüge mit dem Motorrad sind ebenfalls elendig lang. Ihr müsst auch mal Rennen fahren, bei denen von eurem Gegner die meiste Zeit aber nichts zu sehen ist, und sich dummerweise auch kein echtes Geschwindigkeitsgefühl einstellen will. Aber dafür dürft ihr schließlich minutenlang durch karge Landschaften fahren, über meist sinnfrei aufgestellte Rampen brausen oder seitlich mit dem Bike über den Asphalt schlittern, um unter einem plötzlich mitten auf der Fahrbahn stehenden Truck hindurch zu kommen.
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Könnte cool sein, ist es aber nicht: Jake weicht einem Straßenhindernis aus. |
Auftauchende Gegner prügelt ihr in kleinen QTEs von ihren Bikes, was schon im 1995 erschienen LucasArts-Adventure Vollgas - Full Throttle viel cooler gelöst war. Ab und zu dürft ihr sie auch während der Fahrt mit Schusswaffen von ihren Maschinen holen. Wenn ihr beim Fahren ballert, steuert ihr aber meistens nicht selbst. Stattdessen bedient ihr im Beiwagen ein fettes MG und schießt auf alles, was sich bewegt. Das könnte auch von Steppenwolfs Rockklassiker untermalt sein, nur, dass der dann in 'Born to be blöd' umbenannt werden müsste.
Später dürft ihr über einen Hublevel, einem Städtchen namens Dead End, auch freier entscheiden, wo es weitergeht, was an der Linearität der einzelnen Missionen und dem hohen Grad der Langeweile aber nichts ändert. Dort dürft ihr dann auch euer Bike individualisieren. Retten können Elemente wie dieses Ride to Hell - Retribution aber nicht. Es bleibt ein überaus hässliches, durch und durch schlechtes Spiel, dem wir eigentlich nur eines positiv anrechnen können: Zumindest der Soundtrack ist stellenweise ganz nett.
>>>Hier geht's zum Testvideo<<<
Autor: Benjamin Braun / Redaktion: Jörg Langer (GamersGlobal)
Ride to Hell - Retribution | |
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Getestet auf
2.0
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Pro
Contra
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Schade, dass am Ende nur so eine Gurke rausgekommen ist, das Spiel hätte mich schon interessiert.
Das Szenario hatte mich auch schon bei der Ankündigung interessiert, hätte man vllt doch erst garnicht rausbringen sollen.
Das Spiel was damals angekündigt wurde ist ja auch nicht das was aktuell zu kaufen ist.
Ursprünglich wurde das Spiel ja von den ehemaligen Rockstar Vienna (danach unter Deep Silver) Mitarbeiter entwickelt, allerdings gibts die schon seit 3 Jahren nicht mehr.
Auch ist das ganze konzept nun ein andres wie damals...
Ging mir genauso. Hatte wirklich gehofft, die machen da was ordentliches draus. So viele Biker Spiele gibt es ja nun nicht wirklich und wenn man schon Geld von einem Publisher für die Entwicklung bekommt, kann man sich doch auch zur Abwechslung etwas mehr Mühe geben.
Ich hatte zufälligerweise zu dem Zeitpunkt als Total Biscuit es angespielt hatte, meinen Twitterfeed laufen.
Man konnte aus seinen Kommentaren da schon das pure Entsetzen raushören :D
Sein kurz darauf laufender Live-Stream war noch viel amüsanter :D
Kann man leider nur zustimmen. Absolute Frechheit von einem "Spiel" und der Vollpreis macht es nur noch schlimmer.
Selbsthass, dieses Machwerk gekauft und gespielt zu haben! Zu gut :-)
Mein Beileid. Es muss grausam gewesen sein dieses Spiel zu testen.
Und dafür hat der Entwickler fünf Jahre gebraucht?
Oha....echt miese Wertung. Hätte ich nicht gedacht. Las sich eigentlich vom Grundgerüst ganz nett.
Was ist denn das am schlechtesten bewertete Spiel hier auf GG?
Entweder Iron Man 2 oder das hier.
Ich hätte es mir fast aus der Videothek ausgeliehen, aber dann hat doch der Verstand gesiegt.
Die gefakten User-Reviews sind aber ganz amüsant:
"Absolutely and utterly captivating from start to finish, this game not only plays extremely well, seldom breaking the action for exposition, but it is also a stunning and innovative leap forward in graphics technology, it actually felt like I was speeding down the highway in Texas at 200m/h, and the blood seemed to real that I genuinely felt bad for maiming my AI enemies.
Story-wise, this game captures and manipulates some extremely shocking themes, and provides the player with several ethical and political quandaries and debates. The sex scenes in particular are rather tasteful and well-done, and the protagonist is a rich character whose astonishing voice actor only aids in the creation of one of gaming's most beloved characters.
In short, buy this game, it is one of the best out there, and one of the very few games that actually attempt to push the boundaries of what we have come to expect as gamers.
A masterpiece from start to finish"
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"Like many i'm sure, I have been counting down the weeks and days to this game. I've been so exited for it that when I read an early review, I was absolutely gutted to learn that it was negative. I never usually listen to the "professional" critics as I find they are way too picky, but in this case I just wanted to take a sneaky peak at what they had to say. I am pleased to say that whoever gives this game a review is talking bollocks!!! If you are a die hard fan of the Ride to Hell franchise, there is no way that you will be dissapointed with Ride to Hell: Retribution.
I don't understand why review sites bash this game just because they had to buy their copy? Multiplayer is really big fun and has already many users despite the small maps. Yes the grafics could have been better Campaigns are uninspired. But buy it as a multiplayer game and you will be hooked for many evenings. whoever rates Ride to Hell: Retribution is not objective or simply unfair!
I am a massive fan of the series and want to give the most honest review possible.
The very negative reviews are completely unfair."
http://www.metacritic.com/game/pc/ride-to-hell-retribution/user-reviews?dist=positive
Der zweiten Meinung nehme ich das Die Hard-Fantum ja fast noch ab.
Aber die erste... oh je! Wenn man eine Userreview verfasst, sollte man vielleicht besser auf Marketingsprech verzichten: "one of the very few games that actually attempt to push the boundaries of what we have come to expect as gamers." Oh Mann!
>> Selbsthass, dieses Machwerk gekauft und gespielt zu haben
Du hast für uns ein Opfer gebracht, sehe es einmal so herum!
Schade, das Setting ist doch sehr interessant. Dann lieber Full Throttel spielen.
Vielleicht kann er es ja von der Steuer absetzen. Oder er zerstört das Spiel öffentlichkeitswirksam in der Innenstadt Münchens und wenn die bewegten Aufnahmen genug Klicks auf Youtube bekommen, zahlt Jörg ihm die 50€. ;-)
Ein Grund mehr in Zukunft auf Spiele von Deep Silver zu verzichten.
Würde ich so nicht sagen. Jeder Entwickler hat eine Nullnummer im Keller liegen :).
Also die PC Fassung für'n Fünfer könnte doch als Trash-Freund vielleicht ganz witzig sein ...
Nach ansehen des (sehr unterhaltsamen!) Testvideos erspare ich mir sogar das.
Erwarte da nun nichts mehr. Obwohl erwartet habe ich da auch nichts.
Wow, das ist vernichtend.^^
Das beste vom Spiel hat man in diesem Test bereits gesehen: Brüste ^^.
Mehr braucht es auch nicht :D.
Das gute an richtig schlechten Spielen: Die Testberichte dazu. Danke!
Hab das Spiel am Release-Tag gekauft, dem Test kann ich nichts hinzufügen: Die peinlichste Sex-Szene der Computerspiel-Historie ist dem Spiel sicher. An dem Machwerk ist nichts gutzufinden, selbst der "Werksfeuerwehrsimulator 2013" ware eine bessere Investition.
In diesem Sinne auch bei mir:
Selbsthass, dieses Machwerk gekauft und gespielt zu haben
Mein Beileid zu diesem Machwerk. ;)
Das Geld hätte ich besser Chris Roberts nachgeworfen...aber die bei Deepsilver müssen ja auch Leben.
Der hat von mir auch schon genug Geld erhalten!
Gut, kauf ruhig weiter solche Spiele am Release tag, ohne dich vorher irgendwie zu informieren. Das wird denen eine Lehre sein, nie wieder solchen Mist zu Produzieren! Hah!
Einer muss die Arbeitsplätze ja retten...
Ein großartiger Test zu einem unterirdischen Spiel. Sorry Benjamin, aber man ließt richtig deinen Frust heraus, und das so amüsant, dass du bitte weitere solche Spiele testen sollst ...
Habe ehrlich gesagt nichts anderes erwartet. Amüsanter Test!^^
Selbsthass????
;-)
Danke für den Test, habe vom Spiel auch nichts besonderes erwartet, aber das es so schlecht ist hätte ich nun wirklich nicht gedacht.
lustig ist, das der publisher zur preview-version gesäß-creme mitschickte... schnall ich bis jetzt nicht den gag.
"My name is Benjamin - and this is jackass!"
Irgendwie musste ich beim schauen des Videos daran denken... pain while playing.
Danke für den Test, ich streich das dann mal wieder von der Wunschliste :(
Klingt extrem spassig, wird mal billig geholt *ugly*
Endlich mal wieder ne richtige Gurke!
Haha, schöner Test, sehr amüsant zu lesen. Ziemliche Backpfeife.
Ich plädiere für dieses Spiel als Kandidaten für eine eventuelle diesjährige Weihnachtsspenden-SdK!^^
Ziemlich fies, gefällt mir deine Idee ^^
Das Spiel schreit förmlich nach einer Stunde der Kritiker!
Nein! Das Geld sollte GG lieber in ne Runde Company of Heroes 2, Jörg gegen Heinrich stecken ;-)
Will beide Videos, shut up and take my money.
Schade das ich keine XBox habe ^^
Das Spiel gibt es auch für PC und PS3. Wir hatten aber nur die 360-Fassung vorliegen. Mir schwant, dass zumindest die PS3-Fassung noch schlechter ist.
Ach, das geht noch schlechter? ^^
Gab es schon ein Spiel, das mit 1,0 bewertet wurde?
Nein. Ich habe es gerade nachgeguckt. Es ist tatsächlich die bislang niedrigste Wertung, Iron Man 2 hatte 2.5.
Danke! Na dann Glückwunsch zum "schlechtesten" Test von GG.
Hauptsache Benjamin hatte Spaß ^^
Wage ich zu bezweifeln. ;)
Normalerweise hätte ich den Test ignoriert, aber der Hinweis im MoMoCast machte mich neugierig. Hat sich gelohnt, jetzt noch das Video gucken. :-)
Einfach nur vernichtend. Erinnert mich fast an einem Bericht in den 90er von einem unglaublich grottigem Spiel, wo dem Hauptcharakter sogar der Torso fehlte.
Die Hände ^^
Wer noch nicht genug von diesem Spiel hat, kann sich gern noch AngryJoes Review dazu reinziehen. Ist vermutlich um Längen unterhaltsamer als das eigentliche Spiel :=)
http://www.youtube.com/watch?v=a1HTKWX15oo