Denis Dyack: "Universelle Spieleplattform unvermeidbar"

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17. Juli 2009 - 11:49 — vor 14 Jahren zuletzt aktualisiert
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Denis Dyack, Gründer des kanadischen Spieleentwicklers Silicon Knights (Too Human), gab kürzlich seine Meinung über die Spieleindustrie allgemein, und eine einzelne Plattform für Videospiele im Besonderen preis. Das geschah während einer Entwicklerkonferenz in Brighton, wo er auch Vergleiche mit der Filmindustrie aufstellte.

So sagte Dyack, dass die Filmindustrie sehr etabliert sei und gut funktioniert, ganz im Gegensatz zu der gegenwärtigen Konsolengeneration. Mit drei Konsolen und verschiedenen Versionen von den gleichen Spielen wäre der Markt schwer zu durchschauen. Auch das inflationäre Spieleangebot trägt seinen Teil dazu bei:

Im letzten November wurden an die 300 Spiele auf den Markt gebracht [...] wir machen mehr Spiele als die Kunden jemals konsumieren können.

Aufgrund der vielen Spiele würde auch das Marketing wichtiger als es sein sollte. Es könnte kleinen Entwicklungsstudios sogar schaden. Wenn ein Spiel nicht präsent genug ist, dann sei es laut Dyack egal wie gut der Titel sei; die Leute würden die unbekannte Marke einfach ignorieren.

Natürlich würde sich Dyack nicht so über die aktuelle Situation auslassen, hätte er nicht eine Lösung parat. Diese sieht er in einer einzelnen Spieleplattform für Videospiele, was die Spieleindustrie näher an die der Filme heranbringen würde. Wie diese Plattform aussieht, ist erstmal nebensächlich. Es könnte Cloud Computing sein, entweder OnLive oder Gaikai, das Dave Perry anpreist. Das einzig Wichtige sei ein universelles Medium, worauf man alle Spiele nutzen könne.

Auf die Frage, ob eine einzige Plattform für Spiele tatsächlich Wirklichkeit werden könnte, entgegnete Dyack, dass es sogar "unvermeidbar" sei. Der Wert der Technik der Konsolen an sich würde immer geringer, die verfügbare Software aber immer wichtiger. Die Kosten der Hersteller würden ins Unermessliche steigen, und die Entwickler und Publisher müssen ihre Titel an die Hardware anpassen, was natürlich viel Zeit und Geld kostet.

Um seine Argumente zu unterstreichen, weist Dyack auf die Vergangenheit. So sei es heutzutage für die Publisher schwer abzuschätzen, wie lohnend die Entwicklung für eine bestimmte Plattform sei. Nintendo und Microsoft wären gut auf dem Markt vertreten, bei der PlayStation 3 wisse man es nicht genau. Anfang der 90er Jahre sei das ganz anders gewesen, als Nintendo so dominant war, dass man sich als Entwickler sicher sein konnte, mit seinen Produkten 80 bis 90 Prozent des Videospiele-Markts zu erreichen. Diesen Zustand müsse man auch für die Zukunft wieder herstellen, so der Entwickler.

(Bild von goonlinegames.net)

Jörg Langer Chefredakteur - P - 468613 - 17. Juli 2009 - 12:27 #

Hallo Tim, schöne News und guter Denkanstoß!

M@rlon 13 Koop-Gamer - 1271 - 17. Juli 2009 - 12:33 #

Der Denkanstoss an sich ist mit Sicherheit richtig, aber es gibt in diesem Bereich so viele unterschiedliche Meinungen, die auch alle irgendwo begründet sind, da ist es sehr schwer mit seiner Aussage Recht zu behalten.

Ich würde es begrüssen wenn ein Plattform wie z.B. "Onlive" sich langfristig durchsetzen würde, aber dafür muss ja auch die Schnelligkeit des Netzes gerade in ländlichen Gebieten ersteinmal ausgebaut werden.

Liam 13 Koop-Gamer - 1440 - 17. Juli 2009 - 12:42 #

Hätte das Problem eher bei Entwicklerseite gesehen, mit dem ausgeprägten Drang vieler Studios jedesmal das Rad, sprich eine eigene Engine neu zu entwerfen.
Gut sowas hilft oft Spiele zu verkaufen, weil ja Graphik immer noch das meistgehypte Verkaufsargument ist, aber so eine Neuentwicklung verschlingt natürlich Unsumme an Geld und Zeit, die dann auch noch über div. Plattformen kompatibel zu machen, gar nicht erst zu erwähnen.

Er hat zwar recht, die Filmindustrie unterstütz auch nicht ewig viele Formate, aber genausowenig versucht jeder Regisseur vorm Filmdreh erstmal eine komplett neue Kamera zu entwickeln.

Karsten Vetter (unregistriert) 17. Juli 2009 - 12:52 #

würden Standards egal in welcher Form, Plattform oder Softwaremäßig nicht zu einer Reduzierung der Möglichkeiten führen ? Würde das nicht zu einer (technischen) Blockade führen und kreative Ansätze wie die Wii verhindern ? Mobile Applikationen scheint der gute Mann da nicht bedacht zu haben.
Will man das denn, eine Spieleindustrie, die wie die Filmindustrie "funktioniert" ? Eine Plattform die genau weiß, was ich spiele ?
Sorry aber Advokatus Diaboli mußte mal kurz raus.

Liam 13 Koop-Gamer - 1440 - 17. Juli 2009 - 13:04 #

Ja und nein :). Sicher würde es gewisse kreative Ansätze reduzieren, nur wir reden inzwischen bei Spielen von Produktionskosten im vielfachen Millionenbereich, da ist der Wille zu Risiko nicht mehr ganz derselbe, wie damals als 4 Mann in 6 Monaten einen Spielehit programmieren konnten.
Schaus dir momentan an, findest du es für die Kreativität der Spiele förderlich, dass fast alle großen Firmen hauptsächlich auf alte Marken und IPs setzen, weil neue zu entwicklen mit dem Risiko sie kommen nicht an, direkt finanziell schwere Löcher schlägt?
Jedes Spiel inzwischen am besten für 3 Konsolen und PC rauskommt meißt nur für eins ordentlich optimiert, in der Hoffnung darüber soviele Kunden wie möglich zu erreichen?

Tim Gross 20 Gold-Gamer - 24171 - 17. Juli 2009 - 13:14 #

Da hast du einen guten Punkt, aber das mit den kreativen Ansätzen ist ein zweischneidiges Schwert. Wenn nämlich alle Entwickler auf die gleiche Technik bauen würden, dann könnten sich die besseren Ideen eher von den technisch aufwenidgen Titeln abheben. Ich hoffe du verstehst, wie ich das meine. Wenn die Entwicklung an sich einfacher wird, dann kann man sich leichter an innovative Ideen versuchen. Denn die technische Blockade muss nichts schlechtes sein, immerhin kann man die vorhandene Hardware auf verschiedene Weisen nutzen.

Technisch aufwendige Spiele wie Far Cry 2 wurden zwar gut gehypt, besonders durch die optische Umsetzung, aber das Spiel an sich war doch eher 0815. So Dinger wie Portal oder gar Braid hingegen setzen nicht auf High-End Optik, sondern auf tolle Ideen.

Klar, wenn du so was wie die Wii meinst, wo tatsächlich die ganze Eingabeschematik anders ist, okay, das lässt sich mit einer einzelnen Plattform nicht verbinden, da hast du völlig Recht. Da müsste man dann über (evtl teure) Hardware-Erweiterungen nachdenken, die sich an einen normalen PC anschließen lassen (jetzt vom OnLive Konzept ausgehend).

Trotzdem, wenn man die Xbox 360 und die PlayStation 3 gesondert betrachtet, finde ich schon, dass eine Konsole davon genug wäre. Da wäre mir auch die Marke egal, die da drauf steht.

Felix (unregistriert) 18. Juli 2009 - 20:48 #

1. Ich sehe es wie Karsten: Der Markt wirds richten.
Wenn man den Markt mittels Übereinkünften ausschaltet, wird technischer Fortschritt ver- und Kreativität behindert.
Nebenbei bezweifle ich, dass sich damit an der Verteilung des Kuchens etwas ändern würde. Dadurch, dass innovative Ansätze und neue Lösungen behindert würden, käme es vermehrt auf den bestehenden Erfahrungsschatz der Entwickler an und weniger auf deren Kreativität. Und wer hat in akkumulierter Form davon am meisten? Die großen Publisher. Den Mist habe ich mir nicht gerade ausgedacht, das Konzept ist als Erfahrungskurve bekannt.
Bleibt also die Technologie konstant, ist derjenige im Vorteil, der sich am längsten/meisten damit beschäftigt hat. Dadurch wird der Status Quo zementiert.
Wohlgemerkt, ich spreche hier rein vom technischen Aspekt.

2. Wo schon die Sprache auf Nintendo kam und wie "toll" doch "damals" alles war:
Anfang der Neunziger hatte Nintendo mit dem Super Nintendo die absolute Marktmacht: Die Heimcomputer lagen im Sterben, der Mega Drive war keine Konkurrenz mehr, Segas Versuche mit CD-Erweiterungen auf Augenhöhe mit Nintendo zu bleiben waren erbärmlich. Nicht viel besser waren Rohrkrepierer wie Ataris Jaguar, Philips' CD-i oder Commodores CD32.
Warum also sieht der Markt heute so anders aus als damals? Es kam, wie es in solchen Fällen immer kommt: Nintendo wurde fett und träge.
Der N64 und und der GameCube sahen gegen PS1+2 und später auch noch die XBox wenig Land. Nintendo brauchte 16 Jahre (1990-2006), um mit der Wii wieder den ganz großen Wurf zu landen.
Ich behaupte, wäre Nintendo nicht Nintendo gewesen, wären sie aus dem Markt verschwunden. Aber Nintendo ist schliesslich DIE Legende im Bereich der Videokonsolen und hat eine fanatisch treue Anhängerschaft.
Stellen wir doch mal die Hypothese auf, alle anderen Konkurrenten hätten sich aus dem Markt zurückgezogen und Nintendo das Feld überlassen. Ich denke, wir würden uns immer noch mit Cartridges rumschlagen, auf die keine 100 MB raufgingen, der Controller wäre so ein unergonomisches Ding wie auf dem N64 (konnte ich nie leiden) und die Grafik würde bestenfalls Quake 2-Niveau erreichen.
Es lebe die Vielfalt, auch wenn sie uns bisweilen Kopfschmerzen bereitet!

3. Ich kann den guten Mann ja verstehen. Natürlich laufen kleine Entwickler ohne finanzielle Absicherungen Gefahr, bei sich schlecht verkaufenen Projekten sofort ihre Existenz zu verlieren. Nur ist das nun wirklick keine neuartige Entwicklung, sondern sah vor 10, 15 Jahren nicht anders aus. Die Zeiten, als sich eine Handvoll Leute für einige Monate in den Keller setzten und am Ende ein Blockbuster heraussprang sind spätestens seit den frühen 90ern passé.
Ist das jetzt so sehr schlimm? Ein wenig schade ist es, ja! Aber wo der Vergleich eh schon gefallen ist, will ich die Filmindustrie für ein Beispiel heranziehen: Wann ist denn das letzte Mal ein innovativer Film eines Independent-Studios so an den Kinokassen eingeschlagen?
Ich kann mich an keinen erinnern - was natürlich auch an meinem eher bescheidenen Überblick über die Filmindustrie liegen mag.
Hinter innovativen und gleichzeitig kommerziell erfolgreichen Filmen wie Matrix steht immer auch ein großer Konzern.
Auf die Spieleindustrie angewendet bedeutet das, dass sich kleine Studios entweder in einen der großen Publisher einverleiben lassen und hoffen, dass ihre guten, neuartigen Spielideen die Businessheinis überzeugen, oder aber unabhängig bleiben und ihre Projekte so dimensionieren, dass auch ein schwächer verkauftes Spiel nicht gleich den Exitus bedeutet.
Wenn man aber das Prinzip "Get rich or die trying" anwendet, sollte man sich dann auch nicht wundern, wenn das Resultat "Tod" lautet.
Viele kleinere Traditionshäuser, die heute leider nicht mehr unter uns sind, tragen selbst eine großen Teil der Schuld an ihrem Abgang, weil sie dem Größenwahn verfielen.
Daher finde ich den Weg, den EA derzeit geht gar nicht mal so unsympathisch: Immer schön weiter Fortsetzungen machen und Updates zum Vollpreis verkaufen, um mit dem so geschaffenen finanziellen Polster auch mal Extravaganteres zu produzieren. Zuletzt passiert bei Mirror's Edge.

P.S.: Verflucht, viel zu lang geworden.

Porter 05 Spieler - 2981 - 17. Juli 2009 - 16:40 #

letztendlich läuft alles wieder am PC zusammen :-).

Andererseits ist die ganze PC, Konsolen, dingenskirchen und überhaupt die ganze Unterhaltungsindustrie so groß und umfangreich, da wird noch einige Jahre weiterhin jeder sein eigenes "Süppchen kochen" oder "Platinchen löten" wollen...

so kommt dann auch öfters was "völlig" neues zustande, was doch auch gut ist.

iStone (unregistriert) 17. Juli 2009 - 17:23 #

Muss nicht unbedingt dutzende von Teilnehmern geben die den Markt fragmentieren, aber zwei, drei Konkurrierende Plattformen wären für den Verbraucher weiterhin nicht schlecht... wenn auch nicht zwingend für den Hersteller natürlich ;-)

Maestro84 19 Megatalent - - 18404 - 17. Juli 2009 - 18:16 #

Irgendwie sieht der Kerl aus wie Peter Steinlechner.^^

Klausmensch 14 Komm-Experte - 2213 - 17. Juli 2009 - 18:33 #

Ich finde Vielfalt ist etwas das erhalten bleiben sollte. Man sieht an Microsoft Windows wohin es führt wenn keine wirkliche Konkurrenz verfügbar ist.
Dort wo es Vielfalt gibt, gibt es auch viele neue revolutionäre Ideen.

Appian 15 Kenner - P - 2735 - 17. Juli 2009 - 18:38 #

SoSo
Eine Plattform reduziert also dir Anzahl der Titel ?
---> Bullshit
Eine einheitliche Plattform hilft kleinen
Studios also sich besser zu präsentieren ?
--> Unsinn

Vgl Filmindustrie Unsinn da auch mehrere Plattformen
Kino Analog & Digital, DVD und Bluray

Und die Praktikabilität von Plattformen ala Onlive ist imho
auch nicht vorhanden da jeder Kunde einen Breitbandanschluss
benötigt und das ist noch nicht einmal in den Industrieländern gegeben ist

Liam 13 Koop-Gamer - 1440 - 18. Juli 2009 - 10:15 #

Der Vergleich passt aber nicht ganz Appian, weil nicht Teile des Films neu gedreht werden müssen, damit er mit Blueray wie auch DVD funktioniert.

Tungdil1981 19 Megatalent - 16680 - 17. Juli 2009 - 20:37 #

Eine einheitliche Spieleplattform wird es nie geben. Wer glaubt das Nintendo, MS und Sony sich an einen runden Tisch setzen, nur weil es den Entwicklern so passen würde spinnt total.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Wenn es nur einen Konsolenhersteller geben würde bräuchte er keine Rücksicht nehmen auf Mitbewerber was z.B. Preise angeht.

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