GG-Angespielt: Resonance

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Philipp Spilker 25137 EXP - 21 AAA-Gamer,R10,S10,A10,J5
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22. Mai 2012 - 16:12
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Seit nunmehr fünf Jahren befindet sich beim Indie-Entwickler xii games das ambitionierte Adventure Resonance in Entwicklung. Im Juni soll es nun von Wadjet Eye Games, die auch schon Publisher des von uns gelobten Gemini Rue (GG-Test: 8.0) sowie Entwickler der hauseigenenen Blackwell-Serie sind, auf den Markt gebracht werden. Wir haben uns durch eine Preview-Version gerätselt, die den ersten von drei Akten enthält, und verraten im Folgenden, warum ihr euch schon mal in Vorfreude üben dürft.

Welchen Anfang hätten Sie gern?

Resonance beginnt damit, dass Ed Eddings, der als Mathematiker bei den Juno Laboratories arbeitet, von seinem Chef angerufen wird. Dieser teilt ihm mit, dass er ganz nah dran an einer bahnbrechenden sowie potentiell gefährlichen Entdeckung sei und ganz dringend seine Hilfe brauche. Danach findet ihr euch in einem Splitscreen wieder und könnt auswählen, welchen der vier Charaktere von Resonance ihr zuerst näher kennen lernen wollt. Denn der gesamte erste Akt besteht zu einem Großteil daraus, die Ärztin Anna, den Polizisten Winston, den Journalisten Raymond und eben Ed zusammen zu führen. Obwohl alle vier bisher nie etwas miteinander zu tun hatten, führt sie das Schicksal nämlich schließlich zusammen, was für den Spielverlauf auch bedeutet, dass ihr später öfters vier Charaktere gleichzeitig steuert.

Zu Beginn aber sind alle noch alleine unterwegs und erleben auf ihre ganz eigene Art und Weise mit, wie plötzlich in der gesamten Stadt für wenige Minuten der Strom ausfällt. Ed befindet sich währenddessen gerade in der U-Bahn, Winston auf der Suche nach dem Hauptquartier einer Drogengang und Raymond, als Techniker verkleidet, in einer ominösen Firma, deren Server er hacken möchte. Anna hingegen erlebt in einem Albtraum traumatische Erlebnisse aus ihrer eigenen Kindheit, bevor sie, als sie schließlich wieder aufwacht... nein, mehr sollten wir nicht verraten. Nur soviel: Die Szene, die ihr mit Anna kurz darauf erlebt, ist hochgradig spannend und gerade für ein Adventure ungewohnt nervenaufreibend.

Mit den "Origin Stories" der vier Charaktere, die ihr alle in von euch gewählter Reihenfolge erlebt, werdet ihr in etwa 90 Minuten beschäftigt sein. Letztlich führen sie alle zu einem gemeinsamen Nenner -- zu den Juno Laboratories. Dort ist etwas gewaltig schief gelaufen, der Chef von Ed liegt im Sterben. Mit einem seiner letzten Atemzüge schafft er es nur noch, von einer großen Gefahr zu sprechen, in der sich alle befinden. Und von einem geheimen Safe mit essentiell wichtigem Inhalt, der unbedingt gefunden werden müsse, bevor die falschen Leute an die darin enthaltenen Informationen gelangen können. Damit ist die Bühne für die weitere Story von Resonance bereitet. Eine Story, die verspricht, sehr vielschichtig und spannend zu sein. Zumal alle Charaktere interessant und gut vertont sind. Das gilt insbesondere für den Polizist Winston: Ihm leiht der Bastion-"Märchenonkel" Logan Cunningham seine unvergleichliche Stimme.


In den Juno Laboratories ist etwas gewaltig schief gelaufen. Wir begeben uns auf Spurensuche.

Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis

Das Alleinstellungsmerkmal von Resonance sind Erinnerungen, die eure Protagonisten jederzeit mit sich herumtragen, nicht unähnlich einer Art zweitem Inventar. Diese Erinnerungen sind in Langzeit- und Kurzzeitgedächtnis eingeteilt. Klickt ihr auf Einträge in ersterer Kategorie, wird euch ein kleiner Flashback-Film zu einem für den jeweiligen Charakter wichtigen Ereignis angezeigt -- hin und wieder müsst ihr das alleine schon deshalb tun, da in den Flashbacks ab und an notwendige Informationen für ein Rätsel versteckt sind, über das ihr euch gerade den Kopf zerbrecht. Mit der zweiten Kategorie verhält es sich anders, denn diese füllt ihr selbst mit Inhalt. Sämtliche Hotspots des Spiels nämlich könnt ihr via Drag & Drop-Mechanismus in euer Kurzzeitgedächtnis ziehen und dann Charaktere darauf ansprechen.

Ein Beispiel: Wir finden in einem Gebäude eine verschlossene Tür und erinnern uns daran, dass wir vor dem Gebäude bereits einmal mit dem Hausmeister gesprochen haben. Würden wir nun unserem über die Jahre hinweg antrainierten Adventure-Instinkt folgen, wäre das nicht von Erfolg gekrönt. Welchen Instinkt wir meinen? Den hier: "Na ist ja logisch, jetzt habe ich die Tür gefunden und will sie öffnen, also gehe ich zum Hausmeister zurück, der bestimmt eine neue Gesprächsoption für mich zur Verfügung hat, die mich letzten Endes zum Schlüssel führen wird." In Resonance müssen wir hingegen Folgendes tun: Die verschlossene Tür per Drag & Drop ins Kurzzeitgedächtnis ziehen, zum Hausmeister gehen und dann im Gespräch auf den "Verschlossene Tür"-Eintrag in unserem Gedächtnis klicken.

Das klingt nicht nur unnötig kompliziert, das ist es auch. Wir haben eine gewisse Einarbeitungszeit gebraucht, bis wir nicht mehr alten Instinkten verfielen und dadurch Wege doppelt und dreifach zurücklegten, nur weil wir mal wieder vergessen hatten, einen Gegenstand im Gedächtnis (das übrigens auf drei gleichzeitige Einträge beschränkt ist) abzuspeichern. Ausschließen, dass das Kurzzeitgedächtnis im späteren Spielverlauf noch zu einem richtig guten und dem Spielspaß dienenden Feature wird, wollen wir nicht: Dazu haben wir vom Spiel bisher zu wenig gesehen. Aber derzeit erscheint es uns noch wie eine seltsame Designentscheidung, die uns unser Abenteuer (und das Interface) unnötig verkompliziert, anstatt eine Bereicherung zu sein.


Polizist Winston (rechts) wird von Logan Cunnigham, bekannt als Erzähler aus Bastion, vertont.

Detailreiche Grafik, gute Rätsel und Humor

Abseits vom Gedächtnis-Feature fallen uns beim Beschreiben des ersten Akts von Resonance aber nur Dinge ein, die uns sehr hoffnungsvoll stimmen. Die pixelige 2D-Retrografik zaubert schöne, stimmige, abwechslungsreiche und sehr detailverliebte Hintergründe auf den Bildschirm. Wir haben uns jedenfalls nicht ein einziges Mal dabei ertappt, uns insgeheim eine etwas modernere Grafik zu wünschen.

Auch die Rätsel haben uns im ersten Akt bereits gut gefallen. Relativ früh im Spiel ist es beispielsweise notwendig, zwischen zwei Charakteren zu wechseln und als Team ein Hindernis zu überwinden, was uns sehr gespannt die Momente im Spiel erwarten lässt, in denen wir gleich vier Charaktere gleichzeitig steuern können. Dass wir bei einigen Rätseln auch sterben können, erhöht zudem die Spannung und sorgt in mehreren Situationen für schwitzige Finger. Wenn einen Charakter der Tod ereilt, ist das jedoch nicht das Ende. Mit jedem erfolgreich absolvierten Rätsel nämlich füllt sich in der rechten oberen Bildschirmecke ein Counter, von dem dann jeder Tod wiederum einige Zähler abzieht.

Sehr gut gelungen finden wir auch die Mischung aus ernster Thriller-Stimmung und lockeren, humorigen Momenten, die diese immer wieder auflockern. Wenn wir mit Raymond auf sein Smartphone gucken, wird uns dort beispielsweise eine App namens "Word of the Day" angezeigt, die wir auch anklicken können. Daraufhin erscheint das Wort "pulchritudinous" (gestelzt engl. für "schön"). Wenn wir kurz darauf versuchen müssen, eine Sekretärin abzulenken, wird Raymond im Flirt mit ihr eben dieses Wort unterbringen und sie wird es mit einiger Verwirrung kommentieren. Das ist detailverliebt und hat uns sehr gut gefallen. Und es ist bei weitem nicht der einzige gute Witz, den der erste Akt von Resonance zu bieten hat.


In der Preview-Version noch nicht möglich: Vier Charaktere gleichzeitig steuern. Wir freuen uns drauf.

Ausblick: Große Vorfreude trotz kleiner Skepsis 

Resonance ist derzeit als digitale Version für $8,99 (ca. 7 Euro) via gog.com vorbestellbar, ihr könnt es aber auch via Wadjet Eye Games in einer Box inklusive einiger Extras für $24,99 (ca. 20 Euro) kaufen (wir berichteten). Erscheinen wird das Spiel am 19. Juni diesen Jahres. Wir hoffen, dass es sich in der finalen Version auf die zahlreichen Stärken des ersten Akts besinnt und diese fortführt. Wir hoffen aber auch, dass das Kurzzeitgedächtnis-Feature, dessen tieferen Sinn wir derzeit noch nicht ganz verstehen, uns im fertigen Spiel doch noch davon überzeugen kann, dass es wirklich nützlich und gut ist.

Insgesamt überwiegt die Zuversicht: Wir würden uns wundern, wenn Resonance sich nicht als ein weiteres Highlight im ohnehin schon starken Adventurejahr 2012 entpuppen würde. Und wir hoffen schon jetzt auf eine Lokalisierung ins Deutsche für alle Adventure-Fans, die mit der englischen Sprache ein wenig auf dem Kriegsfuß stehen -- bei Gemini Rue hat das mit einiger Verspätung ja schließlich auch geklappt.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 21. Mai 2012 - 20:44 #

Dachte mir schon, das so ein Bericht kommen könnte, nachdem Du neulich anscheinend schon mehr wusstest :D

Ich hab es auf jeden Fall vorbestellt und freue mich sehr drauf.

Eine Anmerkung: Die Blackwell "Trilogie" ist seit letztem Herbst keine mehr. Da ist Blackwell Deception erschienen, dass nahtlos an die Vorgänger anschließt. Und hier und da schimmert es in Dave Gilberts Tweets schon mal durch, dass eventuell ein fünfter Teil in Entwicklung ist. Die Blackwell-Reihe ist auf jeden Fall auch sehr toll.

Philipp Spilker 21 AAA-Gamer - P - 25137 - 21. Mai 2012 - 20:47 #

Ja, ich mag Blackwell auch sehr gerne. Das mit der Trilogie war ein typischer "Ich weiß zwar, dass es vier Spiele sind, schreibe es aber trotzdem falsch"-Moment. Danke für den Hinweis jedenfalls, ich habe aus der Trilogie jetzt mal eine Serie gemacht. :)

SonkHawk 14 Komm-Experte - 2251 - 22. Mai 2012 - 10:04 #

hab Resonance auch schon bei GOG.com fürn Schnäppchenpreis vorbestellt...
Ich liebe diese Old-School-Adventures. Gemini-Rue ist auch sehr empfehlenswert!

John of Gaunt 27 Spiele-Experte - 78508 - 22. Mai 2012 - 10:07 #

Werde ich auf jeden Fall im Auge behalten, klingt sehr interessant.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66900 - 22. Mai 2012 - 11:25 #

Kleine Anekdote: Es hatte sich ein Fehler bei der Box-Bestellung eingeschlichen, wodurch die amerikanische VAT (eine Art Mehrwertsteuer für digitale Produkte) angerechnet wurde, die hier aber nicht greift. Dadurch wurde das ganze deutlich teurer. Dave Gilbert hat das gemerkt, fixen lassen und per Newsletter gemeldet und plötzlich regnete es weitere Bestellungen rein. Leute, die das vorher bestellt haben, bekommen übrigens die Differenz zurück :)

CBR 21 AAA-Gamer - P - 26590 - 22. Mai 2012 - 10:41 #

Die Machart dieses Adventures klingt sehr spannend. Jedoch spricht mich der grafische Stil überhaupt nicht an. Damit meine ich gar nicht mal die altbackene Technik sondern die Echtweltdarstellung. Comicartige Adventures sprechen mich deutlich eher an. Dennoch wünsche ich diesem Spiel angesichts der interessanten Origins und auch des Gedächtnisses als Inventar viel Erfolg.

Drapondur 30 Pro-Gamer - - 161754 - 22. Mai 2012 - 11:29 #

Hört sich interessant an. Mal gucken, wenn der Stapel hier (irgendwann) mal kleiner wird.

Sciron 20 Gold-Gamer - 24182 - 22. Mai 2012 - 13:30 #

Der blonde Typ erinnert mich permanent an Syd aus Manic Mansion, argh. Mit dem Grafikstil kann ich mich durchaus anfreunden. Was mir potentiell Sorgen macht, ist die Sache mit der Charakter-Wechselei. Sowas fand ich schon in Day of the Tentacle ziemlich nervig. Wenn man dort mal irgendwo festhängt und in die berüchtigte "Ich-probier-selbst-den-unlogischsten-Mist-aus-Verzweiflung-mal-aus"-Phase kommt, wird das durch mehrere Chars natürlich noch multipliziert, was wirklich für unnörigen Frust Sorgen kann.

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83905 - 22. Mai 2012 - 14:03 #

Ich denke, das mit dem Kurzzeitgedächtnis soll verhindern, dass sich manche Probleme "von selbst" lösen, weil neue Handlungs- oder Gesprächsoptionen auftauchen, an die man selbst gar nicht gedacht hätte. Ob das aber wirklich für mehr Spielspaß sorgt, kann ich natürlich nicht beurteilen, ohne es selbst gespielt zu haben. Die Beschränkung auf drei Objekte klingt mir jedenfalls sehr strikt. Aber das soll vermutlich wieder sinnloses Rumprobieren reduzieren.

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20270 - 24. Mai 2012 - 14:26 #

Sieht klasse aus, muss ich mir mal anschauen :)

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