KI programmiert Spiele - Das Ende für Game Designer?

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9. März 2012 - 13:03
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Zugegeben, ganz so weit, wie es die Überschrift andeutet, ist es noch nicht. Aber Michael Cook vom Imperial College London hat eine KI namens Angelina entwickelt, die selbstständig Spiele programmieren kann. Im Rahmen seiner Ph.D.-Arbeit (vergleichbar mit dem deutschen Doktortitel) entstanden so die wahrscheinlich ersten Spiele, die sich im Prinzip selbst programmiert haben. Der Autor fügt letztlich nur noch Sounds und Grafiken hinzu.

Die Arbeitsweise der KI basiert auf dem Prinzip der kooperativen Co-Evolution. Es werden dabei parallel mehrere der verschiedenen Aspekte des Spiels (beispielsweise das Gegnerverhalten oder der Levelaufbau) zufällig mit zur Verfügung gestellten Listen generiert und zu Levels zusammengesetzt. Danach simuliert die KI einen menschlichen Spieler, der die Levels spielt, um herauszufinden, welche Aspekte zu den interessantesten Ergebnissen führen. Ein Level, der zunächst sehr schwer ist, aber durch den gezielten Einsatz von Power-Ups einfacher wird, gilt der KI als "spaßig", während ein Level, der nicht zu schaffen ist, verworfen wird. Die besten generierten Entwürfe der einzelnen Aspekte werden daraufhin miteinander gekreuzt, mutiert, wieder zu Levels zusammengesetzt und neu bewertet. So verbessert Angelina das Spiel immer weiter, bis schließlich nach momentan durchschnittlich etwa 400 Generationen ein gutes, spielbares Endergebnis vorliegt. Dass es sich dabei wohl ausnahmslos um 2D-Geschicklichkeitsspiele handelt und nicht um 3D-Shooter, Adventures oder Rollenspiele handelt, muss nicht grundsätzlich heißen, dass sich das Vorgehen nicht auch -- mit entsprechend komplexeren Regeln -- auf andere Spielegenres anwenden ließe. Wobei Angelina sicher keine Dialogzeilen schreiben kann.

Ein durchaus interessanter Einwand vom Entwickler ist jedoch, dass ein Künstler, der Grafiken und Sounds erstellen kann, auf diese Weise im Schnitt alle zwölf Stunden ein neues Spiel in die verschiedenen App Stores bringen könnte. Cook glaubt jedoch nicht, dass dadurch der Job eines Game Designers überflüssig wird, er sieht eher einen Zusatznutzen für die Entwickler. So könnte ein spezielles neues Werkzeug entstehen, mit dem Angelina beispielsweise einen Level entwirft, das dem Spieler die Benutzung eines neuen Power-ups beibringt. Ganz ohne menschliche Eingabe weiß Angelina ohnehin nicht, was letztlich ein gutes von einem schlechten Spiel unterscheidet. Die Bewertungskriterien müssen vorgegeben und auch während des Entwicklungsprozesses modifizierbar sein, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Für das Wissenschaftsmagazin New Scientist entstand so das Jump-and-run Space Station Invaders. Darin übernehmt ihr einen Wissenschaftler, der einen feindlichen Aliencomputer zerstören muss und daran natürlich von allerlei Aliens gehindert wird. Auf GamesByAngelina.org gibt es außerdem noch weitere fertige Spiele. Im Moment arbeitet Cook daran, eine Skriptsprache für seine Engine zu entwerfen und Angelina weiter zu verbessern. Der nächste Schritt sieht vor, eine Art Bauplan für ein Spiel mit einem vordefinierten Setting vorzugeben und Angelina darauf aufbauend den Rest des Spiels entwickeln zu lassen.

Ganz neu ist die Idee der computergenerierten Spiele übrigens nicht: Bereits das Pinball Construction Set oder das Adventure Construction Set konnten -- nach feststehenden Regeln -- Anfang der 80er ähnliche Ergebnisse innerhalb ihres Genres erzielen. Das ACS war übrigens ein Rollenspiel-, kein Adventure-Baukasten, der es erlaubte, nach Vorgabe von Setting, Schwierigkeit und einiger weiterer Parameter entweder angefangene Rollenspiele zu Ende- oder neue Rollenspiele komplett von Null an zu generieren. Mit durchaus spielbaren Ergebnissen! Das Adventure Construction Set führte allerdings nur Plausibilitäts- und Durchspielbarkeits-Checks durch, der iterative Optimierungsprozess von Angelina fehlte ihm.

Anonymous (unregistriert) 9. März 2012 - 11:09 #

es wprde schon reichen wenn spiele eine ki hätten, zb civ V und konsorten

Weepel 16 Übertalent - 4275 - 9. März 2012 - 12:05 #

Hihi :)

Necromanus 20 Gold-Gamer - - 23096 - 9. März 2012 - 11:10 #

Interessanter Beitrag auch wenn mir die Überschrift zu reiserisch ist

q 17 Shapeshifter - 6811 - 9. März 2012 - 11:15 #

Skynet wird Realität! /Panikmache

Elysion 14 Komm-Experte - 1957 - 9. März 2012 - 12:30 #

AHHH musstest du das sagen! Daran dachte ich auch direkt! *wild Konservendosen ausm Supermarkt kauft und sich im Keller auf den Judgement Day vorbereitet*

Planewalker 19 Megatalent - 14100 - 9. März 2012 - 18:59 #

Hihi! Skynet gibts doch schon (http://www.skynet.net/), tarnt sich aber derzeit noch als Versandfima.

Hab ich doof gekuckt als ich beiläufig mitbekommen habe, dass meine Firma mit Skynet zusammenarbeitet... (nein! Atomkrieg!!!)

Anonymous (unregistriert) 9. März 2012 - 11:58 #

Vielleicht wird es in einiger Zunkunft tatsächlich Spieleengines geben die nach dem Prinzip "Holodeck" funktionieren und dir dein Spiel-/Unterhaltungserlebnis auf Wunsch zusammenschustern. Ob solche Produkte einen Anspruch erfüllen können der über bloße Mechaniken hinaus geht ist jedoch zunächsteinmal in Zweifel zu ziehen

mpa 17 Shapeshifter - P - 6071 - 9. März 2012 - 12:17 #

Artikel finde ich gut, jedoch störe ich mich auch an der Überschrift. Ein Game Designer entwirft das Spielkonzept etc, programmiert es aber nicht zwingend. Ich würde "programmiert" durch "entwirft" ersetzen, alternativ "Game Designer" durch "Game Developer" oder um es weniger scharf zu formulieren einfach "KI entwickelt Spiele" daraus machen.

bolle 17 Shapeshifter - 7789 - 9. März 2012 - 12:19 #

Dieser generische Kram der regelmäßig als AA-Titel auf den Markt kommt kriegt eine KI bestimmt auch nicht schlechter hin ;)

Anonymous (unregistriert) 10. März 2012 - 14:39 #

Leider nur zu wahr! ;P

Ganon 27 Spiele-Experte - - 83926 - 9. März 2012 - 12:19 #

Sehr interessant. Zumindest momentan kann das aber wohl wirklich nur dazu dienen, Spielmechaniken auszutesten. Aber immerhin: Es erspart dem Entwickler die Arbeit, ein Testlevel zu entwickeln und baut sicher sinnvollere Ergebnisse als ein reiner Zufallsgenerator.
Dass "richtige" Spiele damit noch nicht möglich sind, zeigt der NewScientist-Artikel und das Spiel Space Staion Invaders: Die Spielfigur kann dort nicht sterben und auch dir Feinde sind offenbar immun gegen Beschuss. Daher wie gesagt nur Testcharakter, aber trotzdem ein aufregender Schritt. Da wird sicher noch was kommen in der Richtung.

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 9. März 2012 - 13:37 #

Als Begründung für den fehlenden Spieler Tod ist angegeben, dass Angelina den Fairness Grad und die Schwierigkeit die durch einen möglichen Tod entsteht noch nicht einschätzen kann. Durch weitere Iteration oder Evolution der Spiele sei das aber noch erreichbar.
Und bislang ist das ganze auch noch in Entwicklung, mal sehen wie das Projekt in 2-3 Jahren aussieht.

Anonymous (unregistriert) 10. März 2012 - 14:46 #

Wie auch in der News angedeutet, ist es im Prinzip nichts wirklich neues, und gabs die letzten Jahrzehnte schon öfters mal. Kann mich täuschen, aber ich glaube Ende der 90er gab es schon mal etwas sehr ähnliches. Irgendwann kommt sicher auch mal etwas brauchbares in der Richtung, aber allzuviel Hoffnungen würde ich da erstmal nicht reinsetzen.

Anonymous (unregistriert) 9. März 2012 - 12:40 #

für ein paar casual-titel am iphone/android wirds schon reichen.
find ich aber sehr interessant, da ich selber gerne designe und sounds am pc erstelle.
wo bekommt man das tool? :D

Gecko 13 Koop-Gamer - 1518 - 9. März 2012 - 13:11 #

Das Prinzip hört sich auf jeden Fall interessant an und für einfachere mobile Spiele sicher durchaus schon anwendbar.

Wie es der Entwickler schon erklärte, könnte es in Zukunft gerade auch ergänzend eine interessante Sache sein.

Sid Icarus 10 Kommunikator - 405 - 9. März 2012 - 13:11 #

Sowas gibts doch schon länger - die neueste Reinkarnation heißt Bus-Simulator 2012° ;)

Jamison Wolf 19 Megatalent - P - 14082 - 9. März 2012 - 13:42 #

Soweit ich weiss, wird die CoD Franchise schon lange so hergestellt. :)

Zaunpfahl 19 Megatalent - 17564 - 9. März 2012 - 13:48 #

Achja: vielen Dank an Larnak fürs überarbeiten und Jörg für die interessante historische Ergänzung. In dem Format taugt es doch besser für GG, ich hatte mich vielleicht ein wenig zu eng an dem eher wissenschaftlichen Artikel orientiert.

Admiral Anger 27 Spiele-Experte - P - 83414 - 9. März 2012 - 14:47 #

Naja für 5 Minuten mal ganz nett, aber die Methode, die dahinter steckt ist schon beeindruckend...

Darth Spengler 18 Doppel-Voter - 9372 - 9. März 2012 - 15:15 #

Jo ist das Ende der Branche... Gehen wir nach Hause Leute...

Wer entwirft diese Überschriften bei GG? Bild Zeitung lässt grüßen ^^

Novachen 19 Megatalent - 14947 - 9. März 2012 - 17:21 #

Ich gebe zu, ich habe bei dieser News eher gelacht. Blick in die Quelle bestätigt auch, dass da etwas Augenzwinkern dabei ist.

Mike + Angelina (unregistriert) 9. März 2012 - 23:08 #

Hello!

Ich spreche kleine, kleine Deutsch (as you can probably tell, it's been a few years...) but thank you for writing this article, and to everyone commenting on it! German gamers are pretty awesome (mostly for keeping adventure games alive! I love the Whispered World) so your interest means a lot to me.

Thanks all! Do get in touch if you want to know more about ANGELINA - mike@gamesbyangelina.org

Anonymous (unregistriert) 10. März 2012 - 0:10 #

Wenn aktuelle Spiele KIs gemeint sind, dann möcht ich die Spiele, die Selbige entwickeln, nicht spielen müssen. :)

LEiCHENBERG 14 Komm-Experte - 1967 - 10. März 2012 - 13:00 #

Die Wortgruppe "künstliche Intelligenz" finde ich bei solchen Dingen ziemlich hoch gegriffen. Das System wird nie einen eigenen "Gedanken" haben, wendet also nur vorgegebene Regeln an, immer und immer wieder. Das schafft jeder Taschenrechner.

Es gibt im System keine Variable, die eine grundsätzlich andere Ausprägung des Endergebnisses ermöglicht, was man Intelligent nennen könnte. Wenn es z.B. eine eigene Geschichte schreiben sollte, müsste man zuvor wieder haufenweise Text eingeben und das Programm würde ausschließlich Teile zusammensetzen und möglicherweise anhand mehr oder weniger primitiver Regeln auf die Stimmigkeit prüfen. Das ist doch aber keine Intelligenz, oder bin ich da zu pingelig?

Andererseits bin ich ganz froh, dass sich die Menschen offenbar die Zähne an der Thematik ausbeißen. Angelina finde ich trotzdem sehr interessant, die Spiele sehen sogar recht passabel aus! :)

Sp00kyFox (unregistriert) 10. März 2012 - 15:49 #

natürlich kann man auch konstruierende programme entwerfen, deren ergebnis nicht immer identisch ist. ganz einfach durch zufallskomponenten.
und was intelligenz ist, ist gar nicht so einfach zu beantworten. im feld der künstlichen intelligenz, bezeichnet man eine anwendung/roboter/programm/agenten als intelligent, wenn es selbstständig probleme aus einem bestimmten aufgabengebiet lösen kann.

dein beispiel ist natürlich korrekt.. mit text und sprachverständnis ist man noch weit entfernt, aber in sachen musik oder bilder gibt es schon so einiges im forschungsbereich wo programme selbstständig neue stücke komponieren bzw bilder "malen".

Ichius 10 Kommunikator - 514 - 10. März 2012 - 22:48 #

Ich bin mal gemein und behaupte, dass die Macher von MW3 das bereits heute so machen. Im Gegensatz zu Angelina scheint deren KI jedoch nicht in der Lage zu sein, gute von schlechten Maps zu unterscheiden. *hust*

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