Syndicate: Warum Gewaltdarstellung ein Verkaufsschlager ist

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3. Februar 2012 - 15:38 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
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EAs Serien-Reboot Syndicate ist noch nicht einmal erschienen und schafft es dennoch dank expliziter Gewaltdarstellungen ins Rampenlicht. In Australien darf das Spiel nicht erscheinen und auch bei den deutschen Testern der USK fiel das Programm im ersten Anlauf durch: Keine Freigabeplakette lautete das vorläufige Urteil, der direkte Weg auf den Index ist damit nicht ausgeschlossen. Doch warum begeistern sich Menschen für derartige Gewaltdarstellungen?

In einem Gastbeitrag mit dem Titel "Zeit ist Macht - De Sade, Splatterfilme, Syndicate und Beschleunigungs-Kapitalismus", der auf der Fanseite playsyndicate.de veröffentlicht wurde, beschäftigt sich der Medienwissenschaftler und Essayist Willard Capelle genau mit dieser Frage und legt unter anderem dar, welche sozialen Ursachen das seiner Ansicht nach hat. Capelle schreibt beispielweise:

Der Durchschnittskrieger im Dschungel der Privatkonzerne ist die Soft-Variante eines jugendlichen Amokläufers, dessen blutige Aktion – umgekehrt – nur entsublimierte Zuspitzung neoliberaler Überlebenskämpfe darstellt. Die Ratlosigkeit der Gesellschaft nach solchen Taten ist erstaunlich. Kriegt sie durch den Amokläufer doch die eigene Funktionsstruktur vorgeführt.

Kurz gesagt, das Spiel und seine Brutalität reflektieren die reale Situation des Spielers, spiegeln sie aber nicht zwangsläufig 1:1 wieder. Capelle bezieht hier eine in der Öffentlichkeit selten vertretene Position. Er nimmt nicht in erster Linie fiktionale Gewaltdarstellungen selbst als Wurzel gesellschaftlichen Übels ins Visier, vielmehr richtet er einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen und sozialen Umstände, die auf die menschliche Psyche drücken und sich auf diesem Weg ein Ventil suchen. So schreibt er unter anderem:

Die subtile Brutalität westlicher Gegenwart, von autoritärer Gewaltherrschaft zum Konkurrenz-Krieg globaler Einzelkämpfer gewandelt, wird in solchen PC-Games bis zur Kenntlichkeit erhellt. Dabei müssen weder Alltags-Einzelkämpfer noch PC-Spieler diese Schlachten ideologisch befürworten. Sie zu führen, ist dem Zeitgenossen längst verinnerlicht.

Der gesamte Beitrag ist auch eine ausführliche Betrachtung des Menschen in der digital vernetzten Welt, ein Thema, das wiederum auch in Syndicate eine zentrale Rolle spielt. Welche Rolle der berüchtigte Marquis de Sade und Kommunikationstheoretiker Marshall McLuhan in dieser Argumentation spielen, darüber könnt ihr euch selbst ein Bild anhand des Quellenlinks machen.

sw4pf1le 18 Doppel-Voter - 10811 - 3. Februar 2012 - 15:45 #

Cooles Bild. ;)

Earl iGrey 16 Übertalent - 5093 - 3. Februar 2012 - 15:49 #

Die Pose von der Thalos im Hintergrund hat ja so'n bisschen RAF-Gedächtnis Style...

Balberoy 11 Forenversteher - 814 - 3. Februar 2012 - 15:52 #

Danke für den Link,
wobei ich das ganze im Ansatz verstehe
aber eine Interpretation einzelner Absätze sehr schätzen würde.

Außerdem versteh ich den Sinn, bzw. das Ergebnis des Textes nicht.

Ich "glaube" die mediale Gewaltdarstellung in Videospielen, soll als
normale Reaktion der Bevölkerung auf die äußeren Umstände und den
Wandel in der Gesellschaft bezogen werden.

Was wiederum von Videospiel Gegner genau anders herum gedeutet wird,
diese sagen, dass erst durch Videospiele, solche Gewalt hervorgebracht
wird.

Für mich gab es hier keine neuen Ansätze zu den zwei oben
genannten Standpunkte, bzw. einfach keine neuen Argumente.

Netter "langer" Text, mit wenig Aussage.

sw4pf1le 18 Doppel-Voter - 10811 - 3. Februar 2012 - 15:56 #

Die Kurzfassung lautet "Ballern dient dem Abreagieren"

Insofern, ja, keine neuen Ansätze. Aber selten Inhalt wissenschaftlicher Betrachtung.

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 3. Februar 2012 - 15:52 #

"Der Durchschnittskrieger im Dschungel der Privatkonzerne ist die Soft-Variante eines jugendlichen Amokläufers, dessen blutige Aktion – umgekehrt – nur entsublimierte Zuspitzung neoliberaler Überlebenskämpfe darstellt."

Das ist wohl aus dem Handbuch 'Wie drücke ich einen Sachverhalt möglichst umständlich aus für entsublimierte nicht-Anfänger'

sw4pf1le 18 Doppel-Voter - 10811 - 3. Februar 2012 - 15:57 #

Da ist was dran. Aber das ist häufig auch der Sinn eines Essays. ;)

Makariel 19 Megatalent - P - 18310 - 3. Februar 2012 - 16:02 #

Ich hab eine gewisse Abneigung gegen Texte die in einer Form geschrieben sind die nicht durch die dargebrachten Argumente intellektuell ansprechend sind, sondern anscheinend nur durch möglichst komplizierte Verwendung von Wörtern und Satzbau beeindrucken versuchen.

Peterchens Mondfahrt 12 Trollwächter - 977 - 3. Februar 2012 - 16:14 #

Ich finde, dass hier unabhängig vom Schreibstil einige durchaus interessante Gedanken ausgesprochen werden. Wenn ich mir zum Vergleich aber manche Radio-Features im Deutschlandradio Kultur anhöre, finde ich überhaupt nicht, dass dieser Text schwer lesbar oder schlecht verständlich wäre.

Anonymous (unregistriert) 3. Februar 2012 - 16:07 #

Solche Formulierungen sind in sich auf ihre Art eine Referenz, ein Insider-Witz, wenn man ahnt in welcher Weise in bestimmten wissenschaftlichen Disziplinen beispielsweise mit "sublimen" oder notfalls sublimierten Gegenständen hantiert wird. Die gesamte theoretische Wissenschaft selbst spielt sich ja wiederrum im imaginären, also virtuellen Raum ab. Und so bilden sich von neuem Schleifen und Kreise zurück zum Ausgangspunkt des Artikels...

CBR 21 AAA-Gamer - P - 26589 - 3. Februar 2012 - 17:21 #

Ich vermute, dass ein Theoretiker, der gewohnt ist, stets möglichst präzise sprechen zu müssen und sich dabei in einem gewissen Umfeld bewegt, diese Präzision in der ihm und seinem Umfeld gewohnten Sprache zum Ausdruck bringt.
Also alles völlig normal. Man kann sich dran gewöhnen.

Peterchens Mondfahrt 12 Trollwächter - 977 - 3. Februar 2012 - 15:59 #

Ich finde den Text ziemlich gelungen! An einigen Stellen sehr pointiert. Vor allem die Passage über "Stress und Tempo" als "Matrix des modernen Welterlebens" ist ein treffendes Bild. :D

Anonymous (unregistriert) 3. Februar 2012 - 16:57 #

Hmmm nachdem ich den ganzen Artikel gelesen habe, bin ich ein wenig verärgert über die verschwendete Zeit. Es ist wieder das übliche Bild eines Außenstehenden, der eine Aspekt aus dem riesigen Bereich der Videospiele herauspickt und daraus allgemein gültige Schlüsse ziehen will.

Ich behaupte einmal,dass praktisch jeder Spieler der Syndicate spielen wird und damit in das Muster des Autors fällt, in seiner Sammlung diverse andere Spiele hat die die Aussage des Autors widerlegen. Dabei denke ich entweder an Spiele die ein relativ gemächliches Spieltempo aufweisen (Zelda) kooperativ sind (Minecraft) oder trotz der Action den Spieler emotional fordern (Mass Effect).

Besonders interessant ist auch noch, dass Splatter-Filme verteidigt werden, denn als Ausstehender der ich nun mal in dem Bereich bin, würde ich wohl einen ähnlich (unfreiwillig) ignoranten Artikel zu dem Thema verfassen, den für mich das alles nur Gewalt-Pornographie für Sadisten ;-)

Von daher: Viel Geschwätz von einem der die Materie Videospiele nicht ausreichend kennt, das Spiel nicht umfassende gespielt haben kann (wenn überhaupt) und diese Unzulänglichkeiten hinter einem hochgesteckten Wortall zu versbergen versucht. Aber als Medienwissenschaftler und Essayist muss man den Tag eben irgendwie rum bekommen.

Punisher 22 Motivator - P - 32221 - 3. Februar 2012 - 16:58 #

Whew, ein Artikel über Spiele, bei dem man das Gehirn einschalten muss und nicht von stumpfen Formulierungen wie "ballern", "wegknallen", "killen" und dergleichen belästigt wird. Sehr nette Abwechslung.

Anonymous (unregistriert) 3. Februar 2012 - 17:05 #

Ich zitiere einfach mal: "Heute hetzen Spieler durch endlose Räume, ballern nieder, stoßen Bolzen in Schädel, nehmen Geiseln."

Bolzen in Schädel stoßen ist zwar in der Tat ein Abwechslung, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich die nett finde.

sw4pf1le 18 Doppel-Voter - 10811 - 3. Februar 2012 - 17:13 #

Erfrischend trocken ^^

Labrador Nelson 31 Gamer-Veteran - P - 265167 - 3. Februar 2012 - 17:00 #

Ja, sehr interessant und treffend! Von einer unpopulären oder selten vertretenen Position kann jedoch keine Rede sein. Man müsste sagen in den Massenmedien selten vertretene Position. Denn natürlich hört man die Wahrheit nicht gerne und möchte sich und den Medienkonsumenten aus Profitgier keinesfalls ständig den Spiegel vorhalten...