Crytek: Kein "vergiftetes" Arbeitsklima

Bild von Labrador Nelson
Labrador Nelson 266649 EXP - 31 Gamer-Veteran,R11,S8,A10,J11
Veteran I: Hat den GamersGlobal-Rang 31 erreichtDarf als Pro-Gamer die seltene „30“-Medaille tragen.Dieser User war an Weihnachten 2017 unter den Top 25 der SpenderDieser User war an Weihnachten 2021 unter den Top 100 der SpenderDieser User war an Weihnachten 2020 unter den Top 100 der SpenderDieser User war an Weihnachten 2019 unter den Top 100 der SpenderPlatin-Gamer: Hat den sehr hohen GamersGlobal-Rang 25 erreichtRedigier-Guru: Hat 5000 EXP fürs Verbessern von Beiträgen gesammeltDieser User unterstützt GG seit elf Jahren mit einem Platin-Abonnement.Dieser User unterstützt GG seit zwölf Jahren mit einem Gold-Abonnement.Dieser User unterstützt GG seit elf Jahren mit einem Gold-Abonnement.Dieser User unterstützt GG seit zwölf Jahren mit einem Abonnement.

5. September 2011 - 18:49 — vor 12 Jahren zuletzt aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
Crysis 2 ab 19,99 € bei Amazon.de kaufen.

Anonymes "Whistleblowing" sorgte in der Vergangenheit schon häufig für unerwünschte Transparenz in der Industrie, machte auf untragbare Zustände aufmerksam und hatte schon so manchen Firmenchef zutiefst verärgert. Gerade in den letzten Wochen erreichten uns immer wieder anonyme Meldungen aus der Computerspiele-Industrie über unfaire Behandlungen von Angestellten, ungerechtfertigte Entlassungen und zahlreiche unbezahlte Überstunden. Wir erinnern uns an die Fälle bei Team Bondi aus Australien oder die Kaos Studios aus New York.

Nun hat es auch Crytek, das deutsche Musterstudio aus Frankfurt erwischt. Letzte Woche hatte ein anonymer Blogger schwere Anschuldigungen gegen das Unternehmen erhoben. Kritisiert werden die "Hire & Fire"-Politik des Studios im Allgemeinen, rechtswidrige Entlassungen und die Maßlosigkeit bei unbezahlten Überstunden im Besonderen. Von einem "vergifteten" Arbeitsklima ist sogar die Rede. Fadenscheinige Begründungen bei der Entlassung von Angestellten würden diese systematisch vor die Arbeitsgerichte treiben. Ausgeweitete "Crunch-Time"-Phasen von über sechs Monaten mit unbezahlten Überstunden und regelmäßiger Wochenendarbeit bei der Entwicklung von Prestige-Titeln wie Crysis 2 würden das Privatleben und die Gesundheit der Mitarbeiter stark in Mitleidenschaft ziehen.

Jetzt hat sich Crytek-Chef Avni Yerli im Develop Magazin zu den Vorwürfen geäußert. Die Anschuldigungen seien "völlig irreführend". An der Tatsache, dass Crytek seine Mitarbeiter schon immer geschätzt und respektiert habe, ob sie noch dort arbeiteten oder das Unternehmen verlassen hätten, gleich ob Praktikanten oder Regisseure, hätte sich nichts geändert. Das Studio sei immer bestrebt, eine gesunde Beziehung zu allen Angestellten zu unterhalten und dies auch nach einem Ausscheiden aus dem Unternehmen aufrecht zu erhalten.

Wenn es einige Leute gibt, die das Gefühl haben, nicht fair behandelt worden zu sein, dann ist dies das erste Mal, dass jemand versucht uns damit zu schaden. [...] Ich denke, wir haben eine sehr gute Beziehung zu allen Ex-Mitarbeitern. [...] Die Tatsache, dass wir starke Spiele und Technologien produzieren können, lässt sich nur auf das Können und die Leidenschaft der Menschen zurückführen, mit denen wir arbeiten. Dies ist auch ein Spiegelbild der Harmonie und der Kompetenz unseres Teams. [...] Es ist sehr belastend für uns, dass eine Person denkt, wir würden sie ungerecht behandeln. Das ist alles sehr enttäuschend.

Was die "Crunch-Times" anginge, so seien die Vorwürfe haltlos und "lächerlich", mehr als geschätzte drei Monate würden solche Ausnahmesituationen, die nach Aussage von Yerli zudem eine Normalität in der Branche darstellten, nie dauern. Wochenendarbeit hätte Crytek nie zwangsweise durchgesetzt, alle Regelungen basierten auf freiwillige Zusagen, so Yerli.

Ich denke, der Blog ist unfair gegenüber allen Menschen, die hier arbeiten. Er schadet der großartigen Leistung, die sie vollbracht haben.

Natürlich könnte man sagen, dass es in diversen Unternehmen aufgrund der Struktur mit der Freiwilligkeit so eine Sache ist. Allein der Umstand jedoch, dass beide Seiten auf ihre Siege vor den Arbeitsgerichten hinweisen und somit auf den Anspruch - im Recht zu sein - pochen, spricht nicht gerade für ungetrübte Harmonie.

Olphas 26 Spiele-Kenner - - 66902 - 5. September 2011 - 18:54 #

Ich hab neulich rein zufällig einen der Entwickler aus der Animationsabteilung von Crytek in einem Frankfurter Pub kennengelernt und der hat sehr begeistert von seiner Arbeit gesprochen. Der sah mir auch nicht wirklich völlig fertig aus, dem war die Freude an der Arbeit deutlich anzusehen.

JakillSlavik 17 Shapeshifter - 7253 - 6. September 2011 - 0:59 #

Und ich hab das genaue Gegenteil von einem Recruiter und einem PR Menschen bei Crytek gehört, weswegen ich mir nur schwer tue, diese Meldung wirklich als "völlig irreführend" anzusehen. :/

FPS-Player (unregistriert) 5. September 2011 - 19:03 #

Neider gibt es überall. Und wenn der Blogger ein ehem. Mitarbeiter war, den man (aus seiner Sicht unrechtmäßig) entlassen hat, dann war das halt seine Rache.

Wobei natürlich nicht auszuschließen ist, das es bei Crytek (oder anderen Unternehmen) nicht wirklich so IST. Aber das werden wir Außenstehenden wohl nie erfahren.
Aber auch hier gilt: niemand wird gezwungen, dort zu arbeiten, wo es einem nicht gefällt.

Anonymous (unregistriert) 6. September 2011 - 15:49 #

Von der Firma wird man nicht gezwungen irgendwo zu arbeiten, aber von der Familie oder vom Arbeitsamt sehr wohl.

cool_zero (unregistriert) 5. September 2011 - 19:13 #

Ich wollte auch eine News zu dem Thema schreiben, war aber zu langsam. Außerdem muss ich zugeben, dass diese News wesentlich ausführlicher und einfach besser als mein Versuch ist;)
Das Interview mit Develop hat aber Avni Yerli und nicht Chevat Yerli geführt.

ChrisL 30 Pro-Gamer - P - 199512 - 5. September 2011 - 19:51 #

Ist berichtigt, danke für den Hinweis!

thurius (unregistriert) 5. September 2011 - 19:20 #

Ist halt ein alter Trend,eine frustierter arbeinehmer zieht über seine Exfirma her,aber dank des Internets kann man es jeden sagen und bleibt nicht innhalb des Stammtisches

Michl Popichl 24 Trolljäger - 52778 - 5. September 2011 - 22:27 #

ach a stammtisch iss scho was feins

utarefson 09 Triple-Talent - 263 - 5. September 2011 - 23:44 #

Naja, vielleicht gibt es ja in irgendeiner kleinstunterabteilung irgendwelche Probleme? Ist aber eher unwahrscheinlich, da man sich dann einfach an einer höheren Stelle wenden könnte...

Faerwynn 20 Gold-Gamer - P - 20280 - 5. September 2011 - 23:55 #

Ein Kommilitone hatte ein Praktikum bei Crytek gemacht und danach beschlossen niemals dort arbeiten zu wollen. Seine Begründungen klangen ähnlich wie die aus dem Artikel. Ich kann mir das alles durchaus vorstellen.

Linksgamer (unregistriert) 6. September 2011 - 15:12 #

Sehr interessant!

bersi (unregistriert) 6. September 2011 - 7:57 #

Das große Problem, Herr Yerli sagt nicht einfach "Das stimmt so nicht, bei uns gibt es keine andauernde Wochenendarbeit und unbezahlte Überstunden". Wäre ja das einfachste sich auf den genauen Wortlaut zu berufen und zu zeigen, dass man auch 100% hinter der Aussage steht.

Warum umschreibt er _sein empfinden_ also so verschachtelt? vielleicht, weil alles andere ihm im schlimmsten fall "angekreidet" werden könnte.

DerDani 16 Übertalent - 5409 - 6. September 2011 - 8:58 #

Seh ich auch so - die Aussage mit der Freiwilligkeit stößt bei mir ein wenig auf; gerade, wenn es genügend Leute in der Belegschaft gibt, die von einer "Hire&Fire"-Mentalität zu wissen glauben (zu recht oder unrecht mag ja dahingestellt sein), hört sich "Freiwilligkeit" für mich schnell nach "wenn ich es nicht mache, stehe ich schlechter da und bin bei den nächsten Entlassungen dabei" an...

MachineryJoe 18 Doppel-Voter - 9259 - 6. September 2011 - 9:41 #

Selbst wenn Du nicht bei der nächsten Entlassung dabei bist, möchtest Du ja auch nicht, dass das Projekt wegen Dir den nächsten Termin verpasst. Also machst Du "freiwillig" am Wochenende mit, weil es das Verantwortungsgefühl und der Gruppenzwang so erfordert.

Einigen macht es weiterhin Spaß, andere sind schnell ausgebrannt. Man kann da nicht alle über einen Kamm scheren. Aber anstrengend ist es schlussendlich doch. Ich hoffe, Überstunden werden wenigstens bezahlt.

Mitarbeit
ChrisL