Eigentlich würde man die Partnersuche nicht mit dem Ende der Welt in Zusammenhang bringen – außer an einem wirklich miesen „Morgen danach“ – doch in dem Action-RPG Eternights passiert genau das und es macht Spaß!
Als junger Protagonist startet ihr in einem genreüblichen Setting: Ihr steht in Eurem Zimmer und bastelt zusammen mit Eurem Freund Chani an einem passenden Profil für’s Online-Dating. Die resultierenden Chats mit einem geheimnisvollen Mädchen sowie ein seltsamer (als Tutorial genutzter) Traum zeigen schnell, dass dieses Abenteuer in die „Chosen One“-Richtung geht, ihr also mal wieder derjenige seid, der für die Rettung der Welt auserkoren wurde.
Während um Euch herum in den Folgetagen eine Apokalypse ausbricht und die Menschen sich in groteske Monster verwandeln, werdet ihr mit einer Art transformierbarem, energetisch schimmernden Arm als Waffe ausgestattet. Das wirkt auf den ersten Blick absurder, als es ist, denn das Spiel strickt eine zwar abgefahrene, aber doch irgendwie nachvollziehbare Story. Und mal ehrlich – wir haben gerade in JRPGs schon viel Abgefahrenes gesehen. "Dämonen zähmen und für den Kampf einsetzen" ist jetzt auch nicht gerade alltäglicher – womit wir auch zum naheliegenden Vergleich kommen: Eternights erinnert auf den ersten Blick durchaus an die Persona-Reihe – jugendlicher Protagonist, viel soziale Interaktion und ein gnadenloses Zeitlimit.
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Der Rang an Zuneigung lässt Euch direkt bestimmte offensive oder defensive Fähigkeiten und Charakterwerte steigern. |
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Wer spät in das Zimmer der Mitstreiterin stolpert, der muss den Fanservice ertragen. Unzüchtiger wird's aber nicht, der Fokus liegt zum Glück auf dem eigentlichen Spiel... |
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Die Gespräche mit den Charakteren sind schön geschrieben und teils sogar sehr nachdenklich – manchmal aber auch klischeehaft und pubertär. |
Kämpfen oder Karaoke?
Da die Charaktere unterschiedliche Fähigkeiten steigern, schafft ihr es somit auch nicht, zu einem Offensiv-Defensiv-Allroundmeister zu werden, sondern legt durch die Wahl der Angebeteten automatisch einen Schwerpunkt. Das macht einen zweiten oder dritten Durchgang also interessant, sofern ihr dadurch auch eure Spielweise anpassen müsst.
Außerhalb der in eurem Hu (einem umfunktionierten Zug) stattfindenden Sozialspielchen erkundet ihr Dungeons und befasst euch darin meist mehrere Spieltage mit dem Erreichen der nächsten Checkpoints, die – Persona lässt wieder grüßen – zum Speichern und als Schnellreisepunkte funktionieren. Ihr arbeitet euch also von Checkpoint zu Checkpoint und wenn ihr eure Buffs und Lebensenergie aufgebraucht habt, reist ihr in den Zug zurück, levelt ein bisschen auf und macht am nächsten Tag von dort aus weiter mit der Erkundung des Dungeons. Unnötig zu sagen, dass diese Ausflüge zeitlich in Konkurrenz zu den sozialen Interaktionen stehen – ihr müsst also abwägen, ob ihr lieber vor dem Endboss noch einmal zurückreist und am nächsten Tag wiederkommt oder den freien Tag nutzt, um euren Mut noch etwas beim gemeinsamen Karaoke-Abend mit eurem Schwarm zu steigern.
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Die Kämpfe sind in den ersten Spielmomenten noch etwas zäh, später machen sie mehr Spaß dank großflächiger Angriffe und Spezialfähigkeiten. |
Actionreiche Dungeon-Trips
Gefallen hat mir, dass die Dungeons nicht so ausufernd lang sind wie teilweise in den Persona-Spielen. Ihre Gestaltung fällt recht schlicht aus, doch dafür wissen die immer wieder eingestreuten Elemente wie Schalter- oder Schieberätsel, Tanzspieleinlagen oder Stealth-Passagen zu gefallen. Meist bin ich relativ schnell recht weit vorgedrungen und konnte so noch eine ganze Reihe verbliebener Tage nutzen, um mich auf den Endboss vorzubereiten.
Die Kämpfe laufen action-basiert ab, und die Steigerung der Fähigkeiten hat große Auswirkungen – gerade am Anfang sind sie oft relativ frustrierend, bis ihr etwas mehr einstecken könnt und für verschiedene Gegnertypen passende Elementar-Angriffe gelernt habt. Dann macht es aber richtig Spaß, auch den stärkeren Gegnern ordentlich einzuheizen. Im Kampf sind Techniken wie das perfekte Ausweichen sehr wichtig, zumal sich dabei auch ein kurztes Zeitfenster öffnet, in dem ihr die Deckung der Gegner brecht – stumpfes Angriffsknopf-Hämmern bringt euch nicht weiter. Gegner müssen sogar erst mit den korrekten Spezialangriffen ihrer Rüstung entledigt werden, bevor sie regulären Schaden nehmen. Außerhalb der Kämpfe wird das perfekte Ausweichen übrigens teils auch für Rätselpassagen genutzt.
Trotz der Zweckmäßigkeit der schlichten Präsentation ist die Grafik aber stimmungsvoll und lief auf meiner Playstation 5 ohne Ruckler oder sonstige Störungen. Hervorheben möchte ich aber die tollen 2D-Zwischensequenzen im Anime-Stil, die wunderschön gezeichnet sind und nahtlos in die Spielgrafik übergehen.
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Die Anime-Zwischensequenzen sind sehr schön umgesetzt und fügen sich nahtlos ins Spiel ein. |
Fazit
Eternights ist ein relativ kurzes, aber mit Abwechslung und sympathischen Charakteren vollgepacktes „Persona-like“, das eine Apokalypse-Geschichte mit viel sozialem Miteinander verbindet. Genretypisch ist der Humor dabei manchmal auch unter der Gürtellinie, und auch Fanservice findet im üblichen Rahmen statt, wenn auch nicht zu aufdringlich.
Wer das aber nicht mag, oder sich durch Zeitlimits schnell gehetzt fühlt, der sollte lieber die auf Steam erhältliche Demo probespielen – JRPG-Fans können sich den Snack aber durchaus geben und einen oder mehrere Durchgänge einlegen!
Danke für den Check. Interessant zu lesen und es scheint insbesondere kein Zeitmonster wie Persona zu sein.
Die Demo hatte mir gut gefallen und ich hab es mir schon gekauft. Bin aber noch nicht dazu gekommen, es zu spielen. Am Wochenende vielleicht. Ein kürzeres Spiel kommt mir sehr entgegen.
Schöner Check, schönes Spiel!
Danke für den Check - aber bei mir halt immer noch die Persona 5-Erfahrung nach, was ich trotz 90 (?!) Stunden Spielzeit nicht durch hatte. Also, das wartet noch auf Vollendung... ;-)
Ich kam bei P5 auf 160 Stunden oder so :)
Ich hing an nem Boss, bei dem ein Element-Persona viel zu wenig Schaden machte. Müsste die Variante nun hochladen-an dem Punkt verharre ich seit 2,5 Jahren. ;-)
Bei Eternights fand ich auch den Schlusskampf immens schwer, im Vergleich dazu dass ich durch das Spiel selbst problemlos durchgekommen bin. Grinding geht ja wegen des Zeitlimits nur bedingt, so dass ich mich teils im Endkampf echt zu schwach fühlte…
hochladen = hochleveln
Der Boss heißt Mammon Okumura.
Oh, das war der mit Abstand übelste Boss im Spiel. An dem hing ich auch und beim ersten Versuch probierte ich über eine Stunde lang, die letzte Welle der Mini-Roboter oder was das waren zu überstehen, was mir aber ebenfalls nicht gelang, weil ich das passende Element nicht im Repertoire hatte. Am Ende musste ich mir die passende Persona erst noch synthetisieren, danach war der Fight ziemlich pillepalle.
Du bist dann aber auch schon ziemlich weit im Spiel und dürftest Persona am Ende deutlich schneller durch haben als ich :)
Danke für den Check. Leider sagt mir das Spielprinzip nicht zu, denn die Story hätte mich schon gereizt.
Größter Pluspunkt ist die überschaubare Durchspieldauer. Aber das Spiel landet auf meiner Prio-Liste doch recht weit unten angesichts meiner nächsten „Projekte“.
"...muss den Fanservice ertragen. Unzüchtiger wird's aber nicht, der Fokus liegt zum Glück auf dem eigentlichen Spiel..."
Ich denke ja, niemand fasst so ein Dating-Spiel an, wenn er nicht auf den "Fanservice" steht. Aber ich kann mich irren. ^^ Leider ist das Spiel nix für mich, denn da müsste ich das frustrierende Monstergekloppe ertragen. :]
Immer eine Frage der Perspektive, da hast Du recht ;-)
Ich verstehe auch nicht, warum das ein Negativpunkt sein soll. ;-)
"muss ertragen" ist auch ein wenig eine ironische Überspitzung, denn der Fanservice ist auf einem sehr niedrigen Level.
Den schönen Check bitte noch in die entsprechende Rubrik eintragen, sonst geht er schnell unter. :-)
Super, schon der 2. Check :) Cool, dass du nach dem Start am Ball geblieben bist. Danke für den schönen Check, auch wenn es für mich eher nix ist.
Wird sicher irgendwann mal angeschaut. Danke für den Check.