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Als
Karl II. im Jahr 1685 kinderlos die Reise zu den Ahnen antrat, entbrannte der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688 bis 1697), denn Macht duldet bekanntlich kein Vakuum. An vorderster Front kämpfte natürlich auch der berühmt-berüchtigte Sonnenkönig
Ludwig XIV., der die Gunst der Stunde erkannte und seine Truppen in Richtung der Kurpfalz marschieren ließ. Inmitten dieser blutigen Wirren ist das 2D-Action-Adventure
Heidelberg 1693 des Zwei-Mann-Studios Andrade Games (bestehend aus
Sebastian de Andrade und
Guido Kühn) angesiedelt. Allerdings anders, als es der historische Namenszug vielleicht vermuten lässt. Euch erwartet hier eine knifflige Reise durch eine düster-magische, alternative Zeitlinie, die sich auf Nintendo Switch für mich gelohnt hat.
Der blutige Pfad am Neckar
Im Jahr 1693 machten die französischen Truppen die in der Pfalz gelegene Stadt Heidelberg dem Erdboden gleich. Doch aus den Trümmern erhob sich der sogenannte Mondkönig; ein Nekromant der mit seinen untoten Heerscharen nun ebenfalls an der Zukunft Europas mitwirken möchte. Der Sonnenkönig zieht in seiner blanken Panik vor dem übermächtigen Gegner natürlich alle militärischen Register, um dem ultimativen Bösen den Garaus zu machen. Er entsendet den Besten der Besten der Besten, also euch. Einer für alle und alle gegen einen. Im Prinzip ist damit das narrative Vehikel des Spiels, das stimmungsvoll im Stile eines krisseligen Stummfilms über kurze Texttafeln und Standbilder zwischen den 20 Levels vorangetrieben wird, bereits erschöpft.
Mit Degen und Muskete meuchelt und sterbt ihr euch im 16-Bit-Mondlicht durch die morbide in Szene gesetzte Pfalz in Richtung Heidelberg. Nebelbehangene Wälder, Friedhöfe, Schlösser und brennende Dörfer bereiten die Bühne für schlürfende Zombie-Priester, dem Schafott entstiegene Schwerverbrecher, blutige Fleischermeister, aufgeknüpfte Bauern und Mägde sowie schießwütige Musketiere, die nach dem Ableben dem Mondkönig dienen. Diversität wird in der Armee der Toten noch gelebt, zumindest bis ihr selbige per Knopfdruck zu Pixel-Brei verarbeitet.
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Heidelberg anno 1693, wie es leibt und nicht mehr lebt |
Auf das Wesentliche fokussiert
Heidelberg 1693 ist ein 2D-Abenteuer der alten Schule, das geradlinig und ohne Schnörkel daherkommt und sich vollends auf seine morbide Grundstimmung konzentriert. Erfahrungspunkte samt Progressionssystem, verschachtelte Levelarchitekturen und ein ausgeklügeltes, kombolastiges Kampfsystem sucht ihr hier vergebens. Springen, schlagen, sterben – so das einfache Mantra des Spiels. Weder ihr noch eure Gegenüber glänzen durch körperliche Robustheit, aber quantitativ betrachtet befindet ihr euch nun mal auf einem Himmelfahrtskommando.
Euren Wettbewerbsnachteil könnt ihr nur durch Reflexe und die Antizipation gegnerischer Angriffsmuster ausgleichen. Und Ausdauer. Schließlich werdet ihr wieder und wieder einzelne Levelpassagen durchleiden, bis endlich der erlösendene Checkpoint erreicht oder die Lebensleiste eines Obermotzes auf Null gesenkt ist. Bisweilen hilft euch dabei aber der eingestreute Zufallsfaktor, etwa wenn eure Feinde sich gegenseitig das Licht ausblasen. Oder eure mächtige Muskete, die nach jedem Schuss quälend langsam – ihr verharrt dann reg- und schutzlos an Ort und Stelle – nachgeladen werden muss, aber ansonsten ein echtes Statement auf dem Schlachtfeld setzt. Aufmerksame Naturen finden zudem versteckte Items und gelegentlich auch alternative Routen in den vorrangig horizontal angelegten Spielabschniten.
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Kurze Geschicklichkeitspassagen wie diesen Klingensprung findet ihr nur selten |
Fazit
Heidelberg 1693 ist ein atmosphärisches wie morbides 2D-Actionadventure im schicken 16-Bit-Gewand, wie es auch auf dem Super Nintendo hätte stattfinden können. Entgegen dem allgemeinen Trend verbirgt sich unter der schicken Retro-Optik nämlich kein progressiver Genremix mit unzähligen Systemen, sondern ein reduzierter Action-Titel mit gehobenem Schwierigkeitsgrad. Dass die Hintergrundgeschichte dabei auf den Bierdeckel passt und der Steuerung die finale Akkuratesse abhanden geht, tut dem ganzen kaum einen Abbruch.
Dank der gefälligen audio-visuellen Präsentation und dem herausfordernden aber nicht demotivierenden Charakter des Spiels, befand ich mich schnell in der genretypischen Spirale, nur noch eben den nächsten Checkpoint erreichen zu wollen. Dennoch kann ich das Spiel nicht uneingeschränkt empfehlen. Dafür setzt es abseits seiner Schauwerte einfach zu wenige eigenständige oder gar neue Impulse. Wer die gebotene Old-School-Erfahrung jedoch schätzt oder aufleben lassen möchte, kann die schmalen 15 Taler für Heidelberg 1693 guten Gewissens investieren.
- 2D-Actionadventure für PC, Switch, PS5 und Xbox Series X|S
- Einzelspieler
- Für Fortgeschrittene bis Profis
- Preis: circa 15 Euro
- In einem Satz: Fordernde 2D-Action der alten Schule im morbiden Gewand
Danke für den Check! Ist nicht ganz mein Genre, sieht aber echt nett aus. :)
Schade, aber wenn der Schwierigkeitsgrad eher in Richtung Fortgeschrittene geht bin ich leider raus. Danke für den Check.
Interessant. Auch dass die Über Schrift nicht "Hell over Palatine" ist. Das Spiel kommt aber auf die dekudeals-Wunschliste.
Bin im letzten Level und sehr oft gestorben. Aber das Spiel hat was und man will unbedingt weiterkommen.
Das sieht ja interessant aus. Das Spiel merke ich mir vor.
Danke für den sehr schönen Check. Oldschool finde ich gut, Innovation auch, das sieht echt interessant aus. Bisschen blöd finde ich es nur, dass man für den Aggressor, den Sonnenkönig, in die Schlacht zieht :-/
Besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Die Legislaturperiode eines Untoten könnte dauern...
Ich warte auf Putzbrunn 2022...
Hui, ist es endlich fertig geworden. Ich glaube da habe ich zum ersten Mal vor über 2 Jahren von gehört.
Oh sieht super aus, mal schauen of das auf dem Steam Deck gut läuft.
Allein schon der Titel ist für mich jetzt schon Kult :)
Denke das spiel ist eher nichts für mich.
Wirkt wie ein aufgemotztes Super Castlevania IV - interessant! :-)
Habe es jetzt durch.Ueber 1000x gestorben. Aber trotzdem ein mega Game.
Ich habe es mir mal auf die Switch-Warteliste gesetzt, wobei ich befürchte, dass Heidelberg 1693 zu schwer für mich ist.
Danke für den Check. :-)
Bin bei einem Spiel noch nie so oft gestorben wie bei Diesem. Immer und immer wieder die gleiche Stelle bis endlich der erlösende Checkpoint kommt. Im Hauptmenu steht wie oft man gestorben ist. Bei mir steht weit über 1000 mal. Aber irgendwie wollte ich es wissen und hab mich durchgebissen. Aber Anderen geht's nicht anders. Echt Geduld und Ausdauer gefragt.