Remakes bekannter und beliebter Klassiker sind schon seit geraumer Zeit en vogue. Im besten Fall können sie das eventuell schon angestaubte Original im neuen Gewand erstrahlen lassen und die unvergessene Spielerfahrung wieder beziehungsweise neu erleben lassen. Demakes hingegen sind weit seltener, gehen sie doch einen anderen Weg. Früher wurde der Begriff Demake fürs Umcoden aktueller Software für schwächere Systeme verwendet. Bloodborne PSX hat damit aber wenig zu tun und geht weit darüber hinaus.
Gerade neue Spiele, wie in diesem Fall Bloodborne (Test mit Wertung 9.0), die mit ihrer Grafikpracht, den spektakulären Effekten, der großen Spielwelt und komplexen Mechaniken sowie einem fordernden Kampfsystem beinahe untrennbar mit neuer Hardware moderner Konsolen und PCs verbunden scheinen, schließen bei oberflächlicher Betrachtung ein voll funktionsfähiges Demake fast schon aus. Vor allem wenn das Ergebnis ein typisches Spiel im PlayStation-1-Look der mittleren 90er Jahre sein möchte.
Diesem Projekt, an dem Entwicklerin Lilith Walther seit 2017 konzeptionell arbeitet – die Hauptentwicklungszeit betrug jedoch nur beeindruckende 13 Monate – und das am 9. Februar 2022 auf itch.io gratis erschienen ist, widmet sich die neueste Doku des noclip-Teams. Mit Interviews, zahlreichen Gameplay-Szenen und bislang unveröffentlichtem Konzept- und Prototyp-Material umreisst das knapp dreiviertelstündige Video, das ihr unter der News eingebunden findet, die ambitionierte Entwicklungsarbeit sowie Fragen zum Markenrecht. Die Doku gibt Antworten auf die Frage, wie es möglich war, die Essenz des Soulsborne-Hits von From Software in ein Low-Poly-Pixel-Korsett von gerade mal 143 MB im Look and Feel von 1994 zu pressen, als die PS1 gerade das Licht der Gamingwelt erblickte.
39 Kudos
Unabhängig. Meinungsstark.
Nice, muss ich beizeiten anschauen.
Habe ich gestern Abend gemacht, lohnt sich!
Warum soll man absichtlich etwas schlechter machen? Ich habe das noch nie verstanden.
Genau. Haste noch nie verstanden.^^
Weil man es kann.
Ich auch nicht. Ich spiele seit C64/Amiga Zeiten und kann dem damaligen Pixelbrei heute nicht mehr viel abgewinnen, auch durch die rosa-roteste Nostalgiebrille nicht.
Damals hätten wir uns gefreut, wenn Spiele plötzlich so ausgesehen hätten wie heute und niemand hätte sich den alten „Scheiß“ zurückgewünscht.
Es wünscht sich doch auch niemand alte Autos zurück (Oldtimer ausgenommen)…juhu, halbe Leistung, aber dreifacher Verbrauch…einfach toll. ^^
Da sind wir hier wohl die Einzigen, die diese Ansicht teilen.
+1
Aus Spass? Ist halt auch eine Herausforderung und sicherlich spannender als das x-te Standard Indie Game zu programmieren. Ich wüsste auch nicht warum man da eine tieferen Sinn drin suchen müsste, hat halt jemand gemacht weil er Bock drauf hatte.
Ich würde sagen, es geht unter anderem um die Ästhetik. Es gibt ja auch 2D-Pixel-Demakes. Auch wenn die frühen 3D-Spiele zurecht als hässlich und schlecht gealtert verschrien sind, haben sie eben auch ihren besonderen Look, der nun bei einer gewissen Generation mit Nostalgie verknüpft ist. Bei Bloodborne PSX ist es nicht damit getan, blockige Assets zu bauen. Das geht von den Wartepausen fürs imaginäre Memory-Card-Lesen über den absichtlich schlimm komprimierten Sound, um möglichst das Feeling der Plattform einzufangen.
Und dann ist da die Faszination, wie denn das gedachte Spiel mit den (mal mehr, mal weniger annäherungsweise nachgestellten) Beschränkungen eines früheren Technikstandes ausgesehen haben und sich gespielt haben könnte. So sind Türen im Bloodborne-Demake mit Schlössern versehen, die sich ab einem gewissen Insight-Wert öffnen, was die Insight-Mechanik mehr auf die Design-Logik von Titeln wie Mario 64 oder Banjo Kazooie überträgt. Sowas macht es interessant, diese im Bloodborne-Demake enthaltene Abwandlung des Anfangsgebiets zu spielen, was dem Leumund nach trotzdem viel Spaß macht (habe bisher nur Videos gesehen). Abgesehen davon hat die Solo-Entwicklerin noch einiges eigenständiges Material eingebaut, darunter einen neuen Boss. Als Fan-Spiel hat Bloodborne PSX also auch spielerisch seine Meriten unter der Oberfläche.
Ich feier gerade den Begriff "Demake" :)
Der Begriff wurde angeblich 2008 von Phil Fish (Fez) erstmals in Bezug auf Spiele und Fanprojekte angewandt. Von Degrade/Remake.
Interessant, danke :)
Mich verwirrt dieser Satz hier etwas "Vor allem wenn das Ergebnis ein typisches PlayStation-1-Spiel im Look der mittleren 90er Jahre sein möchte.".
Als Download finde ich nur eine .exe, scheint also nur ein PC Spiel zu sein. Oder sehe ich das falsch?
Wäre dann nicht zutreffender "Vor allem wenn das Ergebnis ein typisches Spiel im PlayStation-1-Look der mittleren 90er Jahre sein möchte.". Oder verstehe ich das als einziger falsch?
Wollte das einem Kumpel eigentlich auf CD brennen damit er es an der PS1 spielen kann ;)
Hast natürlich recht. Ist ein reines PC-Spiel. Vielleicht ist das so mißverständlich. Ich änder das mal.
Vielleicht bin ich da auch nur einfach zu Retro gefärbt dass ich da sofort nach der PS1 Version suche ;)
Auf jedenfall eine coole News, werd mir die Doku sicher anschauen. Hab bisher nur die ersten Minuten gesehen.
Auf einer gehackten PS Mini müsste es mit dem entsprechenden Emulator doch laufen?
? Das ist doch ein PC-Spiel, vermutlich auch mit einer modernen Standard-Engine gemacht. Selbst wenn man es mittels static recompile zum Laufen bekommen würde, kann ich mir nicht vorstellen, das es einigermaßen performant laufen würde.
Das Demake basiert auf der Unreal Engine, sieht man auch schön in der Doku. Welche übrigens sehr gelungen ist.
Das Spiel würde ich nicht mal mit der Kohlenzange anfassen, aber schwer beeindruckt von der Leistung.
Ohne die Leistung der Entwicklerin schmälern zu wollen sollte man vielleicht auch noch erwähnen, das nicht das komplette Spiel einem "demake" unterzogen wurde, sondern "nur" das erste Areal.
Ich spreche in der News extra von der "Essenz" von Bloodborne und erwähne nie das "komplette" Spiel.
Finde ich persönlich missverständlich formuliert: Man kann ja die "Essenz" (also den spielmechanischen Kern) auf eine andere Plattform transponieren und trotzdem auch das komplette Spiel abbilden.
Ja, das kann man. ;) Wenn man das Video schaut, weiss man aber bescheid. Und auch dann wenn mans gespielt hat.