Ein neuer Monat, eine neue Lesetipps-Ausgabe. Dieses Mal geht es um die geplante Twitter-Übernahme durch Elon Musk und Horizon - Forbidden West (im Test). Weitere Themen sind der Spielejournalismus in Deutschland und Datenerfassung durch Amazon Alexa. Zum Schluss wird es musikalisch, denn HM Global Joergi steht am Mischpult und legt auf.
„Das Wunderkind ruiniert sein Lebenswerk“
rnd.de am 20.05.2022, Frank-Thomas Wenzel
Elon Musk konfrontierte Twitter vor wenigen Tagen mit der hohen Anzahl an Fake-Accounts auf dem Netzwerk und sagte, er wolle die geplante Übernahme aufgrund dessen vorübergehend auf Eis legen. Frank-Thomas Wenzel vom Redaktionsnetzwerk Deutschland kommentiert:
Der Vorwurf kommt jedenfalls reichlich spät. Er hätte wohl besser doch etwas mehr als die fünf Prozent seiner Zeit für die Akquisition aufwenden sollen. Musk verspielt mit solchen Mätzchen seine Reputation.
„Wichtige Arbeit, die niemand bezahlen will“
wasted.de am 14.05.2022, Dom Schott
Um seine Rechnungen bezahlen zu können, muss Dom Schott als freier Spielejournalist mehrere Artikel pro Woche veröffentlichen. Investigative Reportagen seien unter diesen Umständen ein Verlustgeschäft:
Die Honorare im Textjournalismus sind schlecht. Sie orientieren sich meist an Standardsätzen und nur selten am tatsächlichen Aufwand, der für die Recherche und das eigentliche Schreiben notwendig wäre. [...] Die Konsequenz: Investigative Arbeit geht auf Kosten der JournalistInnen, die mit ihrer Arbeit ihre Existenz riskieren – oder sie fällt eben komplett unter den Tisch.
„Es gibt immer nur ein erstes Mal“
polyneux.de am 18.05.2022, SpielerZwei
Auch wenn Horizon - Forbidden West eine gelungene Fortsetzung des ersten Teils sei, können SpielerZwei von polyneux.de die Spielwelt und Aloy als Charakter nicht mehr so sehr in ihren Bann ziehen wie bei Zero Dawn:
Was mir aber fehlt, und da mache ich den Entwicklern gar keinen Vorwurf, weil es einfach in der Natur der Sache liegt, ist dieses Gefühl, wie ein kleines Kind mit weit aufgerissenen Augen eine neue Welt zu entdecken, welches Forbidden West in dieser Form nicht reproduzieren kann.
„Your Echos are Heard: Tracking, Profiling, and Ad Targeting in the Amazon Smart Speaker Ecosystem“
arxiv.org am 22.04.2022, Umar Iqbal et al.
Eine wissenschaftliche Studie zum Thema Tracking durch Amazon Alexa und das darum gebaute Software-Ökosystem. Das Forscherteam um Umar Iqbal (Nvidia Research) fand heraus, dass bis zu 41 Werbepartner ihre Cookies mit Amazon synchronisieren und Interaktion mit den Echo-Geräten zu bis zu 30mal höheren Geboten durch Werbetreibende führen kann.
Aus dem GG-Archiv: DJ Hero mit HM Global Joergi
GamersGlobal.de am 31.10.2009, Jörg Langer
Ein Videotest aus der Anfangszeit von GamersGlobal, bei dem Jörg Langer vollen Körpereinsatz zeigte. Um DJ Hero angemessen zu würdigen, wurde der GG-Chefredakteur gleich selbst zum Plattenschwinger und legte als HM Global Joergi ein paar Beats auf. Ich persönlich fand übrigens DJ Hero gar nicht schlecht, auch wenn leider mein Turntable-Controller nach drei- oder viermal spielen schon kaputt war.
Im heutigen Video: Anlässlich ihrer 250. Folge hat sich GameTwo selbst reviewen lassen – von Heinrich Lenhardt.
Einen ganz besonderen Dank senden wir diesmal an die werten User Q-Bert und Sokar! Auch wenn es nicht alle Hinweise in diese Ausgabe der Lesetipps geschafft haben, so haben wir uns immens über eure Nachrichten gefreut, bitte macht gerne weiter so! Eure Tipps schickt ihr bitte per PN an das Lesetipp-Team, Necromanus, Jürgen, Johannes und Q-Bert.
Zum Artikel von Dom Schott empfehle ich diesen Podcast dazu:
https://insertmoin.de/le-brunch-warum-gibt-es-so-wenig-investigativen-spielejournalismus-in-deutschland/
Danke für die Tipps.
Seitdem Dom Schott mal Gast im WoschCa war, höre ich seinen eigenen Kanal auch sehr gerne. Er macht das wirklich sehr gut!
Vielen Dank für die Linksammlung! :)
Der Artikel von Dom/wasted ist eine gute Situationsbeschreibung - mMn nicht nur für Games-Journalismus, sondern allgemein für Journalismus (aka "wir schreiben stumpf Agentur-Meldungen ab und übernehmen die Haltung, die uns vorgegeben wird"). Für einen Beitrag in der WASD gab es, solange es das Print-Bookazine noch gab, um die 200-300 Euro - das blieb realistisch unter dem Mindestlohn und war daher wirklich nur was für Enthusiasten.
Leider hat Dom auch keine Lösung für das Problem: Wo soll das Geld herkommen? Crowdfunding bedeutet Riesenaufwand für jeden Artikel und die Bereitschaft, für jedes Stück Text einzeln zu zahlen, sehe ich nicht.
Vielleicht wäre ein Zusammenschluss mehrerer Magazine/Webseiten mit einem gemeinsamen Investigativ-Team eine Lösung, da wären dann genug Reichweite vorhanden - aber da kocht ja auch lieber jeder sein eigenes Süppchen, anstatt zu kooperieren... :[
Letztendlich kann das Geld nur von den Konsumenten kommen. Also interessiert es sie einfach nicht genug. Das zweite Problem ist das es in der Medienbranche ein Überangebot von Medienschaffenden gibt. Auch das wirkt sich negativ auf die Honorare aus.
Das Problem bespricht Dom im oben verlinkten Podcast auch.
Ich denke, hier gibt es mehrere potentielle Ursachen:
1. Generelle Zahlungsunwilligkeit für „journalistische“ Inhalte.
2. Spezielle Zahlungsunwilligkeit im Gamesbereich.
3. Wenn es das Angebot zunächst nicht gibt, kann man auch keine Kunden dafür gewinnen. Der Anbieter müsste also in Vorleistung und damit ins Risiko gehen.
4. Das Interesse auf Konsumentenseite für diese Art Inhalte ist schlicht nicht vorhanden.
5. Die Qualität und Wichtigkeit dieser Inhalte wird von den Ersteller schlichtweg viel zu hoch eingeschätzt.
Die Liste ließe sich jetzt noch weiterführen, aber das soll erstmal reichen.
Natürlich gibt es eine Zielgruppe, die an diesen Inhalten Interesse hat, allerdings dürfte es sich eher um eine kleine Gruppe handeln, mit der die kritische Masse nur schwer zu erreichen ist.
Man sieht das ja sehr gut jeden Tag hier bei GG. Der frühere Weg aus Anzeigen (Werbung) und Heftverkäufen (Abos) funktioniert zur Finanzierung eines kleinen Teams mit kleiner Reichweite nicht. Dazu müssen zusätzliche Inhalte angeboten um die Finanzierungslücke zu schließen, sprich Lets Plays, die generelle Weihnachtsaktion. Diese haben nichts mit journalistischem Anspruch zu tun, aber ohne würde es GG wohl nicht mehr geben.
Die tollen Dokus, wie GDC, King Art, die Redaktion, Japan Doku konnten alle auch nur über zusätzliche Crowdfundings ermöglicht werden. Alleine in meiner Zeit hier gab es 18 Crowdfundings. In meiner Idealvorstellung wäre das automatisch Teil des redaktionellen Sujets, aber das geht leider an der Realität vorbei.
Umso mehr freue ich mich, das es zumindest hier Gleichgesinnte gibt, die GG in dieser Art und Weise finanziell und inhaltlich unterstützen und so die Inhalte ermöglichen.
Oh je, DJ Jörgi. Das musste natürlich rausgekramt werden. Vieles, vieles Dank.
DJ Hero war ein cooles Spiel, habe ich auf der Wii gezockt. Mit dem Controller hatte ich keine Probleme, der erwies sich als sehr stabil und wurde auch im (nicht mehr so tollen) zweiten Teil eingesetzt. Das Video von Jörg ist mit heutiger Jugendsprache ausgedrückt: cringe. ;P
Aber danke für das GameTwo-Video. Wenn Heinrich dabei ist, schaue ich mir das an.
Es gab vor ein paar Jahren ein tolles Fan-Demake, das ich sehr gern gespielt habe. Aus Copyright-Gründen aber nicht mehr als Download verfügbar. :/
https://www.youtube.com/watch?v=EWnwPwEmTPs
Danke für die Textauswahl und die vorangestellten Aperitifs. Das sind jedes mal gelungene, kleine Mahlzeiteinstimmer, die sich ja auch nicht von selbst verfassen.
Haben wir überhaupt "investigative" Spielejournalisten in Deutschland? Ich meine niemanden, der Jason-Schreier-Tweets ins Deutsche überträgt oder regelmäßig Reddit nach Artikelthemen abgrast, sondern Spürnasen eigener Inhalte, die ertragreich das unbekannte Wichtige recherchieren, was eben nicht ohnehin schon auf den gängigen Plauderseiten des Netzes steht.
Falls jemandem etwas einfällt, würde ich mich über ein Textbeispiel freuen.