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Mittlerweile 35 Jahre reicht die Geschichte der Final Fantasy-Reihe zurück. Wer damals die Quest im ersten Teil zuende führte, sah sich am Ende dem Bösewicht Garland gegenüber. Stranger of Paradise – Final Fantasy Origin versetzt euch in die Haut des Jack Garland, der scheinbar als Besucher aus einer anderen Welt durch das Fantasy-Reich streift und noch nicht ahnt, dass er selbst einmal als Bösewicht dastehen wird.
Square Enix entwickelte das Action-RPG nicht selbst, stattdessen zeichnete Team Ninja verantwortlich. Während Nioh aus demselben Hause seinen eigenen Dreh der Dark Souls-Formel präsentierte, schneidet sich das Kampfsystem von Strangers of Paradise eine Scheibe von Sekiro – Shadows Die Twice ab.
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Jack rammt dem Pferd sein Horn in den Kopf und wirft es auf den abgesprungenen Reiter, der in der zweiten Phase des Bosskampfs notgedrungen ohne Gaul weiterkämpft. |
Konter-König
In Stranger of Paradise kombiniert ihr grundlegend mit R1/RB Schläge zu Kombos und löst mit R2 besonders starke Attacken aus, die jedoch eure Magiepunkte verbrauchen. In der Defensive weicht ihr aus, blockt und pariert. Mana und Paraden sind dabei die wichtigsten Elemente in den Kämpfen. Euer maximaler Magievorrat wächst durch bestimmte Aktionen, vor allem durch erfolgreiche Paraden. Dazu senken Paraden und starke Angriffe schneller den Widerstand eurer Feinde. Und wie in Sekiro spielt die Haltung beziehungsweise der Widerstand eine zentrale Rolle. Ist der Widerstand des Feindes am Ende, nimmt ihn Jack auf Knopfdruck auf eine Art auseinander, die an Kratos in God of War erinnert. Stranger of Paradise schwächt die blutige Gewalt dadurch ab, dass sich blutende Feinde in rote Kristalle verwandeln.
Das Zeitfenster zum Parieren ist recht gnädig, allerdings senken wirkungslose Paraden rapide euren eigenen Widerstand. Daher empfiehlt das Tutorial, sich mit Blocks das Timing der Feinde zu verinnerlichen und sich dann an Paraden zu probieren. Die Grundlagen werden um weitere Details ergänzt, so absorbieren Paraden bestimmte magische Angriffe, die ihr dann wie ein Item einsetzt. Die erste Superkraft „Weihung“ senkt den maximalen Widerstand von Feinden mit jedem Treffer, was es in Gruppenkämpfen den Feinden erschwert, ihren Widerstand zu regenerieren – allerdings lässt Weihung euren mühsam vergrößerten Magiebalken wieder deutlich schrumpfen. Nach und nach werden immer weitere Facetten und mögliche Taktiken gegen Gegner durch Tutorial-Texte eingeführt, doch nicht immer erklärt sich Stranger of Paradise dabei gut.
Der erste Boss fragt auf dem Standard-Schwierigkeitsgrad ab, ob ihr die Paraden und andere Mechaniken wie die Resonanz verstanden habt, mit der die beiden mit euch durch den Level laufenden Party-Mitglieder aggressiver angreifen und euch damit Raum zum Atmen geben.
Ob allerdings der nächste Angriff eines Bosses euch oder den Mitstreitern gilt, ist teils schwer abzusehen und eine irrtümliche Parade wird schließlich durch Widerstandsverlust bestraft.
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Diese Piratenhöhle gehört zu den hübscheren Umgebungen von Stranger of Paradise. |
Verloren im Menü-Labyrinth
Sterbt ihr oder rastet an einem der Checkpoints, kehren alle Feinde zurück. Es gibt aber keine Seelen-Mechanik wie in von Dark Souls inspirierten Spielen. Was dagegen aus dem Souls-like Nioh übernommen wurde, ist die allgegenwärtige Beute. Selbst eine kleine Gruppe von Fledermäusen hat das Potential, Ausrüstung mit einem höheren Level fallen zu lassen. Dann taucht ihr ab in das Menü, in dem ihr Jack nebst Begleitern stärkere Waffen, Helme, Rüstungen, Handschuhe, Hosen und Schuhe anzieht. Dazu wechselt Held Jack auf Knopfdruck zwischen zwei Sets, die ihr jeweils individuell ausstaffiert. Neben allgemein höheren Boni sowie Angriffs- und Verteidigungswerten kann Ausrüstung die Effektivität eurer Job-Klasse steigern. Überschreitet ihr beispielsweise als Pikenier durch eure Montur eine Affinität von 50 Prozent, gibt es einen zusätzlichen passiven Bonus.
Jobs sind die Klassen der Helden, die durch die angelegte Waffe bestimmt werden und eure Angriffsmuster stark verändern. Wechselt ihr durch erwähnten Knopfdruck vom Schwertkämpfer-Set auf ein Magier-Set, brecht ihr den Widerstand der Feinde aus der Ferne mit gezielten Element-Zaubern, die Final-Fantasy-Veteranen bestens vertraut sind, ebenso wie viele Feinde, wie etwa das Katkusmonster Kaktor. Durch das Vertrimmen der Gegner steigen die Stufen der aktiven Jobs, sodass ihr an Checkpoints in Skill-Bäumen weitere Boni oder neue Angriffe freischalten könnt, die ihr wiederum im Charaktermenü manuell bestimmten Kombo-Eingaben zuordnet (zum Beispiel Stick-nach-vorn + leichter Hieb). Über die Skill-Bäume schaltet ihr obendrein fortgeschrittene Klassen frei.
Stranger of Paradise ist also bei aller Action ein Spiel, in dem ihr lange Zeit in Menüs verschwindet. Auch eure Reise durch die Welt kommt als schlichtes Menü daher. Nach jedem Dungeon startet ihr Cutscenes oder den nächsten Level über eine Karte. Die Level-Voraussetzungen für die Geschichte steigen übrigens schnell an und eure Stufe bemisst sich nach dem Durchschnittswert der angelegten Ausrüstung. Das macht Nebenmissionen, in denen ihr euch in bekannten Leveln zu einem kleineren Bosskampf durchschlagt, fast zur Pflicht.
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Über die Weltkarte wählt ihr Haupt- und Nebenmissionen oder sucht Mitspieler für den Online-Modus. |
Die Geschichte von Stranger of Paradise ist sehr kurios erzählt. Zum einen gibt es seltsame Sprünge. Anfangs stolpert Jack zur Hauptstadt, trifft zwei Fremde auf der Straße, die ihn fragen, ob er auch einen magischen Kristall hat und einen kameradschaftlichen Fist-Bump später erklärt eine Texttafel, dass sie große Monster erlegt haben, um sich dem König als würdig zu erweisen. Ich übertreibe nicht, es geht wirklich so überstürzt los. Das andere Kuriosum ist Jack selbst, der am liebsten in Grunzlauten kommuniziert und allen ins Wort fällt, die nicht über Oberbösewicht Chaos reden, den er unbedingt töten will, weil ihm das sein Bauchgefühl sagt. Kuriose Szenen und Charaktere sorgen für einen Trash-Faktor, der aber auch zur Folge hat, dass die ernsteren Momente der Geschichte im Kontrast dazu aufgesetzt wirken.
Technisch wurde ich auf PS5 einmal von einem Bildrateneinbruch in einer Cutscene überrascht. In den Kämpfen stand mir die Technik abgesehen von Kamera-Aussetzern dagegen nicht im Weg. Die Level-Schläuche bieten einige hübsch gestaltete Abschnitte, grafisch hinterlässt Stranger of Paradise aber durchgehend einen angestaubten Eindruck.
Autor: Hagen Gehritz (GamersGlobal)
Die Grundidee des Kampfsystems mit dem Fokus auf Paraden ist simpel, wird aber in Stranger of Paradise - Final Fantasy Origins durch viele Details ergänzt. Das wirkt am Anfang erschlagend, gibt aber Raum zum Experimentieren mit den Jobklassen. Die Metzelei ist spaßig und es ist befriedigend die ganze Kombo eines Bosses zu parieren. Der Weg dahin ist gepflastert mit Niederlagen, da Obermotze auf dem Standardschwierigkeitsgrad Jack mit zwei Hieben auf die Bretter schicken. Wenn eine Attacke plötzlich doch mich statt den Verbündeten anvisiert oder mich ein kleinerer Gegner ablenkte, kann das aber durchaus frusten.
Wer möchte, macht sich das Leben mit dem Story-Schwierigkeitsgrad einfacher, aber die Kämpfe sind das Herzstück von Stranger of Paradise. Die Story unterhält vorrangig durch ihre freiwillige und unfreiwillige Komik. Die Levels bieten zwar einige schön anzusehende Abschnitte, wie eine Burgmauer, auf der euch ständig eine Balliste mit riesigen Bolzen eindeckt. Allerdings wirken die Gebiete häufig generisch und blutleer. Die Sprünge in der Erzählung oder der Umstand, das Gespräche mit NPCs in ein Menü auf der Weltkarte ausgelagert wurden, lassen Stranger of Paradise zudem teils wie Stückwerk wirken.
Der RPG-Anteil in diesem Action-Rollenspiel manifestiert sich in Form von vielen Stellschrauben bei Ausrüstung. Leidenschaftliche Min-Maxer werden mit der Progression mehr Spaß haben, als ich. Ich bevorzuge überschaubare Ausrüstung mit merklicher Auswirkung auf Gameplay, statt dass ich nach jedem zweiten Kampf im Menü inkrementelle Prozentboni herauskitzle. Die allgegenwärtige Beute entwertet gerade zu Beginn den Inhalt von Truhen und die Seltenheitsstufen, da Ausrüstung mit höherem Level selbst Seltenes sofort obsolet macht.
Viel Spaß beim Lesen!
Ich hab mir zwei Versionen der Demo angeschaut. Die erste und die aktuellste. Aber der Funke will nicht überspringen, obwohl die Kombination aus Team Ninja und Final Fantasy eigentlich vielversprechend ist. Das lasse ich aus.
Danke für den Test :). Puh ich mag trashige Sachen wie Deadly Premonition eigentlich. Aber diesmal muss ich leider passen.
Hab mir schon gedacht dass das eher Grütze ist. Hab ein paar Lets Plays angeschaut damals. Kein Final Fantasy für mich
Och naja. Irgendwann wird es sicher in meine Bibliothek wandern. Ich bin aber ohnehin kein sonderlicher Souls/Nioh-Spieler und die Spinoffs von Square brauchen auch immer ihre Zeit, bis sie bei mir wirken. So wie Type-0. Mochte ich am Anfang auch überhaupt nicht. Eilt aber wirklich nicht.
Mich würde vor allem die Geschichte interessieren. Bei der in FF1 ging es ja vor allem um eine bestimmte Sache. Schon nervig, wenn ein einzelner Begriff schon vieles spoilern würde.
Yepp, an der Vorgeschichte für FF1 komme ich nicht vorbei, da muss ich wohl mal durch. Auch wenn der Test mir jetzt nicht so viel Hoffnung macht.
Nett, dass es auch für die xbox eine Demo gibt, dann werde ich dank Team ninja auch reinschauen
Das kann man sich dann wohl sparen, gut zu wissen.
Bemerkenswert wie Square Enix versucht die Marke "Final Fantasy" mehr und mehr zu ramponieren und auszuschlachten.
Schade, das ist die erwartete Enttäuschung. Bei der ersten Demo bin ich gnadenlos an dem Boss am Ende gescheitert, ich hab’s einfach nicht hinbekommen. Mit dem Story-Modus hätte ich vielleicht nochmal einen Blick riskiert, aber bei dieser Präsentation - eher doch nicht.
Ich finde den Kurztest gut, aber irgendwie macht es für mich weiterhin nicht so viel Sinn den unter die News zu packen. Trotzdem weiter so :)
Danke für den Kurztest. ;)