The Last of Us 2: Aufgenommen in Datenbank „Games und Erinnerungskultur“

PS4
Bild von ChrisL
ChrisL 199512 EXP - 30 Pro-Gamer,R12,S11,A10,J10
Alter Haudegen: Ist seit mindestens 10 Jahren bei GG.de registriertNews-Redaktion: Hat von der Redaktion weitere Rechte für das News-Redigieren erhaltenGG-Gründungsfan: Hat in 2009 einmalig 25 Euro gespendetExtrem-Schreiber: Hat mindestens 1000 News geschriebenDieser User hat am GamersGlobal Grillfest 2019 teilgenommenDieser User hat an der Weihnachtsfeier 2016 teilgenommenTop-News-Meister: Hat mindestens 500 Top-News geschriebenAlter Haudegen: Ist seit mindestens 5 Jahren bei GG.de registriertGold-Jäger: Hat Stufe 11 der Jäger-Klasse erreichtGold-Cutter: Hat 100 Videos gepostetDieser User hat uns an Weihnachten 2017 mit einer Spende von 5 Euro unterstützt.Alter Haudegen: Ist seit mindestens 3 Jahren bei GG.de registriert

24. Dezember 2021 - 1:21 — vor 2 Jahren zuletzt aktualisiert
Dieser Inhalt wäre ohne die Premium-User nicht finanzierbar. Doch wir brauchen dringend mehr Unterstützer: Hilf auch du mit!
The Last of Us - Part 2 ab 29,90 € bei Amazon.de kaufen.

Vor wenigen Tagen informierte die Stiftung Digitale Spielekultur darüber, dass die kuratierte Datenbank „Games und Erinnerungskultur“ um 28 weitere Spiele erweitert worden ist, zu denen erläuternde Texte sowie teilweise auch Videos zur Verfügung stehen. Einer der neu hinzugekommenen Titel ist The Last of Us - Part 2 (im Test mit Wertung 9.5).

Laut Eigenbeschreibung der Verantwortlichen, zu denen auch der Arbeitskreis Geschichtswissenschaft und Digitale Spiele gehört, steht bei der Pflege der Datenbank „eine spezifische Erinnerungskultur mit Bezug zur deutschen Geschichte [im Fokus], weswegen vornehmlich Themen wie NS-Zeit, Holocaust, Weltkriege, Kolonialismus, Nachkriegszeit sowie deutsch-deutsche Geschichte behandelt werden“. Weiter heißt es:

Auch gegenwärtige, gesellschaftlich relevante Themen, die eine Verbindung zur deutschen Erinnerungskultur aufweisen, das heißt unter anderem Migration, Flucht und Vertreibung, Antisemitismus oder Radikalisierung, werden bearbeitet.

Die einzelnen Titel werden zudem „in einen groben pädagogischen Kontext eingeordnet“, was im Detail bedeutet, dass sie zeitlich eingeteilt und mit Stichwörtern (zum Beispiel „Militär“, „Zivilbevölkerung“, „Kolonialismus“, „Trauma“) versehen werden. Hinzu kommen Angaben zum Vermittlungspotential, dem Zeitaufwand und der Komplexität. Auf diese Weise soll „der Einsatz der Spiele in Museen, Gedenkstätten, Schulen, Universitäten und anderen Lernorten [angeregt werden].

Neben der kurzen Beschreibung von The Last of Us - Part 2 enthält dessen Datenbankeintrag auch die ausführliche erinnerungskulturelle Einordnung samt Diskussionspunkten. Unter anderem schreiben die Verantwortlichen:

Antisemitismus ist ein großes gesellschaftliches Problem und wird nach aktuellen Berichten immer häufiger. The Last of Us - Part 2 setzt als eines von nur wenigen Computerspielen ein konkretes Zeichen und macht eine Synagoge zum Erinnerungsort für die Gräueltaten gegen die jüdische Bevölkerung, mit namentlichen Verweisen auf Inquisition und Holocaust.

Während im ersten Teil die Figur Ellie noch für Harmonie und Hoffnung stand, wird sie hier zur Personifizierung von Irrationalität, Gewalt sowie Rachsucht und verliert ihre eigene Menschlichkeit immer mehr aus den Augen.

Der Israel-Palästina-Konflikt ist [...] eine prägende Inspiration für die Story des Spiels und zeigt sich insbesondere in Ellies einsamen Rachefeldzug und den verbitterten Konflikten verschiedener Gruppen von Überlebenden, die von Misstrauen, Vorurteilen und Abgrenzung geprägt sind.

The Last of Us - Part 2 nimmt auch andere zeitgenössische Themen auf: Geschlechterrollen und Stereotype. Ellie ist lesbisch und ihre jüdische Freundin Dina begleitet sie über weite Strecken des Spiels. Abby bricht hingegen mit den typischen „Schönheitsidealen“ der Sozialen Medien. Sie ist muskulös, selbstbewusst und zeigt Führungsstärke.

Im Abschnitt „Diskussionspunkte“ gehen die Autoren auch auf die Entscheidungen, die ihr im Verlauf des Spiels treffen müsst, sowie die Gewalt ein:

Aufgrund der Repräsentation verschiedener Geschlechtsidentitäten und Geschlechterrollen sowie umstrittenen dramaturgischen Entscheidungen in der Spielhandlung, ist selbst ein Jahr nach Erscheinen des Spiels eine fern von Fakten oder Vernunft geführte Diskussion noch nicht zu einem Ende gekommen.

Trotz der ausgezeichneten Kritiken ist The Last of Us - Part 2 damit bis heute eines der meistdiskutierten und kontroversen Spiele.

Die Gewalt im Spiel steht nicht nur im Fokus, sondern wird bewusst übersteigert und soll abstoßend wirken. Hieran lässt sich diskutieren, wie und zu welchem Zweck mediale Gewalt heutzutage dargestellt wird.

Mit Stand von Ende Dezember 2021 umfasst die Datenbank „Games und Erinnerungskultur“ etwas mehr als 50 Titel. Als weitere Beispiele seien Wolfenstein - The Old Blood, Metal Gear Solid 3 - Snake Eater, Papers, Please, The Inner World - Der letzte Windmönch, Tropico 6, Hearts of Iron 4, Disco Elysium - The Final Cut, Battlefield 1 und Anno 1800 genannt.

Zu den Partnern der Stiftung Digitale Spielekultur gehören die Amadeu Antonio Stiftung, das Auswärtige Amt, das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie andere Bundesministerien, die Bundeszentrale für politische Bildung oder auch das Grimme Institut, um nur einige wenige zu nennen. Der Start der Datenbank war am 24. Juni dieses Jahres.

Vampiro Freier Redakteur - - 121649 - 24. Dezember 2021 - 4:15 #

Was es alles gibt. Schade, dass auch hier deutsche Geschichte offensichtlich erst mit dem Platz an der Sonne beginnt.

Was da alles in TLOU Part steckt oder stecken soll, da wäre ich vermutlich nicht drauf gekommen. Allerdings würde ich es wegen der Gewaltddarstellung spielen, ich mag sowas in Spielen oder auch Filmen (gibt da ja auch einigr Szenen in TWD), ohne dass es in reinen Splatter abdriftet.

Frage an die, die es gespielt haben:

"Während im ersten Teil die Figur Ellie noch für Harmonie und Hoffnung stand, wird sie hier zur Personifizierung von Irrationalität, Gewalt sowie Rachsucht und verliert ihre eigene Menschlichkeit immer mehr aus den Augen.

Der Israel-Palästina-Konflikt ist [...] eine prägende Inspiration für die Story des Spiels und zeigt sich insbesondere in Ellies einsamen Rachefeldzug und den verbitterten Konflikten verschiedener Gruppen von Überlebenden, die von Misstrauen, Vorurteilen und Abgrenzung geprägt sind."

Ist Ellie denn eher ein Palästinänsischer Raketenterrorist oder ein illegaler, aggressiver Siedler? Oder soll sie gleich beide verkörpern (und wer ist aber dann der andere Teil des Konflikts? Ihr altes Ich?)

Dass es jetzt eine jüdische Freundin gibt und das offenbar thematisiert wird, überrascht mich jetzt nicht. Das Judentum ist in amerikanischen Produktionen gefühlt die am häufigsten eingebaute Religion oder sogar Kernbestandteil (Big Bang, New Girl, Srubs, diese Serie um das Mädel von Amazon usw.). Auf Platz 2 tippe ich das Christentum. Das wird mal positiv (S.W.A.T.), mal negativ (Tru Blood) oder auch mal ziemlich verarschend (Cloud 9, Judentum ist auch eingebaut, aber ohne Verarschung in dem Fall) thematisiert.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40317 - 24. Dezember 2021 - 7:46 #

Scheinbar konsumiere ich einige Teile unseres Hobbys falsch. Okay, gerade in TLOU 2 steckt viel und einiges ist (offenbar für Konsumenten wie mich) ziemlich offensichtlich. Aber diese Tiefen habe ich dem Spiel dann doch nicht angemerkt.

Vielleicht nochmal ein LP gucken und es dahingehend betrachtet.

goldetter 16 Übertalent - P - 5788 - 24. Dezember 2021 - 8:29 #

Geht mir genauso wie Dir. Gerade die Paralelle zum Israel-Palästina-Konflikt war für mich wohl zu subtil. Wäre ich nie drauf gekommen.

Wobei dieser Eintrag in der Datenbank den Zusammenhang zum Nahost Konflikt deutlicher macht:

"Der kreative Leiter und Co-Autor von The Last of Us Part II, Neil Druckmann, wuchs im Westjordanland in Israel auf und beschreibt im Interview den schreckenerregenden Eindruck, den die Berichterstattung über den Lynchmord von Ramallah an einem israelischen Soldaten im Jahr 2000 auf ihn gemacht hat."
https://www.stiftung-digitale-spielekultur.de/spiele-erinnerungskultur/the-last-of-us-part-ii/

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40317 - 24. Dezember 2021 - 9:35 #

Hmmm...ich glaube ich sollte mal das Reclam-Heft zum Spiel lesen. :)

AxlB 12 Trollwächter - 1093 - 26. Dezember 2021 - 12:47 #

Dass heute der Begriff "konsumieren" für Medien so verbreitet ist, ist auch ein Indiz für diese Entwicklung. Man zieht sich etwas rein und dann gehts weiter zum nächsten. Evtl wird das Spiel für ein Achievement noch durchgegrindet.

Das gleiche erlebe ich bei mir auch, daher nicht als Kritik an dir verstehen;)
Neulich noch eine Zusammenfassung eines Spieleplots gesehen und war erschrocken, was mir alles entgangen ist, oder schlichtweg schon wieder vergessen wurde.

Habe aber trotzdem ein Problem damit, bspw Bücher Lesen oder Filme zu schauen als konsumieren zu bezeichnen. Finde es irgendwie abwertend dem Medium gegenüber.

TheRaffer 23 Langzeituser - P - 40317 - 26. Dezember 2021 - 20:55 #

Ja okay, stattgegeben. Ich verstehe was du meinst :)

Sven Gellersen 23 Langzeituser - - 45115 - 24. Dezember 2021 - 10:38 #

Da steckt ja scheinbar doch noch so einiges im Spiel, was mir zumindest nicht nachhaltig in Erinnerung geblieben ist.
Als ich die Zitate hier in der News gelesen habe, dachte ich zunächst, dass die Stiftung in ihrer Bewertung etwas übereifrig interpretierend zugange war. Aber das ist wohl doch nicht der Fall, wie durch den kompletten Eintrag zum Spiel sowie dem dazugehörigen Video deutlich wird.

-Stephan- 14 Komm-Experte - 2137 - 24. Dezember 2021 - 13:05 #

Mhm, für mich war es ein gutes Spiel, aber in insgesamten konnte es mich nicht begeistern. Es ist sicher eine gute Sache kontroverse Zeitthemen in das Medium Videospiel mit einzubringen, hier hat man es aber meiner Meinung nach einfach übertrieben.

Auch der Actiongehalt war mir zu hoch. Mag man wie oben genannt als "soll abstoßend wirken" interpretieren, aber im Spiel selbst fand ich das einfach übertrieben.

Auch der erzwungene "Wechsel"..ja,er ist nachvollziehbar. Aber Spielerisch hat er mir keinen Mehrwert geboten.

Insgesamt wäre einfach weniger mehr gewesen..man muss in einem Spiel nicht jede Kontroverse auf einmal durchgehen.

Ein gutes Spiel bleibt es weiterhin, ein Meisterwerk sehe ich darin aber nicht. Allerdings geht's da in der Aufnahme in der Liste ja auch nicht.

Vampiro Freier Redakteur - - 121649 - 24. Dezember 2021 - 14:10 #

Am besten finde ich die Kritik an HoI4 was das Fehlen von Holocaust und so angeht. Soll man da jetzt auch eine Judenvernichtungsmechanik (die über Zwangsarbeit als Politik hinausgeht) einbauen und wenn man als z.B. Ami dann durch Deutschland zieht ploppen Befreiungsinfofenster auf?

Da sind eh einige Fehler in den Texten, wie ich schon beim flüchtigen Lesen sah. Z.B. dass man angeblich in HoI4 nur in den Blöcken Kriege führen kann ist einfach Quatsch. Sagt aber imho einiges über die Qualität der Datenbank.

Ebenfalls strange: Tropico 6 ist ein rundenbasierter Demokratiesimulator? Lol.

goldetter 16 Übertalent - P - 5788 - 24. Dezember 2021 - 15:13 #

Zu Tropico würde mir eher Populismussimulator einfallen.

Die Idee der Datenbank finde ich schon witzig. Es wird halt viel in die Spiele reininterpretiert.

Ob man mit Tropico, wenn man es richtig macht jemanden etwas über Demokratien und Diktaturen beibringen kann, finde ich nicht so abwegig.

Vampiro Freier Redakteur - - 121649 - 24. Dezember 2021 - 17:47 #

Rundenbasierter Demokratiesimulator ist halt echt strange. Es wird nicht nur viel in die Spiele interpretiert, sie werden vor allem auch teils (spielmechanisch) falsch dargestellt, siehe zB HoI4. Wenn man dann Dinge in etwas interpretiert, was man gar nicht durchblickt, gefällt mir das überhaupt nicht.

Pomme 17 Shapeshifter - P - 8623 - 24. Dezember 2021 - 17:55 #

Demokratiesimulator passt doch. Aber wo ja der du das rundenbasiert her? Finde die Stelle auf deren Seite nicht.

Vampiro Freier Redakteur - - 121649 - 24. Dezember 2021 - 18:05 #

Im Artikel zu Tropico 6. "Als rundenbasiertes Spiel eignet sich Tropico 6 zum Beispiel"

Die Möglichkeiten wie in Tropico hat man in einer normalen Demokratie nicht. Imho ist das eher ein Diktatursimulator. Die DDR gilt ja jetzt auch nicht als Demokratie.

vgamer85 (unregistriert) 24. Dezember 2021 - 17:37 #

Eines meiner Spielehighlight 2020..ein Meisterwerk. Big Like

Robokopp 19 Megatalent - - 18986 - 25. Dezember 2021 - 0:57 #

Der Projektleiter der Stiftung Digitale Spielkuktur hat zum Thema Erinnerungskultur neulich auch dem Deutschlandfunk Kultur ein Interview gegeben:

https://www.deutschlandfunkkultur.de/warum-sind-computerspiele-fuer-die-erinnerungskultur-so-wichtig-podcast-dlf-kultur-e68ca099-100.html

Pitzilla 20 Gold-Gamer - P - 22256 - 25. Dezember 2021 - 10:19 #

Na, ich weiß ja nicht, ob die übers Ziel hinausgeschossen sind?
Was ist denn der Grund, den Israel-Palästina-Konflikt als prägende Inspiration zu nennen?
Hab’s nur hier auf der Seite gelesen, aber ein Rachefeldzug und Konflikte zwischen zwei Gruppen sind da ein bisschen dünn, oder?