Update vom 13.09.2021, 14 Uhr:
Wie sich bereits in den Äußerungen von Epic Games CEO Tim Sweeney im Nachgang des Urteils angedeutet hatte, hat der Fortnite-Hersteller nun Berufung eingelegt. Damit geht das Gerichtsverfahren zwischen Apple und Epic Games in die nächste Runde. Die genaue Begründung für den Widerspruch geht aus den bisher veröffentlichen Prozessunterlagen noch nicht hervor.
Mit der Berufung verfolgt Epic Games weiterhin das Ziel, auf iOS-Geräten einen eigenen, von Apple unabhängigen Store anbieten zu können. Bisher ist die alleinige Plattform für den Download von Apps auf iPhones oder iPads der eigene App Store von Apple. Dies betrachtet Epic als eine unzulässige Monopolstellung. Die US-Richterin Yvonne Gonzalez Rogers war dieser Auslegung im ersten Urteil vor wenigen Tagen jedoch nicht gefolgt.
Apple indes verwies auf die Frist von 90 Tagen, um die im Urteil ebenfalls geforderten Änderungen bei In-App-Käufen umzusetzen. Hier besteht innerhalb der Frist weiterhin die Möglichkeit, dass auch der iPhone-Hersteller gegen das Urteil in Berufung geht.
Ursprüngliche Meldung vom 12.09.2021, 15 Uhr:
Bereits seit dem vergangenen Jahr tobt ein Rechtsstreit zwischen dem Tech-Giganten Apple und Videospielentwickler Epic Games. Stein des Anstoßes war seinerzeit ein Update der Mobilversion des Spieles Fortnite, welches eine eigene Bezahlmethode von Epic Games für In-Game-Käufe hinzufügte. Diese externe Bezahlmethode umschiffte die Provisionsgebühren von etwa 30%, die sonst bei jedem Kauf im App Store an Betreiber Apple gehen. Dieser entfernte daraufhin das Spiel aus dem Store, Entwickler Epic reichte in der Folge Kartellklage ein. Den Verlauf der Geschehnisse könnt ihr in dieser News noch einmal nachvollziehen.
Nun wurde im laufenden Gerichtsverfahren zwischen Apple und Epic Games ein Urteil gefällt: Apple muss Anbietern von Apps zukünftig erlauben, innerhalb der Apps auf andere Bezahlmethoden zu verweisen, auch wenn diese die Provision umgehen. Der iPhone-Hersteller muss dies bis zum 9. Dezember umsetzen. Das ist ein Erfolg für Epic Games, in nahezu allen anderen Punkten bekam jedoch Apple recht: Der Monopolvorwurf wurde abgewiesen, der App Store wird weiterhin die einzige Anlaufstelle bleiben, um sich Apps auf das iOS-Endgerät zu laden. Ebenso wurde entschieden, dass Epic mit dem Hinzufügen des Bezahlsystems im Jahr 2020 Vertragsbruch begangen hat und nun etwa 3,7 Millionen Dollar Schadenersatz an Apple zahlen muss. Dies entspricht 30% der Umsätze, die Epic zwischen August und Oktober 2020 mit Fortnite auf iOS generiert hat.
Insofern verbuchte Apple das Gerichtsurteil als Erfolg, während sich Epic Games CEO Tim Sweeney auf Twitter unzufrieden zeigte. Seiner Äußerung zufolge könnte Epic Games eine Berufung in Erwägung ziehen. Das Urteil bezieht sich nur auf Unternehmen in den Vereinigten Staaten, jedoch laufen ähnliche Verfahren gegen Apple und auch Mitbewerber Google auch andernorts: So wurde in Südkorea bereits ein ähnliches Urteil gefällt, auch die EU-Kommission hat im vergangenen Jahr nach einer Beschwerde des Musikstreaming-Riesen Spotify ein Verfahren gegen Apple eingeleitet.
Interessant werden die Auswirkungen der bisherigen Urteile sein: Bekanntermaßen werden große Teile der im App Store erhältlichen Programme kostenlos angeboten. Umsätze werden dann häufig über In-App-Käufe generiert. Werden diese zukünftig an Apple vorbeigeführt, könnte dies einen großen Einfluss auf die bisherige Funktionsweise des Systems haben.
Danke für die News-Übernahme. In den ersten Meldungen auf tageeschau und bei SPIEGEL wurde für meinen Geschmack etwas zu vorschnell Apple als großer Verlierer des Gerichtsurteil dargestellt, obwohl Epic ebenfalls nicht glücklich mit dem Urteil sein kann. Eine schnelle Rückkehr von Fortnite in den App Store scheint unwahrscheinlich zu sein.
Sehr schade, habs gerne gespielt. Wobei Wild Rift auch mehr als gut unterhält
Warum sollte eine schnelle Rückkehr unwahrscheinlich sein (außer Epic ficht das Urteil an) ?
Epic hat übrigens Berufung eingelegt ;)
"The flip side of this is that it’s not even up to Epic when Fortnite returns. Even if Epic caves and makes the changes, Apple still needs to restore Epic’s developer account and approve Fortnite for distribution. Apple has said it’s open to this, but Apple’s still the one determining whether Epic is adhering to those rules."
https://www.theverge.com/2021/9/10/22667069/fortnite-ios-return-apple-epic-ruling
Deswegen hätte es ja trotzdem "schnell" gehen können, das Gericht hatte eine Frist bis zum 9.12. gesetzt. Ein Konto zu reaktivieren geht ja schnell, und rauszögern bringt ja nix außer einer Strafzahlung. Apple hätte höchstens in Berufung gehen können, aber da sie gerade noch mit einem blauen Auge davongekommen sind und es auch noch keine Ankündigung seites Apple gab, schien mir das eher unwahrscheinlich.
Apple ist viel zu geldgeil als dass sie eines der umsatzstärksten Spiele nicht zurückhaben wollen würden. Selbst mit externer, günstigerer Zahlungsmöglichkeit bleiben ja noch genug User, die die Käufe mit Appleaufschlag zahlen.
Wenn alle Rechtsinstanzen durch sind, legen sie vielleicht noch eine demonstrative Schmollpause ein, aber dann kommt Fortnite sicher wieder zurück.
Der CEO von Apple ist ein visionsloser Finanzoptimierer und alles was nennenswert Geld bringt, wird der nicht künstlich ausgesperrt lassen. Und PR-technisch lässt es sich ja auch nutzen. "Epic hat uns viel Ärger gemacht, aber uns sind die User wichtig und die wollen Fortnite zurück blabla".
Sie brauchen ja nicht mal eine abschreckende Machtdemonstration ("Wer uns ans Bein pissen will, kann für immer draußen bleiben") wenn das Urteil so bleibt, da der Präzedenzfall alle anderen Firmen von ähnlichen Schritten abhalten wird.
Ein Steve Jobs hätte sie wohl nicht mehr reinlassen wollen, aber Tim Cook schaut sich die potentiellen Umsätze an und nimmt sie freudig wieder auf.
Tim Sweeney, der CEO von Epic, ist da weniger optimistisch:
"Late last night, Apple informed Epic that Fortnite will be blacklisted from the Apple ecosystem until the exhaustion of all court appeals, which could be as long as a 5-year process."
https://twitter.com/TimSweeneyEpic/status/1440711772483186690
Ich hab ja "Wenn alle Rechtsinstanzen durch sind" geschrieben. Dass sie das im laufenden Verfahren nicht machen, war ja offensichtlich.
Und ich hab geschrieben:
"Eine schnelle Rückkehr von Fortnite in den App Store scheint unwahrscheinlich zu sein."
Fünf Jahre würde ich nicht als schnelle Rückkehr bezeichnen und wenn es Apple nur ums Geld geht, dann müssen sie auch nicht solange warten, sondern können sich außergerichtlich mit Epic einigen.
Dass sich der Rechtsstreit jetzt noch über Jahre zieht, ist ja klar. Und auch danach wird Apple noch schätzungsweise ein halbes Jahr demonstrativ schmollen. Dann ist die Show vorbei und beide wollen wieder Geld scheffeln.
Ist doch klar, dass Epic mit dem Ergebnis nicht zufrieden ist. Epic ist erst zufrieden, wenn sie bei Apple & Co. einen eigenen Store aufmachen können, in dem sie dann dieselben Apps, aber mit geringerem Cut, verkaufen, weil sie sich die Kosten für die gesamte Infrastruktur sparen, die dann trotzdem beim Plattformbetreiber hängen bleiben.
Quasi genau das darf Epic doch jetzt aber auch:
"Apple muss Anbietern von Apps zukünftig erlauben, innerhalb der Apps auf andere Bezahlmethoden zu verweisen, auch wenn diese die Provision umgehen."
Nur eben nicht rückwirkend, was verständlicherweise für Verstimmung bei Epic sorgt.
Wenn die Kosten für die "gesamte [Appstore-]Infrastruktur" so hoch wären, dass ein 30% Cut dadurch angemessen wäre, hätte die Digitalisierung schlicht keine Zukunft - sie wäre in jeder Hinsicht für fast alle Unternehmen unbezahlbar. Glücklicherweise ist das Gegenteil der Fall, aber dieses Gedankenexperiment zeigt, warum der Verweis auf die Infrastruktur nur sehr eingeschränkt sinnvoll ist.
30% sind dafür sicher nicht angemessen, aber 0% halt auch nicht.
In dem Kontext wäre eine optionale Abrechnung der echten Kosten auch sinnvoller als ein Share, da die je nach App stark variieren können. Sowas wie Fortnite wird pro User durch ständige Updates, die relativ groß sind, für Apple teurer sein als bspw. Spotify, wo die Updates viel seltener und kompakter sind.
Lustig fand ich die schizophrene Argumentation von Apple, wo sie auf Sicherheit verweisen, während sie an anderer Stelle das in Sachen Stores offene macOS auch als sehr sicher anpreisen. :-)
Nein, Epic darf auf iOS keinen "Epic AppStore" eröffnen oder betreiben. Sie dürfen "nur" in ihren eigenen Apps eigenen Zahlungsanbieter platzieren.
Deswegen "quasi"
Versteh ich nicht, drngoc schrieb das Epic erst zufrieden ist wenn sie einen eigenen App Store auf iOS eröffnen dürfen. Jetzt dürfen sie in ihren eigenen Apps ihre eigene Zahlungesmethode verlinken und das ist für die "quasi" das gleiche?
Hi, den Punkt "oder diese zu verwenden" lese ich hier zum ersten Mal. Bisher war auf allen anderen Seiten nur vom "verweisen" die Rede. Stimmt dies wirklich?
Dein Eindruck ist korrekt. Apple muss nur den Verweis auf andere Methoden zulassen, bzgl einen entsprechenden link. Der kann aber natürlich auf eine Bezahlseite führen, aber man muss dazu natürlich die App verlassen.
Danke dir - so hatte ich es ursprünglich auch verstanden.
So habe ich's auch gemeint. Sorry für die Verwirrung, ist vielleicht etwas missverständlich formuliert. Nehme den Halbsatz mal raus. :)
Danke.
Dann bringt Epic demnächst einfach eigene Smartphones raus. ^^
Kenne mich bei Apple Geräten aber gar nicht so aus, bei Android kann man ja problemlos einen alternativen Store installieren über den Browser per APK. Da gibt es ja schon seit Jahren Anbieter, die ihre Apps ausschließlich über alternative Stores verkaufen. Ich vermute mal, dass die Installation von Custom Programmen auf iP-Geräten gar nicht möglich ist?
Nur wenn du dir Root-Rechte verschaffst, was technisch natürlich verhindert werden soll. Hast du ein Modell, bei dem das durch technische Tricks möglich ist, kannst du dir eigene Apps installieren, reißt aber gleichzeitig ziemliche Sicherheitslücken in dein Gerät.
Den Store gibt es bereits, der nennt sich "Epic Games Store for Android". Im Google Playstore sollte Fornite eigentlich gar nicht vorhanden sein - nur im eigenen Store. War scheinbar nicht sonderlich erfolgreich ...
Kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen. Wie kann man einen Anbieter dazu zwingen, auf Alternativen hinzuweisen, mit denen dieser Anbieter nichts verdient? Ob eine Provision von 30% angemessen ist, das ist ohne Zweifel kritikwürdig. Aber so?
Vor allem wird Apple wohl dann eher dazu übergehen, solche Apps nicht mehr in den Store aufzunehmen, verdienen tut das Unternehmen ja ohnehin nichts oder „zu wenig“ (aus Apple-Sicht).
Es geht ja nicht darum, dass Apple darauf hinweisen müsste. Sie müssen jedoch zulassen, dass z.B. Epic in ihren Spielen auf andere Möglichkeiten bei In-App-Käufen verweist, so dass nicht zwingend über den App Store gekauft werden muss.
Das ganze System gehört eigentlich reformiert. Nimm als Beispiel Spotify. Die Infrastrukturkosten sind weitaus geringer als die Prozente auf die Abopreise. Die Server, von denen du die Musik streamst, sind da nicht inklusive sondern werden von Spotify bezahlt. Fairer wäre also eine sehr geringe Gebühr pro Download, die Spotify zahlen muss.
Dann würde sich nämlich auch das zweite Problem nicht stellen: Spotify muss 30%/15% des Preises an Apple abgeben, also entsprechend teurer anbieten. Apple tritt nun aber nicht nur als Plattformbetreiber, sondern mit Apple Music auch als Konkurrent auf, kann aber die Store-Gebühr außer Acht lassen und damit günstiger anbieten. Das ist ein ganz grundsätzliches Problem, das hier kritisiert wird. Von daher sorgt die Möglichkeit, auch externe Zahlungsmöglichkeiten aufgrund der Konkurrenz durch Apple selbst nur für annähernde "Waffengleichheit" bei der Preisgestaltung.
Für mich klingt das, als würde man indirekt eben doch eingestehen, dass es eine monopolartige Struktur ist. Aus der Perspektive ergibt es nämlich Sinn, eine Alternative zu erlauben.
"Vor allem wird Apple wohl dann eher dazu übergehen, solche Apps nicht mehr in den Store aufzunehmen, verdienen tut das Unternehmen ja ohnehin nichts oder „zu wenig“ (aus Apple-Sicht)."
Kommt darauf an. "zu wenig" heißt hier ja nur "weniger als wir verdienen könnten, wenn wir tun dürften, was wir wollen". Objektiv gesehen ließe sich immer noch viel damit verdienen, je nach konkreter Umsetzung. Vielleicht könnte es aber auch als Hebel für Unternehmen funktionieren: "Wir akzeptieren 20%, und verzichten dann auf die externe Plattform".
Ich verstehe das auch nicht. Apple verhindert den Wettbewerb und verschafft sich in seiner Rolle als Plattformanbieter und Marktteilnehmer einen unfairen Vorteil.
Das Apple Anbieter, die so verfahren wollen, nicht mehr in den Store lässt würde weitere Gerichtverfahren nach sich ziehen - ansonsten wäre die Erlaubnis auf eine Bezahlmöglichkeiten zu verlinken ja sinnlos.
Finde den Inhalt der Meldung interessant. In anderen Medien, die ich zu dem Thema gelesen hatte, wird Apple als Verlierer des Verfahrens beschrieben. Im GamersGlobal-Artikel ist ist das differenzierter dargestellt.
Interessanter, vorläufiger Ausgang des Verfahrens. Bin gespannt, wie die nächste Instanz ausfällt.