Die Cyanide Studios könnten euch aus vielerlei Gründen ein Begriff sein: Zum einen gehen einige Sport-Manager-Varianten auf ihre Kappe, ebenso wie die Blood Bowl-Umsetzungen oder das 2018 erschienene Call of Cthulhu. Mit Werewolf the Apocalypse – Earthblood wird nun eine weiterer Lizenztitel ins Rennen geschickt. Ich habe die Krallen gewetzt und das Spiel vorab durchgespielt.
Am knisternden Kaminfeuer möchte man doch gerne ein wenig verweilen. |
Die Geschichte ist schnell erzählt
In der Welt von Werewolf the Apocalypse gibt es eine Art Dreigestirn der Mächte. Die Wyldnis, welche die chaotische Kraft des Lebens und der Natur verkörpert, die Weberin, die dieser Kraft Form und Sinn schenkt und den Wyrm, der Zerstörer, der den Boden ebnet, um wieder neues Leben darauf zu ermöglichen. Nun ist der Wyrm, auch durch die Umweltverschmutzung des Menschen, korrumpiert worden. Die Garou, so nennen sich die Werwölfe, wachen über das Gleichgewicht der Mächte.
Wir verkörpern Cahal, einen Werwolf-Veteranen. Im spielbaren Prolog verfällt unser pelziger Held im Kampf gegen die Schergen eines bösen Pharma-Konzerns in Raserei und tötet dabei ein Rudelmitglied. Er kann mit der Schuld nicht leben und geht in ein selbst gewähltes Exil. Durch einen Söldnerauftrag kommt er wieder in das Gebiet seines alten Rudels und erfährt über Umwege von einer schief gelaufenen Undercover-Mission seiner Tochter. Weil die Familie in Gefahr ist, schließt er sich dem alten Kampf gegen ein übermächtiges Pharma-Unternehmen wieder an. In der circa zehnstündigen streng linearen Story geht es immer nur darum die Tochter zu finden, beziehungsweise sie zu retten. Die Geschichte hat mich nicht vom Hocker gehauen, Wendungen und Überraschungen gibt es keine.
Und auch der Spielablauf selbst ist Standardkost. Nebenmissionen sind kaum vorhanden und kommen nur in der Form "Suche fünf Geister und rede mit ihnen" vor. Weitreichende Entscheidungen, was von einem Rollenspiel zu erwarten gewesen wäre, suchen wir vergebens. Lediglich zum Ende müssen wir eine Wahl treffen, die jeweils ein anderes Ende hervorruft. Das andere Ende sehen wir nur wenn wir den Titel erneut komplett durchspielen. Auf dem Weg zu dieser Entscheidung hangeln wir uns von einem Arena-Kampf zum nächsten.
Die Kämpfe können auch schnell mal unübersichtlich werden, die Mutanten sind aber noch harmlos. |
Formen und Sinne
Wir verfügen direkt ab Start über drei verschiedene Formen, die wir annehmen können. Die Wolfsform ist gut, um schnell Strecken zu überbrücken, auch wenn wir das selten tun müssen. Auch können wir als Wolf sehr gut schleichen. Die menschliche Standardform ist gedacht für Interaktionen mit anderen, um Maschinen zu bedienen oder um Gegenstände einzusammeln. Im Kampf werden wir zum klassischen Werwolf. Dort verfügen wir über eine schnelle, dafür schwächere, und eine langsame, dafür aber stärkere Kampfhaltung. Durch genügend ausgeteilte Prankenhiebe füllt sich ein Rage-Balken der uns kurzzeitig in eine Art Super-Werwolf verwandelt. Als Mensch und Wolf verfügen wir über die Penumbravision, mit der wir Bedrohungen, Geister und diverse Verbindungen sehen können. So erkennen wir beispielsweise welche Terminals eine Überwachungskamera ausschalten würden oder welche Tür sie öffnen. Auch sehen wir Feinde durch Wände hindurch.
Durch unser Penumbravision erkennen wir, welches Terminal uns für den kommenden Kampf Vorteile verschafft. |
Schleichen und Kämpfen
Durch vorheriges Schleichen als Mensch oder Wolf können wir den Kampf manchmal umgehen, mindestens aber vereinfachen, indem wir Geschütztürme oder Kameras an Terminals deaktivieren oder Verstärkungs-Tore sabotieren. Die dann durch den Durchgang nachfolgenden Truppen werden direkt mit einem kritischen Schaden belegt.
Wirklich nötig sind so geschickte Ansätze aber nur selten, denn die Wachen müssen blind und taub sein. Anders kann ich mir die fehlende Reaktion nicht erklären, wenn ich direkt nebeneinanderstehende Wachen gemütlich abmurkse. Auch ist es immer wieder höchst unlogisch wie ich in einem Raum mit vielen Explosionen und Geschrei alle Gegner niederstrecke, die Wachen eine Tür weiter aber weitermachen als wäre nichts gewesen. Ausgeschaltete Gegner können wir nicht verstecken, der nächste der auf den Körper stößt löst Alarm aus. Warten hilft in so einem Fall auch nichts, die Wachen beruhigen sich nicht von selber wieder. Die Auseinandersetzungen an sich sind dann nur ein Überstehen von mehreren Gegnerwellen, bis wir uns automatisch wieder in die menschliche Form verwandeln.
Hilfsmittel in den Kämpfen sind eine Armbrust, um Gegner oder Kameras heimlich auszuschalten und Fläschchen, die getrunken unseren Rage-Balken vor dem Kampf etwas auffüllen. Beides können wir nun sehr eingeschränkt nutzen und hilfreich sind die Items ebenfalls nur selten. Das größte Problem ist aber, dass jeder Kampf sich gleich spielt: Anschleichen, Gegner aussieben, draufhauen. Wenn einmal eine Tür geschlossen ist, dann findet sich garantiert in der nahen Umgebung ein Lüftungsschacht, durch den ich als Wolf zu einem Terminal komme. Die wenigen Bosse waren allesamt weniger herausfordernd als die sich wiederholenden Arenen. Kein Obermotz konnte mich in die Knie zwingen, im Gegensatz zu den Gegnerhorden in den Arenen. Eine Mission, die mit der Prämisse leise agieren zu müssen begonnen wird, habe ich nur mit vielen blutigen, und lauten Kämpfen gelöst, nur um am Ende ein "Sehr gut, sie haben uns nicht bemerkt" zu hören.
Der Fähigkeitenbaum ist überschaubar, dadurch aber immerhin nicht überladen. |
Fazit
Die Entwickler von Cyanide haben den Fokus bei Werewolf the Apocalypse - Eartblood klar auf die Kämpfe gelegt. Diese werden mit anheizender Heavy-Metal Musik unterlegt. Doch so motivierend die musikalische Untermalung auch sein mag, die Auseinandersetzungen in den Arenen können nicht vollends überzeugen. Entweder sterbt ihr, weil ihr von einer Myriade an Gegnern in eine Ecke getrieben und von ihrer hohen Trefferfrequenz niedergemacht werdet. Oder ihr metzelt euch ohne Probleme durch. Die Schleich-Elemente habe ich mir gerne mal, nach einem Blick auf die vorhandenen Gegner, gespart. Von einer Optimierung für Xbox Series X, wie im Store angekündigt, habe ich nichts bemerkt. Die Sprecher geben sich alle Mühe den Figuren Leben und Glaubwürdigkeit einzuhauchen, was durch die steifen Animationen und leblosen Gesichter zunichte gemacht wird.
Viel Spaß beim Lesen.
Deutliches Urteil :-)
Vielen Dank für den Check, das ist aber mal wieder nichts für mich.
Schade, dass das Spiel nichts geworden ist, aber große Hoffnungen hatte ich auch nicht. Danke für den hilfreichen Check.
Also eher ein Prügler mit RPG - Elementen und (etwas unnötigen?) Schleich - Elementen.
Das Schleichen wird an sich nicht benötigt. Du machst dir damit nur die jeweiligen Arenen etwas leichter wenn du schon vorher Kameras und Geschütztürme deaktivierst oder die Nachschubtore für die nachfolgenden Wellen sabotierst. Durch sabotierte Tore kommen schon "vorvorletzte" Gegner.
Der Trailer versprühte ja schon diesen Direct-to-Video-Charme. Der Check untermauert nun die Vermutung, dass das Murks ist.
Danke für den Check, denn prinzipiell hat mich das Spiel schon interessiert. Jetzt werde ich aber mal abwarten, ob da Balancing Patches oder ähnliches kommen. Die Spielbalance scheint ja nicht nur ein wenig unsauber zu sein.
Ich habe auf dem normalen Schwierigkeitsgrad gespielt und es war mir zu leicht. In den Kämpfen mit den Bossen bin ich nie gestorben, mit den Gegnerwellen nur weil ich eingekesselt war und ich durch die abwechselnden Hiebe der Gegner kaum aus der Ecke gekommen bin.
Danke für den Check! Da mache ich mal lieber einen großen Bogen drum, auch wenn ich das Werwolf Thema sehr spannend finde.
Klang bei der Ankündigung ganz interessant. Schade. Danke für den Check!
Ich hatte mich auch drauf gefreut.
Schade, hätte ein feines, kleines Spiel werden können. Cyanide scheint nicht über durchschnittliche Spieleproduktionen hinweg zu kommen.
Wirklich große Erwartungen hatte ich zwar nicht, aber etwas mehr erhofft hab ich mir schon, die Styx-Spiele vom selben Entwickler sind ja ziemlich gut.
JA, die Styx Titel mochte ich auch.
Danke für den Check. Die Beschreibung entspricht so ziemlich genau dem, was ich mir bereits bei der Ankündigung des Titels gedacht habe. Nein Danke.
Dankeschön, erspart mir dann wohl eine Enttäuschung. Hatte wohl auch zu hohe Erwartungen...
Ich war, als ich Werewolf gelesen hatte, auch voller Vorfreude und wollte das Ding wirklich mögen. Dachte ja erst noch "ui, ist aber nen langes Tutorial" weil ich immer auf die Open-World Karte gewartet habe das die irgendwie aktiv wird.
"Auch ist es immer wieder höchst unlogisch wie ich in einem Raum mit vielen Explosionen und Geschrei alle Gegner niederstrecke, die Wachen eine Tür weiter aber weitermachen als wäre nichts gewesen."
Das ist übrigens auch ziemlich oft in Cyberpunk 2077 so. *duck und weg*
Bin seit der Ankündigung interessiert gewesen, hab mir aber nicht allzu viel versprochen - was der Check bestätigt hat. Schade. Danke für die geopferte Lebenszeit ;)
Es macht mich fertig, dass sie nicht Weberyn heißt.
Ich war auch etas überrascht. Aber schön, hier mal wieder von dir zu lesen.
Bin doch immer da. :-)
Du wurdest schon vermisst, wie ich in Kommentaren vor einiger Zeit gelesen habe. ;-)
Oh, das hab ich nicht mitbekommen. Überall kann ich auch nicht sein.
Danke für den interessanten Check. Einen Werwolf zu spielen klingt eigentlich ganz reizvoll, und RPG-Elemente wären mir nicht so wichtig, wenn das Kampfsystem taugt. Aber auch das klingt hier nicht so berauschend, schade.
Vampire sind sowieso eher meins ;-)
Danke für den Check, schade, dass es nicht so gut geworden ist.
Beim Lesen habe ich irgendwie mehr Lust bekommen mir dieses, natürlich nicht von mir beworbene, Wolverine-Spiel von der 360 doch noch irgendwie zu besorgen :p
Ich fand das sehr gut, glaube allerdings, dass sich die (inzwischen) Uraltgrafik doch auf den Spielspaß auswirken würde, wenn man es jetzt zum ersten Mal spielt. Auf der anderen Seite basierte der Spaß damals doch (wie in vielen Spielen von Raven Software) auf dem hohen Grad der Gewaltdarstellung, die ja nicht geringer geworden ist.
Ich habe die Kämpfe als zu hektisch und unübersichtlich empfunden um da großartig auf die Gewalt zu achten. Nur am Ende sieht man da überall Blut.
Die Grafik, gerade unter dem Aspekt das da ein fettes "optimiert für Series S/X" auf dem Spieleicon steht, echt frech.
Ich glaube, ihr redet aneinander vorbei.
Ich liebe dieses "in einem Satz". Danach weiß man sofort was Sache ist. :)
Super danke, ein schöner TEst :)